„Monica. Wenn du weiterhin die Uhr so eindringlich anstarrst, legt sie irgendwann ihre Arbeit nieder", tadelt Dad und legt meiner Mum die Hand auf den Arm.
Es ist kurz vor fünf. Kurz vor Kevins Einzug und kurz vorm Ende meiner freizeitlichen Unabhängigkeit. In nur zwei Tagen fliegen meine Eltern in den Urlaub und lassen mich mit dem Hund zurück. Für endlos lange sieben Tage.
Während ich also hoffe, dass die Zeit stehen bleibt, sitzt meine Mum kaum noch auf dem Stuhl, so sehr hüpft sie herum. Als es klingelt, springt sie so schnell auf, dass ich sie nur noch als verschwommenen Streifen zur Tür huschen sehe. Dann bellt auch schon ein Hund und das Gequieke ist groß.
„Aaaaah, Kevin", gurrt meine Mum und mein Dad lacht laut, als – zweifellos der Hund – irgendetwas Lustiges veranstaltet. Zögerlich trete ich in den Flur und entdecke nicht nur Kevin, sondern auch Sawyer, der grinsend in der Tür steht. Eine Leine hängt um seinen Hals. Keine Ahnung wieso, aber plötzlich finde ich das irgendwie wahnsinnig sexy.
„Hey, Gemma", ruft er über die Köpfe meiner Eltern und winkt mir zu. Ich erwidere sein Lächeln und schiebe mich vorsichtig am Tumult vorbei zur Tür.
„Hey, Sawyer", sage ich schließlich und stelle fest, dass er überhaupt nicht nach Hund riecht. Er riecht gut. Richtig, richtig gut sogar.
„Normalerweise begrüßen Mädchen immer erst den Hund, den ich dabei habe", bemerkt er und kneift die Augen ein bisschen zusammen.
„Mhhh... Das müssen die Mädchen sein, die sich einen Hund zum 18. Geburtstag wünschen", gebe ich leise zurück und zucke mit den Schultern. Meine Eltern sind so mit Kevin beschäftigt, dass sie mir sowieso nicht zuhören.
„Du wolltest keinen Hund?", fragt er. Langsam schüttle ich den Kopf. Mist. Das bringt mir sicher einige Minuspunkte bei einem Kerl, der freiwillig in im Tierheim arbeitet.
„Ich hätte lieber einen Jaguar gehabt", scherze ich und er grinst. Puh. Glück gehabt.
„Ein Auto, mh? Auch nicht schlecht. Aber ein Auto tröstet dich nicht, wenn du einen miesen Tag hattest. Und solange deine Eltern dir kein Cabrio spendieren, kommst du mit einem Auto auch nicht wirklich an die frische Luft."
„Frische Luft? Ist das neuerdings erstrebenswert?"
Ich stemme die Hände in die Hüften und gebe mich angestrengt nachdenkend. Wieder lacht er. Kann man das irgendwo lernen, so zu lachen? So dass man auf der Stelle süchtig danach wird?
„Na ja, es wird bald Sommer. Und ich wette, man könnte deine Sommersprossen viel besser sehen, wenn du öfter draußen wärst."
Seine blauen Augen funkeln und ich werde schlagartig so rot wie der Quietscheball, den meine Mum begeistert vor Kevins Nase zusammendrückt.
„Das... ehm... Das merke ich dann wohl spätestens in ein paar Tagen, wenn meine Eltern in Urlaub sind."
„Bist du dann alleine mit dem Kleinen?"
„Mhhh..."
Missmutig schaue ich zu dem weißen Zottelmonster, das nun auch meinen Dad vollends für sich eingenommen hat. Der Hund wird sich schrecklich langweilen mit mir. Außer füttern und Gassi gehen, weiß ich überhaupt nichts mit ihm anzufangen.
Als mein Blick zurück zu Sawyer schweift, hält er mir sein Handy vors Gesicht.
„Gib mir deine Nummer", sagt er, als ich das Ding perplex entgegennehme. „Ich schreibe dir, dann hast du auch meine. Wenn irgendetwas ist, solang deine Eltern weg sind, dann kannst du dich gern bei mir melden."
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