55.
Hallöle meine Lieben, ich präsentiere ein neues Pitel! Viel Spaß!❤
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* Roman *
"Geht's? Lass mich mal sehen!", bitte ich Bella, nachdem wir uns beide etwas beruhigt und den ersten großen Schrecken verdaut haben. Sie zögert, schüttelt dann den Kopf. "Es geht schon, ich will es nur ein bisschen sauber machen", erklärt sie, öffnet die Beifahrertür und humpelt zum Kofferraum, aus dem sie eine Flasche Wasser nimmt und dann umständlich ihr Knie abwäscht. Dass dabei ihr Hosenbein komplett getränkt wird, brauche ich nicht zu erwähnen. Ihr Gesichtsausdruck ist die Krönung. So verkniffen, um mir bloß nicht zu zeigen, wie weh das tut. Und so was ist Ärztin. Unfassbar, die Frau.
"Nun lass mir dir doch helfen!", seufze ich, als sie bei ihrem Versuch fast umkippt, weil sie auf einem Bein hopst und das Gleichgewicht verliert. Ein Lachen verkneife ich mir in diesem Augenblick, das würde Bella momentan falsch auffassen und auf das Gezicke habe ich keine Lust. Außerdem scheint ihr Knie wirklich zu schmerzen, das ist kein Anlass zum Kichern. Isabella entfährt ein Fluch, dann plumpst sie auf die Kofferaumkante und stöhnt entnervt: "Ey sechs Jahre Studium und ich kann mich nicht mal selbst verarzten? Ich bin die schlechteste Ärztin der Welt!" Grinsend gehe ich vor ihr in die Hocke, lege ihr Bein über mein Knie und säubere dann bestmöglich die Wunde. Beim Desinfektionsmittel beißt sie tapfer die Zähne zusammen und beim Verband anlegen bekomme ich ununterbrochen Tipps, wie ich es besser machen kann. Sie kann nicht aus ihrer Haut, kein Problem. "Ich befürchte, wir müssen einen Abstecher im Krankenhaus machen", murmelt sie müde. "Tut es so sehr weh?", frage ich besorgt, sie verneint. "Ich brauche 'ne Tetanusauffrischung." Das ergibt Sinn. "Na dann fahren wir dahin", stimme ich zu und helfe ihr wieder ins Auto. Auch wenn sie behauptet, dass es nicht so schlimm wäre, ihr Knie ist geschwollen und sieht nicht so richtig toll aus. Vielleicht kann sich das ja noch ein Arzt ansehen, wenn wir da jetzt sowieso hinmüssen.
So endet unser Auflug schlussendlich in der Notaufnahme. Sehr schade, aber Bellas Gesundheit ist mir wichtiger als alles andere. Deshalb störe ich mich auch nicht daran, dass die Schwestern am Empfang albern tuscheln, als ich mit Bella dort auftauche. Sie lehnt nun müde an meiner Schulter und wartet darauf, dass sie endlich ihre Spritze bekommt. Ich konnte die Damen an der Anmeldung davon überzeugen, dass bald ein Arzt noch einen Blick auf ihr Knie wirft, weil ich mir Sorgen mache - sie kann kaum noch auftreten.
"Für Mahler bitte!", tönt es endlich in den Wartebereich und Bella erhebt sich mit zerknautschtem Gesicht. Ich stütze sie ein wenig beim Gehen, weil sie sonst hüpfen müsste, da ihr Knie ihr mittlerweile sehr zu schaffen macht.
Der Arzt, der sie in Empfang nimmt, ist vermutlich ungefähr so alt wie sie selbst - also ein Assistenzarzt in der Weiterbildung. Ich zwinge mich meine Vorurteile zurückzudrängen, sie werden sich hier bestimmt gut um meine Bella kümmern, auch wenn der Kerl noch kein Professor ist. Er stellt sich als Doktor Meier vor und schüttelt uns jeweils die Hand. So wie er guckt, hat er mich erkannt, kommentiert es aber nicht. Stattdessen widmet er sich sofort Bellas Anamnese, sobald wir im Behandlungsraum angekommen sind und geklärt ist, dass es für Bella okay ist, wenn ich dabei bleibe.
"Sie sind vor Wildschweinen weggelaufen und dabei gestürzt?", wiederholt er jetzt skeptisch und scheint zu überlegen, ob er auch noch einen Drogentest anordnen soll. Isabella nickt und schmunzelt. "Ich weiß, wie bescheuert das klingt. Aber das Toxscreening können Sie sich getrost sparen. Ich hab nix genommen. Es ist wirklich passiert", lächelt sie, er lächelt leicht und gibt etwas weniger angespannt zurück: "Ich vergaß, Sie sind ja vom Fach. Welcher Schwerpunkt, wenn ich fragen darf?" "Chirurgie, hoffentlich wird's die Unfallchirurgie", grinst Bella jetzt glücklich, das Geplänkel über die verschiedenen Fachbereiche bekomme ich nur halb mit, es ist irgendwie immer das gleiche und der Kerl ist ungefährlich. Ich warte also, surfe ein bisschen im Netz.
Zur Sicherheit wird Bellas Knie in dieser Nacht noch geröntgt - zum Glück gibt es danach Entwarnung. Sie scheint sich zwar eine Prellung zugezogen zu haben, aber keine Fraktur und die Bänder scheinen ebenfalls alle heile geblieben zu sein. Erleichterung macht sich in ihrem Gesicht breit und auch ich bin zufrieden, dass nichts weiter passiert ist. Wenn Prellungen auch fieser weh tun als manche Frakturen, aber sie vergehen deutlich schneller.
"Man kommt sich ja schon derbe blöd mit den Dingern vor!", jammert Bella neben mir, als sie auf Krücken zurück zum Auto humpelt. Mittlerweile ist es vier Uhr in der Früh. So spät nachts ticken die Uhren anders in Kliniken und alles dauert etwas länger. Ich weiß das von Bella, die sich da auskennt. Dementsprechend übermüdet schlurfe ich ebenfalls zum Wagen und reibe mir die Augen. "Na Doktor Meier war ja einfach auch sehr besorgt um dein Knie." Diesen Seitenhieb kann ich mir nicht verkneifen, weil der liebe Herr Doktor sich doch sehr ins Zeug gelegt hat, um Bella zu beeindrucken. Wie der mit Fachbegriffen um sich geworfen hat und mit schrägen Stories, da wurde mir ja ganz anders. Ich hatte mich nämlich getäuscht. Der hatte keineswegs Hemmungen meine Freundin anzuflirten, sobald ich mal nicht hundertprozentig aufgepasst habe.
Neckisch entgegnet Bella: "Nimm's bitte mit Humor. Ich will keinen Herrn Doktor Meier an meiner Seite, sondern einen gewissen Herrn Roman Bürki. Ich hab gehört, der soll ein richtig guter Torwart sein und verdammte küssen kann der angeblich auch!" Wir sind am Auto angekommen, sie schaut zu mir hoch und klimpert treuherzig mit den Wimpern. "Ob das wohl stimmt?", zieht die mich auf, ich schmunzle und schlinge meine Arme um sie und gebe ihr einen langen Kuss. Das besänftigt mein eifersüchtiges Herz allmählich und bringt mich zurück auf den Boden der Tatsachen. Ins Hier und Jetzt. Und in diesem Jetzt bin ich derjenige, dem sie ihre Aufmerksamkeit schenkt und den sie mit diesem Funkeln in den Augen ansieht. Dieses Glimmen vor Güte und Zuneigung. Das gewährt sie nur mir.
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Knie zum Glück nicht schlimm kaputt, das wäre ja wirklich doof gewesen.
Ich hasse Krankenhäuser übrigens... Notaufnahmen sind die Hölle... Habt ihr da auch schon Erfahrungen machen müssen?
Wie hat euch das Pitel denn gefallen? Ich lasse mich momentan von kleinen Eingebungen leiten und tippe die Kapitel dementsprechend. Ich hoffe, sie gefallen euch.
Mir stehen noch drei harte Arbeitstage bevor - viele Stunden im OP und kurze Nächte. Habt eine tolle Restwoche und bleibt gesund bei dem eisig kalten Wetter da draußen!
Knutscha,
eure Mercy ❤
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