87.
Hey ihr Lieben, selbes Spiel wie am Freitag letzte Woche - ich arbeite und ihr bekommt das Kapitel schon ganz früh zu lesen! Viel Spaß! <3
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* Bella *
Es gibt keine Umarmung, keinen Kuss, keine weitere Nähe. Wir sitzen einfach nur in der untergehenden Sonne, Schulter an Schulter und schweigen. Mehr gibt es für mich gerade auch nicht zu sagen.
Wir wissen beide, dass es nicht leicht wird. Aber wir wissen auch beide um die Gefühle des anderen. Dass sie noch da sind. Dass noch nicht alles verloren ist.
Romans vertrauter Geruch umhüllt meine Seele für diesen Moment in Zufriedenheit, in Stille. Nicht zu wissen, wie es weitergeht, mochte ich noch nie. Für Roman und mich ist die Situation in diesem Extrem auch neu. Wir sind zwar in all den Jahren schon durch viele Höhen und Tiefen gemeinsam gegangen, haben uns von dem emotionalen Debakel letztes Jahr erfolgreich erholt. Ob wir das auch dieses Mal schaffen werden und am Ende gestärkt aus all dem hervorgehen werden, kann ich niemandem versprechen. Am Allerwenigsten uns beiden.
"Willst du ihn mal sehen?", fragt Roman mich plötzlich, ich hebe den Kopf und denke darüber nach. "Nein", antworte ich schließlich, "falls der Tag irgendwann doch noch kommen sollte, dann möchte ich mir die Überraschung nicht verderben." Er nickt bedächtig und lächelt leicht. "Wie geht es dir?" Seine Frage birgt keine Falle. Er möchte es einfach nur wissen, weil ich ihm wichtig bin.
Seufzend blicke ich in das Abendrot vor mir und entgegne: "Es ist merkwürdig. Alle behandeln mich wie ein rohes Ei. Ich habe Schmerzen, sehe aus wie ein missglücktes Experiment mit all den Nähten und fühle mich einfach nur furchtbar, weil ich allen zur Last falle. Aber tief in mir drin, bin ich trotz der beschissenen Gesamtsituation so unglaublich glücklich am Leben zu sein, eine zweite Chance zu bekommen. Irgendwie wusste ich, dass es nicht selbstverständlich war, dass ich die Augen wieder aufgemacht habe. Ich habe es gespürt. Also abgesehen von unserer Situation und den Schmerzen geht es mir eigentlich ganz gut. Ich bin hier. Was will ich mehr?"
Ich glaube, meine Antwort überfordert ihn ein wenig. Zumindest deute ich sein nachdenkliches Gesicht so. "Und dir?", überbrücke ich die Stille. Schmunzelnd erwidert er: "Ich bin nur froh, dass du neben mir sitzt, dass du uns nicht verlassen hast. Wenig Schlaf und solche Sachen sind da nebensächlich." Seine Worte machen mich verlegen. Mit geröteten Wangen starre ich meine nackten Füße an, die von den aufgeheizten Marmorplatten angewärmt wurden.
„Gehst du mal mit mir was essen?", will er vorsichtig wissen, ich lächle. „Fragst du mich grade nach einem Date?" Ich stelle fest, dass er rot wird. Unsicher fährt er sich durchs Haar und zuckt mit den Schultern. „Irgendwie schon, ja. Ich glaube, wir hatten nie ein richtiges Date, oder? Vielleicht wäre das ein guter Zeitpunkt, um das endlich nachzuholen, wenn wir jetzt neu anfangen." Zustimmend entgegne ich: „Wir hatten nie ein typisches Date, stimmt."
„Und? Gehst du mit mir essen?" Belustigt deute ich auf mein Gesicht. „Willst du dich echt mit mir in der Öffentlichkeit sehen lassen? Ich sehe aus, als hätte man auf mich eingedroschen, was ja leider der Wahrheit entspricht. Bei unserem Glück drehen die Papparazzi dir einen Strick draus und behaupten dann, du hättest mich verprügelt. Willst du das?"
Kurz mustert er mich verwirrt, dann reagiert er zu meiner Überraschung sehr gelassen: „Ich will mich nicht mehr von irgendwelchen Menschen steuern lassen, die versuchen mich zu beeinflussen. Ich will mit dir ausgehen. Alles andere interessiert mich nicht."
„Du wirst noch ein bisschen warten müssen, essen tut immer noch weh. Aber vielleicht spielen wir mal eine Runde Monopoly im Garten? Mit Lilly und ihrem neuen Freund?", schlage ich vor, er staunt. „Lilly hat einen Freund?" Grinsend bestätige ich: „Du wirst es nicht glauben, sie hat sich den Einsatzleiter gekrallt, der damals meinen Angreifer dingfest gemacht hat. Ein sehr sympathischer Kerl. Pascal heißt er. Die beiden passen schrecklich gut zusammen. Ich mag ihn. Und sie ist unheimlich glücklich, was mich wiederum happy macht. Du wirst ihn mögen!"
Neugierig hakt er nach: „Hast du mich gerade zum Monopoly spielen eingeladen?" Lachend nicke ich. „Ein peinliches Doppeldate für den Anfang! Dann können wir schon üben, falls wir es bis zum Essen gehen schaffen!" Die Augen rollend erwidert er: „Könntest du bitte aufhören das in Frage zu stellen? Das werden wir definitiv schaffen!"
„Das werden wir noch sehen!", necke ich ihn und erhebe mich. Er tut es mir gleich. Etwas verunsichert stehen wir voreinander. Was jetzt? Der Strauß ist schwer in meiner Hand. Früher hätte ich ihn zum Abschied geküsst. Früher. Jetzt bringe ich es nicht über mich. Ihn einfach so stehen lassen, kann ich aber auch nicht. Deshalb schlinge ich meinen Arm etwas ungelenk um seinen Hals und umarme ihn. Es ist, als hätte er nur darauf gewartet, da er diese Annäherung sofort erwidert. Etwas zu forsch für meinen Geschmack.
„Roman, du zerdrückst mich! Aua!", jammere ich, er lässt sofort locker und murmelt: „Entschuldige. Es fühlt sich nur nach einer Ewigkeit an, dass ich dich im Arm halten durfte." Ich kommentiere das nicht weiter und vergrabe mein Gesicht im Stoff seines Shirts und akzeptiere, dass wir hier viel zu lange stehen, als es nötig wäre. Aber vielleicht brauchen wir ja genau das, um irgendwann wieder zueinander zu finden.
„Rufst du an?", fragt er, als wir uns voneinander lösen. „Ja, mache ich", entgegne ich und öffne bereits die Haustür. „Es war schön dich zu sehen", fügt Roman hinzu und lächelt dabei verlegen. Ich halte inne, schmunzle und schweige. „Bis bald", verabschiede ich mich dann von ihm und schlüpfe durch die Tür.
Mit heftigem Herzklopfen lehne ich mich von innen an die Haustür, atme mehrmals tief durch und bemühe mich die Fassung zu bewahren. Diese Begegnung hat mich extrem aufgewühlt. Nachdem ich mich einigermaßen gefangen habe, kehre ich zurück ins Esszimmer, wo alle bereits vor gefüllten Tellern sitzen und essen.
Wortlos sinke ich auf meinen Stuhl, nachdem ich die Blumen in der Küche ins Wasser gestellt habe. Sofort will Victor wissen: „Und? Habt ihr euch etwa vertragen oder was?" Sein bissiger Unterton entgeht mir keineswegs. Giftig funkle ich ihn über den Tisch hinweg an und verziehe das Gesicht, was wehtut. „Na was? Hat er dich eingelullt?" „Halt den Mund, Victor!", zische ich genervt, „Wir versuchen es. Vielleicht kann ich ihm eines Tages endgültig vergeben. Keine Ahnung. Aber du musst dich da nicht einmischen!" Verächtlich zieht er die Luft ein und erwidert bitter: „Bis er es wieder verkackt. Wann lernst du es endlich, Bella? Er ist eine Nullnummer! Nutz doch endlich die Gelegenheit und schieß ihn ab!" „Victor!", keife ich aufgebracht, mein Herz schlägt sehr schnell, meine Gabel steckt in dem Stück Fleisch auf meinem Teller und schwingt hin und her, „Es reicht! Halt dich da raus!" Ehe mein großer Bruder widersprechen kann und wir uns richtig in die Haare bekommen, gebietet Mom uns Einhalt. „Ruhe jetzt! Es wird gegessen! Wir werden das nicht diskutieren. Isabella trifft ihre eigenen Entscheidungen und Roman ist ihr wichtig. Das wirst auch du akzeptieren müssen, Victor. Du darfst deine Schwester beschützen, aber nicht für sie entscheiden. Hast du verstanden?"
Murrend nickt Victor und kippt sich mit einem bösen Blick sein Glas Rotwein hinter die Binde. Dankbar werfe ich meiner Mutter einen kurzen Blick zu, sie erwidert ihn und lächelt leicht. Sie ist offenbar noch immer der Meinung, dass Roman der Richtige für mich ist. Anders kann ich ihre Worte nicht deuten. Hat sie Recht?
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Die Zeichen stehen auf Versöhnung, Leute! Es gibt Hoffnung!
Schaffen sie es? Kriegen sie es hin? Was denkt ihr?
Ich wünsche euch eine tolle Woche!
Knutscha,
eure Mercy <3
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