92.
Hey ihr Lieben, die Zeit vergeht so schnell... Viel Spaß beim neuen Kapitel! <3
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* Roman *
Sie antwortet nichts auf meine Behauptung. Dennoch bin ich mir sicher, dass ich eine Chance auf Versöhnung habe mit ihr. Ich kenne sie gut genug, um zu wissen, dass sie mich sonst schon längst komplett aus ihrem Leben gestrichen hätte. So als hätte es mich nie gegeben. Das hat sie nicht getan. Sie sitzt neben mir und es gab schon die ein oder andere Annäherung. Sie wird mir vergeben. Diese Hoffnung in mir tragend werde ich ihre Wut, die gelegentlich aufkeimt, ertragen.
Wir reden nicht mehr, kehren zurück zu ihrem Elternhaus und verabschieden uns dann dort voneinander. Bella wirkt etwas erschöpft und gibt auch zu, dass sie schon wieder müde ist und sich wieder hinlegen will. Um mich nicht zu langweilen, bittet sie mich, zu gehen. Ich will mich nicht aufdrängen und willige ein. Wann wir uns das nächste Mal sehen, besprechen wir jetzt nicht. Kraft hat Bella gerade keine dafür und ich werde danach fragen, sobald sich eine Möglichkeit ergibt. Wieder weiß ich nicht, wie ich mich verhalten soll. Obwohl sie es mir vorhin bereits gewährt hat, sie im Arm zu halten. Warum zerbreche ich mir jetzt wieder darüber den Kopf?
Verunsichert studiere ich ihr erschöpftes Gesicht. Wir sollten das nicht unnötig in die Länge ziehen, damit sie sich ausruhen kann.
„Tja dann", setze ich an, sie lässt mich nicht ausreden und umarmt mich schweigend. Fest legt sie ihre Arme um meine Taille, ich erwidere das sofort und vergrabe mein Gesicht in ihrem Haar, atme tief ein. „Ruh dich aus", flüstere ich ihr zu, sie brummt nur und drückt sich nur noch enger an mich. Dann plötzlich löst sie sich von mir, ein flüchtiger Blickkontakt ist alles, was sie mir noch erlaubt. „Bis dann", murmelt sie erledigt und schlüpft dann durch die Haustür, ohne sich ein weiteres Mal umzusehen.
Etwas irritiert bleibe ich zurück. Das war doch ziemlich abrupt. Kopfschüttelnd steige ich in meinen Wagen und fahre nach Hause. Auf dem Rückweg zermartere ich mir unablässig das Hirn, was dieser komische Abschied zu bedeuten hat. Ob er eine Bedeutung hat.
Sie hat den Körperkontakt gesucht, sich dann aber sehr schnell zurückgezogen. Warum? Ist ihr in dem Moment alles zu viel geworden? Oder wollte sie allein sein? Ich werde nicht dahinter kommen, stelle ich frustriert fest. Zuhause verbringe ich die verbleibenden Stunden des Abends auf der Couch. Morgen ist nur nachmittags Training, ich muss also nicht früh raus.
Ich langweile mich. Ich vermisse Isabella. Sehr spät abends vibriert mein Handy. Als hätte Bella mitbekommen, dass ich eh die ganze Zeit an sie denken muss, hat sie mir jetzt geschrieben.
„Ich kann nicht schlafen..."
„Kein Wunder, du hast tagsüber gepennt..."
„Nein, das ist es nicht. Ich bin tatsächlich müde, aber das große Haus ist menschenleer. Mama ist ausgegangen, Papa und Victor sind in der Klinik und Lilly ist bei Pascal. Es ist gruselig!"
„Ihr habt doch eine Alarmanlage. Dir passiert nichts."
„Das weiß ich doch alles! Aber ich habe Angst... Sobald ich die Augen schließe, wird jedes noch so harmlose Geräusch beunruhigend. Und die Erinnerungen an den Übergriff machen dann den Rest. Ich komm mir so blöd vor..."
„Ich würde ja vorschlagen, dass ich vorbeikomme, aber das Risiko, dass deine Familie mich erwischt, ist mir zu groß..."
„Ich dreh hier noch durch!"
„Komm her..."
Dass sie mir danach nicht mehr antwortet, legt bei mir den Verdacht nahe, dass sie vielleicht doch endlich einschlafen konnte. Ich nerve sie nicht weiter und schaue müde zum Fernseher. Eigentlich sollte ich auch allmählich ins Bett gehen. Immerhin ist es schon das nigelnagelneue, inklusiver neuer Matratze und Bettzeug. Ich habe einfach alles, was irgendwie an meinen Fehltritt erinnern könnte, einer Organisation gespendet. Die Sachen waren alle noch in einem sehr guten Zustand. Allerdings fühlt es sich trotzdem komisch an, in diesem großen Bett alleine zu liegen.
Ehe ich aber auf der Couch einschlafe, raffe ich mich auf und tappe ins Bad. Zähneputzen, eine kurze Dusche und was anderes anziehen. Wie so oft bin ich nach dem ganzen Prozedere gar nicht mehr so schrecklich müde, gehe aber dennoch hinauf ins Schlafzimmer. Mich wieder vorm Fernseher zu parken, wäre auch kontraproduktiv.
Gerade habe ich die Decke zurückgeschlagen, als ich unten ein Geräusch höre. Wie angewurzelt verharre ich, mein Puls beschleunigt sich. Langsam drehe ich mich um, gehe auf Zehenspitzen zur Schlafzimmertür, die weit offen steht.
Schon wieder ein Rumpeln unten! Hab ich jetzt Halluzinationen? Oder schleicht da tatsächlich jemand in meinem Haus herum? Mittlerweile hab ich ein bisschen Schiss. Kurzentschlossen schnappe ich mir den Baseballschläger, der neben meinem Nachttisch lehnt und betrete mit diesem bewaffnet den Flur im ersten Stock.
Es ist dunkel. Der Eindringling hat kein Licht gemacht. Mit pochendem Herzklopfen, das in meinen Ohren dröhnt, steige ich Stufe für Stufe hinunter. Dabei meide ich die knarrenden Stellen. Ich bin bis in die Haarspitzen angespannt und bete, dass ich mir das alles nur eingebildet habe.
Den Atem anhaltend erreiche ich den Flur im Erdgeschoss. Aus dem Wohnzimmer ertönen Stimmen. Erst erstarre ich kurz, dann stelle ich fest, dass der Fernseher das Wohnzimmer erleuchtet. Erleichtert atme ich auf. Ich Depp habe einfach nur vergessen, die Glotze auszumachen! Schmunzelnd betrete ich das Wohnzimmer, fische die Fernbedienung von der Sofalehne und kreische dann vor Schreck laut, als mich urplötzlich ein blasses Gesicht anblinzelt. Vor Schreck springe ich einen Schritt zurück, reiße den Baseballschläger hoch und schreie: „Was zum Henker?!"
„Ich bin's!", quietscht die Unbekannte und ich lasse den Schläger verdutzt sinken. Überrascht schaue ich nochmal genau hin und frage entgeistert: „Bella? Was machst du hier?!"
Verlegen lächelt sie mich an. „Na du hast doch gesagt, ich könne herkommen. Aber du warst schon im Bett, also hab ich mich einfach aufs Sofa gelegt", erklärt sie mir, ich versuche mein Herz immer noch dazu zu überreden, sich zu beruhigen und raufe mir seufzend die Haare.
„Mann, Bella! Du hast mir einen gehörigen Schrecken eingejagt, als du da ohne Vorwarnung über die Couchlehne geguckt hast!" „Sorry", grinst sie mich an, ich plumpse neben sie und atme schwer aus. „Mein Herz, ey", brumme ich, sie zieht die Knie an und meint leise: „Entschuldige bitte. Es war keine Absicht. Ich hatte erst überlegt zu klingeln, aber es war alles dunkel. Und wieder zurückfahren wollte ich auch nicht."
„Wie bist du eigentlich hergekommen?", will ich wissen und mustere sie kurz. Leggins, Top und keine Socken. Sie hat sich also nicht einmal umgezogen und ist einfach so hierhergekommen. So spontan war sie selten. „Na mit meinem Auto", entgegnet sie knapp, ich runzle die Stirn. „Welches Auto?" Ich erinnere mich noch gut, dass ihr alter Corsa in die Schrottpresse wanderte, weil einfach nichts mehr zu machen war. Seitdem war Bella auf die fahrbaren Untersätze von mir oder jemand anders angewiesen. Kleinlaut gibt sie jetzt zu: „Papa hat mir einen neuen BMW geschenkt, nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Ich glaub, es war so eine Art Übersprungshandlung, aber ich mag den Wagen und werde ihn wohl behalten." Erstaunt hake ich nach: „Etwa den grünen Fünfer, der vor eurer Tür stand? Ich hab mich schon gewundert, wem der gehört!" Nickend gähnt sie kurz und schweigt dann wieder.
„Er hat dir schon immer so komische Geschenke gemacht, wenn er nicht wusste, wie er seine Gefühle zeigen soll", sage ich nachdenklich, sie schürzt die Lippen. „Es stimmt doch!", erinnere ich sie, sie zuckt mit den Schultern. „Ja, kann sein. Aber er gibt sich trotzdem echt Mühe in letzter Zeit. Anders als früher. Ich glaube, er hatte so eine Angst mich zu verlieren, dass ihn das zum Nachdenken gebracht hat."
„Diese Angst hatten wir alle", murmle ich gedankenverloren und lehne mich in die Kissen. Wir überspringen dieses Thema und ich meine: „Wenn du schon hier bist, kannst du es dir auch oben bequem machen. Ich hab ein neues Bett gekauft." Fragend schaut sie mich an. Hektisch wehre ich ab: „Nicht so, wie du jetzt denkst!"
Ich hüpfe hier echt von einem Fettnäpfchen ins nächste. Großartig.
Ausgerechnet dieses Thema anzuschneiden, ist nicht sehr schlau. Wir hatten in den dreieinhalb Monaten Beziehung keinen Sex. Es ist merkwürdig, wir fühlen oder fühlten uns sehr zum anderen hingezogen, haben diese Grenze aber trotzdem nicht überschritten. Obwohl es so viele Momente gab, in wir es beide gewollt hätten.
Sie tätschelt meinen Oberarm und erwidert gelassen: „Schon gut, ich habe das gar nicht aufgefasst. Aber wäre das nicht komisch? Ich in deinem Bett?" Kopfschüttelnd entgegne ich bestimmt: „Nein. Keine andere Frau möchte ich dort haben. Nur dich."
Diese Worte verfehlen ihre Wirkung nicht, Bella wird rot und mein Herz klopft schneller, als sie mich sanft anlächelt.
Wie für sie habe ich nie für eine andere Frau empfunden. Daran wird sich vermutlich in diesem Leben auch nichts mehr ändern. Sie ist und bleibt die Eine. Die Frau, mit der ich mich vollständig fühle. Dass wir uns gelegentlich so aneinander aufreiben, gehört für uns dazu. Und es bedeutet nicht, dass sie mir deshalb weniger bedeuten würde. Ich habe begriffen, dass ich ihr vertrauen muss, wenn ich will, dass das mit uns funktioniert. Meine Eifersucht werde ich nicht abstellen können, aber in Zukunft will ich den Mund aufmachen und sie fragen, anstatt alles in mich hineinzufressen und den Kummer immer größer werden zu lassen.
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Na wer hat denn da Sehnsucht? ^^
Wer hätte das gedacht :)
Wie das wohl ausgeht? Was denkt ihr?
Ich hoffe, dass die Story euch in diesen schlimmen Zeiten kurz ablenken kann <3
Alles Gute für euch und eure Familien, haltet durch!
Knutscha,
eure Mercy <3
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