✒️~Das alte Haus~🖋

🗓 Date: 19th August 2010 🗓

🕒 Time: 1:30 pm 🕒

Wir- meine Mutter und ich- standen vor einem Gebäude, welches sich ,,Therapeutische Hilfsanstalt für Kinder und Jugendliche" schimpfte. Vom Äußeren her glich es allerdings einfach nur einem kleinen, alten, mit Efeu bedeckten Haus, welches noch immer diese Holzbretter an den Fenstern hatte, welche man für gewöhnlich kaum noch irgendwo fand. Ich fühlte mich, als sei ich wieder im siebzehnten Jahrhundert angelangt. Die alte Holztür, die der eines Stalls auf dem Bauernhof glich, verbesserte dieses Gefühl nicht sonderlich, ebenso die alten Blumenkästen neben der Tür.

,,Und wir sind hier auch wirklich richtig?", fragte ich darauf hoffend, dass meine Mutter sich nur extrem verfahren hatte. ,,Nein", antwortete sie langgezogen und guckte erneut auf den kleinen, zerknitterten Zettel in ihrer Hand und dann wieder auf das Straßenschild am Ende der Straße, danach glitt ihr Blick zu der dreckigen Zahl an der Hauswand. ,,Wir sind richtig."

Sie sah mich an. Auch ihr schien die Sache nicht sonderlich geheuer. Die Tatsache, dass an der Außenfassade nichts darauf hinwies, dass das hier ein Therapiegebäude sein sollte, lies uns stutzig werden. ,,Nun denn", sagte sie dann und versuchte kläglich, so zu wirken, als würde sie komplett überzeugt davon sein, was sie tat. ,,Einen Versuch ist es wert, oder nicht?" Ihr Blick suchte nach einer Klingel neben der Tür, doch dort war nichts. Erst jetzt bemerkte ich, dass an der Tür ein metallischer Türklopfer angebracht war, der ein weiteres Indiz dafür ausmachte, dass schon seit mehreren Jahren nichts mehr an diesem Haus getan wurde.
,,Mama, da ist so ein Klopfteil", sagte ich und zeigte mit meinem Finger auf den metallischen Ring. ,,Oh, okay", erwiderte sie. Sie schien noch immer nicht sonderlich angetan davon zu sein, in die Stube einzutreten, doch es war ihre eigene Idee und sie wusste genauso gut wie ich, dass sie einfach hätte umkehren können, doch das tat sie nicht. Sie griff nach dem Türklopfer und klopfte an. Zuerst noch sehr vorsichtig und zögernd, doch als ich ihr mit meinem Blick versucht hatte, zu zeigen, dass die Person in diesem Haus das bei dem leichten Klopfen niemals gehört haben konnte, sollte sie nicht Tag und Nacht an der Tür verbringen oder das Gehör einer Fledermaus haben, verstand sie es und klopfte, auch, wenn sie nicht sonderlich angetan davon schien, an. Es war relativ fest und laut gewesen. Eigentlich hätte man es hören müssen, doch es tat sich nichts.

,,Tja", setzte die Braunäugige dann an, doch unterbrach sich, als die Tür ruckartig aufgezogen wurde und ein kleiner Junge genau in ins Gesicht meiner Mutter sah. Danach sah er mich an. Er hatte große Glubschaugen, die nur so vor Neugierde strahlten. Er hatte ein schönes Leben, wie ich vermutete. Er hatte Spaß an all dem hier, hatte keine Ahnung davon, was ihm theoretisch widerfahren könnte. Ich erkannte mich in ihm wieder. Ich schätzte ihn zwischen neun und zehn Jahren, so war ich in seinem Alter auch. Frei von jeglichen Sorgen und all dem, was passieren konnte. Doch irgendwie ließ mich der Kleine positive Energie spüren. Es schien, als würde allein schon die Präsenz eines unbeschwerten Kind zu reichen, um meinen Tag zumindest kurzzeitig zu bessern.
Er lächelte mich an, drehte seinen Kopf soweit es ihm gelang um und rief: ,,Houki, da sind welche!" Dann drehte er seinen Kopf wieder zu uns und sah mich wieder an. Sein Blick war prüfend, bis er schließlich meinte: ,,Du bist gruselig." Dann grinste er mich frech an. ,,Kazuki, das sagt man doch nicht!" Eine Frau Anfang 40 stellte sich hinter den Jungen und legte ihm ihre Hände auf die Schultern, ehe sie uns musterte. Sie trug ihre Haare offen, sie gingen ihr bis knapp unter das Kinn. Sie trug einen Pony, welcher ihr bis zu den Augen reichte. Ihre Haare waren hellblond, genau wie die von Kazuki. Auch ihre Augen waren haselnussbraun, wie die von den Kind vor ihr. Sie schien nicht sonderlich groß zu sein, was allerdings keinesfalls hieß, dass sie klein war. Sie war nur ein paar Zentmeter kleiner als ich, was sie in meinen Augen vielleicht sogar schon fast überdurchschnittlich groß wirken lies. Vermutlich lag das aber auch daran, das meine Mutter nicht sonderlich groß war und ich seit Ewigkeiten keine anderen Menschen mehr als sie gesehen hatte.
,,Und wer seid ihr?", fragte sie dann und wechselte mit ihrem Blick zwischen meiner Mutter und mir hin- und her. ,,Äh ja, Ayumu und Dachi Sawamura. Wir sind hier, wegen der"- sie räusperte sich und hatte vermutlich Angst davor, unsere Vermutung würde sich bewahrheiten- ,,wegen der Psychotherapie." Die Frau sah verblüfft aus und sah dann zu mir rüber und musterte mich von oben nach unten. Ich musste aufpassen, mir meine Nervosität nicht zu stark anmerken zu lassen, was vermutlich schon gescheitert war, da ich meinen Blick an die Ziegelsteinwand links von mir heftete und somit irgendwie versuchte, ihrem prüfenden Blick aus dem Weg zu gehen.
,,Okay, alles klar, haben sie Ausweise oder sonstiges? Ich muss schließlich wissen, ob sie nicht lügen", sagte sie dann freundlich und hatte sich vermutlich meiner Mutter zugewandt. Diese wühlte nun in ihrer Tasche, um ihren Ausweis zu finden und vorzeigen zu können. Ich fühlte mich noch immer nicht komlett wohl be der Sache, doch ich wollte nicht so skeptisch sein, auch wenn es vermutlich mehr als berechtigt war.

,,Aber euer Haus hier", fing meine Mutter an, doch wurde von Kazuki unterbrochen. ,,Jaja, das wirkt alles nicht so nach dem, was es ist, ich weiß!", schrie er schon beinahe so laut, dass ich dachte, die ganze Straße würde davon Wind bekommen. ,,Mensch Kazuki!", zischte die Frau, Houki, dann. ,,Sorry, er ist manchmal sehr vorlaut und frech." Sie sah das Kind an, welches sie allerdings nur engelsgleich anlächelte. ,,Aber ja, das Haus hier sieht wirklich nicht aus, wie eine Kinder- und Jugendanstalt... beziehungsweise nicht wie ein Gebäude, in welches Leute kommen, bei denen etwas psychisch nicht ganz okay ist. Anstalt oder ähnliche Begriffe hören sich irgendwie so feindselig an, nicht?", lächelte sie dann und trat ein Stück zur Seite, nachdem meine Mutter ihr den Ausweis reichte. ,,Kommt doch rein, dann können wir weiterreden und ihr müsst nicht so in der Kälte stehen." Alles in mir schrie, dieser Person nicht zu vertrauen. Nur, weil sie vielleicht einen netten Eindruck machte und ein Kind bei sich hatte, hieß das noch lange nicht, dass sie keine Serienmörderin war, die das Kind und ihre unglaublich große Menge an Freundlichkeit nicht bloß vorspielte und uns am Ende in ihrem Keller einsperrte, um uns dann zu foltern bis wir qualvoll sterben würden.
Ach quatsch Daichi, was denkst du denn für einen Käse? Das wird schon nicht passieren.

Dann trat ich ein.

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