46.
Hallöle meine Lieben, bevor der Weihnachtswahnsinn so richtig losgeht, gibt's noch ein neues Kapitel. Ich hatte überlegt, ob ich es erst nach den Feiertagen hochlade... Naja, lest selbst! <3
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* Bella *
Nach meinem Kitschanfall haben wir nicht viel geredet, wir lagen stumm in der Sonne, aneinander geschmiegt und haben die Zeit vorüberziehen lassen, ohne uns zu kümmern, wie spät es ist. Mit ihm die Zeit zu vertrödeln ist schön. Es gibt wenige Menschen, mit denen man auch zufrieden ist, ohne dass irgendetwas drumherum passiert. Roman ist für mich ein solcher Mensch. Dieses wärmende, diesige Gefühl, was sich in mir ausbreitet, wenn er bei mir ist, ist in dieser Intensität neu. Es taucht alles in eine Art Schleier, der es mir erschwert mich zu konzentrieren. Dann pulsiert mein eigener Herzschlag in meinen Ohren, meine Finger kribbeln, wenn er mich berührt und ich kann kaum atmen, wenn er mich in seine Arme schließt, mich küsst. So stark wurde ich noch nie von irgendwem in seinen Bann gezogen.
Kurz schüttle ich mich, als ich bemerke, dass Roman mich etwas gefragt hat – ich war in Gedanken versunken. „Wie bitte?" Lächelnd sieht er mich an, zieht eine Augenbraue hoch. „Träumst du?", neckt er mich, ich grinse und meine: „Nein, ich hab nur nachgedacht. Was ist?" Wir sitzen mittlerweile im Taxi und sind auf dem Weg zu der Adresse, die Daniel uns genannt hat. „Ich wollte nur wissen, ob du was Bestimmtes vorhast heute Abend?" Planlos runzle ich die Stirn. Was genau möchte er von mir? „Was soll das jetzt bitte heißen?" „Na dein Ausschnitt ist heute sehr gewagt, muss ich mir Sorgen machen?", kommt als Antwort und ich funkle ihn herausfordernd an. „Machst du dir denn Sorgen?" Er wirkt verunsichert, zuckt schließlich mit den Schultern. Was soll denn diese Reaktion? „Roman, was ist denn?", hake ich nach, er bläst die Backen auf und nuschelt: „Wie genau stellst du dir das heute vor? Gehen wir da als Paar hin oder als Freunde?" Irritiert vernehme ich seine Worte und entgegne schließlich etwas zickig: „Ja wie der werte Herr das wünscht, nicht wahr?" „Jetzt pamp' mich doch nicht gleich an, es war nur eine Frage!", brummt Roman beleidigt, allerdings bin ich mittlerweile angesäuert und schmolle. Alleine die Tatsache, dass er das fragt, zeigt mir, dass er noch nicht so weit ist, zu unserer Beziehung zu stehen. Was mich unfassbar enttäuscht. Sicher, ich war damals diejenige, die ihn vor den Kopf gestoßen hat, doch er hat mir verziehen – wieso jetzt diese Zurückhaltung? „Bin ich dir peinlich, oder was?", fauche ich nun so laut, dass Marco, der vor uns sitzt, sich neugierig umdreht. „Dreh dich um!", zische ich ihm zu, was er mit einer Grimasse auch tut. „Nein, natürlich nicht! Aber so hängen dir die Kerle doch gleich im Dekolleté, wenn du da so auftauchst!" Jetzt klingt er giftig und ich halte kurz die Luft an, ehe ich ihn warne: „Was soll denn der Scheiß jetzt? Spinnst du eigentlich? Wenn dir was an meinem Outfit nicht passt, hättest du das vorhin sagen sollen! Und wenn der Herr heute einen auf Single machen möchte – bitteschön! Dann feier halt ohne mich! Ich kann auch wieder zurückfahren, kein Problem!" Mahnend legt er den Zeigefinger auf meine Lippen, um mich zum Schweigen zu bringen, was mich fast explodieren lässt. Wütend fixiere ich ihn, was fällt ihm eigentlich ein?
Dass just in diesem Moment das Taxi hält, passt uns sehr gut in den Kram. Zornig klettere ich hinter Roman aus dem Wagen und stemme die Hände in die Hüften, er drückt dem Fahrer Geld in die Hand und erklärt mir dann eiskalt: „Dann bitte – viel Spaß bei der Party. Wir gehen da nicht als Paar hin. Wenn du mir die Wahl lässt, machen wir es jetzt so!" Fassungslos schnappe ich nach Luft, wie ein Fisch auf dem Trockenen mache ich meinen Mund immer wieder auf und zu, ohne ein Wort rauszukriegen. Was nimmt der denn für Zeug? Er macht einen auf verliebt und bringt mich hierher, bringt mich dazu unnötig gefühlsduselig ihm gegenüber zu werden und dann benimmt er sich jetzt so?
„Was fällt dir ein?!", knurre ich böse, traktiere ihn mit einem derart stechenden Blick, dass es überrascht, dass Roman nicht sofort tot umfällt. Anstatt sich zu erklären, stolziert Roman neben seinem Bruder Richtung Einfahrt des Hauses, vor dem wir stehen. Ehe er klingelt, dreht er sich zu mir um und sagt wesentlich ruhiger: „Wir müssen es doch nicht gleich an die große Glocke hängen!" Mit verschränkten Arm meckere ich unbeherrscht: „Was sollen wir an die große Glocke hängen? Dass du ein Idiot bist? Ein heuchlerischer, verlogener und oberflächlicher Idiot? Ich denke, das kriegen die Leute auch alleine raus, ohne dass ich ihnen das verrate!" Perplex verharrt Roman in seiner Bewegung, sein Gesicht wirkt wie versteinert und er atmet mehrmals tief durch. Wahrscheinlich weil er mich sonst auf offener Straße angeschrien hätte. Ich bin gerade nicht sehr taktvoll, aber das hat er nicht anders verdient. Mein Herz pocht schnell, mir ist heiß und ich balle die Hände zu Fäusten als er ein paar Schritte auf mich zugeht und dann leise, aber sehr bestimmt antwortet: „Wag es nicht so mit mir zu reden, Bella. Nicht nach all dem, was war. Reiß dich zusammen. Und führ dich heute Abend ausnahmsweise mal nicht wie das allerbilligste Flittchen auf. Ich danke dir schon im Voraus." Einen solchen Stimmungswechsel hätte ich bei der vorher fast schon widerlichen Harmonie, die zwischen uns herrschte, niemals erwartet. Roman strahlt eine solche Eiseskälte mit seiner Stimme aus, dass es mich fröstelt. Dennoch will ich nicht einfach hinnehmen, was er sich erlaubt.
„Du kannst mich nicht ewig damit erpressen! Du willst nicht, dass irgendjemand weiß, dass ich nachts in deinem Bett liege? Dass du was von mir willst? Das juckt mich nicht! Reiß dir am besten noch so eine Escortschlampe auf und vögel die! Nenn mich noch einmal Flittchen und es setzt was! Blöder Penner!", schnauze ich ihn ungehalten an und dränge mich an ihm vorbei, weil sich exakt in diesem Moment die Tür öffnet und Daniel seine Gäste begrüßen will.
Mit vor Zorn kochendem Gemüt sage ich ihm nüchtern Hallo, folge ihm ins Haus und lasse mir einen Shot geben, damit ich nicht laut losschreie. Kurz hatte ich überlegt, ob ich einfach umdrehe und verschwinde, aber diesen Gefallen werde ich Roman nicht tun! Wenn er mich wie Dreck behandelt und plötzlich einen auf heimlich machen will, ohne das mit mir abzusprechen, muss er meine schlechte Laune aushalten. Außerdem würde es ja sonst wieder heißen – Isabella ist so unreif, sie haut immer nur ab, Roman verdient eine Bessere. Blablabla.
Als ich zufällig Romans Blick begegne, gleicht es einem stillen Kampf. Keiner von uns will zuerst wegsehen und die Anspannung ist fast spürbar. Wenn ich könnte, würde ich giftige Pfeile in seine Richtung abschießen. Sein Spruch am Ende war echt die Krönung! Wenn er kurz erklärt hätte, wieso er nicht offiziell machen möchte, dass wir ein Paar sind – kein Problem. Aber mir vorschreiben zu wollen, was und wie ich mich anziehe und mich zu beleidigen, da hört's dann einfach auf!
„Bella, alles klar bei dir?", fragt Daniel sanft, ich zucke zusammen, wende meinen Blick von Roman ab, der bereits jetzt mit einer aufgedonnerten Tussi redet. Wow, er kann so ein Arschgesicht sein. „Geht so", murre ich, nehme dankend den Cocktail, den er mir reicht. „Stress mit Römu?" Erraten, denke ich genervt. Schön, dass man mir das an der Nasenspitze ansieht. „Er ist manchmal so ein Trottel", rutscht es mir unfreiwillig heraus, Daniel lacht und meint: „Was ist passiert? Hat er den Macho raushängen lassen?" „Irgendwie schon. So kenn ich ihn gar nicht." Missmutig kippe ich einen großen Schluck meines Getränks hinunter und beobachte weiter Roman, der sich unbeirrt mit den Trullas da hinten unterhält. Was sollte seine Ansage vorhin? Will er mich schon wieder loswerden? Erst jetzt sickert in mein aufgebrachtes Gehirn, dass man seine Worte auch so deuten könnte. Dass er gerade mit mir Schluss gemacht hat. Was zum Henker?!
Fast verschlucke ich mich, muss mich mehrmals räuspern, was mir einen schiefen Blick von Daniel einbringt, der nicht von meiner Seite weicht. Ich brauche übrigens keinen Babysitter, aber egal. Nun endgültig ratlos stehe ich da und zermartere mir mein Hirn, wie es weitergehen soll. Hatten wir das nicht auf Ibiza schon? Es lief zwischen uns gut und dann kracht es und wir kommen gar nicht mehr klar? Soll das jetzt zur Regel werden? Wie nervig ist das denn bitte? Angefressen bemerke ich, wie die eine Uschi Roman am Arm berührt und so eindeutig mit ihm flirtet, dass mir fast die Galle hochkommt. Oder eben mein Cocktail. Wortlos gieße ich Wodka nach und achte nicht auf Daniels hochgezogene Augenbrauen. Ja, ich lege ein gutes Tempo vor, aber wenn ich sauer bin, dann ist das eben manchmal so! Dafür muss er mich jetzt nicht verurteilen!
„Mach langsam, Bella", bittet er mich jetzt, als ich das Glas mit einem Zug geleert habe und erneut zur Flasche greife. „Mach langsam. Komm mit, ich stell dir ein paar Leute vor." Und schon zieht er mich am Arm hinter sich her ins Wohnzimmer zu den anderen. Traurig blicke ich der Wodkaflasche nach, die sich immer weiter von mir entfernt. Jetzt nimmt man mir auch noch das.
Wenig später schüttle ich die Hände von irgendwelchen Menschen, deren Namen ich wie so oft nicht behalte. Aber sie sind ganz nett, tatsächlich. Daniel hat mich als eine alte Freundin vorgestellt, was ja sogar stimmt. Die belanglosen Gespräche lenken mich zwar ein bisschen ab, aber es lässt mir dennoch keine Ruhe, dass ich nun so gar nicht mehr weiß, wie Roman und ich zueinander stehen. Hach, was muss der auch so stur sein? Er ist das nämlich auch, nicht nur ich!
Am anderen Ende des Raumes steht Roman noch immer in Begleitung von mittlerweile drei aufgetakelten Mädels. Eine dünner als die andere und alle haben so lange Beine, dass ich ganz neidisch werde. Überfallsartig werde ich von bösartigen Selbstzweifeln heimgesucht, die sich mal wieder durch mein Hirn fressen und mir einreden, dass ich ein unförmiges Walross bin und Roman eine absolute Geschmacksverirrung hatte, als er Andeutungen machte, er würde sich für mich interessieren. Kurzzeitig nicht zurechnungsfähig oder so.
Mit zusammengepressten Lippen starre ich die vier an und kann mich nur schwer darauf konzentrieren, was der Kerl neben mir gerade erzählt. Bis er sagt: „Und du bist Ärztin, ja? Das ist ein richtig harter Job, ne? Was genau machst du so?" Irgendwie kriegt er mich damit, keine Ahnung wieso. Doch ich stelle meinen Blick scharf, mustere ihn kurz und antworte dann bemüht freundlich: „Ja schon, aber es macht auch viel Spaß. Ich will mich auf Chirurgie spezialisieren, vermutlich Unfallchirurgie. Und du?" Der blonde junge Mann mit den verboten grünen Augen schmunzelt und gesteht: „Das ist jetzt vielleicht ein bisschen plump, aber ich bin selbst Arzt." „Wie bitte?", pruste ich lachend, er beginnt breit zu grinsen und lässt seine strahlend weißen Zähne aufblitzen. So leid es mir tut, aber er sieht verdammt gut aus. Und dessen ist er sich bewusst. „Ja, ich bin in der Neurochirurgie zu Hause. Du bist also auch noch in der Weiterbildung?" Wieso auch immer, aber in einem solchen Moment tut es gut mit jemandem zu reden, zu dem ich bereits eine Verbindung habe, ohne mehr als einen Satz mit ihm gewechselt zu haben. Er kennt die Qualen dieses Berufs und tummelt sich in einer der anspruchsvollsten Abteilungen der Chirurgie, was mich automatisch ein bisschen beeindruckt. „Ich bin übrigens Lukas." Dabei reicht er mir lächelnd die Hand. Ein kräftiger Händedruck. Das strahlt Selbstbewusstsein aus. Schnell driften wir in unserem Gespräch in den Fachjargon ab und tauschen lustige Krankenhausgeschichten aus. Lukas schafft es innerhalb von Minuten mich davon abzubringen Roman weiter zu beobachten. Wozu auch, er kümmert sich j auch nicht um mich.
Von dem schnieken Neurochirurgen bekomme ich einen neuen Drink und werde weiter gut unterhalten. Daniel beäugt uns skeptisch, als ich schallend lache, was kann ich dafür, dass Lukas so witzig ist. Und seine Patienten sind mindestens so schräg wie meine. Dass ich aus einer Ärztefamilie stamme, hat ihn überhaupt nicht erstaunt – weil es bei ihm genauso ist. Excuse me, aber ist das mein Seelenverwandter? Es ist schon fast ein bisschen unheimlich wie gut ich mich mit dem Kerl verstehe. Dass ich dabei keinerlei Hintergedanken habe, muss ich nicht erwähnen oder? Er sieht zwar gut aus, scheint eine Menge Grips zu haben und findet meine Klinikstorys nicht eklig, aber von Ärzten lasse ich mittlerweile aus Prinzip die Finger. Davon mal abgesehen, dass ich es nicht einsehe mich als Single zu bezeichnen oder zu fühlen, solange Roman nicht wenigstens vernünftig Schluss gemacht hat. So, dass ich es auch verstehe!
Allerdings sollte er sich das gut überlegen – ob er mit mir Schluss macht. Denn dann bin ich echt beleidigt. Er hat mich billiges Flittchen genannt! Da bin ich dann aber nachtragend. Wenn er das durchzieht – dann bricht er mein Herz. Dann können wir das nicht mehr kitten. Dann war's das. Aber ich will gar nicht, dass es das war!
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Drama. boom. Die beiden können aber auch nie vernünftig miteinander reden oder?!
Was die Nettigkeiten betrifft, nehmen sich beide nix. Da braucht es Ruhe und einen klaren Kopf, um wieder zueinander zu finden. Die beiden machen aber natürlich das Gegenteil...
Glaubt ihr auch, dass es das nun schon war? Dass Roman Bella schon wieder loserden will? Auch wenn sie wütend auf ihn ist - ihn verlieren will sie dennoch nicht.
Kriegen die beiden sich wieder ein? Wird Lukas noch gefährlich?
Bitte nicht hauen, ich weiß, dass das Kapitel nicht gerade besinnlich ist. Aber es war nunmal dran. Sorry.
Ich wünsche euch allen eine wundervolle Weihnachtszeit und schöne Momente mit eurer Familie!
Knutscha,
eure Mercy <3
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