66.
Hey Sweeties, es geht weiter! Viel Spaß dabei! <3
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* Bella *
„Bella, komm endlich aus dem Bett raus!", fleht meine Mutter mich an, aber ich reagiere gar nicht erst. Trotz des Lichts, was sie absichtlich anmacht, um mich dazu zu bewegen aufzustehen und das erste Mal innerhalb von vier Tagen wenigstens wieder mit den anderen zu frühstücken. Stur bleibe ich liegen und ignoriere später auch das Frühstück, das sie mir hochbringt. Ich mache das nicht, um sie zu quälen – ich kann schlichtweg nicht anders. Nach meinem letzten Gespräch mit Lilly vor vier Tagen hatte ich mich endgültig im Bett verkrochen und stundenlang geheult. Mir war ein weiteres Mal bewusst geworden, dass mein Leben den Bach runtergegangen war und ohne Roman alles vollkommen sinnlos zu sein schien. Ich wollte so nicht leben. Ich will es noch immer nicht.
Mein Körper findet Essen abstoßend, mir wird übel, wenn ich doch versuche etwas zu mir zu nehmen, was eine Reiswaffel übersteigt. Ich kann mich nicht motivieren das Bett zu verlassen, geschweige denn zur Arbeit zu gehen. Geschlafen habe ich seit der Trennung auch immer nur in Etappen. Meist döse ich halb weg, schrecke wieder hoch und mein Gedankenkarussell starte von neuem. Alles in allem geht es mir richtig schlecht.
„Das ist kein Liebeskummer mehr! Das ist eine ausgewachsene Depression!", schimpft mein Vater erbost im Erdgeschoss, ich drücke mein Kissen auf die Ohren, um es nicht hören zu müssen. Dennoch dringt seine Stimme zu mir durch: „Das muss aufhören! Sie richtet sich noch zu Grunde! Sie muss was essen, wieder auf die Beine und an die frische Luft! Ich rede ja nicht mal von der Arbeit, aber so geht sie uns kaputt! Sie ist doch unser Kind!" Wenig später wird mir etwas unsanft die Bettdecke weggezogen, genauso wie das Kopfkissen und mein Vater steht vor mir. Ich erwarte den typischen strengen Blick, doch er schaut mich eher mitleidig an. So weit ist es schon. Mein eigener Vater hat Mitleid mit mir. „Isabella, bitte steh auf. Ich habe Waffeln gemacht. Bitte." Meine Augen schwirren fahrig zu ihm und dann wieder zur Decke. „Soll ich dir das Video von der Herztransplantation zeigen? Es war sehr spannend, bei der nächsten bist du dabei!" Wieso auch immer, aber diese Worte schaffen es endlich zu mir durchzudringen. Etwas, was nichts mit meinem Gefühlsleben zu tun hat, ist in der Lage mich abzulenken. „Die von dem kleinen Jungen?", frage ich, er nickt und ich setze mich mechanisch auf.
Meine Knochen schmerzen vom langen und vielen Liegen der letzten Tage, als ich ihm hinunter in die Küche folge, wo ein großer Berg Waffeln mit Vanillesoße und Früchten auf mich wartet. Alle anderen haben offensichtlich schon das Haus verlassen. Papa trägt den großen Teller ins Wohnzimmer und stellt ihn mit Geschirr für uns auf den Couchtisch. Dazu noch Kaffee und Besteck. Dann schaltet er den Fernseher an, verbindet ihn mit seinem Laptop und startet das Video der Transplantation. Dafür muss man schon gemacht sein – sich so etwas beim Essen anzusehen. Aber in meiner Familie ist das nicht ungewöhnlich und niemand stört sich daran. Und ich blicke nun gebannt auf den Bildschirm, schaufle Waffeln in mich hinein, während mein Vater kommentiert, was geschieht.
Ich bin schnell pappsatt, weil ich tagelang kaum etwas zu mir genommen habe. Doch die Faszination der OP bleibt, was mich daran hindert an Roman zu denken und schon wieder in Tränen auszubrechen. Bewusst weicht mein Vater mit keinem Wort vom Thema ab, fragt nicht nach meinem Befinden. Nicht aus Gefühlskälte. Er wird von Lilly und Mom wissen, dass ich entweder gar nicht antworte oder anfange zu weinen. Victor war hin und wieder bei mir gewesen, hatte mir erzählt, was er so erlebt hatte und tat viel, um mich auf andere Gedanken zu bringen. Dass ich dabei nur ins Leere starrend auf meinem Bett lag, versuchte er auszublenden. Wie eine Tote lag ich da, ließ mich von seinen Worten berieseln, ohne ihm zuzuhören. Innerlich habe ich mich tot gefühlt. Zum ersten Mal seit Tagen ist das anders.
Mehrere Stunden verbringen mein Paps und ich im Wohnzimmer und schauen das Video. Als es zu Ende ist, strafft er sein Kreuz, sieht zu mir herüber und lächelt leicht. „Wenn du irgendwann wieder so weit bist, wirst du noch viele solche Eingriffe erleben." Liebevoll streichelt er mir über die Wange und ich sehe ihn direkt an. „Ich werde mit Maximilian sprechen und ihm nahelegen sich eine andere Stelle zu suchen. Zeitnah. Großvater verdreht die Tatsachen, aber auch ihm habe ich klargemacht, dass er sich aus deinem Leben heraushalten soll. Den Rest kann ich leider nicht für dich klären, Prinzessin. Hab ein bisschen Mut und Vertrauen. Du kannst das schaffen." Solche Ansprachen sind rar. Solche Gesten. „Hast du noch mehr Aufzeichnungen?", entgegne ich schwach, er nickt und verspricht: „Heute Abend, wenn ich zurück bin, schauen wir uns noch etwas an. Wie wäre es mit einem Gehirntumor?" Es tut beinah weh, als ich versuche meine Mundwinkel zu heben, weshalb ich ein Nicken andeute und mich zurücklehne in die Sofakissen. „Gib dich nicht auf", raunt mir mein Vater zu, als er mir einen flüchtigen Abschiedskuss auf den Scheitel gibt und sich dann auf den Weg ins Krankenhaus macht.
Ich bleibe mit feuchten Augen zurück und bin nicht in der Lage seine Worte zu erwidern, auf das zu reagieren, was er mir zuvor eröffnet hat. Ich kann nicht. Denn das würde bedeuten, dass ich mich erneut der Realität zuwenden müsste. Der Realität in der Roman kein Teil mehr meines Lebens ist. Der Realität, die mich zu Tränen rührt, die mich quält. Die mich leiden lässt.
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Da sieht man mal, was Liebeskummer mit einem machen kann... :(
Aber Bellas Vater zeigt sich ausnahmsweise von seiner liebevollen Seite <3 Er kann also doch anders.
Wie findet ihrdie Entwicklung?
Habt ein schönes WE!
Knutscha,
eure Mercy <3
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