✒️~Beendet~🖋

🗓 15th March 2012 🗓

🕒 4:00 pm 🕒

Alles war still. Meine Mutter, ich und etliche andere Leute saßen in dem Saal. Ganz vorne stand der Richter und neben ihm Sugawaras Eltern. Tatsächlich waren sie nun hier. Endlich hatte die Polizei genug Beweise gesammelt. Die Überwachungskamera, welche an dem Schultor befestigt war, hatte die letzten nötigen Beweise, die nötig gewesen waren.
Sie waren schuldig. Auch der Anwalt der beiden konnte dies nach ein paar kläglichen Versuchen, dem Richter und die restlichen Anwesenden umzustimmen nicht ändern.
Wir konnten von Glück reden, dass die Aufnahmen von diesem Tag noch existierten, sonst würden die Indizien vermutlich nicht ausreichen, um sich der Tat sicher zu sein.
Dann haute der Richter mit dem Hammer auf die Holzplatte. Schuldig.

🕒 4:05 pm 🕒

Sugawaras Eltern waren zu lebenslänglicher Haft ohne Bewährung verurteilt.
Ihr ganzes Leben würden sie nun im Gefängnis verbringen.
Diese Tatsache löste in mir ein unglaubliches Glücksgefühl aus. Ich war erleichtert.
Endlich gab es Gerechtigkeit. Endlich bekamen sie ihre gerechte Strafe.
Doch etwas schockierendes gab es noch.
Bevor die beiden abgeführt wurden, schrie der ,,Vater" voller Wut, als würde er nicht verstehen, wieso es so schlimm war, dass er seinen eigenen Sohn ermordet hatte: ,,Wieso werde ich jetzt in den Knast gesteckt?! Dieser kleine Bastard hatte es nicht anders verdient!"
Es tat weh, dies zu hören.
Gleichzeitig war es allerdings auch eine Bestätigung dafür, dass ich keinerlei Mitleid mit ihnen zu haben brauchte.
Sie hatten es verdient.
,,Daichi?", fragte meine Mutter dann. Wir waren gerade auf dem Weg nach Hause.
,,Ja?", erwiderte ich.
,,Findest du es auch so unfassbar widerlich, dass die beiden in den Urlaub nach Kanada geflogen sind? Ich meine, wie kann man sich so einfach entspannen, als sei nie etwas passiert, nachdem sie ihren Sohn auf dem Gewissen haben?"
,,Ich weiß es nicht", gestand ich ehrlich. ,,Aber Kōshi war in ihren Augen niemals ihr Sohn. Er ist durch einen Unfall entstanden. Sein sogenannter ,Vater' hatte ihn nicht umsonst Bastard genannt. Aber das rechtfertigt keinesfalls, dass sie ihn ermordet haben. Die beiden haben nie wertgeschätzt, was ihr Sohn alles für sie gemacht hat. Er hat im Prinzip den gesamte Haushalt geschmissen und war trotz ihres schlechten Verhalten ihm gegenüber immer nett zu ihnen. Die beiden haben so einen netten Sohn nicht verdient. Und er hat es nicht verdient gehabt, so behandelt zu werden. Mama?" Mir rollte eine Träne aus dem Auge. ,,Er war so nett, Er ist viel zu früh gestorben. Ich wäre so gerne mit ihm alt geworden. Ich hätte noch so viele Dinge mit ihm gemacht. Es tut weh. Er hat das alles nicht verdient."
Ich zog meine Nase hoch.
,,Pshhh, ich weiß. Ist gut Daichi." Sie legte ihre gerade drei gewordenen Hand auf meinen Oberschenkel und strich mit ihrem Daumen über diesen. ,,Ich vermisse ihn", sagte ich brüchig.

Wir waren gerade zuhause angekommen und waren beide ausgestiegen, als meine Mutter mich umarmte. ,,Ihr werdet euch wieder sehen. Eines Tages wirst du ihm folgen. Nicht jetzt und genauso wenig morgen oder in den nächsten Jahren. Aber irgendwann wird auch deine Zeit kommen und so lange wie du ihn nicht vergisst und ihn immer wertschätzen wirst, wird er auf dich warten", flüsterte sie. Ich krallte mich an ihr fest.
,,Er ist bestimmt unglaublich stolz auf dich."
Das wusste ich und es machte mich glücklich.
Wir lösten uns aus der Umarmung und gingen ins Haus, wo wir uns unseren Jacken und Schuhen entledigten und das Wohnzimmer betraten.
Der Fernseher lief. Meine Mutter hatte vermutlich vergessen, ihn auszuschalten.

Wir setzten uns auf das Sofa. Wie der Zufall es so wollte, lief gerade die Gerichtsverhandlung von vorhin. Es wurde dramatisch an das Gesicht von Sugawaras ,,Mutter" gezoomt. Ich wollte seine Eltern nicht als ,,Eltern" betiteln. Sowas tat man seinem eigenen Kind schließlich nicht an, oder?
Es war ziemlich merkwürdig zu sehen, wie das, was sich vor wenigen Minuten noch live vor meinem eigenen Augen ereignet hatte, nun im Fernseher lief.
Dennoch fühlte ich mich nicht mehr schlecht. Viel mehr war ich erleichtert, dass nun endlich alles vorbei und geklärt war.
Der Fall wurde endlich behandelt. Ich wunderte mich zwar immer noch darüber, dass dies erst vor kurzem passiert war, aber wie sagte man doch so schön? Besser spät als nie und das war die Hauptsache.
Ein merkwürdiges Gefühl der Genugtuung machte sich in mir breit, als ich sah, wie nervös die beiden Täter hin- und her sahen. Sie wussten, was passiert war, sie wussten, dass sie die Tat vollbracht hatten, sie wussten, was nun folgte und dennoch. Sie wussten nicht, dass das, was sie getan hatten falsch war. Sie sahen es als richtig an, dass sie einen der nettesten, liebenswertesten Menschen der Welt ohne mit der Wimper zu zucken umgebracht hatten.

🕒 11:35 pm 🕒

,,Daichi, ich gehe jetzt schlafen okay?", sagte meine Mutter dann lächelnd und verließ das Wohnzimmer. Wir hatten lange hier gesessen und merkwürdige Sendungen geguckt, nachdem wir uns das Gerichtsverfahren angesehen hatten. Durch den Fernseher durch war sowas doch schon ziemlich anders als es selbst zu erleben.
Ich gähnte und stand auf. Vermutlich war es keine schlechte Idee, wenn ich mich nun auch auf's Ohr legen würde.
,,Nacht, Mama!", rief ich durch's Haus und ging in mein Zimmer. Kurz bevor ich meine Tür geschlossen hatte, hörte ich noch ein ,,Nacht" von meiner Mutter.
Dann zog ich mich bis auf die Boxer aus und legte mich in mein Bett, wo ich die Bettdecke über mich zog und die Augen schloss. Die letzten Tage waren sehr anstrengend gewesen. Ich musste oft bei den Ermittlungen sowohl als Augenzeuge als auch als bester Freund aussagen. Dennoch hatte es sich gelohnt.

Es war geschafft. Es war beendet.

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