74.

Heyhey Sweeties, weiter geht's! Es bleibt spannend! <3

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* Lilly *

Die endlosen Minuten vergehen wie Kaugummi. Zäh schreitet der Minutenzeiger auf dem Ziffernblatt voran. Quälend langsam. Ich werde noch verrückt bei dieser Warterei. Plötzlich wird die Tür aufgerissen und Victor stürmt herein.

Abgehetzt schaut er sich um. „Und? Gibt es schon was Neues? Wie geht es ihr?", keucht er, ihm steht die gleiche Sorge ins Gesicht geschrieben, die wir alle mit uns herumschleppen.

„Wir wissen es nicht", erkläre ich ihm müde. Der Kaffee wirkt nicht mehr. Die Aufregung vorhin, als ich Bella gefunden habe, hat mich viel Energie gekostet. „Was soll das heißen? Wieso ruft ihr nicht im OP an? Wieso sitzt ihr hier rum?! Wollt ihr einfach nichts tun! Papa sollte helfen! Ich sollte helfen!", schnauzt er mich an, doch Vater schreitet ein und weist ihn zurecht: „Halt den Mund, Victor! Halt den Mund und setz dich! Wir können momentan nichts anderes tun, als zu warten und zu hoffen. Meine besten Kollegen operieren deine Schwester und wir würden mit unserer Befangenheit nur stören! Das weißt du selbst!"

Da zerreißt das schrille Klingeln von Papas Telefon die absurde Szene. Sofort springt er ran.

„Ja?" „Was?!" „Natürlich! Ich komme!"

Hart knallt er den Hörer wieder in die Ladestation und bellt: „Vergiss, was ich gesagt habe, Victor! Wir machen uns steril! Sie brauchen Hilfe!"

Entsetzt verfolge ich reglos, wie die beiden laufend das Büro verlassen. Schockiert blicke ich meine Mutter an, die auch ganz blass geworden ist.

„Mama, was hat das zu bedeuten?", flüstere ich ängstlich, Mom antwortet erst nach einem tiefen Atemzug. „Es bedeutet, dass sie nicht mehr weiter wissen. Es bedeutet, dass sie Papas Erfahrung brauchen." Mit Tränen in den Augen setzt sie hinzu: „Es bedeutet, dass Bella es vielleicht nicht schafft."

Kurz setzt mein Herz mit einem Schlag aus. Mir wird speiübel. Das darf nicht wahr sein!

* Frank Mahler *

So schnell wir können, so schnell es geht, ziehen wir uns um, waschen uns, machen uns steril. Noch nie in meinem Leben erscheinen mir diese Minuten so unendlich lang. Eilig betreten Victor und ich dann den OP, wo wir von einem absoluten Albtraum empfangen werden.

Der Berg an blutdurchtränkten Tüchern auf dem Beistelltisch, das Blut auf dem Boden lassen mich fast erstarren. Hier läuft etwas gründlich schief.

In unsere sterilen Kittel gehüllt treten wir näher. Victor hält sich hinter mir.

Mir gefriert das Blut in den Adern, als ich das Schlachtfeld vor mir erblicke. Brust und Bauch haben sie ihr eröffnet. Auch jetzt stopft ein Kollege hektisch Tücher in die Bauchwunde, die offensichtlich nicht aufhört zu bluten.

„Was ist passiert?", frage ich kalt, ich gebe alles, um nicht laut loszuschreien. „Frank, ihr Herz hat mehrmals aufgehört zu schlagen. Wir kriegen das Blut nicht schnell genug in sie rein, so schnell, wie sie es verliert. Ich hätte dich nicht gerufen, aber es geht nicht anders! Wir müssen das zusammen machen!"

Wie es mir gelingt, allmählich in den typischen Modus zu verfallen, der einen ausblenden lässt, wer da unter den Abdecktüchern liegt, kann ich nicht erklären. Ich erkenne nur noch das Problem. Und das sind beschädigte Gefäße in der Bauchhöhle, welche durch die vielen Versuche, sie zu reparieren, schon sehr brüchig geworden sind. Der Körper leidet unter dem schnellen Blutverlust. Meine Kollegen verschließen jetzt den Brustkorb, während ich Anweisungen für neue Infusionen und Blutkonserven gebe, sie darf nicht verbluten.

Gemeinsam mit meinem Freund und Kollegen Matthias Clausen mache ich mich daran, mir einen Überblick zu verschaffen. Victor bitte ich zu helfen. Ich vertraue meinem Sohn diesbezüglich mehr als einigen der Anwesenden. Matthias und ich arbeiten Hand in Hand. Wie früher. Wir verstehen uns noch immer ohne Worte. Die vielen Jahre, in denen wir damals gemeinsam im OP gestanden haben, kommen Isabella nun zugute.

Es dauert, es ist schweißtreibend, es verlangt uns alles ab. Aber wir schaffen es. Wir stillen die Blutungen. Wir stabilisieren Bellas Kreislauf. Ihr Herz schlägt rhythmisch und regelmäßig. Sie hat eine Chance zu überleben. Sie kann es schaffen.

Erschöpft stehe ich neben Bella, gehe zum Kopfteil des OP-Tischs und sehe meine Tochter an. Blass. Intubiert. Noch immer blutverschmiert im Gesicht. Ich ziehe meine Handschuhe und den Kittel aus, streichle ihr zärtlich über die Wange. „Gib dich nicht auf, Kleines", raune ich ihr zu, ehe die OP-Schwester mich bittet zur Seite zu treten, weil sie sie umbetten und auf die Intensivstation bringen wollen.

Ich nicke, mache Platz und blicke dem Bett hinterher, das sie kurz darauf hinausschieben. Ich habe alles gegeben, denke ich. Alles. Jetzt liegt es an dir, Isabella. Enttäusch mich nicht. Sei stark.

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Ein kleines Kapitel zum Dienstag. Ich hoffe, der erneute Wechsel des Erzählers ist in Ordnung? Mir war es wichtig, ein bisschen mehr von Bellas Vater zu zeigen...

Ich wünsche euch einen schönen Dienstag! 

Knutscha,

eure Mercy <3

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