3. KAPITEL


Im Inneren des Zweibeinernestes befand sich nur ein einziger, riesiger Raum. Hagelpfotes Schritte hallten von den Wänden wieder, während die Schülerin immer langsamer wurde und in der Mitte des Raumes ratlos stehen blieb. Sie hätte etwas Spannenderes erwartet, doch in dem großen Zweibeinernest herrschte gähnende Leere. Risse zogen sich durch den Boden, durch die Gräser und sogar einige kleine Bäume wuchsen. In den Wänden und der Decke des Nestes klafften Löcher, durch die der Wind wehte. Sonnenstrahlen bahnten sich einen Weg hindurch, beleuchteten tausende in der Luft umher schwebende Staubkörner und malten so helle Streifen in das Dunkel des Raumes. Auch sonst ließ sich nur noch schwer erahnen, wann der letzte Zweibeiner hier gewesen sein könnte. Nirgends klebte auch nur ein winziges bisschen ihres Gestankes, alles war erfüllt von dem Duft nach Moos, Tau und dem Efeu, der langsam von draußen herein rankte.

Hagelpfote hatte nicht die geringste Ahnung, wozu die Zweibeiner dieses Nest gebraucht hatten. Die einzigen Spuren, die von ihnen geblieben waren, waren ein Haufen Zweibeinerzeug in einer Ecke und zwei ihrer schlafenden Monster in einer anderen. Sie sahen anders aus als die Monster vom Donnerweg, fand Hagelpfote: Ihre bunt glänzende Haut begann abzublättern und ihre Pfoten waren in sich zusammengesunken.

Hagelpfote ließ die Monster außer Acht und tappte zu dem nicht besonders Vertrauen erweckend aussehenden Stapel von Zweibeinerdingen zu. Bei näherer Betrachtung meinte die Schülerin zu erkennen, wo ein Zweibeinerding begann und wo das Nächste in einer gewagten Konstruktion darauf gestapelte begann. Da ragte eine metallisch glänzende Stange aus dem Haufen, zwischen bunten Kästen und seltsam anmutenden Holzkonstruktionen.

Wozu die Zweibeiner das ganze Zeug wohl brauchen?, fragte sie sich. Das muss ich mir genauer ansehen! Hagelpfote streckte ihre Pfote nach einem Großen Zweibeinerding mit weichem Pelz aus, das unter ihrer Vorderpfote nachgab. Als sie es wieder losließ, hatte sie einen Pfotenabdruck in der dicken Staubschicht hinterlassen. Durch die Bewegung geriet der ganze Turm ins Wanken, knarzte und schepperte und polterte dann zu Boden. Erschrocken sprang Hagelpfote zur Seite. Hinter ihr bebte der Boden, während vor ihr eine Reihe weißer, leicht gebogener Scheiben zerschellte, sodass die Splitter zu allen Seiten davon stoben. Wie durch ein Wunder schaffte Hagelpfote es, auszuweichen.

Die hellgraue Kätzin bahnte sich geschickt einen Weg durch das Durcheinander, als ein ihr Blick an einem der Zweibeinerdinge kleben blieb. Was ist das denn? Sofort drehte sie um und sprang über ein paar am Boden verstreut liegende Zweibeinerdinge zu dem kleinen Etwas, das ihre Aufmerksamkeit gefesselt hatte.

»Hagelpfote, wo bist du?«, hörte sie ihren Bruder von außerhalb des Zweibeinernestes rufen.

Die Schülerin war viel zu fasziniert von ihrem Fund, als dass sie hätte antworten können.
»Hier bin ich«, miaute sie leise, mit ihren Gedanken ganz woanders. Zum ersten Mal in ihrem Leben schien das Handeln der Zweibeiner einen Sinn zu ergeben.

Als keine Reaktion kam und nur die auf und ab laufenden Pfotenschritte der beiden Schüler draußen vor dem Zweibeinernest zu hören waren, begriff Hagelpfote, dass sie nicht laut genug gesprochen hatte.

Sie hob den Kopf von ihrer Entdeckung und rief: »Hier! Kommt mal her, das müsst ihr euch ansehen!«

»Was ist los?«, rief Rankenpfote, die ihrer Freundin entgegen stürmte.

Klippenpfote folgte ihr langsamer, dann standen die drei Schüler im Kreis um das seltsame Zweibeinerding herum. Es war ein einfaches längliches Stück Holz, nur ein wenig größer als zwei Pfoten. Quer darüber zog sich in der Mitte ein spiralförmig aufgewickelter Stab, der dann dann noch ein kleines Stück über das Holz abstand. Der silbern glänzende Stab war nicht viel dicker als ein Grashalm und doch fest genug, um - und das war das verwunderliche an der ganzen Sache - eine Maus zwischen sich und dem Holz einzuklemmen. Viel mehr als die Knochen waren von dem Tier nicht mehr übrig, doch Hagelpfote war fasziniert von diesem Ding, mit dem die Zweibeiner anscheinend auf die Jagd gingen.

»Ist das nicht genial?«, miaute sie und stieß das Zweibeinerding samt Mäuseskelett mit der Pfote an.

»Vorsicht!« Rankenpfote sog erschrocken die Luft ein. »Wer weiß, gleich schnappt es sich auch noch deine Pfote.«

Doch das Zweibeinerding regte sich nicht. Hagelpfote fuhr unbeirrt damit fort, ihre Entdeckung zu untersuchen, sie wollte wissen, wie es funktionierte und auch Rankenpfote beugte sich darüber, wenn auch etwas zurückhaltender.

»Komm jetzt, Hagelpfote. Wir sollten weiter gehen, wenn wir heute noch jagen wollen. Ich habe mich bei Lärchenflamme und Eismond erkundigt. Wir müssen erst das gesamte FederClan-Territorium umrunden, bevor wir den nächsten kleinen Wald erreichen.«

»Wir könnten dieses Ding doch auch zum Jagen gebrauchen«, schlug Hagelpfote vor und war ganz begeistert von dieser Idee, doch ihr Bruder sah sie an, als wäre sie mäusehirnig geworden.

»Was?!«, miaute Hagelpfote beleidigt. »Wir müssten nur noch abwarten und könnten nebenbei noch selber jagen!«

Klippenpfote schüttelte belustigt schnurrend den Kopf. »Du weißt doch gar nicht, wie das Ding funktioniert oder ob sich die Maus vielleicht nur zufällig darin verfangen hat... Wir sollten wirklich weiter.«

»Er hat Recht«, stimmte Rankenpfote Klippenpfote zögernd zu und warf Hagelpfote einen entschuldigenden Blick zu.

Während sie schließlich hinter den anderen beiden hinaus tappte, ärgerte sich Hagelpfote. Meine Idee hätte uns viel Arbeit erspart, aber nein...
Rankenpfote ließ sich zu ihr zurückfallen und stupste sie aufmunternd an

»Ist das nicht seltsam?«, bemerkte die Hellbraune, als sie sich von dem großen Zweibeinernest entfernten. »Die Zweibeiner fangen sich Beute, und dann lassen sie sie einfach zu Krähenfraß werden.«

Hagelpfote murrte nur eine Antwort, sie war enttäuscht, dass die anderen beiden sich so wenig für ihre sensationelle Entdeckung interessiert hatten. Eine Weile liefen die beiden Kätzinnen nebeneinander her. Ihr Weg führte über eine mit Steinen bedeckte Fläche und dann über eine Wiese mit hohem Gras, auf der immer wieder Zweibeinerdinge daran erinnerten, dass dies vor wenigen Blattwechseln noch das Territorium der Zweibeiner gewesen war.

»Wir wollen doch Krieger werden, oder?«, miaute Klippenpfote nach einer Weile »Wir brauchen doch kein komisches Zweibeinerzeug um unsere Beute zu erlegen! Das haben wir überhaupt nicht nötig!«

Hagelpfote legte nachdenklich den Kopf schief. So hatte sie es noch gar nicht gesehen, aber Klippenpfote hatte schon irgendwie Recht...

***

Als Hagelpfote den Geruch bemerkte, war das seltsame Zweibeinerding sofort wieder vergessen. Es roch nach einer anderen Katze, nach Grenzmarkierungen, aber nicht nach denen des NachtClans.
»Was ist das? Irgendeine Katze hat hier ein Territorium markiert!«, bemerkte sie und lief zu den Markierungen, um sie genauer zu untersuchen.

»Vorsicht!«, hörte sie Rankenpfotes Miauen, »dass du die Grenze nicht übertrittst!«

»Ja, ja« Hagelpfote war so konzentriert, dass sie fast nicht bemerkt hätte, wie ihr Bruder sagte: »Das muss der FederClan sein.«

Der FederClan? Hagelpfotes Augen blitzten begeistert. Die Ältesten und Krieger hatten ihr schon viel über den anderen Clan erzählt, doch das meiste wusste sie von Wolfspfote. Der jüngere Kater war zwar selbst noch nicht hier gewesen, wohl aber sein Bruder Mückenpfote. Als Heilerschüler reiste der jeden Mond sogar ein Stück ins FederClan Territorium hinein, zum Ahnenbaum, wo er und Tropfenwolke sich mit dem SternenClan die Zunge gaben.

»Lass uns in die Richtung weiter gehen!«, schlug Klippenpfote vor und wies mit dem Schwanz nach rechts entlang der Grenze. Rankenpfote murmelte etwas Zustimmendes und die beiden Schüler wollten sich gerade in Bewegung setzten, doch Hagelpfote hielt sie mit einem Schwanzzucken auf. Sie hatte eine bessere Idee.

»Wo wir doch schon mal hier sind«, rief sie ihren beiden Baugefährten zu, »sollten wir uns wenigstens einmal den Ahnenbaum ansehen.«

»Aber der liegt im FederClan-Territorium«, zweifelte Rankenpfote, tappte aber schon zu der anderen Schülerin zurück und starrte über die Grenze.

Vor ihnen lag eine weitläufige Wiese, bewachsen mit langen Gräsern und bunten Tupfern aus Wildblumen. In der Nähe verloren sich die Ufer eines Sees im Schilf. Ein Stück weiter ragten die grauen Stämme einer Gruppe von Buchen aus dem Gras. Doch ein einzelner Baum zog die gesamte Aufmerksamkeit der beiden Schülerinnen auf sich.
Es war eine große Trauerweide, die auf einem Hügel neben dem See stand. Ihre bis auf den Boden herab hängenden Äste wehten im Wind.

»Das ist doch nur irgendein Baum! Lasst uns weiter gehen. Das ist nur Zeitverschwendung und Rankenpfote hat schon Recht: Was wollt ihr sagen, wenn wir im FederClan-Territorium erwischt werden?«, drängte Klippenpfote.

»Nur weil du nicht an den SternenClan glaubst, heißt das nicht, dass das nur irgendein Baum ist!«, rief Hagelpfote empört und fuhr zu ihrem Bruder herum. Was fällt ihm ein, es als Zeitverschwendung zu bezeichnen, zum Ahnenbaum zu gehen?! »Es ist ein heiliger Baum! Der Baum, bei dem Anführer und Heiler bei dem SternenClan die Zunge geben. Der Baum bei dem die Anführer ihre neun Leben erhalten! Der Baum bei dem sich die Heiler jeden Mond treffen und die Heilerschüler ihren vollständigen Namen bekommen! Das ist nicht nur irgendein Baum!«

»Aber wenn euer SternenClan so mächtig ist, wie ihr immer behauptet«, merkte Klippenpfote völlig gelassen an, »wieso braucht er dann einen Baum, um mit den Anführern zu sprechen oder ihnen ihre Leben zu geben?«

Hagelpfote gab nur ein missmutiges Grummeln von sich und schritt dann entschlossen über die Grenzmarkierungen des anderen Clans. Klippenpfote ist doch ein Mäusehirn, ärgerte sie sich, wie kann er nur am SternenClan zweifeln? Was sie aber am meisten ärgerte war, wie ruhig ihr Bruder geblieben war, als wäre sie ein flohhirniges Junges, dem er alles erklären musste. Rankenpfote sprang munter neben ihr her, während sie auf den Ahnenbaum zu lief und auch Klippenpfote musste sich schließlich geschlagen geben und folgte den beiden Schülerinnen.

***

Jetzt, wo die Schüler direkt vor dem alten Baum standen, wirkte er noch viel mächtiger als aus der Ferne. Mächtig und weise. Hagelpfote tauchte als erste unter dem Vorhang aus langen herabhängenden Ästen hindurch, hinein in den Schatten unter der Trauerweide.

Was die Heiler wohl hier tun, um mit dem SternenClan in Kontakt zu treten? Neugierig sah sie sich um. Vor ihr ragte ein knorriger Baumstamm in den Himmel und hoch über ihr standen seine Äste in alle Richtungen ab, um dann ganz außen schlaff zu Boden zu hängen.

Als hätte sie ihre Gedanken lesen können, erklärte Rankenpfote: »Wolfspfote meint, die Heiler legen sich neben eine dieser dicken Wurzeln mit der Nase an den Baumstamm, um in ihren Träumen im SternenClan zu wandeln.«

»Wolfspfote ist ein Mäusehirn«, sagte Klippenpfote leise und mehr zu sich selbst. »Er glaubt er sei wichtiger als alle anderen, nur weil sein Bruder Heilerschüler ist.«

Hagelpfote achtete aber gar nicht mehr auf die anderen beiden Schüler. Vielleicht ist das hier das einzige Mal in meinem Leben, dass ich den Ahnenbaum sehe. Da muss ich doch ausprobieren, was Rankenpfote gesagt hat. Selbst wenn möglicherweise einfach nichts geschieht, ich würde es mir nie verzeihen, es nicht wenigstens einmal versucht zu haben.

Die Rinde des Baumes fühlte sich rau an ihrer Nase an, doch sobald sie im Gras lag und die Augen geschlossen hatte, schien sie es irgendwie gar nicht mehr zu spüren.

Wie in weiter Ferne hörte sie noch eine fremde Stimme donnern: »Wer seid ihr und was beim SternenClan sucht ihr hier?« Dann umfing sie Stille und Schwärze trat vor ihre Augen.

Die Kätzin mit dem weißen Pelz konnte nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war, bis sie ihre Augen wieder aufschlug. Klippenpfote hat vollkommen Recht, das war Zeitverschwendung. Wer weiß wie lange ich geschlafen habe... Aber was...? Entgeistert riss sie ihre Augen noch weiter auf. Ich schlafe. Noch immer. Und im Moment befinde ich mich im... SternenClan?! Nicht zu fassen!

Sie vollführte vor Aufregung ein paar Freudensprünge und weil sie keine Ahnung hatte, wo genau sie war, lief sie einfach in irgendeine Richtung los. Sie ließ eine Wiese mit hohem Gras hinter sich, das sich in einer leichten Brise friedlich hin und her wog. Vor ihr lag ein lichtdurchfluteter Wald, in dem die Sonnenstrahlen durch das hellgrüne Blätterdach drangen und lustige Muster auf den Waldboden warfen. Diese Richtung hatte Hagelpfote eigentlich nur deshalb gewählt, weil sie den Wald von Zuhause gewohnt war und sich zwischen den vielen Baumstämmen wohler fühlte als unter offenem Himmel.

Auf ihrem Weg ohne ein wirkliches Ziel versuchte sie so aufmerksam zu beobachten wie nur möglich, denn sie wollte kein einziges Detail dieses Abenteuers vergessen. So entdeckte sie auch die tiefschwarze Kätzin, die neben einem Teich auf einem Stein saß. Völlig reglos. Die SternenClan-Kätzin hatte der NachtClan-Schülerin den Rücken zugewandt und ihr Pelz schien seltsam durchsichtig.

»Weißt du wer das ist?«, miaute plötzlich eine Stimme hinter ihr und Hagelpfote fuhr herum.

»Nein, keine Ahnung. Verrat es mir!«, miaute sie. Ihr gegenüber stand ein junger Kater, dessen Pelz ebenso rabenschwarz war, wie das der erstarrten Kätzin neben dem Teich. Nur seine Brust und seine Schnauze waren weiß wie Schnee. Mit diesen Fellfarben sieht er ja fast aus wie ein...

»Mein Name ist übrigens Dachspfote. Aber rate Mal: Wer ist die Kätzin dort vorn?«

...wie ein Dachs. Genau. Wie ein Dachs in Katzengestalt.

»Rate!«, forderte Dachspfote erneut mit einem triumphierenden Blitzen in den Augen.

Hagelpfote zuckte ungeduldig mit der Schwanzspitze. Woher soll ich das wissen? Wie oft war ich schon hier? Meint er etwa, ich würde den ganzen SternenClan kennen?

»Das ist Nacht! Nacht mit hellem Mond! Nachtstern! Die Gründerin unseres Clans!« Der Kater hüpfte um Hagelpfote herum und tat, als könne er absolut nicht verstehen, dass sie das nicht sofort erraten hatte.

Die Schülerin nahm ihn jedoch gar nicht richtig wahr. Das ist wirklich Nachtstern? Die erste Anführerin des NachtClans? Diejenige Katze, die das Gesetz mit beschlossen hat, dass wir die Prüfung ablegen müssen, bevor wir Krieger werden? Die Katze, über die ich in der Kinderstube schon Geschichten gehört habe? Und ich habe die Chance, sie persönlich kennenzulernen. Na, da wird Wolfspfote aber staunen, wenn ich ihm das erzähle! Dann ist er ausnahmsweise mal nicht derjenige im Schülerbau, der am meisten über den SternenClan weiß!

»Da staunst du, was? Und weißt du, was das Beste ist? Ich bin eine der wenigen Katzen im ganzen SternenClan, die überhaupt noch Kontakt mit ihr haben«, prahlte Dachspfote und redete dabei so schnell, dass Hagelpfote für einen Moment glaubte, er müsste sich gleich an seiner eigenen Zunge verschlucken.

Ohne den SternenClan-Schüler weiter zu beachten, lief Hagelpfote auf Nacht zu. Die Kätzin hatte sie noch nicht bemerkt und sie war auch erst wenige Schritte weit gekommen, da zwickte sie etwas in ihren Schweif.

»Nicht! Warte!«, zischte Dachspfote, der sie mit den Zähnen festhielt.

»Warum denn nicht? Ich dachte, du würdest sie gut kennen. Warum darf ich sie dann nicht auch kennenlernen?«, beschwerte sich Hagelpfote lautstark.

»Leise!«, mahnte der. »Ihr wird es nicht gefallen, dass ich mit dir spreche. Sie meint, wir müssten überlegt handeln. Manchmal glaube ich sie senkt so viel nach, dass sie erst handelt, wenn alles schon viel zu spät ist. Aber nicht mit mir!«

Hagelpfote zögerte. Sie war hin und her gerissen, zwischen dem Drang, die Gründerin ihres Clans kennenlernen zu wollen und Wolfspfote eins auszuwischen und ihrer Neugierde. Denn irgendetwas sagte ihr, dass Dachspfote etwas Wichtiges wusste, weshalb er so dringend handeln wollte.

»Komm mit!«, flüsterte Dachspfote und führte die Schülerin mit einem Schwanzschnippen weiter in den Wald hinein.

***

Die beiden Schüler saßen auf einer winzigen von Farn umgebenen Lichtung, auf der überall Moos wuchs. Der Boden war ein einziger Moosteppich und sogar die umliegenden Bäume hatten einen Pelz aus Moos, genauso wie der Pelzbaum daheim in ihrem Lager.

»Hier können wir reden, ohne dass uns jemand hört«, erklärte Dachspfote unruhig auf und ab tigernd.

Das ständige hin und her machte Hagelpfote fast verrückt und sie wollte mit einem scharfen Unterton in der Stimme wissen: »Wann willst du mir denn endlich verraten, was los ist?«

»Weißt du, was mir eben klar geworden ist?« Dachspfote klang schon fast ein wenig verzweifelt.

»Nein«, knurrte Hagelpfote, die schon wieder mit einem dämlichen Ratespiel des Anderen rechnete.

»Kein Grund, gleich aus der Haut zu fahren!«, miaute Dachspfote und blieb endlich stehen, »Was ich sagen wollte: Nacht hat Recht gehabt. Ich weiß nicht, wie viel ich dir von meinem Wissen ich verraten darf.«

Heiliger SternenClan, ich dachte deine Katzen wären weise und wüssten immer was sie tun, aber in Wahrheit scheinen sie nicht viel schlauer zu sein als Wolfspfote!

»Die Ranke... Die Ranke...«, murmelte Dachspfote nachdenklich vor sich hin.

»Du meinst Rankenpfote?«, versuchte Hagelpfote ihm auf die Sprünge zu helfen.

»Ja, ja!«, miaute Dachspfote gequält. »Warum musst du gleich erraten was ich meine? Prophezeiungen sollten doch rätselhaft sein!«

Hagelpfote schwirrte der Kopf. So hatte sie sich ein Treffen mit einer SternenClan-Katze garantiert nicht vorgestellt. Nie im Leben.

»Du kannst ihr nicht trauen! Du darfst ihr nicht trauen!«, platzte Dachspfote heraus.

»Wem?«, hakte Hagelpfote mit zusammengekniffenen Augen nach. Du meinst doch wohl nicht meine beste Freundin? Sie ist die netteste, harmloseste Kätzin, die je im NachtClan gelebt hat.

»Na, Rankenpfote! Wen sonst ich könnte meinen?«

Hagelpfote spürte eine unbändige Wut in sich aufsteigen. Wie kam dieser fuchsherzige Kater dazu, ihre Freundin zu beschuldigen?! Rankenpfote hatte noch nie irgendeiner Katze etwas zu leide getan. »Sie könnte nie einer Katze auch nur ein Haar krümmen! Du irrst dich! Du bist nur ein dämliches Mäusehirn! Du kannst gar keine SternenClan Katze sein! Du betrügst mich und willst mir weis machen, dass ich einer Kätzin nicht mehr trauen kann, die für mich wie eine Schwester ist, die ich schon mein ganzes Leben lang kenne. Eine echte SternenClan-Katze würde keine Clankatze aufsuchen und versuchen ihr eine Prophezeiung mitzuteilen, nur um dann nicht mehr die richtigen Worte zu finden! Du bist nur ein dämliches Mäusehirn!«

»Nein. Das einzige Mäusehirn hier bist du. Verstehst du denn nicht...«

Hagelpfote hätte sich am liebsten auf Dachspfote gestürzt und ihm das Fell über die Ohren gezogen. Doch sie beherrschte sich, denn sie wollte ihm beweisen, dass sie eine gerechte Katze war, eine der das Wohl anderer am Herzen lag und der man vertrauen konnte, genauso wie man auch Rankenpfote vertrauen konnte. Blind vor Wut stürzte Hagelpfote davon, hinein in den Wald. Irgendwo hinter ihr schrie Dachspfote ihr etwas nach, doch das interessierte Hagelpfote nicht mehr. Ist mir doch egal, was dieser elende SternenClan-Kater meint mir sagen zu müssen!

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