Kapitel 7


Donnerstag, 11. September 2008

Die Stimme meiner Tante ertönte, während ich das Datum genau betrachtete


Es war 2 Wochen nach deiner Einschulung, als das Ereignis passierte, was deine Schulzeit veränderte, in deinen Augen ins Negative, in den Augen deines Bruder ins Positive.


Die stimme meiner Tante wurde durch ein unangenehmes Rauschen durchbrochen, der schwarze Bildschirm flackerte auf, bis er mir ein neues Bild bot, ein Standbild


Folge der Szene genau, höre dir jedes einzelne Wort an, beobachte genau wie sich jede einzelne Mimik der Schüler verändert, beobachte genau die Gesichtsauszüge deines Bruders, während er spricht


Das Standbild setzte sich in Bewegung kurz nachdem die stimme meiner Tante verblasste

Die Cafeteria zeigte sich, in ihrer alten Pracht, bevor sie dann letzten Sommer renoviert wurde. Die Schüler standen an der Essenschlange, manche saßen schon an den Holztischen und aßen ihr Essen. Die Kameraperspektive schwang durch den Raum, bot mir jetzt die hinterste Ecke des Raumes. Die Ecke der Beliebten. Das Bild wurde heran gezoomt so dass ich jedes einzelne Gesicht der Anwesenden sehen konnte. Unter ihnen konnte ich die beste Freundin meiner Schwester entdecken, daneben meine damals 11 jährige Schwester. Sie saßen neben einander am Tisch, beide einen Obstsalat vor sich. Es war wenn ich mich nicht irren würde, der Zeitraum in dem meine Schwester haufenweise Modellaufträge bekam, dementsprechend musste sie sich ernähren und pflegen . Meine Schwester gehörte schon mit ihren jungen Jahren zu den beliebten, wenn die Gerüchte stimmen würde, dann wäre sie sogar das jüngste It-Girl mit 11 Jahren.

Die Kamera schwenkte weiter, 4 Sitze nach links. Das Gesicht meines 15-Jährigen Bruder erschien. Seine Gesichtsauszüge straf, angestrengt. Seine Augenbrauen zusammen gezogen, als würde er über irgendetwas wichtiges nach denken. Er fuhr sich, wie er es jedes mal tut selbst heute noch, wenn er nervös ist, durch seine perfekt gestylten Haare. Ein Junge der neben ihm saß stupste ihn freundlich Schulter an Schulter an. Es war der damalige Fußball Kapitän Dean Henning. So wie die meisten anderen war er mindestens 2 Jahre älter als mein Bruder, doch zählte er damals zu Mikes besten Freunden, sowie anders herum auch. Mike kam schon immer mit älteren gut klar, wurde von ihnen so akzeptiert wie er ist. Sarah ebenso. Auch ihre Freundinnen waren bis zu einem bestimmten Zeitpunkt älter als sie. Auch andere Models die bis zu 7 Jahre älter waren, hatte sie regelmäßigen Kontakt. Nie hatten meine beiden Geschwister Probleme damit sich beweisen zu müssen, sie wurden von Anfang an respektiert, geschätzt, beneidet von älteren und jüngeren. Jeder Junge wollte so gut Fußball spielen können wie mein Bruder, so gut Frauen klar machen können. Jedes Mädchen wollte so aussehen wie meine Schwester, so ein Leben führen wie sie.

Gerade als ich diesen Gedanken zu Ende gefasst hatte, beendete mein Bruder das Gespräch mit Dean. Dean klopfte ihm nochmal aufmunternd auf die Schulter, bevor sich mein Bruder erhob. Neugierde was passieren würde stieg in mir auf.


Pass genau auf, Mia. Folge jedem seiner Wörter.


ertönte die Stimme aus der Kamera, ließ mich kurz aufschrecken bevor ich mich wieder aufs Video konzentrierte.

Mein Bruder stand aufrecht, mit breiten Schultern, lässig und doch angespannt in der Mitte der Cafeteria. Mit jeder Sekunde die er da unschlüssig stand, zog er immer mehr Blicke auf sich. Anschmachtende von Mädchen, eifersüchtige von Jungs, darunter auch ein paar neugierige und gelangweilte. Mein Bruder räusperte sich einmal laut, zog somit auch restliche Blicke auf sich. Seine Schultern straf blickte er durch die Cafeteria, blickte jeden emotionslos an.

,,Ich muss etwas sagen'' sagte er mit fester Stimme, kein Mucks war zu hören. Jeder starrte wie gebannt meinen Bruder an. Ängstliche, Neugierige, gespannte, verträumte Gesichtsausdrücke zierten jedes Gesicht. ,,Wie viele mit bekommen haben, ist unsere, Sarah und meine, jüngere Schwester dieses Jahr eingeschult worden und geht somit auf diese Schulter. Ich habe nicht vor euch eine Rede zu halten sondern nur generelle Fakten. Erfahre ich selbst, von Freunden oder sonst wem, dass irgendwer ihr weh tut, bekommt er es eigen händig mit mir zu tun. An alle Jungs, Finger weg. Erwische ich einen von euch, der sie schräg anguckt, sie dumm anmacht, flirtet oder sogar anfasst, könnt ihr gleich schon mal eure Flucht planen. An alle Mädchen, sehe ich wie eine sie anzickt aus Eifersucht und Neid, seid ihr schneller unten durch als ihr euren Namen sagen könnt. An alle. Bekomme ich mit dass ihr euch mit ihr anfreundet um an mich oder Sarah ran zu raste ich erst richtig aus'' Die Stimme von meinem Bruder wurden zu Ende kräftiger, wirkender auf alle. Alle starrten ihn an, ängstlich. Mein Bruder blickten jedem noch einmal böse an, bevor er zurück zum <beliebten> Tisch schritt und sich neben Dean nieder ließ, der ihm mit einem stolzen Lächeln auf die Schulter klopfte. Meine Schwester stand auf, umarmte ihn kurz, flüsterte etwas für mich nicht hörbares ins Ohr bevor sie sich weiter machte ihren Obstsalat zu essen. Langsam wachten auch alle aus ihre vor Schock entstandenen Starre aus, fingen an zu tuscheln, weiter zu essen oder aus der Cafeteria zu fliehen. Die Kamera schwenkte durch den kompletten Raum, bis sie an der Eingangstür stehen blieb wo gerade ein kleines Mädchen durch den Türrahmen ins die Cafeteria schritt, ihre Haare zu einem Zopf zusammen gebunden und die Händen in den Jacken Taschen vergraben. Die Gestalt meines 10 jährigen-Ich erschien bevor der Bildschirm schwarz wurde. Kurz darauf sprach meine Tante wieder


Mike ist unmittelbar Schuld daran, dass du heute keine Freunde hast, dass jeder dich wie unsichtbar behandelt. Der Satz entspricht der Wahrheit und doch hört er sich komplett falsch an, total negativ. Mike sorgte zwar dafür, dass du keine Freunde hast, aber wieso tat er es? wieso hielt er diese Ansprache vor versammelter Mannschaft? Sprach er böse über dich, wollte er dir wirklich damit schaden? In meinen Augen und in jeden anderen Augen wollte er dich schützen, vor all den falschen Menschen in unserer Welt. Er wollte nicht, dass seine kleine Schwester verletzt wird von irgendeinem Jungen, ausgenutzt wird von irgendeinem Mädchen. Er wollte dich, seine kleine Schwester, einfach nur beschützen so wie es jeder großer Bruder es möchte. Mein Bruder wollte es auch, aber nicht mich sondern nur deine Tante Lydia. Jeder Junge wurde damals abgepasst von ihm, keiner durfte ihr zu nahe treten. Er beschütze sie seine ganze Jugend lang wie sein eigenes Leben, mich vergas er dabei. Ich wurde nie von ihm beschützt, mich durfte jeder verletzten. Es war ihm egal, allen war es egal. Ich musste mich damit abfinden, damit leben, dass Lydia an erster Stelle bei ihm stand. Als du eingeschult wurdest, hatte ich Angst es würde dir genauso ergehen, deine Geschwister würden dich ignorieren, doch genau das Gegenteil passierte. Sie beschützenden dich, hinter deinem Rücken. Auch nachdem die Machtwörter fielen, die ein Teil deines Lebens veränderten

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