71.

Hallo ihr Sweeties, weiter geht's! Ich hoffe, ihr konntet den Schock von gestern einigermaßen verdauen... <3

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* Lilly *

„Haben Sie meine Schwester gesehen? Sie sollte in der Notaufnahme sein", frage ich eine der diensthabenden Schwestern, die nickt. „Ja, die ist in Behandlungsraum Drei. Ich wollte da jetzt eh hin, sie wollte schon anfangen. Wir hatten noch einen Verkehrsunfall reingekriegt, Sie wissen ja, wie das hier ist." „Schon klar", winke ich ab, biege ab, um zum genannten Behandlungszimmer zu gelangen. Bereits etliche Meter davor verharre ich wie erstarrt und merke, wie mein Atem plötzlich nur noch stoßweise geht. Türklinke und Türrahmen sind blutverschmiert.

„Bella!", schreie ich bestürzt auf, beginne zu rennen und reiße Sekunden später die Tür auf, nur um meine kleine Schwester in einer absurd großen Blutlache auf dem Boden zusammengekauert zu finden. In dem Zimmer sieht es aus wie an der Location eines Splattermovies. Überall sind Blutspritzer. Blutrote, verschmierte Handabdrücke zieren die Schränke, die Wände und den Boden. Es stinkt nach Blut.

„Oh mein Gott!", bringe ich fassungslos und beinahe ohne Ton hervor, kniee neben Isabella, die sich nicht rührt, aber flach atmet. Worum es sich bei ihren Verletzungen handelt, kann ich unter all den blutverschmierten Kleidungsstücken nicht ausmachen, ich weiß nur sicher, sie muss sofort in den OP und muss versorgt werden.

„Holen Sie eine Trage und Hilfe! Sofort!", brülle ich die Schwester angsterfüllt an, die noch immer geschockt im Türrahmen steht, „Holen Sie Hilfe!" Endlich flitzt sie davon und hat geistesgegenwärtig den Alarmknopf aktiviert, sodass definitiv gleich jemand hier sein wird.

„Was zu Teufe ist hier passiert", murmle ich und drehe Bella behutsam auf den Rücken, entdecke den blutdurchtränkten Fleck auf ihrer Brust, reagiere nur noch und presse meinen ausgezogenen Kittel auf die Stichwunde. Mit der anderen Hand versuche ich Druck auf eine stark blutende Wunde an ihrem Bauch auszuüben.

Noch etliche weitere mache ich aus, kann aber nichts über deren Tiefe sagen. Das zerschundene Gesicht meiner kleinen Schwester treibt mir immer wieder in diesen wenigen Augenblicken mit ihr allein die Tränen in die Augen. Ihre Lippen sind aufgesprungen, ihr linkes Jochbein ist wahrscheinlich gebrochen. Dunkelrot verschmiert sind ihr Mund und ihre Wange, mit der sie auf dem Boden lag.

Als endlich Pfleger und weitere Ärzte auftauchen, bricht endgültig Hektik aus.

„Macht den OP fertig!" „Sie muss sofort in den Schockraum, los!" „Auf die Trage mit ihr!" „Lilly, berichte mir, was passiert ist!", fordert mich diensthabende Oberarzt Dr. Meier auf, den sie wohl gerade aus dem Bett geklingelt haben. „I-ich weiß es nicht!", antworte ich atemlos, während ich helfe Bella auf die Trage zu heben, „Sie hat mich angerufen, hat aber nur ein einziges Wort gesagt und dann war es still. Das kam mir komisch vor, also bin ich runter, um nachzusehen. Und so habe ich sie dann gefunden. Sie atmet, ist kaltschweißig, hat scheinbar mehrere Stichwunden, hat viel Blut verloren und ist bisher nicht zu Bewusstsein gekommen!"

Wenn ich auch keine Chirurgin bin, Ärztin bin ich und die lebensgefährlich verletzte Patientin vor mir, ist meine Schwester. Ich muss jetzt funktionieren.

Dr. Meier nickt, gibt weiter Anweisungen. Ich höre ihm nicht mehr zu, da Bella die Augen geöffnet hat, sich an meinen Arm klammert. „Bella!", rufe ich, „Alles wird gut! Was ist passiert?" Müde fallen ihr die Augen wieder zu, sie angelt blind nach meinem Kasack und zerrt mich dann nah an sich, sodass ich sie auch verstehe, trotz des Lärms um uns herum. „Ruf Papa an. Er schafft das. Er ist der Beste. Und Lilly", sie hustet, „Sag Roman – sag ihm, dass ich ihn liebe. Bitte sag es ihm." Dann blickt sie mich erstaunlich klar aus ihren geröteten Augen an, lächelt beinah und flüstert: „Ich liebe dich, große Schwester. Und Mama, und Papa und Vic. Ich hätte mir keine bessere Familie vorstellen können." In mein schockstarres Hirn dringt allmählich durch, was das hier soll. Isabella verabschiedet sich von mir. Von uns.

„Bella! Bella mach keinen Scheiß! Das sagst du Roman gefälligst selbst! Bella! Bleib wach!", flehe ich sie mit kratziger Stimme an, „Bella bitte! Bella!"

Während dieser einseitigen Kommunikation hat man sie in den Schockraum gebracht, alle im Team machen ihren Job gewissenhaft und schnell. Ich stehe nur im Weg, werde beiseitegeschoben und schaue verklärt zu meiner kleinen Schwester hinüber, deren Kleider zerschnitten werden und wie sie an die Monitore angeschlossen wird.

„Sie wird bradykard!", informiert Dr. Meier das Team, „Beeilt euch! Sie hat zehn Stichverletzungen, eine herznah, ich brauche den Kardiologen! Sofort!" „Ist nur einer in Bereitschaft!", antwortet irgendwer, Meier keift zurück: „Holen Sie ihn hierher! Jetzt! Die Tochter des Chefarztes der Chirurgie liegt auf meinem Tisch! Er soll sich herbeamen! Wir brauchen ihn hier! Das Mädchen geht uns drauf, wenn der jetzt auf seinen Schönheitsschlaf besteht!" Das geschäftige Treiben um mich herum findet ohne meine aktive Teilnahme statt. Ich kann nicht.

„Sie muss sofort in den OP!", weist Dr. Meier an, „Piepen Sie Prof. Clausen, Jacobs, Fischer und Dietrichs an! Ich brauche jede verfügbare Hand! Sie hat schwerwiegende Verletzungen in Brust und Bauch! Und holen Sie mir gefälligst die Kardio her! Sie entwickelt eine Tamponade! Machen Sie schon! Wir müssen die Blutungen stoppen! Fordern Sie mehr A positiv an! Und machen Sie Kreuzproben! Los, los, los! Schneller!"

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Huh...  es geht aufregend weiter! Isabella hat also ihre große Schwester angerufen... Der Angreifer ist verschwunden.

Und Dr. Meier scheint alles daran zu setzen, um Bella zu retten. Werden er und seine Kollegen es schaffen?

Daumen drücken!

Da sage und schreibe 2x gevotet wurde ^^ werden die Uploads ab jetzt Freitag und Dienstag erfolgen.

Knutscha,

eure Mercy <3



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