34.
Huhu ihr Süßen, lösen wir mal auf, was Bella vorhat ;) Viel Spaß beim Kapitel! ❤
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* Bella *
Unter den skeptischen Blicken von einigen Ärzten, die am Nebeneingang rauchen und Patienten, die hier herumsitzen, parke ich den massigen SUV und steige anschließend mit weichen Knien aus. Was auch immer mich geritten hat, ausgerechnet heute hierher zu kommen. Ich weiß es nicht. Aber jetzt bin ich hier, dann kann ich auch gleich reingehen.
Dass mein blödes Herz jetzt aber ausflippt und so schnell pocht, dass es mir beinah aus der Brust springt, hatte ich nicht einkalkuliert. Lange ist es her, dass ich mich freiwillig hierher begeben habe. Verändert hat sich an den in blassblauer Farbe gestrichenen Fluren mit dem hellen Linoleumboden nichts. Das Pling des Aufzugs lässt mich meinen Blick wieder scharf stellen. Mit einigen anderen Menschen, darunter etliche im Bademantel – also eindeutig Patienten, steige ich ein und fahre hinauf in den vierten Stock. In die chirurgische Abteilung. Mittlerweile habe ich Wackelpuddingbeine und muss mich wirklich zusammennehmen, um nicht einfach wieder Reißaus zu nehmen und zu flüchten. Es wäre so leicht, bisher bin ich niemandem begegnet, der mich kennt. Dennoch setze ich meinen Weg fort und stehe wenig später vor der großen, dunkelbraunen Holztür. Vorsichtig klopfe ich an und warte.
„Herein!", ertönt einen schnarrende Frauenstimme aus dem Inneren, ich drücke die Klinke herunter und trete ein. Vor mir, an einem penibel aufgeräumten Schreibtisch sitzt eine Dame Anfang Vierzig, die ihre aschblonden Haare zu einem strengen Dutt nach hinten gebunden hat. Über ihre Brillengläser hinweg mustert sie mich kritisch. „Was kann ich für Sie tun, junge Dame?", hakt sie nach und ich weiß jetzt schon, die Alte kann ich nicht ausstehen! Junge Dame? Sehe ich aus wie Fünfzehn oder was? Da ich nicht sofort reagiere, wiederholt sie ihre Frage: „Was kann ich für Sie tun?" Nur klingt der Vorzimmerdrachen dabei noch unfreundlicher als zuvor. Aufgeregt und viel zu leise stammle ich: „Guten Tag. Ich, ich möchte zu Herrn Dr. Mahler." Erleichtert, dass ich das endlich ausgesprochen habe, wiege ich mich schon in Sicherheit, als sie mich anzickt: „Sprechen Sie gefälligst lauter! Was wünschen Sie? Ich habe zu tun!" Innerlich mit den Augen rollend hole ich tief Luft und sage mit kräftigerer Stimme: „Ich möchte bitte mit Herrn Dr. Frank Mahler sprechen!" „Und wer sind Sie bitte? Haben Sie einen Termin?", entgegnet sie schnippisch. Na das wird ja immer besser. Sie sollte die Familienfotos, die mein Vater in seinem Büro stehen hat, mal genauer ansehen. Schon ein bisschen peinlich, dass sie mich nicht erkennt.
„Nein, ich habe keinen Termin", setze ich an, da fährt sie mir auch schon über den Mund: „Dann tut es mir leid, der Herr Doktor ist nicht für Sie zu sprechen. Lassen Sie sich einen Termin unten an der Anmeldung geben, dann können wir nochmal von vorn anfangen. Und nun bitte – verplempern Sie nicht weiter unserer beider Zeit und gehen!" Fassungslos über diese Frechheit schnappe ich nach Luft. Wie redet die denn mit mir? „Wieso ist er nicht zu sprechen?", will ich angespannt wissen, sie klappt mit einem Seufzer die Akte vor sich zu und fixiert mich argwöhnisch. „Junges Fräulein, ich wüsste nicht, was Sie das angeht, was der Herr Doktor für Termine hat. Und jetzt raus mit Ihnen!" Wütend pampe ich zurück: „Das ist kein Grund so unfreundlich zu werden, Sie- Sie..." Weiter komme ich nicht, die Durchgangstür wird aufgerissen und ein gut aussehender Mann mit braunen Haaren im weißen Kittel taucht im Türrahmen auf. Er wirkt verärgert.
„Was ist hier los, Frau Böhme?", poltert er, würdigt mich vorerst keines Blickes. „Das Fräulein wollte gerade gehen. Sie hat keinen Termin, Herr Doktor", behauptet die blöde Kuh und ich verschränke die Arme vor der Brust, warte ab, bis der „Herr Doktor" mich ansieht. Es ist fast lustig, was da alles gleichzeitig in seinem Gesicht passiert. Verwunderung, Schreck und Freude, dann noch ein Hauch Zorn geben sich die Ehre und ihm rutscht wenig professionell heraus: „Isabella? Was machst du denn hier?" „Hallo Papa", erwidere ich trocken, Frau Böhme fällt fast in Ohnmacht, als sie das hört und wird kreidebleich. „Kann ich dich sprechen oder muss ich einen Termin an der Anmeldung vereinbaren, so wie deine Sekretärin sich das wünscht? Du scheinst ja schwer beschäftigt zu sein", lege ich nach, ich bin ziemlich geladen. Wenn die Alte mich hätte ausreden lassen, hätte sie auch kapiert, dass ich in der Regel keinen Termin machen muss, um mit meinem eigenen Vater zu reden. Bockig stehe ich da, rühre mich keinen Millimeter und auch mein Vater scheint ziemlich geschockt zu sein, dass ich plötzlich hier auftauche. Vielleicht wäre es seiner Gesundheit zuliebe doch besser gewesen, wenn ich mich angekündigt hätte.
Dann endlich reißt er sich zusammen, breitet die Arme aus, umarmt mich etwas steif und meint: „Schön, dass du hier bist! Ja natürlich habe ich Zeit für dich! Komm rein!" An Frau Böhme gewandt fügt er hinzu: „Ich bin vorerst nicht zu sprechen!" Dann fällt auch schon seine Bürotür hinter uns zu und er sieht mich erwartungsvoll an. Und jetzt?
„Setz dich, Schatz. Wie geht es dir? Wieso bist du in der Stadt?", plappert mein Vater drauf los, ich nehme in dem bequemen Sessel vor seinem wuchtigen Schreibtisch Platz und schlage die Beine übereinander. Will er mir wirklich weismachen, dass er noch nicht weiß, dass ich gefeuert wurde? Dann bin ich aber der Kaiser von China. Die doch etwas zu künstliche Freude meines Vaters scheint nicht zu bremsen zu sein, er kramt in einer Schublade, schiebt mir kurz darauf eine Tafel Schokolade zu und lächelt: „Die mochtest du immer am liebsten." Das stimmt zwar, aber wenn ich davon etwas esse, muss ich brechen. Also nein danke. Ich fühle mich extrem unwohl und weiß nicht genau, was ich sagen soll. Schließlich meine ich: „Ich dachte, ich komme lieber persönlich hierher, damit wir uns nicht eines Tages im Supermarkt begegnen. Victor wusste ja eh schon, dass ich Dortmund bin. Also bitte, tu dir keinen Zwang an, erzähl mir, dass du es vorher gewusst hast, dass ich es nicht schaffe in dem blöden Unfallklinikum! Dann haben wir es hinter uns!" Erwischt. So wie mein Vater guckt, weiß er Bescheid! Angriffslustig verengen meine Augen sich zu engen Schlitzen, doch mein Vater lehnt sich in seinem Ledersessel zurück und antwortet ruhig: „Bist du nur hierhergekommen, um dich mit mir zu streiten? Natürlich weiß ich, was vorgefallen ist. Es ist nicht mehr zu ändern. Hast du schon Pläne oder eine neue Stelle? Es sind ja bereits fast drei Wochen vergangen seit deiner Kündigung. Wo warst du überhaupt?" Ganz typisch für meinen Vater, eigentlich für meine Familie, sich sofort auf die Optionen zu stürzen, die man nun suchen muss. Es muss ja immer irgendwie weitergehen. Stillstand ist tödlich, zumindest behauptet mein Vater das.
„Ich war im Urlaub", sage ich knapp und gehe nicht auf die anderen Fragen ein. „Im Urlaub?", wiederholt er fast spöttisch und zieht die Augenbrauen hoch. Mit einer ähnlichen Reaktion habe ich schon gerechnet. Was fällt mir auch ein in den Urlaub zu fliegen, wenn mein Leben gerade den Bach runtergeht? Wie kann ich es wagen. Blablabla. „Mit wem?", hakt er nach, ich seufze und murmle: „Mit Roman, ein paar von seinen Freunden und seinem Bruder." Das hört er nicht gern, das weiß ich. Entsprechend guckt er auch. „Na das klingt ja genau nach diesem Lotterleben, das wir dir austreiben wollten!", zischt er böse, ich drücke das Kreuz durch und schweige. Ich hasse es, wenn er es so darstellt, als würde ich mit den Jungs ununterbrochen Orgien feiern, nur weil als einzige Frau mit ihnen unterwegs bin. Das hat er früher schon unnötig dramatisiert. Ungerührt fragt mein Vater mich weiter aus: „Wo wohnst du?" „Bei Roman." „Aha", brummt er bloß, wieder eine Sache, die ihm nicht passt. Da schrille Klingeln seines Telefons auf dem Schreibtisch durchschneidet die angespannt Stille. Er nimmt ab, spricht sehr kurz mit jemandem, bei dem ich einen verzweifelten Assistenten vermute, so wie mein Vater reagiert.
„Ich muss los, Isabella. Du solltest zu uns zum Essen kommen heute Abend. Sagen wir neunzehn Uhr?", schlägt er vor, erhebt sich dabei und geht schon zur Tür. „Ich kann nicht, ich bin schon zum Essen verabredet", wehre ich ab, doch er lacht nur und erwidert: „Da haben wir dich so lange nicht gesehen, wer könnte denn Vorrang vor deiner eigenen Familie haben?" „Ich bin mit Roman und Marco verabredet", entgegne ich spitz, er belegt mich mit einem beinah mitleidigen Blick und entscheidet: „Dann bring sie eben mit, es ist genug Platz und Essen da. Deine Mutter wird sich sehr freuen. Bis heute Abend, Liebes." Ich werde aus seinem Büro geschoben, an dem Schreibtisch von Frau Böhme vorbei, die mir einen bitterbösen Blick zuwirft und bekomme im Flur einen Kuss auf die Wange. „Bis später!", verabschiedet mein Vater sich und eilt davon, während sein Pieper durch die Gänge kreischt.
Ziemlich geplättet bleibe ich zurück und kann nicht fassen, wie dieses Wiedersehen abgelaufen ist. Es interessiert ihn kein bisschen, wie es mir wirklich geht, er hat nicht einmal abgewartet bis ich diese Frage beantwortet habe! Nichts hat sich verändert. Noch immer geht es nur darum, dass ich Karriere mache, alles andere ist für ihn unwichtig. Und diese beknackte Idee von einem gemeinsamen Abendessen? Da vergeht mir definitiv der Appetit, das kann ich keinem antun, vor allem nicht Roman. Vollends abgenervt stapfe ich zurück zum Fahrstuhl und verlasse so schnell wie möglich diese Hölle. Wie ich Roman und Marco dazu kriegen soll, dass sie mich heute Abend begleiten, weiß ich nicht. Eine Sache ist allerdings klar – ich gehe da nicht alleine hin!
Ich will gerade auf den Fahrersitz den SUV rutschen, als jemand meinen Namen ruft. Beim Anblick der Person, die mich erkannt hat, rutscht mir mein Herz in die Hose. Diesem Jemand hatte ich nicht begegnen wollen. Absolut nicht!
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Kleiner Cliffhanger 😉😅 Es war mal wieder an der Zeit ^^
Wie hat euch das Kapitel so an sich gefallen? Lasst es mich gerne wissen!
Die Beziehung von Bella und ihrem Dad ist etwas angespannt... Etwas 😅
Habt einen schönen Donnerstag!
Knutscha,
eure Mercy ❤
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