7.
Hey ihr Süßen, heute gibt's mal ein etwas längeres Kapitel! Viel Spaß dabei! Ich hoffe, es gefällt! <3
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* Bella *
Zerstreut suche ich in meinen Hirnwindungen nach den richtigen Worten, zerfetze dabei eine Papierserviette und blicke gebannt auf meine Finger – nur um Roman nicht ansehen zu müssen. Irgendwann rücke ich mit der Sprache heraus: „Um ehrlich zu sein, war das Jahr in dem Unfallklinikum echt die Hölle. Es gab fast keinen Tag, an dem ich nicht geheult habe, an dem ich es nicht bereut habe, dort angefangen zu haben."
Erstaunt hakt Roman nach: „Wie bitte? Jeden Tag? Wieso hast du mir das nicht gesagt? Ich hätte dich da rausgeholt!"
Mit einem schwachen Lächeln gebe ich zurück: „Genau deshalb habe ich dir nicht alles erzählt. Ich wollte es alleine packen, unabhängig davon, ob ich dort Freunde oder Verbündete hatte." Dass eine große Träne meine Wange hinabrollt, versuche ich auszublenden – ich muss da jetzt durch.
Mit brüchiger Stimme fahre ich fort: „Es, es war mein Traum, das weißt du doch. Ich wusste, es würde nicht leicht werden und dachte, irgendwann würde es sich bessern, irgendwann würde der Oberarzt einen anderen auf dem Kieker haben. Aber es hat besonders ihm offensichtlich solchen Spaß gemacht, mich bloßzustellen, mich fertig zu machen, dass es mit jeder Woche schlimmer wurde. Wenn er Dienst hatte, habe ich prinzipiell keine spannende OP gesehen, durfte mit Abszessen und Wundinfektionen meinen Tag verbringen. Die Visiten waren immer ein einziger Spießrutenlauf! Nie konnte ich etwas richtig machen, es gab immer was zu meckern. Ich sei nicht selbstständig genug, würde nicht dazulernen und seine Zeit stehlen, meinte er ständig. Er wollte mir nichts beibringen, er wollte, dass ich leide. Und das habe ich." Kurz streift mein Blick Roman, der mir schweigend zuhört, und sehr besorgt aussieht. Ehe er etwas fragen kann, spreche ich weiter: „Ich weiß nicht, ob ich in dem Job überhaupt noch arbeiten will. Offensichtich bringe ich es ja nicht und Spaß macht's auch keinen mehr. Ich buckel mich krumm, nur um am Ende den Tritt in den Hintern zu bekommen für ein popliges Gehalt, über das andere nur lachen. Vielleicht schmeiß ich wirklich endgültig hin. Käme meinen Eltern ja nur zupass. Die wussten ja vorher eh schon, dass ich es ohne ihre Hilfestellung nicht hinkriegen werde." Fast schon wütend wische ich mir hastig über die Wangen und trockne die Tränen, die die Erinnerungen in mir auslösen.
„Es hat keinen Zweck", seufze ich, vergrabe mein Gesicht in meinen Händen und unterdrücke ein Schluchzen. Dabei zieht es in meinem Brustkorb so stark, dass ich kaum Luft holen kann. Roman zu gestehen, dass das letzte Jahr entgegen meiner Berichte schrecklich gewesen ist, kostet mich viel Kraft. Ihn damals immer wieder anzulügen, war furchtbar.
„Wieso behauptest du, du könntest nichts, Bella? Das stimmt doch nicht", meint Roman beschwichtigend, wirkt leicht überfordert mit meiner selbstkritischen Aussage.
„Es ist vorbei", flüstere ich bloß, und spreche zum ersten Mal das aus, was mich gleichzeitig erleichtert und fast erdrückt. Es ist vorbei. Mein Traum ist geplatzt, aber ich muss mich auch nicht mehr jeden Tag dorthin quälen.
„Du hättest mir das nicht verschweigen dürfen", setzt Roman an, doch ich schüttle den Kopf. Das ändert jetzt nichts mehr.
Sanft, keinen Deut mehr zornig, legt er seinen Arm um mich, zieht mich an sich und raunt mir ins Ohr: „Das ist nicht das Ende. Hörst du? Wir finden eine Lösung. Rede dir nicht das ein, was dieser Idiot dir weismachen wollte, du bist eine gute Ärztin, und ein guter Mensch. Alles wird gut."
Die tonnenschwere Last, die er mir mit diesem Zeichen der Versöhnung von den Schultern nimmt, lässt mich beinah schweben. Mich mit Roman zu vertragen, ist auf jeden Fall ein Anfang. Der Anfang von etwas Gutem.
Während der uns verbleibenden Flugdauer, quetscht Roman jede noch so kleine Info aus mir raus und weiß danach alles über mein Jahr im Norden. Fast alles. Als wir nach zwei Stunden am Gepäckband auf unsere Koffer warten, herrscht keine Eiszeit mehr zwischen uns. Glücklich darüber lächle ich ihn an, obwohl er das gar nicht mitbekommt. Er steht dicht hinter mir, fixiert das bisher leere Band vor uns. Kurzerhand drehe ich mich um und umarme meinen besten Freund. So wie ich es schon längst hätte tun sollen. Das ganze Drama hätte nicht sein müssen.
Als wäre es selbstverständlich schließt er seine starken Arme um mich, stützt sein Kinn auf meinem Scheitel ab, sagt aber nichts. Wieder spüre ich, wie sehr mir das gefehlt hat. Wie sehr ich den Rückhalt meines besten Freundes vermisst habe.
„Also wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, ihr seid doch ein Paar!", kommentiert da Marco unsere Umarmung, wofür er nur meinen ausgestreckten Mittelfinger und eine Grimasse kassiert. Wie ich das nicht mehr hören kann. Roman zuckt bloß mit den Schultern, er sieht dieses Thema mittlerweile gelassener. Selbst damals, als er vergeben war, musste ich mir ständig anhören, dass ich genauso gut seine Freundin sein könnte, so viel Zeit wie ich mit verbringen würde. Eine enge Freundschaft unsererseits wurde immer wieder in Frage gestellt.
„Marco, lass es. Wird dir das nicht irgendwann zu blöd?", fragt Roman ihn dann doch, weil sein Bruder wenig später albern kichernd neben uns seinen Koffer herzieht. Der lacht laut auf und gibt zurück: „Nein! So lange ihr mir immer noch Gründe dafür liefert nicht!"
Wir schütteln bloß mit dem Kopf und steuern die Mietwagenvermietung an, bei der Roman wohl schon zwei Autos vorbestellt hat. Zwei SUVs. Was auch sonst. Aber ich halte mich zurück mit kritischen Äußerungen, sonst zoffen wir uns vielleicht gleich wieder.
Gelangweilt hocke ich in einem unbequemen braunen Ledersessel, während Roman die Formalitäten klärt. Als er endlich mit klimpernden Autoschlüsseln vor mir steht, ertönt hinter ihm plötzlich ein lauter Schrei.
„Römu!" Das können nur Eric oder Daniel sein, die beiden Schweizer, denke ich peinlich berührt – weil sich alle nach uns umdrehen.
Fröhlich begrüßt Roman seine guten Freunde, die auch Nico im Schlepptau haben. Wieso da keiner mutmaßt, dass da was läuft, ist mir ein Rätsel. Denn das ist eine intensive Bromance. Wenn man das so nennen kann. Trotzdem freue ich mich die Drei zu sehen und reihe mich hinter Marco ein, um Hallo zu sagen.
„Mensch, schön dass du da bist!", lacht Nicolas, wirft Roman einen merkwürdigen Blick dabei zu und erdrückt mich danach fast, so überschwänglich nimmt er mich in den Arm. Mit Nico hatte ich nie Probleme. Der ist in Ordnung. Ähnlich verhält es sich mit Romans Sandkastenfreunden Eric und Daniel. Dass Roman mich mitgeschleppt hat, scheint außer Marco niemanden zu stören.
Nach einer Weile schaffen wir es endlich ins Parkhaus, und laden unsere Sachen in die beiden Schlachtschiffe von Autos. Da sich die Kerle nicht einigen können, wer jeweils vorne sitzt, steige ich kurzentschlossen ein und verkünde dann grinsend: „Also ich wäre dann soweit. Ihr auch?"
Die bedröppelten Gesichtsausdrücke entlocken mir ein Lachen, Roman schmunzelt nur und startet kurz darauf den Wagen, in dem ich Platz genommen habe. Marco nimmt Eric und Daniel mit, während Nicolas es sich bei uns auf der Rückbank bequem macht.
„Wo fahren wir jetzt eigentlich hin?", will ich wissen. Sofort wird mir durcheinander von einer Villa vorgeschwärmt, die eher nach der Playboymansion klingt, als nach einem Ferienhaus. Ich lasse mich überraschen und genieße die Wärme. Bereits jetzt freue ich mich auf den Strand, das Meer, den Pool und die Partys.
Nach knapp dreißig Minuten rollt der SUV eine gepflasterte Einfahrt hinauf und mir klappt kurz die Kinnlade runter. Es wurde nicht übertrieben, das ist Haus ist riesig, der Pool auch und ich frage mich ernsthaft, mit wie vielen Leuten man hier eigentlich Urlaub machen könnte. Sicherlich nicht nur zu Sechst, wie wir.
„Wahnsinn", entfährt es mir, nachdem ich ausgestiegen bin und in der großen Halle stehe. Auch die anderen sind begeistert. Aufgeregt schwirren wir durch die Zimmer, jeder Raum wird bestaunt und schließlich flippen wir förmlich aus, als wir auf der Terrasse den Pool entdecken, mit Blick aufs Meer. Der einzige, der relativ gelassen bleibt, ist Roman.
„Was ist denn mit dir los? Das ist doch der Hammer!", quietsche ich ihm ins Ohr, er winkt ab, lächelt und erklärt mir: „Ich hab's doch gebucht. Ich wusste ja vorher schon, wie's hier aussieht!"
Mit einem Augenzwinkern knuffe ich ihn in die Seite und bitte ihn: „Ein bisschen mehr Enthusiasmus würde dir trotzdem gut stehen!"
Darüber grinst er dann doch, wuschelt mir durch die Haare, was ich wie die Pest hasse. Mein Unmut wird von ihm ignoriert, stattdessen schiebt er mich zurück ins Haus und raunt mir ins Ohr: „Such dir lieber ein Zimmer aus, bevor die Jungs damit anfangen!"
Diesen sinnvollen Vorschlag setze ich sofort in die Tat um und schleife meinen gefühlt tonnenschweren Koffer in eins der Zimmer im ersten Stock. Es hat bodentiefe Fenster, einen kleinen Balkon und Meerblick. Außerdem gefällt mir das Bett am meisten, es ist bequem und groß. Man weiß ja nicht, wofür man den Platz noch gebrauchen kann.
Nur nebenbei bekomme ich mit, dass Roman das Zimmer neben mir bezieht und dann irgendwer durch die ganze Villa brüllt: „Und jetzt an den Pool!"
Irritiert trete ich in den Flur im Obergeschoss und frage Roman, der gerade seinen Koffer auspackt: „Wollen wir nicht erstmal was einkaufen? Nachher hab ich da keinen Bock mehr drauf."
Er nickt langsam, ich schmunzle über die vielen Klamotten, die er mitgenommen hat, er ist schon ein bisschen eitel.
„Können wir machen. Ich frag mal, wer noch mitkommen will", sagt er noch, räumt den letzten Stapel in den Schrank und geht dann wieder nach unten.
Außer Nicolas hat von den anderen keiner Lust uns zu begleiten. Vielleicht ist es besser so, sonst würde der Trip in den Supermarkt den halben Tag dauern, bei sechs unterschiedlichen Geschmäckern und Meinungen. Nico quasselt schon wieder ununterbrochen, berichtet stolz von seinen letzten Spielen an der Uni und erwartet offensichtlich meine Bewunderung. Die bleibt eher aus, es interessiert mich nicht wirklich. Romans Fußballkarriere begleite ich seit vielen Jahren, da entwickelt man auch Emotionen. Außerdem ist er mein bester Freund und Fußball gehört mit zu den wichtigsten Dingen in seinem Leben. Da bekommt er natürlich Unterstützung von mir. Ein Spiel zu Null bedeutet für ihn eben mehr, er schießt keine Tore. Dennoch lasse ich mich irgendwann dazu hinreißen und lobe Nicolas für seine Leistungen, was leider dazu führt, dass er noch mehr davon schwärmt. Roman lacht in sich hinein, er weiß, dass mich das Thema schnell langweilt.
„Wie läuft's eigentlich bei dir, Bella? Roman meinte, du arbeitest jetzt in einer Klinik? Als Chirurgin?", legt Nico unbewusst den Finger in meine tiefe Wunde. Bei seiner Frage zucke ich unmerklich zusammen und laufe tiefrot an.
„Ich, äh, nein. Nicht mehr", stammle ich hilflos und blicke krampfhaft aus dem Fenster, weil sich meine Augen schon wieder mit Tränen füllen. Es passiert immer wieder, auch wenn ich es nicht will. Eine unangenehme Stille breitet sich in dem Wagen aus, meine Finger vergraben sich in der Haut meiner Oberschenkel. Durch eine Berührung erschrocken sehe ich nach links, Roman hat seine Hand auf meine gelegt, sieht weiter geradeaus auf die Straße. Es hilft. Schnell wische ich die Tränen fort, die gerade meine Wangen benetzen wollten und lehne mich in dem Ledersitz zurück.
„Sorry, Bella, ich wollte nicht", setzt Nico an, doch Roman unterbricht ihn: „Lass gut sein. Das Klinikum ist Geschichte und das ist besser so."
Verunsichert betrachte ich Roman aus dem Augenwickel. Er wirkt angespannt, wendet den Blick nicht von der Straße. Nur das Radio dudelt nun im Hintergrund, wir schweigen. Die Stimmung ist bei weitem nicht mehr so gelassen wie noch vor wenigen Minuten. Da ich das nicht aushalte, drehe ich mich zu Nicolas um und erkläre ihm kurz: „Es war ein Griff ins Klo, dieses Krankenhaus. Bitte frag nicht mehr, okay?"
„Klar", antwortet er mir, scheint mich mit seinem Lächeln aufmuntern zu wollen, was misslingt. Allerdings drückt Roman sanft meine Hand, was mir Kraft gibt.
Wenigstens muss ich ihn nicht mehr ununterbrochen anlügen, wieso ich so empfindlich bei dem Thema bin. Und alleine muss ich da auch nicht mehr durch.
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Na juhu, immerhin haben Bella und Roman sich wieder miteinander vertragen! <3 Das war echt wichtig! Sie sind ja schon iwie putzig zusammen oder?
Na das wird ja was - 5 Kerle und eine Frau xD Wird ein interessanter Urlaub, würde ich ma sagen...
Was sagt ihr zu dem Kapitel? Hat es euch gefallen?
Knutscha,
eure Mercy <3
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