69.
Huhu, Sweeties! Ob ihr heute schon erfahrt, was Roman ausgeheckt hat? ^^ Lest selbst :)
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* Bella *
Diesen Tag verbringe ich im Wohnzimmer auf der Couch. Immerhin habe ich es geschafft mich hierher zu bewegen, zurück ins Bett schaffe ich es vorerst nicht. Lustlos starren meine Augen auf den schwarzen Bildschirm und mein Gehirn befindet sich in einer Art Ruhezustand. Es denkt nicht mehr. Es lässt mich endlich mal in Frieden. Dennoch fühle ich mich kraft- und antriebslos. Meine Umwelt interessiert mich herzlich wenig. Wieso ich vorhin diese dumme Story aufgenommen habe, verstehe ich nicht. Als ob es irgendjemanden juckt, wie es mir geht. Machen wir uns nix vor. Mittlerweile bin ich aber zu müde, um den Quatsch wieder zu löschen. Dann ist es jetzt eben online. Guckt sich eh keiner an.
Meine Mom kommt als erstes nach Hause und ist erstaunt, dass ich mein Zimmer verlassen habe. „Hat Papa dich doch überzeugen können, ja?" Ich grunze nur zustimmend, sehe sie aber nicht an. „Möchtest du etwas essen?" Ständig dreht sich in dieser Familie alles nur um die Nahrungsaufnahme, was ist bloß los mit denen? Absichtlich ignoriere ich diese Frage und widme mich wieder den Teppichfasern vor mir. Die können unheimlich spannend sein. Zumindest, wenn man sonst nix hat, worüber man nachdenken will. „Ich soll dir liebe Grüße von Silke ausrichten! Sie hofft, dass du bald wieder da bist!", tönt es aus der Küche und ich ringe mir ein müdes Lächeln ab, weil meine Mutter nun doch zu mir gekommen ist und sich neben mich setzt. „Sie wünscht dir gute Besserung." „Danke", nuschle ich leise, weiche dem fragenden Blick meiner Mutter aus, die dann doch nachhakt: „Liebes, hast du mit Roman gesprochen?" Sofort verkrampft meine Gesichtsmuskulatur, das ist scheinbar Antwort genug. „Nun gut, aber was würdest du davon halten, wenn du mal duschen gehst? Allmählich wird es Zeit." Sie wirft mir einen entschuldigenden Blick zu, aber ich weiß, was sie meint. Sowohl meine Klamotten, als auch mein Körper brauchen eine Grundreinigung. Stöhnend setze ich mich auf, ich weiß, dass sie erst aufhört damit zu nerven, wenn ich blumig duftend aus der Dusche komme. Da kann ich auch gleich nachgeben. Vielleicht fühle ich mich danach weniger elend? Einen Versuch ist es wert.
Schwerfällig erhebe ich mich und schlurfe die Treppen hoch in mein Badezimmer. Dort landen meine Sachen in der Schmutzwäsche und ich gönne mir eine ausgiebige Dusche. Tatsächlich entspannt das warme Wasser nicht nur meine Muskulatur, es scheint, als würde etwas von der emotionalen Last mit in den Abfluss gespült, was mich erleichtert. Danach föhne ich meine Haare, ziehe mir frische Gammelklamotten an und gehe wieder nach unten. Mein Vater müsste auch wieder zurück sein, was bedeuten würde, dass wir uns jetzt die versprochene Gehirntumor-OP ansehen können. In der Küche begegne ich Lilly und Victor, die seit meinem Zusammenbruch verdächtig oft hier sind. „Bella, gut siehst du aus!", behauptet mein Bruder, gibt mir einen Kuss auf die Wange und umarmt mich, Lilly lächelt und gießt Teewasser in mehrere Becher. „Magst du auch einen?", richtet sie das Wort an mich, ich nicke nur. Auf Victors lächerliche Aussage gehe ich nicht weiter ein. Vielleicht wirke ich nicht mehr wie der Tod auf Latschen, gut sehe ich aber ganz bestimmt nicht aus.
„Papa meinte, wir könnten die OP zusammen ansehen", erklärt Victor seine Anwesenheit, misstrauisch beäuge ich Lilly, die grinst und meint: „Ach so einen Gehirntumor lass ich mir doch nicht entgehen!" Als ob. Das sind ja ganz neue Töne. Die Kinderärztin, die eine ausgesprochene Abneigung gegen die Schnippelwut ihrer restlichen Familie entwickelt hat, setzt sich abends freiwillig vor die Glotze und zieht sich rein, wie andere in einem Gehirn rumschneiden? Ist klar.
Während wir gemeinsam ins Wohnzimmer gehen, will sie verschwörerisch wissen: „Hat er sich gemeldet?" Mein Kopfschütteln muss als Antwort reichen. Überrascht stellt sie die Tassen ab und zieht die Augenbrauen hoch. „Wirklich nicht?" Wieso fragen das heute alle? „Nein", maule ich genervt, wende mich von ihr ab. „Komisch", murmelt sie und sieht auf die Uhr. Sie benimmt sich merkwürdig, anders kann ich das nicht nennen.
Irgendwann sitzt die gesamte Familie Mahler versammelt vorm Fernseher und gibt sich die Aufzeichnung der OP. Natürlich entbrennen sofort Diskussionen über jede noch so nichtige Kleinigkeit, aber auch das gehört dazu. Ich lache mich innerlich fast schlapp, weil Lilly sich echt bemüht ihre Abneigung zu verstecken, aber kläglich scheitert und die ganze Zeit dezent grün um die Nase wirkt. Von wegen, sie sei so erpicht auf den Gehirntumor. Sie wollte nur wissen, wie ich mich so mache. Ob es endlich wieder bergauf geht. Trotzdem hält sie tapfer durch. Das Klingeln des Telefons wird von uns allen ignoriert – wir wollen nicht gestört werden. Meine Mutter serviert zwischendurch das Abendessen, von dem ich auch ein paar Happen zu mir nehme. Immerhin, denkt sie sich wahrscheinlich. Als der Bildschirm wieder schwarz wird, erörtern mein Vater und mein Bruder noch irgendwelche Details, während Lilly tief durchatmet und sich einen Whiskey einschenkt und seufzt: „Gott, war das furchtbar." Darüber schmunzle ich dann doch. Sie ist so ein Weichei.
Unsere Mom hat die Füße hochgelegt und blättert in einer Fachzeitschrift, zitiert gerade irgendeinen Kollegen, der auf dem Gebiet der Neurochirurgie arbeitet. Kurz muss ich an Lukas aus der Schweiz denken. Der stochert auch täglich in Hirnen herum. Muss man wohl mögen, meins wäre es nicht. Trotz der Faszination an diesem Fachgebiet.
„Hast du Bella eigentlich schon erzählt, dass Doktor Miller nächstes Jahr bei uns sein wird?", unterbricht meine Mutter nun die fast schon hitzig wirkende Unterhaltung ihres Mannes mit ihrem Sohn. Beide schütteln den Kopf, ich bin neugierig geworden. Miller ist ein ziemlicher Allerweltsname im englischsprachigen Raum, aber es gibt einen Doktor Miller, der mich nicht vollkommen kalt lassen würde. Er gehört zu den begabtesten Unfallchirurgen, die Großbritannien in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Bei einem wie ihm zu lernen, wäre mein Traum. „Oscar Miller?", will ich wissen und mein Vater beginnt zu lächeln. „Na also, da ist das Glitzern in deinen Augen, was ich so lange vermisst habe", brummt er und fügt hinzu: „Ja, genau der. Wir haben ihn davon überzeugen können, sich unserer Abteilung anzuschließen und sie weiter auszubauen. Er wird die Ausbildung in dem Bereich von Doktor Schönherr übernehmen. Der hatte ja eh eine Lust mehr. Frischer Wind wird uns guttun." Wenn auch nur kurz, aber mein Liebeskummer ist für einen Augenblick wie weggeblasen und ich richte mich in meinem Sofakissen auf. „Er leitet dann die Weiterbildung in der Unfallchirurgie? DER Oscar Miller?" „Genau der, Liebes", bestätigt meine Mutter und schlägt die Beine übereinander, „Interesse?" Was ist das für eine Frage?! Sicher! Der Kerl ist mein Idol – wenn man das so nennen kann. In keinster Weise beziehe ich das auf eine romantische oder erotische Ebene – aber der Mann ist eine Legende! „Darf ich?", hauche ich atemlos, Victor grinst übers ganze Gesicht und reckt den Daumen hoch. „Du stehst auf der Liste, Schwesterchen. Ist das keine Motivation fürs kommende Jahr?" „Geil!", rutscht es mir heraus, alle lachen. Selbst ich muss leise kichern. Wenn es auch nicht mein Herz wieder heilt, wenn ich auch noch immer todunglücklich bin wegen Roman – das ist dennoch ein Lichtblick. Privat gleicht mein Leben einem Scherbenhaufen, aber die Aussicht auf einen solchen Oberarzt erhellt sogar mein gekränktes Gemüt ein wenig. Jetzt erhalte ich doch noch die erstklassige Ausbildung, auf die ich bereit war zu verzichten, indem ich meine Residency in London abgelehnt hatte.
Vielleicht renkt sich sogar das mit Roman wieder ein? Wer weiß. Noch immer flackert dieser winzige Funken Hoffnung in meiner Brust und weigert sich zu verglühen. Vielleicht ist noch nicht alles verloren.
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Bella fasst neuen Mut, hat wieder ein kleines bisschen Hoffnung. So darf es gern weitergehen.
Vielleicht hilft es ihr, wenn sie wenigstens auf der Arbeit wieder Fuß fasst. Das gibt Selbstbewusstsein. Wenn sich dann das mit Roman noch regelt, ist alles wieder gut. Das wäre doch schön <3
Habt einen schönen Dienstag!
Knutscha,
eure Mercy <3
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