Mütterliches Eingeifen
Nachdem Severus verschwunden war, beugte sich Hermine zu Lorayn hinunter und nahm sie fest in den Arm, wobei sie unermüdlich flüsterte. „Schsch, Schätzchen, beruhig dich doch. Alles ist gut."
Lorayn presste sich nur noch enger an die Mutter und schluchzte ihr in die Robe. Während Hermine ihr beruhigend über den Rücken streichelte, öffneten sich die Türen der Großenhalle und die Schüler strömten heraus, nicht ohne dabei Hermine und dem jüngsten Snape Spross, neugierige Blicke zu zuwerfen.
Hermine bekam davon kaum etwas mit, viel zu sehr war sie damit beschäftigt, ihre völlig verstörteTochter zu beruhigen. Erst als sich jemand neben sie stellte und sie grüßte hob sie ihren Kopf.
„Hi Mum". Finbar begrüßte seine Mutter mit einem gequälten Lächeln. Hermine löste sich so gut es ging von Lorayn, um ihren ältesten Sohn in den Arm zu nehmen. „Fin, was war denn da drinnen gerade los?"
„Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, Mum!" er zuckte ratlos mit den Schultern.
„Ich hab nur mitbekommen, dass Lorayn ihre Sachen gepackt hatte, um bei dir einzuziehen. Vielmehr hat sie von „Umziehen" gesprochen." Er sah kurz zu seiner Schwester, ehe er fortfuhr. „Sie muss Dad davon gelaufen sein, denn er hat sie wohl den halben Morgen gesucht. Und als er sie in der Großenhalle gesehen hat, wollte er sie mit nach draußen nehmen, um ihr nicht vor den ganzen Schülern, die Leviten zu lesen. Ja und dann ist sie komplett ausgeflippt, aber den Rest hast du ja selbst miterlebt."
Hermine wollte gerade etwas entgegnen, doch in diesem Augenblick kam Brendan aus der Halle gestürmt und riss seine Mutter in die Arme. „Mum, endlich bist du da!" Er löste sich ein wenig und gab ihr einen freudigen Schmatzer auf die Wange.
„Hallo mein Schatz. Man du bist ja schon wieder gewachsen!", begrüßte sie den Jungen. Brendan grinste seine Mutter wissend an. „Ja und ich glaub, ich brauch dringend neue Hosen, Mum!"
„Ich glaube Mum hat gerade etwas anderes im Kopf, als sich um deine neuen Hosen zu kümmern.", mischte sich nun Fin, in das Gespräch ein. „Mum es wird wirklich höchste Zeit, dass du dich um die Erziehung von Lorayn kümmerst. Sie tanzt Dad doch schon seit Jahren auf der Nase herum, und wenn sie dann mal ihren Willen nicht durchsetzen kann, dann bekommt sie einen Tobsuchtsanfall." Er schenkte seiner Schwester einen abwertenden Blick.
„Und ich finde, dass das jetzt nicht der richtige Moment ist, um mit Mum darüber zusprechen!", maulte Brendan. „Sie ist gerade mal angekommen.!"
Finbars Kopf schnellte zu seinem Bruder und der Blick, mit dem er ihn betrachtete stand dem seines Vaters, in nichts nach. „Du bist ein so elendiger Schleimer, das kannst du..." Doch Mitten im Satz wurde er von seiner Mutter unterbrochen.
„Jungs! Schluss jetzt! Ich denke wir werden in den nächsten Tagen dringend so etwas, wie einen Familienrat halten, bei dem jeder sagen kann, was ihm auf dem Herzen liegt. Aber jetzt werde ich, mit Lorayn in meine Räume gehen und mir ihre Version der Geschichte anhören. Anschließend kann ich mir dann selber ein Bild von dem Vorfall machen."
Die Jungs sahen etwas verlegen drein und entgegneten synchron. „Ok Mum!"
„Fin, ich möchte, dass du jetzt zu deinem Vater gehst und ihm ausrichtest, dass ich Lorayn mit zu mir genommen habe, aber ich bringe sie ihm später vorbei. Und ich würde mich sehr freuen, wenn ihr beiden nachher bei mir vorbeischauen würdet. Vielleicht machen uns die Elfen ja, etwas leckeres zum Mittagessen. Was haltet ihr von der Idee?"
„Oh ja", rief Brendan und sein älterer Bruder nickte. „Ich werde kommen, Mum. Ich geh jetzt zu Vater, bis später!" Mit diesen Worten, schlug Finbar den Weg zu den Kerkern ein.
Auch Brendan trollte sich mit einem „Bis dann, Mum!"
Als die Beiden weg waren, wandte sich Hermine an Lorayn „Kommst du Schätzchen?". Die Kleine nickte nur, ließ sich aber von ihrer Mutter kommentarlos wegführen.
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Severus saß im Wohnzimmer und starrte vor sich hin. Er war tief betroffen, von Lorayns' Ausraster. Was war nur in das Kind gefahren? Er war sich keiner Schuld bewusst, dass Einzige, an das er sich erinnern konnte, war dass er sie zurück ins Bett geschickt hatte. Aber war das, ein Grund so auszuflippen? Die Jungs waren doch nicht so gewesen.
Manchmal fühlte sich Severus einfach viel zu alt, für die Aufgabe der Kindererziehung. Er hatte das Gefühl, er war dem ganzen nicht mehr gewachsen. Oder lag es an Lorayn, war sie anstrengender als die Jungs? Seine Söhne hatten niemals solche Tobsuchtsanfälle gehabt. Nun das stimmte nicht ganz, er konnte sich an ein Ereignis erinnern.
Finbar war damals etwa drei Jahre alt gewesen und gemeinsam mit ihm und Hermine in einem Museumsshop in Muggle London unterwegs. In diesem Geschäft, konnte man Brieföffner aus Metall kaufen, die die Form eines Schwerts hatten.
Jedenfalls hatte sich Finbar in den Kopf gesetzt, er müsse so ein „Ritterschwert" besitzen. Nach langem hin und her, hatte Hermine ein Machtwort gesprochen, dass es jetzt kein „Schwert" gab. Fin war daraufhin hochrot vor Zorn angelaufen und hatte alles mit seinen kleinen Füßen getreten, was ihm in den Weg kam.
Durch ein Klopfen an der Tür wurde Severus aus seinen Erinnerungen gerissen. Schwerfällig erhob er sich aus seinem Sessel und ging zur Tür. Er öffnete sie mit einem kräftigen Schwung und war erstaunt, seinen ältesten Sohn vor der Tür stehend zu finden.
„Seit wann klopfst du? Du kennst doch das Passwort." brummte er, drehte sich um und ging zurück zu seinem Sessel.
„Entschuldige, Vater, ich wollte dich nicht stören, in dem ich einfach hier so herein platze. Darum hab ich geklopft.", beeilte sich der Junge zu sagen, da er sich nicht sicher war, in was für einer Verfassung sein Vater sich befand.
Doch Severus schüttelte, die Erklärung mit einer Handbewegung ab. „Ist schon in Ordnung, mein Junge. Was willst du hier? Ich denke an so einem schönen Tag, wie heute, hast du doch bestimmt was besseres zu tun, als hier im Kerker rumzusitzen?"
Finbar trat etwas weiter ins Wohnzimmer, um seinen Vater besser sehen zu können. Täuschte er sich oder sah sein Vater, mit einmal viel älter aus? „Du hast Recht Vater, aber Mum hat mich geschickt!"
Severus schnaubte und brummelte. „Prima, seit einer Stunde im Schloss und schon werden die Kinder als Laufburschen benutzt."
„Du irrst dich Vater, sie bat mich dir zu sagen, dass sie Lorayn mit in ihre Wohnräume genommen hat. Sie bringt sie dir später vorbei. Sie wollte nur, dass du Bescheid weißt und dir keine Sorgen machst.", beeilte sich der Junge, seine Mutter zu verteidigen.
„Wie gnädig von ihr.", knurrte Severus und sah seinen Sohn abwartend an. „Sonst noch etwas?"
Finbar sah seinem Vater einen Moment in die Augen, ehe er den Kopf schüttelte. „Nein, Vater, ich geh dann wieder, bis später." Dann beeilte er sich nach draußen zu kommen.
Wieder alleine fragte sich Severus, wie es wohl in der Zukunft mit ihm und Lorayn weitergehen und vor allem, was sie ihrer Mutter erzählen würde, um ihren Willen durchzusetzen.
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In ihrer Wohnung angekommen, setzte Hermine ihre Tochter auf das große weiße Sofa, das im Wohnzimmer stand. „Setz dich da hin, Schätzchen, ich bin sofort wieder da." Mit diesen Worten ließ sie die Kleine alleine und verschwand in dem Badezimmer, um dort einen Waschlappen, den sie in einem der Regale fand, mit Wasser zu befeuchten.
Anschließend kam sie zurück und setzte sich neben Lorayn, die brav und nicht mehr weinend auf dem Sofa wartete.
„So meine, Süße, gleich gehts dir besser" sprach sie, in beruhigendem Ton auf das Mädchen ein, während sie ihr mit dem feuchten Tuch über das Gesicht fuhr.
Als sie damit fertig war, fragte sie. „Und besser?"
„Ja", kam die Antwort und Lorayn nickte dazu bekräftigend mit dem Kopf. Hermine legte den Waschlappen auf den nahe stehenden Couchtisch ab und widmete sich, dann voll und ganz ihrer kleinen Tochter. „So und nun magst du mir erzählen, was passiert ist, Lorayn?"
Das Kind sah die Mutter etwas unsicher an und nickte dann zögernd. „Daddy ist so gemein, ich will ihn nie, nie wieder sehen!"
„Warum ist Daddy gemein?" fragte Hermine nach.
„Er will nicht, dass ich bei dir wohne! Er wollte auch nicht mit mir dich abholen kommen!", maulte Lorayn.
Ihre Mutter zog fragend eine Augenbraue hoch. „Mich abholen? Von wo wolltet ihr mich denn abholen? Und was meinst du damit, er will nicht, dass du bei mir wohnst? Lorayn, ich verstehe nur Bahnhof, ich denke es ist besser, wenn du ganz von vorne anfängst."
Die Kleien faltete ihre Hände ineinander atmete tief ein und begann zu erzählen. „Ich bin heute morgen ganz früh aufgewacht, weil ich nicht mehr schlafen konnte. So wie, wenn ich Geburtstag habe. Ich bin ganz schnell aufgestanden und zu Daddy ins Zimmer gelaufen, um ihn zu holen, denn er sollte dich mit mir abholen. Aber daddy hat noch geschlafen, also bin ich zu ihm ins Bett gekrabbelt und habe ihn geweckt."
Hermine, die sich in etwa vorstellen konnte, wie dieses Wecken ungefähr ausgesehen haben könnte; und die wusste, wie Severus reagieren konnte, wenn man ihn vor seiner Zeit weckte, nickte mit dem Kopf. „Ok und dann? Wie ging es weiter, Lorayn?"
Lorayn senkte ihren Kopf und sprach leise weiter. „Dann wurde Daddy furchtbar böse und meinte wenn ich nicht sofort ins Bett zurück gehe, dann würde es ein Donnerwetter geben. Dann hab ich ihm gesagt, ich will nicht mehr bei ihm wohnen. Ich will bei dir wohnen. Dann bin ich in mein Zimmer gegangen und habe alles gepackt, für meinen Umzug. Und dann bin ich alleine in die Großehalle, zu Finbar und Brendan und Daddy hat weitergeschlafen. Und als Daddy mich dann gefunden hat, war er böse und wollte mich wieder mitnehmen und dann warst du auf einmal da!", schloss Lorayn ihre Ausführungen.
Hermine hatte die ganze Zeit aufmerksam zugehört. „Ich verstehe. Aber Lorayn, das war nicht nett, was du da zu Daddy gesagt hast. Daddy ist nicht gemein, er hat dich sehr lieb, weißt du? Und wenn du einfach wegläufst ohne ihm zusagen wohin, dann macht er sich große Sorgen." Sie fuhr ihrer Tochter zärtlich durch die schwarzen Locken. „Außerdem ist Daddy mit Sicherheit sehr traurig, dass du nicht mehr bei ihm wohnen willst."
„Ist mir egal. Ich will bei dir wohnen."
Hermine schüttelte den Kopf. „Das geht nicht, Lorayn und das weißt du auch. Brendan und Fin wohnen doch auch bei Daddy, das ist euer Zuhause, dort habt ihr eure Zimmer."
Lorayn hob ihre Augen, in denen es bereits wieder verdächtig glitzerte. „Aber ich kann doch jetzt ein Zimmer bei dir haben."
Hermine sah ihrer Tochter fest in die Augen. „Nein Lorayn, das geht nicht! Ihr habt eure Zimmer bei eurem Vater und das bleibt auch so. Du, Brendan und Fin ihr könnt jeder Zeit zu mir kommen, aber ihr bleibt bei eurem Vater wohnen. Hast du mich verstanden?"
Lorayn sah ihre Mutter mit großen Augen an. So streng kannte sie ihre Mutter gar nicht. Und da sie nicht mit dieser Reaktion gerechnet hatte, konnte sie nur nicken.
„Gut", erwiderte Hermine sanft. „Außerdem möchte ich, dass du dich bei Daddy für dein Verhalten entschuldigst."
Nun war Lorayn komplett sprachlos, sie wollte gerade anfangen zu protestieren. „Nein, keine Wiederrede junge Dame. Du wirst dich bei ihm entschuldigen und ich will nie wieder erleben, dass du dich in der Gegenwart von anderen Leuten, so verhältst. In Ordnung?" Hermines Ton war unerbittlich.
Lorayn starrte ihre Mutter einige Sekunden fassungslos an, ehe sie kleinlaut erwiderte. „Ja, Mummy!"
Hermine lächelte sie sanft an und fragte. „So und nun magst du mir vielleicht helfen, meine Truhen auszupacken? Ich bin sicher, dass da, die eine oder andere Überraschung für dich dabei ist?"
Ein lautes, „Oh ja!" war die Antwort.
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