Kapitel 1
"U1 Richtung Leopoldau. Nächste Station: Donauinsel", dröhnte die näselnde Stimme aus dem Lautsprecher über mir. Ich schloss die Augen und verspürte im nächsten Moment, wie die U-Bahn abbremste. Um nicht nach vorn zu stolpern, musste ich mich fester an meinen Haltegriff klammern. Mit einem Ruck kam der Wagon schließlich zum Stehen und ich öffnete meine Augen wieder. Ich sah Hannah vor mir, die schon vor an der Tür gelauert hatte und diese nun hektisch öffnete, um danach übermütig mit einem Satz hinaus auf den Bahnsteig zu springen. Ihr wuscheliger, blonder Lockenkopf wackelte dabei wie verrückt hin und her.
"Meine Güte, hat die eine Energie", hörte ich Vibke neben mir, die nun auch ausstieg, wobei sie aufpassen musste, dass sie nicht mit ihren Absätzen im Spalt zwischen U-Bahn und Bahnsteig hängen blieb. Ich folgte ihr. Als wir uns schließlich alle drei auf den Weg zum Ausgang machten, hüpfte Hannah aufgeregt neben uns her. "Oooh, ich kann es gar nicht mehr abwarten!", kreischte sie und begann, auf der Rolltreppe einige Tanzschritte zu machen, bis Vibke genervt aufstöhnte und Hannah befahl, ruhig zu bleiben. Aber auch ich spürte in meinem Bauch ein aufgeregtes Kribbeln und musste Lächeln.
Vielleicht wäre es an dieser Stelle ganz angebracht, mich einmal vorzustellen: Also ich bin Louisa, bin siebzehn Jahre alt und komme aus Wien, wo wir uns im Übrigen auch gerade befinden. Mit meinen besten Freundinnen Hannah (mit dem schwarzen Hosenanzug und den blonden Korkenzieherlocken) und Vibke (dem Mädchen mit den lagen roten Haaren und dem geblümten Sommerkleid) bin ich gerade auf dem Weg zum Donauinselfest. Das ist ein Volksfest, das jährlich auf der Donauinsel stattfindet, dort treten vorwiegen Bands und Sänger*innen aus Österreich auf.
Wir drei freuten uns schon seit langem darauf, immerhin waren die Sommerferien bald in Aussicht und das war das erste Mal, dass wir ohne Eltern auf ein Festival gingen. Zwischenzeitlich hatte ich kurz überlegt, ob ich nicht vielleicht doch absagen sollte, denn vor ein par Wochen hatte sich Yannik, mein Freund- nein, mein Ex-Freund- von mir getrennt. Doch jetzt hatte ich beschlossen, doch mitzugehen, gerade deshalb, um meine Erinnerungen an Yannik und meine Trauer zu begraben. Ich wollte einfach nur noch ich sein und meine Leben genießen- als Single! Ohne Jungs.
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Auf dem Bahnsteig hatte ich schon bemerkt, dass es immer voller wurde. Mehr und mehr Menschen schlugen unseren Weg ein, anscheinend wollten sie auch alle zum Donauinselfest. Doch jetzt, auf dem Festivalgelände, wurde mir erst bewusst, wie viele Leute gekommen waren. Hunderte. Tausende. Gefühlte Millionen! Hannah, Vibke und ich platzierten uns einfach mitten in die riesige Menschenmenge, die sich vor der Bühne versammelte. Augenblicklich stellten sich schon weitere Personen hinter uns. Hannahs Finger krallten sich in meinen Arm und auch Vibke begann, unruhig auf der Stelle hin- und herzutreten. Das Kribbeln in meinem Körper wurde immer stärker und ich musste automatisch breit grinsen. Meine Aufregung stieg bis ins Unermessliche...
Im nächsten Moment gingen die Spots an und ein Mann trat auf die Bühne. Das Publikum begann zu jubeln und zu klatschen. Der Mann holte tief Luft, dann begann er ins Mikrofon zu sprechen: "Liebes Publikum, liebe Österreicher, ich begrüße Euch ganz herzlich zum diesjährigen Donauinselfest!" Das Klatschen und Jubeln um mich herum wurde lauter. Ich ertappte mich dabei, wie ich einfach mitjubelte und ließ mich ohne nachzudenken weiter mitreißen...
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Es kam mir schon wie eine halbe Ewigkeit vor, solange tanzten, sangen und hüpften Hannah, Vibke und ich in der Menschenmenge herum. Mittlerweile war es schon dunkel geworden und der Himmel wurde von den bunten und zuckenden Lichtern auf der Bühne beleuchtet. Die Stimmung war generell bombastisch. Vielleicht lag es auch daran, dass wir alle drei schon ein wenig angetrunken waren... Ich wollte gerade kurz durchatmen, als der Refrain meines Lieblingsliedes gespielt wurde- es ging nicht anders, ich musste weitertanzen und -singen, ich musste.
Ich holte tief Luft und wollte gerade anfangen, da verspürte ich plötzlich einen heftigen Schlag an meiner Hüfte und verlor das Gleichgewicht. Im letzten Moment packte mich jemand am Arm und zog mich in die andere Richtung, sodass ich nicht hinfiel. Ruckartig drehte ich mich um- und sah direkt in zwei leuchtend grüne Augen. Und mein Herz setzte einen Schlag aus.
"Sorry", rief mein Visavis "Ich bin...ähm...ausgerutscht und an Dich geprallt, war aus Versehen". Ich musterte den Jungen. Er war ungefähr so alt wie ich, circa einen halben Kopf größer, hatte wasserstoffblonde, wuschelige Haare und markante Gesichtszüge. "Alles okay", antwortete ich. "Ist ja nichts passiert". Ich schluckte und bemerkte plötzlich, dass mein Herz schneller schlug, als es eigentlich sollte... Der Junge lächelte mich an und augenblicklich schoss mir die Röte in den Kopf. Was war denn mit mir los?
"Ich bin übrigens Florian", fing der Junge wieder an "Und Du bist...?" "Louisa. Ich bin Louisa", antwortete ich schnell und bemerkte den leicht zittrigen Ton in meiner Stimme. Eine Weile lang herrschte Schweigen zwischen uns und ich versuchte, meinen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bringen. Seltsam. Ich fand diesen Jungen tatsächlich auf irgendeine Art sehr süß?! dabei hatte ich mir eigentlich vorgenommen, in Zukunft die Finger von Jungs zu lassen... Und das war auch besser so. Bestimmt.
"Also dann", sagte ich, lächelte und drehte mich blitzschnell wieder weg.
Endlich. Endlich war der Tag gekommen, auf den ich mich schon so lange gefreut hatte. Heute würde meine Lieblingsband auf dem Donauinselfest auftreten und meine Freunde und ich hatte tatsächlich noch Karten ergattern können. Und nun stand ich hier in mitten der riesigen, feiernden Menschenenge und sah sie live. Plötzlich tanzte jemand vor mich und versperrte mir für kurze Zeit die Sicht. Ein Mädchen. Circa einen halben Kopf kleiner als ich, rotblonde, lange Haare, die zu einem Zopf zusammengebunden waren. Jeans, weißes T-Shirt und eine olivgrüne, große Strickjacke. Sie war wirklich sehr hübsch. Franz, einer meiner Freunde hatte bemerkt, dass ich aufgehört hatte zu tanzen und ihr zusah. Er warf mir einen vielsagenden Blick zu und ehe ich mich versah, rammte er mich mit seinem Ellenbogen, sodass ich an das Mädchen prallte. Sie verlor das Gleichgewicht und ich konnte sie gerade noch so am Arm festhalten, damit sie nicht hinfiel.
Sie sah mich an. Mit ihren eisblauen Augen. "Sorry" begann ich "Ich bin...ähm...ausgerutscht und an Dich geprallt, war aus Versehen" Verdammt, war ich schlecht im Lügen. "Alles okay", antwortete sie "Ist ja nichts passiert". "Ich bin übrigens Florian", hörte ich mich da schon sagen. "Und Du bist...?" "Louisa. Ich bin Louisa". Louisa. Ein schöner Name... Aber halt- ich bemerkte, dass mein Herz viel schneller schlug, als es eigentlich sollte. Huch? "Also dann", sagte Louisa und ehe ich etwas erwidern konnte, drehte sie sich weg.
Wow. Diese Louisa war ja mal extrem hübsch. Und nett. Und generell- halt. Schwärmte ich etwa gerade für sie? Ich musste zugeben: Ja... Hoffentlich würde ich sie bald wiedersehen...
Hey alle zusammen! Das ist mein erstes Kapitel. Ich würde mich sehr über Eure Meinungen freuen, wie es Euch denn gefallen hat. Wollt Ihr wissen, wie es mit Florian und Louisa weitergeht? Fragen, Ideen, Anregungen, Wünsche- ich freu mich über Eure Nachrichten! Lg!
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