62.

Hey meine Lieben, können Bella und Roman das jetzt sofort klären? Können sie das überhaupt?

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* Bella *

Egal wie laut ich schluchze, wie oft ich noch an seine Tür klopfe – Roman macht nicht auf. Ich begreife nicht, was geschehen ist, was ihn so aufgewühlt hat, dass er sich von mir trennt. Es ist, als würde meine Welt in viele Einzelteile zerspringen, als würde man mir den Sinn des Lebens nehmen. Jede Hoffnung. Jede Lebensfreude. Meinen Stern am Horizont. Meine zweite Hälfte. Nie hatte ich ihn verlieren wollen, nie hatte ich uns ein solches Ende gewünscht. Ich hatte mir eine gemeinsame Zukunft mit ihm ausgemalt, keinen schmerzvollen Schlussstrich.

Nach einer Ewigkeit rappele ich mich ausgelaugt auf. Das teure Kleid schmutzig vom Staub, meine Schminke verwischt und verzerrt wie eine Horrormaske. Die Hände kalt vom Betonboden und ein tonnenschweres Herz, das zu verbluten scheint an dem Kummer, den Roman mit seiner Entscheidung gesät hat. Entkräftet lehne ich mich gegen die Tür, meine Hand liegt auf dem Holz und ich lasse meine Fingerspitzen langsam über die glatte Oberfläche streichen, schließe kurz die Augen, um die neuen Tränen zurückzudrängen. Ich kann nicht fassen, dass er meine Gefühle mit Füßen tritt, dass er das wirklich tut. Ich kann es einfach nicht glauben.

Aller Illusionen beraubt verlasse ich sein Grundstück, ziehe meine Schuhe aus und setze meinen Weg barfuß fort. Wie eine gebrochene Prinzessin aus einem traurigen Märchen muss ich auf die Menschen wirken, die mir begegnen, als ich mit leerem Blick durch Dortmund streife. Dass mein Kleid immer mehr verschmutzt, die Schleppe schließlich halb zerfetzt wird, ist mir gleich. Nach einem langen Marsch, dessen Dauer mir ebenso gleichgültig ist wie die Tatsache, dass meine Füße schmerzen, erreiche ich das Haus meiner Familie. Mit zittrigen Fingern schließe ich auf, schleppe mich ins Wohnzimmer und falle dann mit einem neu aufbrandenden Schluchzen auf die große Couch und vergrabe mein Gesicht in einem der Kissen. Verkrampft krümmt sich mein Körper, ich umklammere das Kissen und versuche meinen Schrei zu ersticken, der meine Kehle verlässt. Heiser, zerbrochen und leidend. Ich will das nicht. Ich will nicht an diesem Schmerz ersticken. Ich will mit Roman reden, will wissen, was ihn dazu gebracht hat. Und ich will, dass er mich zurücknimmt! Er soll mir zuhören!

Ich erschrecke beinah selbst über die Stille, die sich über den großen Raum legt, als ich verstumme, als ich die Lippen aufeinanderpresse und mich zwinge durchzuatmen. Umständlich setze ich mich auf, ziehe die Knie an und starre den Teppich vor mir an. Einen alten Perser in leuchtenden Farben. Wie lange ich dort hocke, ohne mich zu rühren, weiß ich nicht sicher. Schlussendlich fische ich mit klammen Fingern mein Handy aus meiner Tasche und wähle Romans Nummer. Unsere Freundschaft, unsere Liebesgeschichte darf so nicht enden. Das darf sie einfach nicht.

Es läutet etliche Male bis er endlich abhebt – das dachte ich zumindest, bis ich zusammenzucke, weil eine schrille Frauenstimme mich fragt: „Hier bei Roman, was gibt's?" Als würde man mir einen Eimer eiskalten Wassers über den Kopf schütten, erstarre ich. Gleichzeitig beginnt mein Herz so sehr zu rasen, dass ich fast nach Luft schnappen muss. Jacky. Das ist diese Ische, die damals bei ihm aufgetaucht ist – mit der er was hatte. Perplex stottere ich mit kratziger Stimme: „I-ich möchte bitte mit Roman sprechen." Sie lacht, dass mir fast die Trommelfelle platzen. Dann höre ich Roman im Hintergrund irgendetwas sagen, was ich nicht genau verstehe. Wieso lässt er sie an sein Telefon gehen? Was macht sie bei ihm? Alle schrecklichen Szenarien schießen mir durch den Kopf, ich schlage die Hand vor den Mund, als sie schnippisch erklärt: „Sorry, aber Roman kann jetzt nicht. Der muss sich noch erholen. Er ist ein bisschen aus der Übung, wenn du verstehst, was ich meine. Knick-Knack." Wieder kichert sie, ich gebe ein undefinierbares Geräusch von mir, als würde all die Luft aus meiner Lunge entweichen und bin wie erschlagen. Ehe ich mich sammeln kann, vernehme ich Romans tiefe Stimme: „Leg auf, Babe. Leg einfach auf!" „Okay!", flötet sie unbekümmert, „Er meldet sich dann irgendwann, ciao!" Dann wird die Verbindung gekappt und ich hocke wie angeschossen auf dem Sofa, drohe einfach auf den Boden zu fallen, weil ich jegliche Kontrolle über meinen Körper zu verlieren scheine.

Für mich selbst unerwartet öffnet sich mein Mund und ich beginne zu schreien. Laut, durchdringend und markerschütternd. Es gibt nichts anderes, was ich tun kann, um dieses Gefühl zu ertragen, was sich in mein Herz frisst, was es zu zerfetzen droht. Zorn vermischt mit Trauer ist eine kaum zu ertragende Mixtur, die mich zu Boden wirft.

Ich liebe dich, denke ich am Boden zerstört, mein Herz wird unendlich schwer. Ihm nicht sagen zu können, nicht sagen zu dürfen, was ich empfinde, zerreißt mich fast. Ich hatte es dir sagen wollen. Ich hatte dir sagen wollen, dass ich mir trotz allem sicher bin. Dass ich mir schon all die Zeit sicher war. Ich wollte dir sagen, dass ich mir sicher bin, dass ich dich liebe. Dass es für mich nur uns beide gemeinsam als Zukunft gibt.

Doch du gibst uns auf, springst mit der Nächstbesten ins Bett und wirfst alles weg, was wir hatten. Wirfst alles weg, was wir noch hätten werden können.

Weinend rolle ich mich auf dem Teppich zusammen, noch immer in meinem langen Abendkleid und lasse mich vom Liebeskummer überrollen, in Beschlag nehmen. Alles, was für mich noch von Bedeutung gewesen war, verliert seine Wertung, sein Gewicht. Zurück bleibt nur der Schmerz in mir, der alles lahmlegt und mich an nichts anderes mehr denken lässt, als an die Tatsache, dass ich so nicht leben will. Dass ich Roman liebe und die Hoffnung nicht aufgeben will, dass er tief in seinem Herzen dasselbe empfindet. Ich will nicht aufhören zu hoffen, dass wir es doch noch schaffen werden. Ich weiß aber nicht, ob es sich noch lohnt zu hoffen.

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Versöhnung sieht anders aus...

Und was soll das bitte, dass Roman sich mit Jacky vergnügt? Geht's denn noch klischeehafter?

Kann man diese Vertrauensbrüche noch kitten? Will Bella jetzt überhaupt noch kämpfen um Roman?

Würde ich sehr freuen, eure Meinungen hier zu lesen :)

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende!

Knutscha,

eure Mercy <3

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