32.
Juten Tach, ihr Herzis, es geht wieder nach Hause für alle! Schaffen sie es ohne Katastrophen wenigstens zum Flughafen? <3
---------
* Bella *
„Sagt mal geht's noch? Aufstehen! Wir müssen in weniger als einer Stunde los! Alle haben verpennt! Bitte habt jetzt keinen Sex oder so, das verkrafte ich nicht!", weckt uns Marcos hysterisches Geschrei, nachdem er ohne anzuklopfen die Tür aufgerissen hat. Mit kleinen Augen setzen wir uns auf, ich bedecke mit dem Laken notdürftig meinen Oberkörper, obwohl ich mein Top noch anhabe. Trotzdem muss er das nicht sehen. Gähnend entgegnet Roman gelassen: „Mach doch keinen Stress, kleiner Bruder. Unsere Sachen sind seit gestern Abend gepackt. Gib mir zehn Minuten." „Und was ist mit den anderen? In den Zimmern sieht's aus wie Sau!", keift Marco aufgebracht, ich verziehe das Gesicht wegen der Lautstärke. Die Feierei der letzten Nacht hat definitiv Spuren bei mir hinterlassen. Genervt schwinge ich mich aus dem Bett, schiebe Marco aus dem Türrahmen und gehe ins Bad. Kann der sich mal bitte beruhigen? So ein paar Koffer sind doch schnell gepackt und putzen muss hier keiner, das habe ich Roman gefragt. Dennoch habe ich gestern Abend, bevor wir uns fertig gemacht haben, das größte Chaos gemeinsam mit Fiona beseitigt, weil ich es nicht leiden kann, wenn man wie der letzte Assi alles hinterlässt, wenn man irgendwo gewohnt hat oder zu Besuch war. Das gehört sich einfach nicht. Worüber regt sich Mini-Bürki jetzt also auf?
Durch die Panik, die der hier verbreitet, wuseln nun alle durchs Haus, suchen ihre Sachen zusammen. Ich helfe Daniel und Eric dabei zu packen und gehe kurz vor der Abfahrt durch jeden einzelnen Raum, um sicherzustellen, dass wirklich niemand etwas vergessen hat. Ich hab richtige Mutti-Qualitäten. Tatsächlich finde ich noch ein Shirt von Nico, Kopfhörer von Eric, eine einzelne Socke, von der niemand weiß, wem sie gehört und eine von Romans Trainingshosen. Kopfschüttelnd sammle ich alles ein, übergebe die Sachen dem jeweiligen Besitzer und werfe der Villa, in den wir diesen turbulenten Urlaub verbracht haben, einen letzten Blick zu, während Roman die Haustür abschließt. Dann verteilen wir uns alle wieder auf die Autos und kehren der Villa den Rücken zu, begeben uns zum Flughafen.
„Kannst du mir mal verraten, wieso du so einen Affen machst, Marco? Wir haben noch massiv viel Zeit bis wir einchecken müssen!", beschwere ich mich nun, weil wir tatsächlich deutlich eher losgefahren sind, als wir es vor zwei Tagen verabredet hatten. Skeptisch drehe ich mich zu Marco um, der auf der Rückbank sitzt, um. Dass er rot wird, finde ich sehr verdächtig. „Du hast uns jetzt nicht ernsthaft so durch die Gegend gescheucht, nur damit du dich von Fiona verabschieden kannst, oder? Spinnst du eigentlich? Bei dem Alarm heute Morgen hätte man denken können, es brennt!", zische ich genervt, weil er so schuldig guckt, wie es nur möglich ist. Zu allem Überfluss beginnt Roman neben mir zu lachen. Sind in dieser Familie eigentlich alle bescheuert? Das ist mir früher gar nicht aufgefallen. „Ihr habt beide einen Knall!", murre ich, doch Roman beschwichtigt mich: „Lass ihn doch. Wir trinken einfach entspannt einen Kaffee, während er ihr heulend hinterher winkt." Bei der Vorstellung grinse ich ebenfalls, lehne mich in meinen Sitz und werfe Roman einen verstohlenen Seitenblick zu, weil ich plötzlich daran denken muss, was er letzte Nacht gesagt hat, beziehungsweise das, was er versucht hat mir zu erklären. Dass er prinzipiell mit mir schlafen wollen würde, aber nicht so betrunken wie er es gestern war. Eigentlich kann ich mich glücklich schätzen, dass er sich nicht hat überzeugen lassen – Sex im Suff ist selten so bombastisch, wie man ihn sich vorstellt und endet am nächsten Morgen häufig mit bösen Überraschungen. Nicht, dass ich da jetzt die Expertin für wäre, aber wie eine Nonne habe ich nun auch nicht gelebt. Seine Rücksicht ist ehrenwert, das muss ich ihm lassen. Allerdings ist es mir eigentlich nicht neu, dass Roman in aller Regel zu den Gentlemen dieser Erde zählt. Abgesehen von seinem Ausraster, als er mich auf die Straße setzte. Das war alles andere als gentlemanlike. Leider kann ich ihm das nicht vorhalten, mein Verhalten war wirklich unter aller Sau. Dass wir überhaupt wieder zueinander gefunden haben und das so schnell, gleicht einem Wunder.
„Hast du deine Eltern angerufen? Oder Victor, oder vielleicht wenigstens Lilly?", unterbricht Roman meine Gedanken und ich schrecke auf. Wieso denn schon wieder diese Leier? „Nein, habe ich nicht", brumme ich wenig begeistert, dass er mich schon wieder damit nervt. „Wieso nicht?", kommt es von ihm, „Zwischen dir und Lilly ist meines Wissen nichts vorgefallen. Warum meldest du dich nicht bei ihr? Sie würde sich freuen." Mit einer Grimasse erkläre ich ihm: „Weil sie dann trotzdem nichts Besseres zu tun hätte, als alles brühwarm Papa zu erzählen. Ich will das nicht!" „Du bist so stur. Unglaublich!", stöhnt Roman, fährt sich durchs Haar und chauffiert uns danach schweigend zum Flughafen. Durch diese kurze Diskussion ist die Stimmung zwischen uns beiden ein wenig frostig. Ich weiß, dass er sich wünscht, dass ich mich mit meiner Familie versöhne, weil er es furchtbar findet, dass wir so zerstritten sind. Er ist und bleibt ein Familienmensch. So easy, wie er sich das vorstellt, läuft es aber nicht in meiner Familie. Die sind da alle eher anstrengend gestrickt und auch sehr nachtragend.
Mir ist von der Party gestern Nacht noch ein bisschen flau im Magen, weshalb ich vorerst Waffenstillstand vorziehe und nicht beginne mit Roman darüber zu streiten. Müde kuschle ich mich an seine Schulter, als wir unser Gepäck aufgegeben haben. Marco hat sich eben äußerst emotional von Fiona verabschiedet, die lustigerweise auch heute zurück nach Düsseldorf fliegt. Wir haben abgemacht, dass wir uns demnächst treffen, immerhin liegen Dortmund und Düsseldorf nicht allzu weit voneinander entfernt und Fiona ist echt in Ordnung.
„Ey ihr zwei Turteltauben, wir müssen los", höre ich Daniel sagen, schlage die Augen auf und lächle, als ich sehe, dass er mir die Hand hinhält, um sich zu verabschieden. Auch seiner und Erics Flug zurück in die Schweiz geht vor unserem. Ich erhebe mich und umarme beide zum Abschied. Ohne Daniels ruhige Art hätte ich wohl auf Ibiza verrotten müssen. Nur dank seines Eingreifens hatte Roman mich gesucht. „Ich hoffe, wir sehen uns in Bern?", fragt er schmunzelnd, ich zucke mit den Schultern und meine: „Keine Ahnung, vielleicht." Bisher hat Roman nicht angedeutet, dass er möchte, dass ich ihn zu seinen Eltern begleite, weshalb ich dazu wirklich nichts sagen kann. Aufdrängen möchte ich mich auch nicht. Obwohl es schön wäre – außerdem könnte ich meine Großeltern mütterlicherseits mal wiedersehen.
Schließlich sitzen wir eine gefühlte Ewigkeit später endlich im Flieger. Marcos Geseier über Fiona geht mir dezent auf den Zeiger, ich halte aber meinen Mund. Dieses Mal habe ich den Fensterplatz bekommen und Roman darf sich das Geschwätz seines Bruders anhören. Wieso der überhaupt erst mit uns nach Dortmund fliegt und dann wieder mit Roman nach Bern, verstehe ich nicht so ganz. Aber bitte, ich werde keinen neuen Streit vom Zaun brechen, wenn Marco mich in Frieden lässt. Ich vermute ja, dass er Fiona wiedersehen will und seinen Urlaubsflirt festigen möchte, ehe er wieder in Belgien Fußball spielen muss. Erschöpft lehne ich mich wieder an Romans Schulter, der meine Hand sanft drückt, als mir die Augen zufallen. Ich finde es schade, dass wir jetzt zurück in die Realität fliegen – dieser Urlaub hat sich angefühlt wie ein Traum. Ein Traum, aus dem ich eigentlich mittlerweile gar nicht mehr aufwachen will. Denn dann wäre alles vielleicht wieder vorbei.
---------
Geschafft :) Alle sind im Flieger, kehren nach Hause zurück - wenn teils auch nicht ganz freiwillig.
Seid ihr auch so im Urlaub bei der Abreise? Dass ihr alles nochmal durchgeht und den anderen ihr Zeug hinterhertragt oder seid ihr die, die alles vergessen? ^^
Können Roman und Bella an die Gefühle aus dem Urlaub anknüpfen oder wartet die harte Realität auf die beiden, in der ihre Beziehung keinen Bestand hat?
Knutscha,
eure Mercy <3
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top