Kapitel 13

Vibke hatte gar nicht mehr aufgehört zu reden. Dass ich die drei im Treppenhaus entdeckt hätte, wäre ein blöder Zufall gewesen und dass sie mich hatten sitzen lassen wäre überhaupt nicht okay gewesen. Und das glaubte ich ihr. Ich kannte Hannah und sie schon lang genug, um zu wissen, dass ihnen eine solche Aktion normalerweise gar nicht ähnlich sah.

Danach hatte Vibke gemeint, dass es da tatsächlich etwas gab, weswegen Hannah, Florian und sie im Treppenhaus diskutiert hatten. Und dass ich es erfahren würde, sobald es ginge. Sie hatte mir versichert, dass sie es nur aus guten Absichten vor mir verheimlicht hätten. Aber sie konnten jetzt noch nicht darüber reden. Das war okay für mich. Dann hatten wir auch schnell das Thema gewechselt und uns verabredet, morgen zusammen Klettern zu gehen. Es war Vibkes Idee gewesen.

Nachdem wir noch eine Weile gequatscht hatten, hatten wir dann aufgelegt. Ich saß noch immer auf meinem Bett und draußen regnete es unentwegt weiter. Von meinen Schultern war eine große Last gefallen. Auf Florian war ich zwar immer noch wütend, aber wenigstens verstand ich mich mit meinen beiden besten Freundinnen wieder gut. Bei diesem Gedanken musste ich lächeln.

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Die Kletterhalle war heute vergleichsweise leer, da die Sonne schien und es in Wien Temperaturen von über 25 Grad hatte. Da verbrachten die meisten Menschen natürlich draußen ihre Zeit. Für uns hieß das, dass wir am Eingang nicht so lange warten mussten und viel Auswahl an Routen hatten.

Ich war gerade dabei, unter der Hallendecke die letzten beiden Expressen einzuhängen, als ich aus dem Augenwinkel sah, wie zwei weitere Personen die Halle betraten. Bei näherem Betrachten stockte ich: Es waren Hannah und Florian. Was machten die beiden hier? Bei Hannah freute ich mich ja, sie zu sehen, aber Florian...

Ich tat so, als ob ich die Beiden nicht bemerkt hätte und ließ mich ins Seil fallen. Normalerweise würde Vibke mich jetzt ablassen, aber ich blieb oben.
"Ab, Viebke!", rief ich nach einer Weile, ohne nach unten zu sehen. "Nein!", drang es zu mir hoch.

Was?! Warum nicht?! Gab es Probleme mit dem Seil?! Nun blickte ich doch unter mich- und bemerkte, dass Vibke nicht mehr allein war. Neben ihr standen Florian und Hannah! Alle drei sahen zu mir hoch.

"Was?!", rief ich runter. "Kann mich mal wer runterlassen?!"
"Nein! Erst, wenn wir etwas geklärt haben!".

Florian.

Was gab es zwischen uns denn bitte noch zu klären? Wenn er nichts mit mir zu tun haben wollte, dann sollte er mich doch einfach im Ruhe lassen!

"Ah ja? Und was gäbe es da noch zu klären?! Lasst mich jetzt endlich ab!"

"Eine ganze Menge. Und wir lassen Dich erst runter, wenn wir uns ausgesprochen haben."

Ich überlegte. Eigentlich wollte ich mir nichts von ihm sagen lassen, aber was konnte ich schon groß tun? Ich saß hier unter der Hallendecke im Seil und die Kontrolle darüber hatte nur Vibke. Und die stand unten neben Florian. Außerdem war ich normalerweise niemand, der lange Zeit schmollte.

"Na gut. Mach schon."

"Also", Florian holte tief Luft, um dann in irrer Geschwindigkeit loszureden:
"Zu aller Erst: Unsere Freundschaft- oder mehr, ich denke, Du hast das auch gespürt- war NIE falsch! Und mein Satz im Treppenhaus gestern war nicht nur komplett daneben, sondern auch gelogen! Ich habe das gesagt, weil es da etwas in meinem Leben gibt, wovon ich Dich fernhalten wollte, weil es absolut nichts positives ist. Ich wollte- besser gesagt: wir wollten Dich nicht verletzen, sondern Dich nur fernhalten, damit Du nicht in die Sache reingezogen wirst. Das sind wir anderen drei nämlich schon und..."

"Stopp!", unterbrach ich ihn. Denn jetzt wollte ich endlich wissen, welche 'Sache" er meinte. Die ganze Zeit wurde davon gesprochen und ich hatte immer noch keine Ahnung, was los war. Vibke meinte zwar, sie würde mir später alles erzählen, aber ich wollte es jetzt hören. Und außerdem: 'Das sind wir anderen drei nämlich schon.' Was zur Hölle?!

"Welche Sache?! Was meint Ihr, wovon redet Ihr? Ich will es wissen, JETZT!"

"Wir werden Dir alles erzählen, aber vielleicht nicht unbedingt hier. Wir lassen Dich jetzt ab, okay?"

Ich stimmte zu und spürte wenig später, wie sich das Seil bewegte. Vibke ließ mich ab und gerade war ich froh, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Nachdem ich den Knoten, mit dem ich gesichert war, gelöst hatte, blickte ich auf.

Florian sah mich direkt an. Da war keine Kälte mehr sondern nur dieses Funkeln in den grünen Augen. "Es tut mir leid, Louisa. Ich hatte nicht vor, Dir weh zu tun. Ich hoffe, Du kannst nir verzeihen. Wir werden Dir alles erzählen, versprochen. Und vielleicht kannst Du uns drei danach ja ein bisschen verstehen." Ich nickte zaghaft.

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Wir beschlossen, die Kletterhalle zu verlassen und machten uns auf den Heimweg. Und währenddessen begannen Hannah, Vibke und Florian zu erzählen.

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