18.

Heyhey ihr Lieben, heute gibt's wieder ein "Geburtstagskapitel"! Happy Birthday, Roman :) Unser Lieblingsgoalie hat ja heute einen Ehrentag <3

Viel Spaß beim Lesen! <3

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* Roman *

Wie aufgezogen, gehe ich Hin und Her. Ich kann nicht sitzen, kann mich nicht hinlegen. In meinem Kopf rattern die Gedanken durcheinander und ich finde keinen Schlaf. Ich habe mich in mein Zimmer zurückgezogen und ringe mit mir. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Da es mittlerweile schon sehr spät ist, überfällt die Villa eine beinahe unheimliche Stille. Leise kehre ich ins Wohnzimmer zurück, schaue nach Bella, die dick zugedeckt auf der Couch eingeschlafen ist.

Liebevoll streiche ich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und bleibe kurz bei ihr sitzen. Ich werde nicht so tun können, als wäre nichts passiert, aber ich muss mit ihr darüber reden. Irgendwann. Vielleicht nicht gleich morgen, aber irgendwann. Beruhigt, dass sie schläft und es ihr gut geht, gehe ich doch ins Bett und döse schließlich weg.

Am nächsten Morgen ist sie das erste, woran ich denken muss – Bella. Mit starken Kopfschmerzen quäle ich mich aus dem Bett und schließe mich den anderen an, die bereits frühstücken. Bella fehlt.

„Wo ist sie?", frage ich sofort wieder beunruhigt in die Runde.

„Sie schläft schon wieder. Ich befürchte, sie hat sich eine Erkältung bei der Nummer gestern eingefangen", erklärt mir Daniel. Der verbale Seitenhieb hätte nicht sein müssen, ich kann mir auch so zusammenreimen, wieso sie krank ist. Dass sie noch hier ist, dämpft meine innere Unruhe vorerst und lässt mich zumindest einen Kaffee trinken und eine Kleinigkeit essen.

Nico hockt wie ein geschlagener Hund am anderen Ende des Tisches und ist sehr darauf bedacht nicht aufzufallen. Mit dem bin ich noch nicht fertig gewesen gestern Abend. Deshalb frage ich ihn nun direkt: „Hast du mit ihr geschlafen?"

Natürlich weiß jeder, was ich damit meine, Nicolas läuft rot an, weicht meinem Blick aus.

„Beantworte meine Frage!", keife ich böse, mir reicht das allmählich.

„Nein", nuschelt er, ich spitze die Ohren.

„Wie bitte?", hake ich nach, er wiederholt etwas lauter: „Nein! Wir haben uns geküsst, mehr lief da nicht! Weil sie nicht wollte! Die Frau ist ja selbst betrunken noch so vernünftig! Also nein, reg dich ab, ich hab nicht mit ihr geschlafen! So wie sie dich immer ansieht, wärst du wahrscheinlich eh der Einzige, der bei ihr mal ran darf, ohne dass sie volltrunken ist." Zum Schluss klingt er beleidigt, ich zische nur: „Du bist ein Idiot, weißt du das eigentlich? Bella ist keins von diesen Mädchen, die du einfach mal so abschleppen kannst! Sie bedeutet mir was und das wusstest du!"

Ehe die Situation erneut eskaliert, greifen Daniel und Eric ein: „Schluss jetzt! Nico lässt in Zukunft die Finger von deiner Bella. Den Kiefer musst du ihm nicht brechen, er hat's verstanden!"

Dennoch wütend feixen wir uns über den Tisch hinweg an, sagen aber nichts mehr. Aus dem Wohnzimmer ertönt ein Husten, Bella hat's wohl wirklich erwischt.

Noch habe ich nicht den Mut, um mich ihren durchdringenden grünblauen Augen zu stellen. Ihrem Schmerz. Meinem Schmerz. Meinen Gefühlen.

Nach dem Unwetter in der Nacht ist es heute entsprechend kühler. Faul lungern wir nur herum, sind kaum zu motivieren. Zum Sport kann ich mich zwar durchringen, doch da bekomme ich eben auch den Kopf frei, was in der aktuellen Situation hilft. Ich weiß, dass Daniel sich ein bisschen um Bella kümmert, solange ich das nicht hinbekomme. Noch kein einziges Mal sind wir uns heute begegnet, als würde sie mir aus dem Weg gehen. An mir reißen weiterhin die verschiedenen Gefühlswelten, Zorn und Sehnsucht. Umso mehr Zeit vergeht, umso mehr ich Abstand zur letzten Nacht bekomme, desto mehr überwiegt die Sehnsucht in meinem Herzen.

Wenn ich Bella nicht verzeihe, wenn wir uns nicht aussprechen, wenn wir das nicht endlich auf die Reihe bekommen, werden wir uns endgültig aus den Augen verlieren, dann war's das mit uns. Für immer.

Da dies trotz meiner Wut nicht in Frage kommt, überwinde ich mich am späten Abend und geselle mich zu Bella ins Wohnzimmer.

Fast schon ängstlich schlägt sie die Augen nieder, zieht die Knie unter der Decke an und schweigt. Was ich ihr sagen will, habe ich akut vergessen. So viel zu, ich denke den ganzen Tag an nichts anderes - wenn es soweit ist, bekomme ich keinen Ton raus. Klasse.

Ehe ich den Wortsalat in meinem Kopf sortiert habe, beginnt Bella zu sprechen: „Ich war eifersüchtig. Auf dich und diese Tussi. Es hat sich schon wieder so angefühlt, als wäre ich dir egal. Als wäre das von vor neun Monaten nicht mehr existent. Und dann war Nico da, hat mich umgarnt. Ich hatte das echt nicht vor! Wir haben uns geküsst, aber als wir wieder hier waren hab ich schnell gemerkt, dass ich das nicht will, was er sich vorstellt, also hab ich auf der Couch gepennt. Ich wollte dir nicht unter die Augen treten. Ich wollte es dir sagen, ich schwöre es! Nachdem wir, naja, nachdem wir uns wieder näher gekommen sind, war klar, dass ich dir das sagen muss. Aber ich wollte doch nicht sofort alles torpedieren, was sich da anbahnte. Bitte verzeih mir!"

Schweigend betrachte ich sie. Müde und abgekämpft wirkt sie mit den Ringen unter den Augen. Blass ist sie auch.

„Was ist das mit diesen Tabletten?", stelle ich eine der Fragen, die mich quält, ohne auf das einzugehen was sie gerade erzählt hat. Sie seufzt und nestelt an der Decke über ihren Knien herum.

„Die Zeit in dem Klinikum hat mir mehr zugesetzt, als ich dir das erzählt habe. Ich hab irgendwann so krasse Schlafstörungen und Angstzustände nachts gehabt, dass ich mir was hab verschreiben lassen. Ich nehme die Dinger halt noch, weil es noch nicht ausgestanden ist. Ich bin kein permanentes Happyface", gesteht sie mir.

Kopfschüttelnd schaue ich sie an.

„Was hast du mir denn noch alles verheimlicht? Wieso?", will ich wissen, sie jammert prompt: „Ich war doch froh, dass du überhaupt noch mit mir sprichst! Da will ich dich doch nicht in die Flucht schlagen mit meinen Depristories! Ich hab dich doch vermisst, wie verrückt. Aber wie sage ich dir das, wo ich doch weiß, dass ich dir wehgetan habe mit meinem Verhalten? Ich wollte dich doch nicht verlieren, deswegen habe ich dich von mir weggestoßen. Gebracht hat es nichts, ich war todunglücklich und bereue den ganzen Scheiß bis heute. Ich hatte ohne Ende Angst, das ist es. Ich hab es ja nicht mal versucht zuzulassen!"

Mit diesem kleinen Gefühlsausbruch habe ich nicht gerechnet.

„Wie bitte?", rutscht es mir heraus, weil alles irgendwie durcheinander war und ich nicht ganz begreife, was sie mir damit sagen will, „Du bereust das?" Nie hatte sie vor mir zugegeben, dass es vielleicht nicht die richtige Entscheidung gewesen war, mich von sich zu stoßen.

„Ich wollte dir nie wehtun!", bricht es aus ihr hervor, erneut kullern Tränen über ihre nun bereits geröteten Wangen, „Ich hatte dich schützen wollen. Dich zu verlieren, zerstört mich. Ich würde das nicht ertragen. Ich wollte doch nur verhindern, dass unsere Gefühle uns am Ende doch entzweien. Aber genau das ist geschehen. Genau das. Und das tut mir unendlich leid. Ich wollte das so nicht." Einen Moment muss ich das Gehörte sacken lassen, da es mich ziemlich überrascht. Hatte sie damals doch Gefühle für mich? Hat sie sie immer noch?

Mein Herzklopfen übertönt alles, ich kann mich kaum auf das konzentrieren, was ich sagen soll. Schließlich brumme ich: „Ich hab damals schon gedacht, dass ich dich nie wiedersehe, du warst so aufgebracht."

„Ich hatte Angst", murmelt sie kaum hörbar, reibt sich immer wieder über ihr linkes Handgelenk.

„Die hatte ich auch", gebe ich zu, „Ich hab so lange gewartet, um dir das zu sagen und dann passierte genau das, wovor ich mich gefürchtet habe. Das war die Hölle."

Unvermittelt meint sie: „Auch wenn ich mich selten bei dir gemeldet, dich so vor den Kopf gestoßen habe, ich hab immer an dich gedacht." Gleichzeitig schiebt sie ihre Armbanduhr zur Seite und hält mir ihren Unterarm unter die Nase.

„Trotz allem wollte ich dich bei mir wissen", nuschelt sie verlegen, ich blinzle verblüfft und brauche kurz, um zu begreifen.

In feinen Linien pranken meine Initialen auf ihrer zarten Haut der Innenseite ihres Handgelenks. „Das ist Henna", erklärt sie mir, „Ich hab in ein paar Wochen den Termin, um es richtig machen zu lassen." Sprachlos blicke ich sie an, mit so etwas habe ich nun nicht gerechnet. Als wollte ich überprüfen, ob es wahr ist, fahren meine Fingerspitzen über ihren Arm, berühren beinahe andächtig das Tattoo. Isabella gehört zu diesen Menschen, die immer alles durchdenken, die alle Eventualitäten analysieren müssen, ehe sie etwas entscheiden oder tun. Sonderlich spontan ist sie nicht. Bis sie ein Risiko eingeht, muss der Druck, sei er auch seelischer Natur, schon sehr groß sein. Sie liebt die Sicherheit. Dennoch wollte sie sich dieses Tattoo stechen lassen, obwohl es zwischen uns so schwierig war.

„Du bedeutest mir alles, Roman. Wie das auch immer ausgeht, du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Und das schon seit so vielen Jahren", sagt sie leise, mein Hals schnürt sich zu und ich habe das Gefühl, dass ich gleich heulen muss. So sentimental war Bella mir gegenüber noch nie. Nicht so eindeutig und direkt. Ich wusste immer, was ich für eine Rolle in ihrem Leben spiele, aber ausgesprochen hat sie es nicht. Nicht so.

„Ich bin gestern zu weit gegangen, das tut mir leid", rücke ich nun mit der Sprache heraus, weil das immer noch auf mir lastet. Ich kann nicht auf das reagieren, was sie da gesagt hat. Es bringt mich völlig durcheinander. „Ich war so unfassbar wütend auf dich, ich hab die Kontrolle verloren. Entschuldige bitte." Stumm sieht sie mich an, bis sie schließlich mit gebrochener Stimme sagt: „Vermutlich habe ich es verdient. Ich habe ein Talent dafür, die Menschen, die mir wichtig sind, zu verletzen. Frag meine Familie." Was soll ich dazu sagen? Es stimmt irgendwie. Sie macht es nicht absichtlich, neigt aber dazu die Menschen vor den Kopf zu stoßen, die nur ihr Bestes wollen.

„Hast du mit ihnen gesprochen?", wechsle ich das Thema, ich kann sehen, wie sie beginnt zu mauern. Sie hasst es darüber zu reden.

„Nein, schon eine Weile nicht mehr. Es lief nicht gut in der letzten Zeit", gibt sie zu und möchte wahrscheinlich nicht mehr dazu ausgefragt werden. „Was soll das heißen? Es lief nicht gut?", hake ich nach und sie seufzt: „Was soll das wohl heißen? Sie haben mir Vorhaltungen gemacht. Natürlich haben sie mitbekommen, dass ich dort nicht gut zurechtgekommen bin. Mein Vater wedelt immer mit der freien Stelle bei ihm in der Privatklinik vor meiner Nase herum und meine Mutter beschwert sich ununterbrochen, dass ich mich so verändert hätte und sie Angst hat, ich würde das nicht packen. Alleine. Es ist immer derselbe Mist!"

Nachdenklich betrachte ich meine beste Freundin, die offenbar in den letzten neun Monaten alles mit sich alleine ausgemacht hat. Obwohl sie das nicht gemusst hätte. Nach einer Weile meine ich: „Was wäre denn eigentlich so furchtbar daran, wenn du bei deinem Vater anfängst zu arbeiten? Er ist brillant und du könntest noch viel von ihm lernen. Außerdem wärst du wieder zu Hause. Er hat damals deinetwegen die Leitung in Dortmund übernommen, vergiss das nicht. Gedankt hast du ihm das nicht wirklich."

„Ich habe ihn aber auch nie darum gebeten!", wettert Bella aufgebracht und murmelt dann: „Ich bin ihm dankbar dafür, dass er mir all das ermöglicht hat, dass er das getan hat, aber ich bin ihm dennoch nichts schuldig. Er kann ja nun auch nicht jedes Mal den Job wechseln, wenn du den Verein wechselst, nur damit ich eine sichere Arbeitsstelle in deiner Nähe habe."

„Er hat es getan, damit du glücklich bist, Bella. Damit du in meiner Nähe sein kannst. Das ist schon was Besonderes. Sonst wäre dein Studium zum Schluss sicher auch anders gelaufen", erinnere ich sie.

Als ich in Freiburg spielte, natürlich auch, als ich noch in der Schweiz Torwart war, sahen wir uns manchmal nur alle paar Monate. Ganz besonders schwierig war es, als Bella Medizin zu studieren begann. Ich war zwar sehr stolz auf sie, musste aber auch akzeptieren, dass ich meine beste Freundin nur noch äußerst selten zu Gesicht bekam.

Ihr Vater, ein angesehener Chirurg, hatte schließlich die Leitung einer Privatklinik am Rande Dortmunds übernommen, um weiterhin in der Nähe seiner Tochter sein zu können, da Bella an die Uni in Witten wechselte, weil wir uns dann endlich wieder sehr regelmäßig sehen konnten, seit ich beim BVB unter Vertrag stand. Bis heute ist es mir ein Rätsel, wie die zuerst sporadischen Besuche bei ihren Großeltern in der Schweiz dazu geführt haben, dass wir unzertrennlich wurden. Aber genauso ist es gewesen.

„Denk doch wenigstens mal drüber nach. Du musst doch nicht wieder bei deinen Eltern einziehen. Aber Beständigkeit und klare Verhältnisse würden dir gut tun", rate ich ihr, und stelle dann entgeistert fest, dass sie wieder weint. „Bella, was denn? Ich meine das doch nicht böse!" Schniefend hockt sie da, kriegt keinen Ton mehr raus und heult. Schon wieder.

Überfordert rutsche ich näher an sie heran, will sie umarmen, doch sie weicht mir aus und wimmert: „Nicht, Roman. Bitte. Wenn es alles so einfach wäre, dann würde ich es doch tun." Unentschlossen sitze ich neben ihr und frage sie dann: „Willst du dich nicht lieber hinlegen? Wir müssen das nicht alles heute klären." In ihren Augen zeichnet sich Dankbarkeit ab, zu meiner Überraschung erwidert sie leise: „Ich bleibe hier. Ein bisschen Abstand ist vielleicht ganz gut für uns. Wir müssen beide über einiges nachdenken. Aber sag mir bitte eins – kannst du mir verzeihen?"

Ihre Antwort ist nicht das, was ich erwartet habe. Möglich, dass sie Recht hat, dass wir Zeit brauchen, um uns von diesem Durcheinander zu erholen.

„Ich werde es nicht einfach vergessen können, was passiert ist. Wie ich mich gefühlt habe, aber ja – ich verzeihe dir. Du bist mir zu wichtig, als dass ich dich fallen lassen könnte", bringe ich etwas hölzern hervor, dann erhebe ich mich, meine Hand streift kurz ihren Nacken, ehe ich das Wohnzimmer wieder verlasse und in mein Zimmer zurückkehre.

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Na bitte - da sprechen sie endlich mal miteinander und nicht nur aneinander vorbei <3 Ich hoffe mal, dass ihr Bella jetzt auch ein bisschen besser verstehen könnt?

Er verzeiht ihr - dass ich großmütig und herzlich, aber Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung herrscht natürlich noch nicht, dafür ist zu viel passiert.

Jetzt wo die Gefühe Bellas im Raum stehen - kriegen die beiden endlich die Kurve? Oder machen sie sich das Leben weiter schwer? Was empfindet Roman denn nun? Ach schwierig ...

Ich bin auf jeden Falll mächtig gespannt, was ihr zum Pitel zu sagen habt!

Bis morgen,

Knutscha,

eure Mercy <3

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