77.

Huhu, hier das neue Kapitel! <3

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* Lilly *

Schnell wische ich mir die Tränen von den Wangen und atme tief durch. Mein Herz schmerzt. Roman hat es begriffen, er ist sich seiner Gefühle absolut sicher. Aber vielleicht ist es zu spät? Traurig blicke ich zu meiner kleinen Schwester, die unverändert blass und regungslos in ihrem Bett liegt. Schniefend lege ich den Brief beiseite und nehme ihre Hand.

„Ach Schwesterchen", seufze ich leise, „das hätte alles nicht passieren dürfen. Weder euer Streit, noch dieser Angriff. In einer besseren Welt, wäre das nicht geschehen." Sanft streichelt mein Daumen ihren Handrücken und ich schließe die Augen. Da durchfährt meine Hand ein kurzes Zucken.

Sofort galoppiert mein Herz, ich reiße die Augen auf. „Bella?!", keuche ich aufgeregt, „Bella! Mach das nochmal!" Nichts. Ich zweifle, ob ich mir die Bewegung ihrer Hand nur eingebildet habe. Konzentriert blicke ich auf ihre Hand, die ich noch immer halte. „Bitte, Bella", flüstere ich, schon wieder rinnen große Tränen über meine Wangen. Da zieht sich ihre Hand zusammen, drückt meine leicht. Dieses Mal habe ich es ganz genau gesehen!

„Oh mein Gott, Bella!", jauchze ich, „Ich hole Papa und die anderen!" Begeistert drücke ich den Knopf, um den Schwestern Bescheid zu geben, dass man sie hier braucht und fische mit meiner freien Hand mein Handy aus der Hosentasche und rufe meine Familie an. Unentwegt starre ich meine kleine Schwester dabei an, um nicht den Moment zu verpassen, in dem sich ihre Augen öffnen. Denn ich bete, dass sie das gleich tun wird. Dass sie mich nicht noch länger warten lassen wird.

"Schrei hier doch nicht so rum." "Bella?!", quietsche ich verdutzt und starre meine kleine Schwester an, die mich fertig anblinzelt. "Na was machst du denn für Lärm?", fragt sie mit rauer Stimme und ich würde sie am liebsten so sehr umarmen, schlage die Hand vor den Mund und stürze an ihr Bett, nehme ihre Hand. "Oh Schwesterchen! Endlich!" Dann gebe ich ihr einen Kuss auf die Wange und schlinge meine Arme vorsichtig um sie. "Ich hatte solche Angst um doch!", flüstere ich mit Tränen in den Augen und muss mich zusammenreißen, um nicht loszuheulen. "Du erdrückst mich!", krächzt Bella hilflos, sofort lasse ich von ihr ab. Mehrere Ärzte, darunter auch unser Vater, unser Bruder rauschen nun ins Zimmer. "Bella!", ruft Victor erleichtert aus, Papa ist ganz blass vor Überraschung. Auch er setzt sich an ihr Bett, hält sich vorerst mit medizinischen Fragen zurück. Ich glaube, er muss kurz verdauen, dass seine Kleine ihn mit einem Mal so unerwartet wieder ansieht und spricht. Alle waren so unsicher gewesen, ob sie es schafft.

"Isabella, ich untersuche Sie kurz, in Ordnung?", fragt Prof. Clausen, der sich seit Bellas Unfall wirklich rührend um sie gekümmert hat. Er hat unserem Vater damit diese Verantwortung ein kleines Stückchen abgenommen, wodurch sich dieser besser um seine Familie kümmern konnte.
Bella nickt. Wenn sie auch etwas verwirrt wirkt. "Ich kenne Sie oder?", will sie kleinlaut wissen, nachdem sie darauf bestanden hat, dass ich in ihrem Zimmer bleibe. "Ja, Matthias Clausen mein Name. Dein Vater und ich kennen uns sicher schon zehn Jahre. Und euch kenne ich genauso lang. Außerdem arbeiten Sie mit mir auf derselben Station. Wo haben Sie noch Erinnerungslücken?"
Verlegen blickt Bella an ihn vorbei und gibt dann zu: "Nicht nur Lücken. Ich erinnere mich an fast alles. Und an mehr, als ich wahrscheinlich sollte. Kann das sein?"
Prof. Clausen zieht sich einen Stuhl heran und lässt sich darauf nieder. "Erzählen Sie mir davon, Isabella", bittet er sie. Meine Schwester schaut mich kurz an und berichtet dann stockend: "Von der Attacke fehlen tatsächlich ein paar Sequenzen, aber an dieses hasserfüllte Gesicht des Kerls kann ich mich gut erinnern. Auch, dass ich Lilly angerufen habe. Dann verschwimmt alles. Ich glaube, da bin ich irgendwie weggetreten gewesen. Aber ich kann mich eindeutig an Ihre und Papas Stimme erinnern. Ich weiß nicht sicher, was Sie beide besprochen haben, aber es lag eine extreme Anspannung in der Luft. Ich habe mich sehr unwohl gefühlt. Und dann war da dieser Oberarzt, seinen Namen weiß ich nicht, er hat mich beeindruckt. Wie er alles koordiniert hat. Und Papa. Papa hat die Ruhe bewahrt im OP. Nicht wahr?"

Erstaunt blinzle ich. Das kann sie nicht wissen. Vieles davon hätte sie nicht mitbekommen dürfen. "Nunja", meint Prof. Clausen, "das sind tatsächlich Fakten, die mich etwas überraschen. Weil Sie zu diesen genannten Zeitpunkten entweder bewusstlos waren oder sich in Narkose befanden. Aber wir wissen noch lange nicht alles, was möglich ist. Weshalb ich Ihre Erinnerungen nicht in Frage stellen werde."
Anschließend untersucht er Bella eingehend, aber sie hat glücklicherweise keinerlei Defizite. Das beruhigt mich sehr, weshalb ich lautlos tief durchatme.
Über ihre vielen Verletzungen ist Bella allerdings sehr bestürzt. Was absolut verständlich ist. Brustkorb und Bauch hatten sie in der Not-Operation eröffnen müssen, die etlichen weiteren Stichwunden hatten versorgt und genäht werden müssen. Ihr Jochbein ist, wie von mir bereits vermutet, gebrochen, wodurch ihr Gesicht in schillernden Farben unterm Auge leuchtet.
Auf die Nachfrage, ob sie Schmerzen hätte, bejaht sie zwar, verweigert aber stärkere Schmerzmittel. Sie wolle das Gefühl am Leben zu sein auskosten, wenn da was wehtut, erinnert sie das nur daran. Ich werde das im Auge behalten und einschreiten, falls sie sich übernimmt.

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Sie ist wach! <3

Hat euch das Pitel gefallen?

Schönes WE!

Knutscha,

eure Mercy <3


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