"Der König Pixto ist tot! Er hat Hochverrat an nicht nur dem Volk von Umbrae, sondern an allen Dämonen von Tendämlow begangen. Er wollte unsere Freiheit, unsere Rechte und unsere Kultur an nicht-Dämonen, wie Menschen, verkaufen. Glücklicherweise konnten die Häscherin und ich diesen Komplott aufdecken, bevor er in die Tat umgesetzt werden konnte. Gestern Nacht führten wir eine Razzia im Palast durch. Wir haben Erschreckendes gefunden.
Die Schattengarde hat alles getan um uns aufzuhalten, viele gute Gardisten sind gestorben. Doch schlussendlich haben wir gesiegt, auch wenn sowohl der König als auch die Königin ihr Leben lassen mussten. Durch einen Unfall kam auch die Prinzessin Varjoisa ums Leben, was wir alle sehr bedauern. Der Fall ist noch nicht ganz geklärt, aber es gibt Gerüchte, dass die Königin sie als Schutzschild eingesetzt hätte.
Einzig Prinz Hall hat es geschafft, mit einigen Plänen des Königs zu entkommen. In dieser Sekunde schaart er ein Heer um sich, um einen Angriff auf die zivilisierte Welt der Dämonen zu starten. Wir alle sind in höchster Gefahr, darum hat ein ausgewähltes Komitee mich, Rat Schwefel von Reuef, noch gestern Abend zum Großkönig ernannt.
Somit habe ich Notstandsrechte erhalten, die es mir erlauben unser geliebtes Tendämlow aus dieser gefahrenreichen und schweren Zeit zu führen. Natürlich werde ich besagte Notstandsrechte abgeben, sobald sich die Lage wieder beruhigt hat. Die Rechte, die das Komitee mir verliehen hat, erlauben es mir Gesetze zu erlassen, Rechte, die die allgemeine Sicherheit gefährden, außer Kraft zu setzen und richterliche Entscheidungen selbst zu treffen.
Mit großem Bedauern muss ich, aufgrund der belastenden Beweislage, die gestern im Palast aufgetaucht ist, verkünden:
Hiermit erkläre ich König Pixto, seine Schattengarde und Prinz Hall zu Hochverrätern an ganz Tendämlow! Jeder, der Ihnen hilft oder sie auch nur nicht ausliefert, macht sich selbst zum Hochverräter und die gleichen Bedingungen gelten für ihn. Jeder Rat, Kontinentaltags-Abgeordneter oder Beamter, der sein Amt missbraucht, um den Verrätern zu helfen, ist Teil des größten Abschaums und wird ohne Prozess inhaftiert. Die Zeiten sind schwer, aber wir können das bewältigen, als Tendämlow vereint unter einem Großkönig!", brüllte Rat, jetzt Großkönig, Schwefel in den Versammlungssaal des Hohen Rates.
Beifall brandete zurück. "Ordnung und Struktur, so lobe ich das!", brüllte Bellona, die Rätin der Drachen.
"Auf den Großkönig!", ließ der Rat Ginkgo von Pappel, der Anführer der Walddämonen verlauten. "Genau! Vereint!", schrie Argentus von Nickel, Rat der Metalldämonen. Frost, der Rat von Nordeis kreischte: "So ist es! Pixto ist ein Verräter! Ich habe es immer gewusst!"
Schwefel stand auf der Tribüne, die vor wenigen Tagen noch König Pixto, Rat der Schattendämonen, gehört hatte, und genoss den Applaus, doch einige Räte applaudierten nicht und Schwefel sah es. Er sah alles, was im Raum geschah. Diese Tribüne hatte doch so ihre Vorteile.
Sangu, Rätin der Blutdämonen von Vulnus blickte fassungslos zu ihrer besten Freundin und Amtskollegin Mare von Atlantis herüber. Die Rätin der Wasserdämonen starrte mit großen Augen zurück. "Das meint er nicht ernst", formten die grünen Lippen der jüngsten Rätin der Welt hinter der Welt.
Sangu klapperte mit ihren Knochenarmen, die auf den ersten Blick aussahen, als gehört sie zu ihrem freiliegenden Grippe. Nervös sah die Rätin zu Faun, dem Rat der Elfen. Dieser starrte Schwefel mit vier weit aufgerissenen Augen an und nuschelte Flüche.
Fast erwartete Sangu, dass gleich jemand anfangen würde zu lachen. Das musste einfach ein schlechter Scherz sein!
Sie würden lachen, und Schwefel würde sich auf den Schenkel klopfen und sagen, dass sie die drei Räte der pazifistischen Kontinente aber gut reingelegt hatten.
Niemand lachte.
"Ich muss hier raus.", murmelte Faun und erhob sich mit wallenden Festtagsroben.
Mare nickte.
"Das kann ich nicht unterstützen.", stimmte Sangu zu.
Noch während die anderen Räte applaudierten verließen die drei Pazifisten den Ratssaal. Schwefels brenneder Blick folgte ihnen.
-◇- Drei Jahre später -◇-
Sangus lange, spinnenartige Beine klapperten über den Boden des Regierungsgebäudes von Vulnus. Neben ihr marschierte Tulb, ihr Sekretär her und verlas die neuen Regelungen, die Schwefel erlassen hatte. "... weitere Einschränkung der Versammlungsfreiheit, Verbot von Demonstrationen gegen die Regierung, Subventionierung der Jagdbeteiligung an der Jagd auf nicht-dämonische Kinder zur Zwangsarbeit, weitere Einschränkungen für Memonen und andere Halbdämonen im Arbeitsmarkt, die haben Memonen tatsächlich extra erwähnt, weitere Einschränkungen der Rechte der Räte und ihrer Kontinentaltage, auch im eigenen Kontinent.
So wie das klingt, Rätin Sangu, sind wir dabei zu einer Diktatur zu werden."
Sangu klapperte missbildungend mit den Zähnen. "Wir sind dabei? So wie das klingt sind wir schon eine Diktatur.", fauchte sie, "Was wird aus der Konferenz? Wie viele der anderen kommen?"
Tulb fuhr sich nervös mit der Zunge über die mit Stacheln besetzten Augenbrauen.
"Die meisten sind sehr unsicher, wegen der Einschränkungen. Wir haben Zusagen von Faun, Mare, Hall, Julia Vlavia, Ginko, Verta, Terrarum, Luminae und Runa. Der Rest meldet sich entweder nicht, oder hat abgesagt.
Frost, Ipurtagia und Volt haben uns in den Antworten als Verräter beschimpft und mitgeteilt, dass man es den Schergen der Häscherin melden werde."
Sangu klapperte resigniert mit den Knochenscheren, die ihre Hände bildeten. "Damit war zu rechnen."
Plötzlich wurde die Ruhe des großen Verwaltungsgebäudes von Vulnus durch ein grauenhaftes Geräusch verdrängt.
Die schweren, klappernden Schritte, die Dämonen in Rüstung zu eigen sind, hallten durch die Korridore.
"Ist die Häscherin hier?", fragte Sangu und ihre Stimme zitterte kaum merklich, bei dem Gedanken an die grausame Vollstreckerin des Großkönigs, "Haben wir keine Gardisten am Eingang?"
Tulb kratzte sich nervös an seinen blutigen, hautlosen Armen.
"Ich bezweifle, dass die Blutgarde den Schergen der Häscherin irgendetwas entgegen setzen kann. Vulnus ist schon seit über 1800 Jahren pazifistisch. Unsere Truppen... nun, man sagt man könne die Häscherin sowieso nicht aufhalten.", murmelte er.
Sangu leckte sich nervös über das Auge.
"Ich habe gehört, sie hätte die Generalleutnant Lohe-Kärbes der Schattengarde besiegt. Sie und General Fionnlaoch galten doch auch als unbesiegbar."
Die Schritte kamen näher. Sangu stellte sich möglichst gerade hin, sie würde nicht schwach wirken, bei ihrer Verhaftung, auch wenn ihr offen liegendes Herz sehr offensichtlich hinter ihnen Rippen raste. Tulb grub seine Krallen in den dicken Stoff des Aulaeums, von dem er die Neuerungen abgelesen hatte.
Zwei Dämonen in violetten Rüstungen traten in den Gang: ein junger Walddämon mit senfgelben Augen und grüner Haut und eine weiße Drachin mit violettem Kamm. Sie flankierten einen dritten, äußerst seltsam anmutenden Dämon, dessen runder Körper aus unzähligen, bunten, wirbelnden Formen zu bestehen schien. Seine drei roten Schweinsäuglein sahen Sangu sanft an und er blinzelte ihr anerkennend zu.
Sofort fiel die Anspannung von Sangu ab.
"Rat Jaryofp! Ich hatte gar nicht mehr mit eurem Eintreffen gerechnet. Eure Zusage muss wohl verloren gegangen sein.", grüßte Sangu den Rat der Mysterien und vergaß in ihrer Erleichterung völlig ihren Amtskollegen darauf hinzuweisen, dass seine bewaffneten Gardisten im pazifistischen Vulnus nichts zu suchen hatte.
Jaryofp lachte leise. "Ich habe keine Zusage losgeschickt. An unseren Grenzen patrouliert die Häscherin. Schließlich weiß sie genau über die Verbindung der Mysterien zu Kindern anderer Spezies Bescheid. Ohne ihre Fantasie würde kein Mysterium geboren werden. Ich konnte nicht riskieren, dass eine Nachricht abgefangen wird."
Zustimmend knirschte Sangu mit den Zähnen und das Blut, das konstant ihren Kopf herabfloss schlug kleine Wellen, als hätte Jaryofps befremdliche, melodische und gleichzeitig krazende Stimme Steinchen hinein geworfen. "Das ist natürlich verständlich.", antwortete Sangu, "Wollt Ihr uns in den Konferenzsaal begleiten, Rat Jaryofp? Eure Gardisten müssten aber selbstverständlich an der Türe warten."
"Natürlich, Rätin Sangu."
Der Konferenzsaal in Dolors größtem, und einem der wenigen neuen, Gebäude war bereits besetzt, als Sangu ihn betrat.
Lautes Geschrei füllte die Luft.
Rätin Mare stützte sich mit ihren Schwimmhaut-besetzten Händen auf den großen, stählernen Tisch und brüllte den Rat Ginkgo von Pappel an. Rat Faun von Neik unterstützte sie dabei mit empörten Rufen und heftigen Gesten.
Prinz Hall, zusammen mit König Pixtos Bruder Canus das einzige überlebende Mitglied der königlichen Familie, und Rätin Julia Vlavia von Nebel versuchten den Streit zu schlichten.
Die Rätinen Luminae von Lucis und Runa von Est, die konkurrierende Unternehmen führten, und sich bereits mehrfach öffentliche Streitigkeiten geliefert hatten, funkelten sich über den Tisch hinweg wütend an. Eines der Wesen Runas bedachte die Rätin der Lichtdämonen mit unanständigen Gesten, während diese einen leuchtenden Schriftzug mit den Worten "Beschwörerdämonin Runa zu geizig zum Duschen: deshalb stinkt die Rätin von Est" in den Raum projizierte. Ungeachtet des Chaoses um sie herum spielten Rat Terrarum von Muds und Rätin Verta von Immut Karten. Um Geld, so wie es schien.
"Was ist hier los? Wenn wir nicht aufhören untereinander zu streiten, werden wir es nie schaffen Frieden, Gerechtigkeit, Freiheit und Demokratie in dieser Welt wieder herzustellen! Können wir uns nicht wenigstens solange untereinander vertragen, bis wir dieses Ziel erreicht haben?", rief Sangu enttäuscht in den Raum. Sofort zog die Gastgeberin alle Blicke auf sich. Sie hatte damit gerechnet, dass die vielen, so unterschiedlich Räte aus vielen unterschiedlichen Regierungsformen sich absolut nicht vertragen würden. Gegen Rat Ginkgo, der in Pappel Kopf einer totalitären Militärdiktatur war, hatte sie selbst auch so einiges einzuwenden und auch mit der Oligarchin von Est ging sie nicht konform. Aber ein bisschen bessere Kooperation hatte sie sich schon erhofft.
Es war das erste mal, dass alle die in die KRATS, die Koalition der Rebellen, Anhänger des Throns und dessen Streitkräfte, involvierten Räte zusammen Konferenz hielten. Einzig Prinz Hall hatte sie bis jetzt alle getroffen.
"Frieden, Gerechtigkeit, Freiheit und Demokratie! Wahr sind Eure Worte, Rätin Sangu, das ist unser Ziel. Und so frage ich mich, was der dikatoische Kriegstreiber hier zu suchen hat!", rief Mare und zeigte anklagend auf den Rat von Pappel, der inzwischen dazu übergegangen war seine dornartigen Krallen mit einem lächerlich langen Dolch zu reinigen. "Hat er den selbsternannten Großkönig am Anfang nicht so unglaublich unterstützt?", stimmte Faun mit wütender Stimme ein. Seine langen Ohren vibrierten zornig. Der Diktator der Walddämonen verdrehte genervt die Augen.
"Luminae zahlt ihren Arbeitern keinen Mindestlohn, wenn wir schon dabei sind.", mischte sich nun auch Runa ein.
"Rufmord!", fauchte die Rätin von Lucis zurück, "Außerdem hat Runa sich ihre Position ervögelt! Wir wissen alle, dass sie Pretio nicht aus Liebe geheiratet hat. Wer würde ihr auch glauben."
"Die Presse. Die Bürger. Der hohe Rat. Jeder in diesem Raum, der nicht mit ihr um Kunden konkurriert.", kommentierte Terrarum und legte eine besonders gute Hand ab. Verta fluchte leise und schob ihm einige Karn herüber. Luminae zischte wütend.
"Bitte, bitte meine Freunde, lasst uns nicht streiten. Rätin Sangu hat recht: wir müssen zusammenhalten, wenn wir Schwefel vom Thron stoßen wollen.", versuchte Prinz Hall erneut die Wogen zu glätten.
Rätin Julia Vlavia nickte ernst.
Die Geist hatte in ihrem langen und ereignisreichen Leben schon viele Kriesen gemeistert und war öfters in das Amt eines Rates gewählt worden, als jeder andere Dämon. Auch den zerstörerischen ersten großen Krieg hatte sie gesehen.
Selbst unter den anderen Räten hatte sie eine gewisse Autorität und ihr Nicken reichte, um sie wenigstens kurz zu beruhigen.
"Sobald Generaloffizier Ginkgo erklärt, was er hier treibt, gerne doch!", schnappte Mare. "Das würde mich tatsächlich auch interessieren.", gab Sangu ihrer guten Freundin kühl recht. Ihr eines Auge funkelte den anderen Rat wütend an.
Mit einer zackigen, militärischen Bewegung erhob Rat Ginkgo sich von seinem Stuhl und plazierte den Dolch provokant auf den Tisch. Sofort huschte Rat Jaryofp auf den freigewordenen Sitz, wofür er ein genervtes Grollen des Diktators erntete.
"Wir in Pappel haben den Großkönig zunächst unterstützt, da spricht die Rätin von Atlantis die Wahrheit, da er so manche Ziele verfolgt, die wir gutheißen.", begann der Rat der Walddämonen, "Pappel ist ein kleiner Kontinent, umgeben von großen, mächtigen Nachbarn. Umbrae, Reuef und Atlantis, die uns direkt umgeben, sind die größten Kontinente dieser Welt. Es ist nur natürlich, dass wir nach militärischer Macht streben. Der Großkönig versprach uns Einheit und Größe. Man würde sich über die starken Regulierungen, die unser Militär klein hielten und uns in der Produktion von Waffen, die wir benötigen, einschränkten, erheben. Natürlich haben wir gejubelt. Doch je länger Schwefel im Amt blieb und je offensichtlicher wurde, dass er nicht plante seine Notstandsrechte zurückzugeben, desto mehr Nachteile brachte er meinem Volk.
Schwefel verbot uns den Handel, den Austausch, ja, gar den Kontakt zu Nicht-Dämonen. Vorallem mit den Dämonenjägern von der Erde und den Streitkräften des zweiten Imperiums hegten wir enge Zusammenarbeit. Vorallem mit den Menschen, denen Pappel sehr nahe steht, wollte der Großkönig schnellstmöglich brechen. Ja, er begann sogar öffentliche Jagden auf ihre Kinder, und später die Kinder anderer Nicht-dämonischer Spezies, zu organisieren. Diese Kinder versklavte er sogleich, unter dem frechen Deckmantel allen Dämonen ein besseres Leben zu ermöglichen. Pappel ist ein Militärreich, doch ist dies zu unserem Schutz. Militarismus ermöglicht uns ernstgenommen zu werden, auch wenn wir der kleinste Kontinent dieser Welt sind. Es ermöglicht uns unabhängig zu bleiben, wenn größere Kontinente mit weit größerer Bevölkerung uns bedrohen. Die Räte Mare, Sangu und Faun mögen behaupten, unsere Fusion von Regierung und Militär sei falsch, doch können auch sie wohl kaum abstreiten, dass Pappels Streitkräfte essenziell sein werden, wenn wir, geeint als KRATS, auf Palaststadt marschieren und Schwefel stürzen. Pappel ist bereit zu den Waffen zu greifen."
"Klingt logisch. Undemokratisch seid ihr trotzdem.", kommentierte Terrarum und zog eine Grimasse. Verta hatte eine gute Hand abgelegt. "Pappel hat, wie jeder Kontinent, das Recht frei eine Herrschaftsform zu wählen.", verteidigte sich Ginkgo und steckte den Dolch wütend zurück in die Scheide.
"Und diese Recht will Euch niemand aberkennen, Rat Ginkgo, das heißt allerdings noch nicht, dass wir eine Regierung unterstützen müssen, die Grundrechte mit Füßen tritt.", meldete sich nun auch Verta zu Wort, während sie ihr neu erworbenes Geld zählte.
Sangu schenkte dem Gespräch kaum noch Gehör.
Sie fühlte sich, als habe man ihre Lungen mit Wasser gefüllt.
Was hatte der Generaloffizier da gerade behauptet? Sie würden waffenstarrend nach Palaststadt marschieren und gegen Schwefel putschen?
Dem hatte sie nicht zugestimmt! Vulnus, Atlantis und Neic waren pazifistisch. Der Frieden war ihre höchste Priorität! Sie würden sich nicht an einer solchen Operation beteiligen!
"'Auf Palaststadt marschieren?'", fauchte Sangu, "Ich hoffe Ihr erwartet nicht, dass wir uns an soetwas beteiligen! Das ist... unerhört! Wir würden die Welt hinter der Welt in einen Krieg stürzen! Das können wir nicht verantworten!"
"In der Tat, Ginkgo, Ihr schießt weit über das Ziel hinaus. Schwefel muss gestürzt werden, doch sollte dies durch die Mittel der Diplomatie geschehen, nicht durch ein grimmes Gemetzel. Er muss sich vor dem Gericht verantworten, nicht vor dem Gewehr!", stimmte Faun ihr zu. Der alte Elf strich sich mit zitternden Fingern einigen Strähnen weißen Haares aus seinem Gesicht. "Schwefel kontrolliert die Gerichte! Schwefel hat eine Armee, mit den Schergen der Häscherin! Schwefel lässt jeden verhaften, der sich gegen ihn ausspricht! Krieg ist die einzige Lösung, ihr verblendeten Idealisten!", hielt Ginkgo dagegen.
"Krieg ist nie eine Lösung.", zischte Mare.
"Natürlich wollen wir keinen Krieg.", ergriff Prinz Hall das Wort, "Aber Rat Ginkgo hat recht. Schwefel wird sich nicht friedlich aus seiner Position verdrängen lassen. Wir müssen damit rechnen, dass Gewalt nötig sein wird, wenn wir unsere Rechte, unsere Freiheit und ein Friedliches zusammenleben mit anderen Spezies zurück erlangen wollen."
In Sangus Auge brannten die Tränen.
"Nein. Vulnus wird sich nicht an einem Krieg beteiligen."
"Rätin Sangu. Ihr müsst einsehen, dass Eure Ideale zwar Nobel, aber nicht kriesenfest sind. Manchmal ist Krieg nötig, niemand weiß das besser als ich, die ihn viel zu oft sehen musste. Wenn ihr die Demokratie retten wollt, müsst ihr zumindest eure Garde in den Kampf schicken, oder Waffen produzieren. Ihr sitzt auf dem größten Abbix-Vorkommen dieses Planeten. Tut es für ein großes, wichtiges Ziel! Für die Zukunft dieser Welt!", forderte nun auch Julia Vlavia. Runa nickte.
"Ich stelle meine Garde und meinen Palast als Festung zur Verfügung, sowie medizinische Versorgung.", kommentierte Luminae. "Wir liefern Waffen.", erklärte Terrarum trocken. "Immut hat eine Meliz gegründet, die die Schergen auf trapp hält.", stimmte Verta zu. "Est versteckt das Lager 3 der KRATS und schickt die Garde und Kapital." "Jurikari liefert Gardisten und Geld."
Verzweifelt marschierte Sangu zu der großen Fensterfront des Saales. Das Blut auf ihrem Kopf verlängert sich zu Tentakeln, die nach draußen zeigten, auf die Skyline von Dolor. Die Stadt war völlig zerstört. Man hatte sie nach dem ersten großen Krieg, als Mahnmal, nicht wieder aufgebaut. "Das wollt ihr!", rief Sangu anklagend und deutete auf die zerbombten Gebäude, "Ihr wollt einen neuen großen Krieg! Ihr wollt Zerstörung, Tod und Verzweiflung auf diese Welt und ihre arme Bevölkerung bringen. Ihr wollt Familien zerreißen, Liebende trennen, Dämonlinge zu Waisen machen und den Bürgern, denen ihr versprochen habt zu dienen, ihre Lebensgrundlage und ihr Zuhause nehmen! Niemals bleiben Kriege nur auf den Schlachtfeldern! Kein Grund ist gut genug, um einen Krieg zu beginnen, erst recht keinen mit Abbix-Waffen!"
"Ich habe Euch gesagt, die Pazifisten machen nicht mit, Euer Hoheit.", kommentierte Ginkgo mit einem bitteren Lächeln.
Prinz Hall machte ein Gesicht, als habe man ihm in die Magengrube geschlagen.
"Einem Krieg stimmen wir nicht zu. Eindeutig nicht. Da gebe ich Rätin Sangu recht, aber die KRATS ist zumindest in Neic stehts willkommen, sollte sie Schutz, Verpflegung oder medizinische Versorgung benötigen.", versuchte Faun den jungen Prinzen zu trösten. "Da schließt sich Atlantis gerne an.", ergänzte Mare mit einem traurigen Lächeln. "Vulnus ebenso.", machte Sangu Zugeständnisse.
Stunden später, als die anderen Räte längst gegangen waren, standen Sangu und Tulb erneut vor dem Fenster und starrten der untergehenden Sonne entgegen.
"Wie ist es gelaufen?", fragte der Sekretär neugierig.
"Sie werden einen Krieg vom Zaun brechen. Sie werden gegen Schwefel putschen."
"Und wir?"
"Wir sind Vulnus. Wir stehen für den Frieden. Wir kämpfen nicht. Egal wie verzweifelt die Lage wird. Ich glaube an den Frieden, und wenn ich die Letzte bin die es tut."
Tulb nickte.
"Wir sind Vulnus. Auf in die Verzweiflung, für den Frieden."
"Für den Frieden.", stimmte Sangu ihm zu und eine Träne löste sich aus ihrem Auge. Der Krieg würde kommen, und sie würden ihn nicht aufhalten können.
-◇-
Das ist Rätin Sangu von Vulnus. Da sie äußerst befremdlich aussieht hielt ich ein Bild für nötig. Sie ist übrigens riesig. (Von Bein zu Bein ca. 2 m. Ca. 1m hoch)
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