47.

Hallu Herzis, da ich noch unterwegs war, kommt das neue Kapitel jetzt! Viel Spaß! <3

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* Roman *

Innerlich schreie ich noch immer, seit einer gefühlten Ewigkeit. Wieso genau haben wir uns jetzt eigentlich so angeschnauzt? Ich wollte doch eigentlich auf was anderes hinaus und plötzlich führte eins zum anderen und am Ende haben wir uns gegenseitig beleidigt und angepöbelt. Wow. Das war nicht schön. Erst habe ich Bella nach Hause schicken wollen, weil sie mir mit ihrer Art dermaßen auf den Sack ging – jetzt bin ich zwar noch sauer, aber trotzdem froh, dass ich es nicht getan habe. Wenigstens habe ich sie so im Auge. So richtig begeistert bin ich nicht, dass dieser Surferboy an ihr rumbaggert. Er macht es subtil, ihr scheint es gar nicht aufzufallen. Als Daniel mir verrät, dass der Typ Neurochirurg ist, habe ich fast angefangen zu brechen. Entschuldigung? Sind wir hier bei Grey's Anatomy oder was? Schlimm genug, dass ich die Serie kenne – das habe ich auch Isabella zu verdanken.

Angespannt beobachte ich, wie Bella an ihrem Drink nippt, dabei den Kerl nicht aus den Augen lässt und immer wieder über das, was er von sich gibt, lacht. Was soll denn da so lustig sein? Der ist Arzt, angeblich sind das eh alles Langweiler. Ändert sie jetzt etwa ihre Meinung? Ja, ich hab mich affig aufgeführt und mein Spruch war nicht nett, aber ich war wütend. Weil sie es gleich wieder als Angriff auf sie persönlich gewertet hat. Ich wollte doch bloß den Rummel um meine Person vermeiden. Vielleicht hätte ich das mit dem billigen Flittchen weglassen sollen. Dann würde sie wahrscheinlich wenigstens wieder mit mir sprechen.

Einige der Gäste, darunter auch Bella und der Super-Chirurg scharen sich jetzt um den großen Fernseher und haben mit einem Trinkspiel begonnen. Es läuft Sissi – und jedes Mal, wenn das Wort „Majestät" fällt, müssen alle einen Kurzen trinken. Kritisch beäuge ich meine Freundin, wie sie sich betrinkt. Und das in kürzester Zeit. Das ist bei diesen Spielregeln aber auch wirklich kein Wunder. Gefühlt alle paar Sekunden schwafelt irgendwer in dem Film „Eure Majestät". Das kann ja heiter werden. Natürlich finden alle Beteiligten das äußerst komisch, ich rate Daniel schon mal die Eimer parat zu halten – falls gleich der Erste kotzen muss. Dass Bella sich schon bald an Lukas, so heißt der Neurochirurg, festhalten muss, nehme ich besorgt wahr. Wenn sie so weitermacht, kann sie gleich nicht mehr stehen oder laufen. Klasse.

Nach einer Dreiviertelstunde hängt Bella erschöpft auf einem Sessel, lässt sich von dem Blödmann immer noch volllabern und ich habe genug. Sie muss nun wirklich keine Alkoholvergiftung davontragen. Entschlossen raffe ich mich auf, werde meine blonden Anhängsel los, die mir bis jetzt auf Schritt und Tritt gefolgt sind und versucht haben meine Aufmerksamkeit zu erwecken. Ohne Lukas zu beachten, hocke ich mich neben Bella und greife nach ihrer Hand. „Wir sollten langsam gehen, Püppi." Wie sie da so müde und mit glasigen Augen gegen die Müdigkeit ankämpft, tut mir unser Streit noch mehr leid – dieser Abend hatte anders laufen sollen. „Nein! Geh weg! Ich will nicht nach Hause! Nicht mit dir! Du warst gemein!", lallt sie undeutlich, klingt weinerlich dabei und Lukas schiebt argwöhnisch die Augenbrauen zusammen. „Lässt du sie bitte los, sie möchte nicht mitkommen", erklärt er mir weltmännisch und ich erhebe mich, fixiere ihn streng. „Ach und du weißt, was sie will, ja?", frage ich schnarrend und merke, wie ich schon wieder sauer werde. Der Idiot soll ja seine Finger von ihr lassen! Überheblich gibt er zurück: „Das merkt man doch!" Unbeirrt schiebe ich ihn trotzdem beiseite, weil mir das Gelaber zu viel wird. „Bella, komm jetzt!", fordere ich sie erneut auf, sie jammert, beschwert sich, steht aber auf. Zumindest kann ich sie hochziehen, alleine bekommt sie das nämlich nicht mehr hin.

„Du bist blöd! Lass mich!", meckert sie wieder, ich rolle mit den Augen und schlinge meinen Arm um ihre Taille, stütze sie und leite sie so durch den Raum in den Flur. Begleitet von skeptischen Blicken der anderen Gäste, die wohl überlegen, ob ich sie tatsächlich gegen ihren Willen mitnehme. „Rufst du uns ein Taxi?", bitte ich Daniel, der nur nickt und sein Handy zückt. „Sissi endet jedes Mal so. Bella hat bestimmt nur mitgemacht, weil ihr euch gestritten habt!", belehrt er mich, ich ziehe eine Grimasse. Da spüre ich nur noch, wie Bella mir entgleitet, panisch blicke ich nach rechts, packe geistesgegenwärtig zu und bewahre sie gerade noch rechtzeitig davor auf dem Boden aufzuschlagen. „Boah, kann ich jetzt fliegen?", nuschelt sie, grinst verschwommen und ich schüttle den Kopf, hieve sie wieder auf die Beine und bugsiere sie weiter in Richtung Haustür. „Dauert noch einen Moment, vielleicht wartet ihr draußen aufs Taxi?", schlägt Daniel vor, ich nicke nur, da Bella schon wieder gefährlich schwankt und mir die volle Konzentration abverlangt, damit sie nicht wieder hinfällt. Wir wollen ja nicht ihr hübsches Gesicht ruinieren.

Um sicherzugehen, dass sie sich nicht verletzt, setze ich sie auf der letzten Treppenstufe vor Daniels Haus ab und sinke neben sie. Unfreiwillig rutscht sie an meine Schulter und mault: „Du bist ein totaler Arsch! Ein Knackarsch, aber ein blöder Arsch!" Sanft streichle ich ihr über den Rücken und sehe sie an. „Es tut mir leid, ich war wirklich ein Arsch", gebe ich zu, sie starrt mich mit leicht geöffnetem Mund an, ich kann ihr ansehen, dass sie nachdenkt. „Ein verlogener Arsch. Hast du jetzt mit mir Schluss gemacht vorhin?" „Wie bitte?", stutze ich verwundert und schüttle dann vehement den Kopf, „Nein!" „Aber keine soll wissen, dass du mich datest? Wieso? Das ist kacke!", ningelt sie wieder und fuchtelt wirr mit ihren Händen vor meiner Nase herum. Schnaufend schnappe ich mir ihre Handgelenke, bei ihrem Pegel verpasst sie mir aus Versehen noch eine. „Ist ja gut, ich hätte das mit dir besprechen sollen! Sorry! Aber wieso sollte ich Schluss machen?", unterbreche ich sie, doch sie entgegnet bestimmt: „Du hast mich als das allerbilligste Flittchen bezeichnet! Was stimmt nicht mit dir?" Schade, ich hatte gehofft, sie hätte diesen verbalen Ausrutscher vergessen – oder sich diese Synapsen doch weggesoffen. Zerknirscht bitte ich sie: „Könntest du das bitte morgen früh vergessen haben? Das war richtig scheiße von mir, entschuldige!" „Das werde ich nicht löschen! Ich bin keine dahergelaufene Ische, die du so behandeln kannst!", motzt sie mich nun erstaunlich klar an, ehe ich reagieren kann, schlägt sie sich die Hand vor den Mund und ihre Augen weiten sich erschrocken. „A-alles klar?", hake ich vorsichtig nach, sie deutet ein Kopfschütteln an und sucht panisch mit flirrenden Augenlidern die Umgebung ab. Endlich checke ich, was los ist und helfe ihr auf, hebe sie kurzerhand hoch und klingle Sturm. Wie durch ein Wunder öffnet Daniel sehr schnell wieder dir Tür.

„Was denn jetzt?", fragt er verdutzt, ich schiebe mich an ihm vorbei und stolpere mit Bella ins Bad, die es offenbar in letzter Sekunde zum Klo schafft und den Wodka wieder loswird, den sie vorhin fleißig gebechert hat.

„Uh, eklig", murmelt Daniel, der die Tür hinter uns zugemacht hat und nun ein sauberes Handtuch aus dem Schrank nimm, es unters kalte Wasser hält und mir dann reicht. Die Geräusche, die Bella von sich gibt sind wirklich nicht schön. Als würde sich ihr Innerstes nach außen stülpen oder so ähnlich. Richtig widerlich. Trotzdem halte ich ihre Haare, damit die nicht garniert werden, drücke ihr das kalte Handtuch in den Nacken, als sie schließlich leise stöhnend die Spülung drückt und gegen die Fliesen sinkt. Die Sauferei sollte sie irgendwann mal lassen. Wird man ja jedes Mal auch nur dümmer von.

Es klingelt. „Das ist bestimmt eure Taxe", meint Daniel und geht zur Tür. „Sag ihm, er soll kurz warten, Ich zahl das auch! Bella braucht noch einen Moment!", rufe ich ihm hinterher, kniee vor Bella und stütze ihren Kopf, der ihr immer wieder kraftlos auf die Brust sinkt. „Ach Püppi, lass uns nach Hause gehen, okay?" Müde schlägt sie die Augen auf, versucht mich direkt anzusehen, was ihr schwerzufallen scheint und murmelt: „Nenn mich nie wieder Flittchen, sonst wird ich echt sauer!" „Versprochen", lächle ich, fische einen Kaugummi aus meiner Hosentasche, den sie dankbar annimmt. Mit Hilfe steht sie kurz darauf wieder auf eigenen Beinen und tapst an mich gepresst langsam zum Taxi. Der Typ steht an seinen Wagen gelehnt und raucht.

„Die kotzt mir aber nicht ins Auto?", will er wissen, ich schüttle den Kopf und verspreche es ihm. Obwohl Bella offensichtlich sternhagelvoll ist, nimmt er uns mit und bringt uns sicher zum Haus meiner Eltern. Ich zahle und gebe ihm ein dickes Trinkgeld. Er hätte uns auch stehenlassen können.

Wie in Zeitlupe schleicht Bella neben mir die Einfahrt hinauf und ihre Hand an meiner verkrampft immer wieder. So leise wie möglich schließe ich auf, ich will meine Eltern nicht wecken. Leider übersieht Bella die Schuhe, die mitten im Flur liegen, stolpert und plumpst mit einem Heidenlärm zu Boden, weil sie den Hutständer mit sich reißt. Nur mit Mühe kann ich ein Lachen unterdrücken, weil das einfach zu drollig aussah. Prustend beuge ich mich zu ihr hinunter.

„Aua", kommt es von ihr, dabei betastet sie ihr Handgelenk. „Hast du dir wehgetan?", kriege ich irgendwie zustande, obwohl ich immer noch lachen muss. „Hör auf zu lachen! Das hat voll wehgetan!", wimmert sie jetzt, inmitten der Jacken und Hüte meines Vaters. „Ach Bella, mein kleiner Pechvogel", schmunzle ich, reiche ihr die Hand und ziehe sie in eine Umarmung, drücke sie eng an mich, was sie nur unter Protest zulässt. „Was machst du denn für Sachen?", murmle ich, gebe ihr einen liebevollen Kuss auf die Stirn und sehe sie dann lange an.

In ihren wunderschönen grünblauen Augen schimmern Tränen. „Wo tut's weh?", wiederhole ich meine Frage, sie greift sich ans Brustbein und jammert: „Hier! Tu das nie wieder! Ich will kein gebrochenes Herz! Bitte!" Perplex höre ich, was sie da von sich gibt, und schließe meine Arme dann erneut um sie, um mein eigenes Zittern zu unterdrücken. Jetzt merke ich erst, wie weich meine Knie geworden sind, wie sehr mein Herz sich aufregt, wenn sie mit schmerzerfüllter Stimme an mein Gewissen, an meine Gefühle appelliert. Kurz muss ich mich selbst sammeln, dann raune ich ihr ins Ohr: „Ich will dein Herz nicht brechen. Niemals."

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Hätte Roman doch einfach mal gesagt, was er eigentlich will...

Nun zicken sie sich immerhin nicht mehr an - das ist ein Fortschritt, aber noch keine Versöhnung. Hoffentlich kommt die noch. Was vermutet ihr?

Ich hoffe, ihr habt Weihnachten alle gut überstanden, ohne Streiterei, dafür mit gutem Essen, schönen Geschenken und eurer Familie <3

Knutscha,

eure Mercy <3

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