91.

Huhu ihr Süßen, es wieder weiter! Viel Spaß! <3

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* Bella *

Mir ist die Situation unangenehm, aber ich lasse es noch einen Augenblick länger zu, dass Roman mich im Arm hält. Es geht auch nicht um die Umarmung, sondern um unser Gesprächsthema. Wie soll ich die Hinterlassenschaften meines Angreifers auf meinem Körper finden, außer grausig? Er wird sich vor mir ekeln, sollte er mich jemals wieder nackt sehen. Die Vorstellung raubt mir die Luft zum Atmen und verlangt mir alles ab, um nicht laut loszuschreien. Als wäre unsere Lage nicht so schon kompliziert und vertrackt gewesen, ehe ich aufgeschlitzt wurde. Jetzt auch noch das. 

Die Ärzte behaupten das Gleiche wie Roman, dass die Narben verblassen werden, dass ich sie nicht mehr jeden Tag hasserfüllt betrachten werden muss. Doch woher wollen sie das wissen? Die stecken doch nicht in meinem Kopf! 

„Bella, du brauchst einfach Zeit, um das alles zu verarbeiten", meint Roman leise, dreht mein Kinn zu sich, sodass ich ihm erneut in die Augen blicken muss. „Ich will mein Leben wiederhaben", gebe ich trotzig zurück, er gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Noch immer fühlt sich das wunderschön an. Ich hatte befürchtet, dass ich das nicht wollen, dass ich mich sträuben würde. Mir kommt nichts davon in den Sinn, außer dass ich überrascht bin, wie vertraut es sich anfühlt. Und wie gut. Erleichtert drücke ich mich enger an ihn. Wenn es sich schon gut anfühlt, dann will ich das auch noch länger auskosten. Ganz simpel.

Irgendwann setzen wir unseren Weg doch fort. Schweigend, weil keiner von uns weiß, ob er jetzt diese ewig lange Umarmung kommentieren sollte. Ich will aber eigentlich auch gar nicht reden, es ist auch so schön. Als Roman meine Hand nimmt, schaue ich ihn fragend an. Sein Blick streift meinen kurz, da ich mich nicht wehre, verschränkt er seine Finger mit meinen und ich kann ganz genau sehen, dass er lächelt. Grinsend ziehe ich ihn auf eine Bank, die am Seeufer steht. Hier sitze ich oft, seit ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Man hört die Vögel zwitschern, es duftet nach Natur und bis auf ein paar andere Menschen, die sich hierher verirren, hat man seine Ruhe. 

„Wie soll es jetzt weitergehen?", frage ich ihn unvermittelt, er sieht mich lange schweigend an. Ich kann nicht wie sonst aus seinen Augen, aus seiner Mimik heraus ablesen, was in ihm vorgeht. „Ganz ehrlich, Bella, ich weiß es nicht", gibt er schließlich zu. „Ich würde dir gerne einen Lösungsvorschlag für all die Probleme bieten, die entstanden sind, aber ich habe keinen." Mich überrascht seine Ehrlichkeit. Und seine Ratlosigkeit. Die ist doch mir vorbehalten, dachte ich. „Da sind wir dann schon Zwei. Super", murmle ich betreten, er seufzt. „Was erwartest du von mir? Was soll ich tun?", will er wissen, ich lehne mich zurück und blicke auf den See. Wenn ich das wüsste. 

„Dann formuliere ich meine Frage anders. Wie soll es mit uns weitergehen?", wiederhole ich meine Worte und werfe ihm einen kurzen Seitenblick zu. „Ich gebe dir keine Schuld an diesem Angriff. Keinesfalls. Aber ich bin dadurch noch verletzlicher geworden. Und ich kann einfach nicht vergessen, wie sehr du mich verletzt hast, als du mich vor die Tür gesetzt und später noch mit Jacky betrogen hast. Ich würde es so gern, aber ich kann es nicht." Wie er die Lippen verzieht, ist mir klar, dass er das bereits wusste. Er hat es gespürt. „Es tut mir leid", brummt er traurig und rauft sich die Haare. „Ich weiß immer noch nicht, warum ich diesem Impuls bei Jacky nachgegeben habe. Glaubst du denn, du kannst mir doch irgendwann vergeben? Nicht vergessen, aber verzeihen?" 

„Ja", entgegne ich nach einer kurzen Pause, „ich denke schon. Es wäre allerdings einfacher, wenn wir nicht permanent über Jacky reden würden. Das nervt mich sehr. Ich würde sie vermutlich skalpieren, sollte ich ihr jemals wieder begegnen. Ich will keine Details eurer gemeinsamen Nacht, ich will nicht hören, dass du sie nicht mehr sehen willst oder sonst irgendwas. Ich streiche sie aus meinem Vokabular. Sie ist quasi nicht mehr existent. Kriegst du das auch hin?"

Fragend studiert er meinen Gesichtsausdruck. „Glaubst du Verdrängung ist richtig?" Aufgebracht rucke ich zu ihm herum und zische wütend: „Ich meine es nur gut für uns! Sollte diese Frau mir je wieder unter die Augen treten, kann ich für nichts garantieren! Für rein gar nichts! Ihr habt ALLES kaputtgemacht mit eurer Vögelei! DU hast mich betrogen! Ich hätte nie gedacht, dass du mir so etwas antun würdest! Wenn ich beschließe, dass ich von Jacky nichts mehr hören will, dann ist das meine Entscheidung und die einzig richtige, die mir hilft! Das hat nichts mit Verdrängung zu tun!" Ich atme schwer und stoße einen kleinen Zornesschrei aus. Will Roman das denn nicht kapieren? Doch dieser entschuldigt sich bei mir: „Ist ja gut! Entschuldige! Ich verstehe es doch!"

Entrüstet rutsche ich ein paar Zentimeter von ihm weg und verschränke die Arme vor der Brust. Allerdings lasse ich das schnell wieder, weil das zu sehr im Brustkorb schmerzt. Noch so ein Problem, wenn man eine Thorakotomie hinter sich hat. Das muss alles erstmal heilen.

„Bella, komm schon", bittet Roman mich, „ich hab es kapiert. Sie ist kein Teil mehr unseres Lebens und du wirst sie nie wiedersehen. Aber sieh mich doch wenigstens mal an." Verbittert starre ich geradeaus und muss mich zusammenreißen, um nicht zu heulen. Mir setzt dieser ganze emotionale Kram immer noch derart zu.

„Komm schon." Da legt er seinen Arm um mich. Ich will mich im ersten Augenblick herauswinden, doch er lässt mir das nicht durchgehen und zieht mich eng an sich. „Ich weiß, dass du immer noch wütend und verletzt bist. Ich weiß aber auch, dass wir zusammengehören und glücklich werden können, wenn wir es nur zulassen. Ich gebe dir alle Zeit er Welt, werde dir aber nicht erlauben, zu mauern. Hörst du?", raunt er mir ins Ohr, ich entspanne mich etwas und blicke ihn verwundert an. „Drohst du mir jetzt etwa auch noch?", knurre ich angriffslustig, er lacht. Wieso lacht er denn jetzt? „Ich muss dir nicht drohen. Du willst dich mit mir vertragen, sonst hättest du nie eingewilligt, dass wir uns sehen!" Er stupst mir gegen die Nasenspitze. „Ich hasse das. Tu das nie wieder!", warne ich ihn, er grinst. Wenn er damit nicht gleich aufhört, wird es hier ungemütlich.

„Guck nicht so grenzdebil happy, da wird mir ja ganz schlecht!", maule ich, er strafft den Rücken, drückt mich an seine Brust und erklärt mir gelassen: „Ich werde deinen Zorn ertragen. Ich kann das. Ich verdiene ihn. Und irgendwann wirst du dich wieder daran erinnern, wie schön es ist, mit mir zusammen zu sein. Und wirst es vermissen. Ich kann warten."

„Was soll ich vermissen?", erwidere ich kalt. So zu tun, als würde ich diese körperliche Nähe nicht bereits genießen, ist nicht so leicht.

„Mich zu küssen. Zum Beispiel", flüstert er mir zu und ich bekomme Gänsehaut im Nacken, weil er mir plötzlich so nah ist. „Oder irre ich mich da? Vielleicht sehnst du dich schon längst danach?", fügt er frech hinzu und lässt seine Hand über meinen Arm wandern. Meine Gänsehaut folgt seinen Berührungen.

Stumm presse ich die Lippen aufeinander. Sicher werde ich jetzt nicht zugeben, dass er damit genau richtig liegt. So leicht werde ich es ihm nicht machen!

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Na Roman lässt nichts unversucht ^^ und scheint Bella richtig einzuschätzen - die vermisst ihn nämlich sehr...

Sie machen kleine Schritte aufeinander zu :)

Ich hoffe, euch gefällt diese Entwicklung?

Haltet durch in diesen verrückten Zeiten!

Knutscha,

eure Mercy <3





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