19. KAPITEL
Wärmende Sonnenstrahlen auf ihrem Pelz weckten Rankensee allmählich. Sie drehte sich in ihrem Nest, sodass sie das Moos rund um sie herum verteilte. Am Abend würde sie sich ohnehin wieder ein Neues bauen müssen. Im Kriegerbau.
Als die Sonne das letzte Mal am Horizont untergetaucht war, hatten die bunt gemischten Reisegefährten bestehend aus den Streunern und den fünf jungen Kriegern das FederClan-Territorium fast erreicht. Ihr Lager hatten sie unter einigen Sträuchern am Rand eines Grabens aufgeschlagen. Rundherum lagen die Felder der Zweibeiner, auf denen mal Gras, mal Getreide oder andere Pflanzen wuchsen. Viel Beute gab dieses Gebiet nicht her, doch als Rankensee die Augen aufschlug und über den Rand ihres zerrissenen Moosnestes hinweg spähte, erkannte sie, dass sie sich darum gar keine Sorgen mehr machen musste.
Die Sonne war schon ein gutes Stück am Himmel hoch gekrochen und die meisten anderen Katzen waren bereits verschwunden. Klippenfall und Eagle kamen gerade von der Jagd zurück, jeder von ihnen trug zwei Mäuse im Maul. Aus der entgegengesetzten Richtung stürmte Hagelsturm mit einem Kaninchen zu ihnen.
Kaum hatte sie den provisorischen Lagerplatz erreicht, warf sie ihre Beute achtlos ins Gras und berichtete aufgeregt: »Apfelschatten und Erdschweif sind schon zu ihrem Clan zurückgekehrt. Ich habe sie gesehen, als ich in der Nähe von dem Donnerweg an der FederClan-Grenze gejagt habe! Apfelschatten meinte, sie würde Wasserstern erzählen wollen, was hier vorgeht.«
»Du meinst, dass die Streunerbande mit uns hierher gekommen ist?«, erkundigte sich Klippenfall.
Eifrig nickte Hagelsturm. »Genau. Und sie war nicht gerade glücklich darüber.«
Das konnte sich Rankensee gut vorstellen und auch Klippenfall wirkte nicht grade überrascht. Während sich Hagelsturm und Rankensee schnell mit den Streunern angefreundet hatten und auch Klippenfalls Proteste gegen das Vorhaben, sie bis zu den Clanterritorien zu führen, allmählich weniger geworden waren, hatte Apfelschatten sie mit allen Mitteln aufzuhalten versucht. In dem ersten Wald, den sie gemeinsam durchquert hatten, dem Nadelwald, in dem der Zugang zur Höhle der Geisterkatze lag, hatte die FederClan-Kriegerin sich ganz allein einer Gruppe von Katzen gegenübergestellt. Diese hatten das Gebiet für sich allein beansprucht, während Apfelschatten sie hatte vertreiben wollen, um den Streunern ein neues Zuhause zu erkämpfen. Es war klar gewesen, dass sie das nicht aus Freundschaft zu ihren Reisegefährten getan hatte, sondern viel eher, um sie schnellstmöglich loszuwerden. Doch die Katzengruppe des Nadelwaldes war zu groß gewesen und somit war Apfelschattens Plan gescheitert.
Danach waren sie nur noch an einem Wald vorbei gekommen, der auf den ersten Blick als neue Heimat der Streuner in Frage gekommen wäre. Doch nachdem sich die Katzen umgesehen hatten, mussten sie enttäuscht feststellen, dass das Gebiet kleiner war, als sie gedacht hatten und es sowohl Spuren von Füchsen, als auch von Dachsen gab. Und davon nicht zu wenig. Als das Blue und Cloud zu Ohren gekommen war, hatten sie darauf bestanden, noch am selben Tag weiter zu reisen.
So würden sie jetzt wohl noch vor dem nächsten Sonnenuntergang alle zusammen beim NachtClan ankommen. Rankensee hoffte genauso wie Hagelsturm und Klippenfall, dass Regenstern die Streuner vielleicht in den Clan aufnehmen könnte, aber wenn sie sich weigerte, würde es sicher so kommen, wie Storm es vorgeschlagen hatte. Die Streunerbande könnte sich auf dem Territorium zwischen den Grenzen der beiden Clans niederlassen, das ungenutzt blieb, weil die mehrere Blattwechsel alten Spuren der Zweibeiner den Clankatzen nicht ganz geheuer waren.
»Rankensee, möchtest du nicht auch etwas essen?«, miaute Eagle und riss die Kriegerin so aus ihren Gedanken. Vor ihm lagen schon die Überreste einer Feldmaus, die er sich anscheinend mit Jade geteilt hatte und nun schob er eine weitere zu Rankensee rüber. Der Kater hatte sich während der Reise von dem Schock wegen Flammes Verrat ein wenig erholt, aber manchmal, wenn er glaubte, niemand würde ihn beobachten, konnte man noch die Trauer in seinem Blick sehen.
»Ja, danke«, beeilte sie sich zu sagen.
***
Ihre Pfoten donnerten auf dem schwarzen Untergrund. Sie spürte, wie das Blut durch ihren Körper pulsierte und ihr Herz viel zu schnell schlug. Keuchend feuerte sie sich selbst an, immer schneller und schneller zu rennen und hatte doch erst wenige Schwanzlängen zurückgelegt. Es war die Panik, die ihr so zu schaffen machte. Nur wenige Fuchslängen weiter war vor einigen Monden eine Kätzin gestorben und Rankensee fürchtete, dass sie jeden Augenblick das selbe Schicksal ereilen könnte. Die Zeit schien viel zu langsam zu vergehen, so als würde sie zähflüssig wie Honig dahinfließen. Es kam der Kriegerin vor, als würde die Überquerung des Donnerwegs ebenso lange dauern, wie die gesamte Reise zur Geisterkatze. Und die ganze Zeit über hatte sie vor Augen, wie ihre Mutter damals vor Schreck wie zu Stein erstarrt unter den schwarzen Pfoten des Monsters verschwunden war.
Als sie endlich das weiche Gras unter ihren Ballen spürte, rannte sie gleich noch ein paar Schritte weiter, möglichst weit weg von dem grauenhaften Zweibeinerpfad hinter ihr, weg von der schrecklichen Erinnerung und hätte beinahe Jade plattgerannt. Erst im letzten Moment konnte sie vor dem Jungen schliddernd anhalten.
Die junge Kätzin schnüffelte an einem Strauch und zog die Nase kraus, während sie sich zu Rankensee umdrehte. »Was ist das für ein seltsamer Geruch?«
Die Kriegerin atmete einmal tief durch, um sich zu beruhigen, bevor sie erklärte: »Das sind die Grenzmarkierungen des NachtClans.«
»Grenzmarkierungen?«, hakte Jade verwundert nach.
»Um fremden Katzen zu zeigen, dass das unser Jagdgebiet ist, aus dem sie vertrieben werden, wenn sie es betreten«, erklärte Klippenfall ihr. Er und Eagle hatten als erstes den Donnerweg überquert, wobei Eagle das Junge getragen hatte.
Jade blickte die beiden Kater aus großen Augen an. »Werden wir auch verjagt, wenn wir da hin gehen?«
»Nein, werden wir nicht. Klippenfall und die anderen nehmen uns mit zu ihrem Clan«, beruhigte Eagle sie.
Unterdessen warf Rankensee einen Blick auf den Donnerweg, auf dem eben erst ein Monster vorbei gedonnert war und alles mit seinem stinkenden Atem eingehüllt hatte. Whisper, Winter und Hagelsturm waren die letzten, die nun über von der anderen Seite aus zum Rest der Gruppe sprinteten.
Bis die drei angekommen waren, genoss die Kriegerin noch die Wärme der Sonne, die inzwischen hoch am Himmel hing, bevor die Katzen in die kühlen Schatten der Bäume eintauchten.
Auf dem Weg zum Lager trafen sie trotz des guten Wetters auf keine weiteren NachtClan-Katzen. Sie mussten die Jadgpatrouillen knapp verpasst haben, denn auch aus dem Lager waren nicht besonders viele Stimmen zu hören, abgesehen von dem freudigen Geschrei der spielenden Jungen und den gekrächzten Unterhaltungen der Ältesten.
Hagelsturm, Klippenfall und Rankensee hatten die Führung übernommen und waren nur noch wenige Fuchslängen von der Lagerlichtung entfernt. Rankensee konnte bereits durch die Lücke im Brombeerwall ins Lager spähen, als ein Holunderstrauch neben den Katzen erbebte und ein Kater unter den Zweigen hindurch schlüpfte.
»Tropfenwolke, ich bringe das ins Lager. Wir haben doch jetzt genug von der...« In dem Augenblick, in dem sein Blick Hagelsturm, Rankensee, Klippenfall und die Streuner streifte, stockte Mückenpfote und starrte die Katzen an, als stünde der SternenClan persönlich vor ihm.
Welche Kräuter er gesammelt hatte erfuhr Rankensee nicht mehr, fest stand nur, dass sie stark dufteten, so sehr, dass sie auch den Geruch der Streuner überdeckt haben mussten. Mückenpfotes Maul klappte auf und die Blätter in seinem Maul segelten zu Boden. Dann schloss der Heilerschüler die Augen, schüttelte kurz den Kopf und riss sie blinzelnd wieder auf, als erwartete er, die Streuner würden so verschwinden.
»Tropfenwolke? Komm... komm und sieh... sieh dir das an!«, stammelte der Schüler verwirrt und Hagelsturm begann belustigt zu schnurren. Rankensee würde ihn gern aus seiner etwas misslichen Lage befreien, doch sie wusste selbst nicht recht, wie sie Mückenpfote, geschweige denn dem restlichen Clan all das erklären sollte.
»Ich rieche Eindringlinge. Mückenpfote...« Wieder waren Schritte zu hören und einige Äste zerbrachen knackend, als sich Tropfenwolke unter dem Holunderstrauch durch zwängte. Auch er hielt inne, als er sah, wer die drei jungen NachtClan-Krieger da begleitete, fand die Fassung aber wesentlich schneller wieder als sein Schüler. Nur ein paar Herzschläge lang musterte er die Streuner aus zusammengekniffenen Augen.
Schließlich blieb sein Blick an Moon hängen, woraufhin er sich an Rankensee wandte: »Was hat das hier zu bedeuten, Rankensee?«
»Also... das war so... wir«, begann sie und brach ab, denn sie wusste noch immer nicht, was sie sagen sollte. Warum fragt er mich und nicht Hagelsturm oder Klippenfall?
Der Heiler winkte mit dem Schweif in Richtung Lager und erlöste Rankensee so wenigstens für einen Moment. »Kommt erst einmal mit, ihr alle. Dann kannst du uns das immer noch erklären.«
Du, wiederholte Rankensee in Gedanken. Schon wieder meinte er nur mich. Aber ich habe doch nicht allein die Streuner hierher gebracht, Klippenfall und Hagelsturm waren auch mit dabei. Ist es, weil ich den Traum hatte, der uns in die Berge geführt hat? Versunken in ihre Überlegungen folgte die Kriegerin dem Heiler in das Lager. Aber er kann gar nichts von meinem Traum wissen! Oder hat er auch eine Vision vom SternenClan erhalten?
Sie kam nicht mehr dazu, weitere Vermutungen aufzustellen, denn in diesem Moment kamen die Katzen im Lager an. Mirabellenjunges und Käferjunges sausten über die Lichtung und stolperten den Neuankömmlingen vor die Pfoten. Als Rankensee den Blick hob, sah sie, wie auch Lurchjunges unter den tief bis auf den Bode hängenden Ästen der großen Linde hindurch lugte, unter der die verschiedenen Baue lagen. Kurz zögerte das Junge noch, doch dann folgte sie ihren Wurfgefährten.
»Ihr seid zurück. Wieso hat das so lange gedauert und warum habt ihr all diese Katzen mitgebracht?« Die Anführerin war unbemerkt zu ihnen getreten und wieder hatte Rankensee das Gefühl, dass diese Frage vor allem an sie gerichtet war. Aber ansonsten ließ keine Schnurrhaarbreite von Regensterns Haltung erahnen, was sie denken mochte.
Es war Hagelsturm, die als erstes das Wort ergriff und drauflos plapperte: »Wir haben sie nach der Prüfung in den Bergen getroffen. Eine Prophezeiung des SternenClans hat uns dorthin geführt. Sie steckten nämlich in Schwierigkeiten, weil der Stamm der düsteren Wolken ihnen das Territorium weggenommen hat. Die wollten mir übrigens nichts von ihrer Beute abgeben, denn ich hatte mich verletzt und als Rankensee und Klippenfall Sam getroffen haben, musste ich allein beim Stamm bleiben. Biene war fies, aber zum Glück hat Lilie zu mir gehalten.« Rankensee dachte ihre Freundin müsste bald ersticken, wenn sie nicht so langsam einmal ihren Redeschwall unterbrach, um Luft zu holen. »Und dann gab es einen Kampf, - Ich habe das alles erst mitbekommen, als plötzlich Rankensee und Klippenfall neben meinem Nest standen - den wir verloren haben. Und Flamme, seine Gefährtin...« Hagelsturm zeigte mit dem Schweif auf Eagle. »hat uns nicht gerade geholfen, zu gewinnen, sie hat nämlich... mpf.«
Klippenfall hatte ihr den Schweif auf den Mund gelegt und kassierte dafür einen empörten Blick seiner Schwester.
»Was hat meine Mutter gemacht?« Jade bahnte sich ihren Weg durch die älteren Katzen und baute sich vor Hagelsturm auf.
»Nichts« Eagle schob sich an Klippenfall vorbei zu dem Jungen. »Sie hat...« Einen Moment schien er nachzudenken. »...sich verletzt. Hagelsturm wollte sagen, dass Flamme sich gleich am Anfang des Kampfes verletzt hat und deshalb nicht mehr weiter kämpfen konnte. Aber... aber mach dir keine Sorgen, sie hatte sich nur was ausgerenkt und jetzt geht es ihr ganz bestimmt wieder gut.«
Anscheinend noch nicht ganz überzeugt nickte Jade, wurde dann jedoch von Mirabellenjunges abgelenkt. Das gefleckte NachtClan-Junge hüpfte aufgeregt um sie herum. »Wie heißt du? Wollen wir mit zusammen mit Käferjunges Moosball spielen?«
»Ähm... ich bin Jade« Die kleine Kätzin warf Eagle noch einen Blick zu, bevor sie gemeinsam mit Käferjunges Mirabellenjunges auf die Lichtung hinaus folgte.
»Jade, was für ein seltsamer Name«, miaute diese, dann zog Regenstern Rankensees Aufmerksamkeit wieder auf sich.
Der Anführerin stand die Verwirrung wegen Hagelsturms Bericht noch immer ins Gesicht geschrieben. »Eins nach dem anderen, Hagelsturm!«, miaute sie und die Kriegerin holte gerade tief Luft, um erneut zu beginnen, als Regenstern hinzufügte: »Aber das könnt ihr mir gleich in meinem Bau erklären. Wir müssen ohnehin noch etwas warten, bis die letzten Jagdpatrouillen zurück sind. Dann werde ich dem Clan eure neuen Namen verkünden.«
***
Erleichtert trat Rankensee aus dem Schatten unter der großen Linde auf die Lagerlichtung hinaus. Das Gespräch mit Regenstern lag hinter ihnen und obwohl Rankensee das Reden Klippenfall überlassen hatte, hatte sie irgendwann gedacht, sie würde vor Anspannung in dem stickigen Bau keine Luft mehr bekommen. Auch Hagelsturm hatte sich diesmal zurückgehalten, nur einmal hatte sie gefragt, ob es möglich wäre, die Streuner in den NachtClan aufzunehmen.
Regenstern hatte etwas von einem zu kleinen Territorium und Eindringlingen und HalbClan-Katzen vor sich hin gemurmelt, dabei Rankensees Blick gemieden und ihnen dann verkündet, sie würde darüber nachdenken. Während die Kriegerin sich sicher war, dass die Streuner bleiben dürften, wenn Regenstern sie erst näher kennengelernt hätte, hatte Klippenfall seine Zweifel daran ausgesprochen, sobald sie ein paar Schritte vom Anführerbau entfernt gewesen waren.
Das Bild, das sich auf der Lichtung bot, schien seine Vermutung bestätigen zu wollen. Die Clankatzen hockten unter dem moosbewachsenen Pelzbaum zusammen und warfen ab und zu verstohlene Blicke zu den Streunern hinüber. Diese hatten sich auf der gegenüberliegenden Seite der Lichtung versammelt und sprachen leise miteinander. Einzig und allein die Jungen schienen nichts von der Spannung zu bemerken, die in der Luft lag. Sie spielten in der Mitte der Lichtung, als würden sie sich schon seit Monden kennen.
»Vermisst du deine Mutter denn nicht?« Käferjunges schleuderte einen Moosball über Jades Kopf hinweg zu seiner Schwester Lurchjunges.
Jade versuchte ihn aus der Luft zu angeln, verlor das Gleichgewicht und purzelte auf den Boden. »Doch, manchmal«, miaute sie, während sie sich aufrappelte. »Aber sie war sowieso fast nie für mich da. Dafür hat mein Vater immer mit mir gespielt und mir Beute mitgebracht und eigentlich bin ich froh, dass ich bei ihm bleiben konnte.«
»Sie hält Eagle immer noch für ihren Vater...« Klippenfall war genauso wie Hagelsturm schon auf halbem Weg zum Fischbeutehaufen und warf einen zweifelnden Blick zu Jade hinüber.
Ist Eagle das denn nicht? Eilig folgte Rankensee den beiden Kriegern, doch sie kam nicht mehr dazu, ihre Frage zu stellen. Wolfspfote aß neben dem Frischbeutehaufen eine Maus und rief ihnen hämisch entgegen: »Und hattet ihr eine schöne Reise mit diesen Flohpelzen dort drüben im Schlepptau?«
»Natürlich! Wir haben ganz viel erlebt, im Gegensatz zu dir, Wolfspfote!« Hagelsturm starrte ihn gereizt an. »Und rate Mal, wir waren sogar beim Ahnenbaum!«
Wolfspfote zuckte mit der Schwanzspitze und miaute: »Na und? Mein Bruder ist da jeden Mond.«
»Er ist ja auch Heilerschüler!« Hagelsturms Fell war gesträubt. »Außerdem hat er bestimmt noch nie eine Nacht im FederClan-Lager verbracht! Das haben wir nämli...«
»Beim FederClan?«, schnaubte Wolfspfote. »Das will ich gar nicht und Mückenpfote auch nicht. Wir sind doch keine HalbClan-Katzen!«
Neben Rankensee verdrehte Klippenfall die Augen. Am liebsten wäre Rankensee ihrer Freundin zur Seite gesprungen, doch sie hatte keine Erwiderung auf Wolfspfotes Sticheleien parat und stand so nur hilflos daneben. Hagelsturm schien mit den Gedanken sowieso schon wieder ganz woanders. Anstatt Wolfspfote erneut zu widersprechen, hatte sie sich von ihm abgewandt und ihren Blick auf Rankensee und Klippenfall gerichtet, während ihr Schweif aufgeregt durch die Luft peitschte. »Apropos FederClan und HalbClan-Katzen: Hat nicht diese Älteste im FederClan uns von einer zweiten HalbClan-Katze im NachtClan erzählt? Ich wüsste zu gern, wer das ist! Wir könnten Regenstern fragen!«
Ohne auf eine Antwort zu warten, marschierte die junge Kriegerin los. Zögernd folgte ihr Rankensee. Das eine Gespräch mit Regenstern hatte ihr eigentlich gereicht und mittlerweile war sie sich sicher, dass die Anführerin es gerade ihr besonders übel nahm, die Streuner hierher geführt zu haben. Aber wenn ich dadurch von Wolfspfote wegkomme, soll es mir recht sein!
Regenstern saß bei ihrem Clan unter dem Pelzbaum in der Nähe von den beiden Ältesten Nadelschatten und Krallenherz und blickte von ihrer Fellwäsche auf, als Hagelsturm angestampft kam.
»Regenstern, ich habe eine Frage: Gibt es abgesehen von Rankensee noch eine weitere HalbClan-Katze im Clan?«, fragte die weiß-graue Kriegerin ohne Umschweife.
»Wie kommst du darauf?« Regensterns Worte gingen in Nadelschattens Miauen unter. Der alte Kater wies mit der Schwanzspitze auf die Gruppe der Streunerkatzen. »Sieht man doch!«
Erst wusste Rankensee nicht, was er meinte, bis sie die Jagdpatrouille sah, die eben durch den Lagereingang getreten war. Lärchenflamme, die Wurfgefährten Sichelblatt und Frostfarn, sowie Hagelsturms ehemalige Mentorin und ihr Gefährte Falkenblick warfen einen verwunderten Blick zu den ihnen fremden Katzen im Lager. Schnell brachten sie ihre Beute auf den Frischbeutehaufen und liefen dann weiter zu ihren Clangefährten, um in Erfahrung zu bringen, was los war. Nur Blattschatten überreichte ihren Hasen Lärchenflamme und bog dann zu den Streunern ab, wo sie Moon Nase an Nase begrüßte.
Verwundert betrachtete Rankensee die Szene. Sonst war Blattschatten meist diejenige, die sich im Hintergrund hielt, sodass man irgendwann vergaß, dass sie überhaupt da war und nun das.
»Sie sind zurück.« Die Stimme der Anführerin ertönte neben Rankensee. »Dann werde ich jetzt wohl eine Clanversammlung einberufen.«
Ein Scharrendes Geräusch verriet ihr, dass Regenstern sich den Pelzbaum hoch zog, doch der Blick der jungen Kriegerin blieb auf Blattschatten gerichtet.
»Was meinst du?« Klippenfall war neben Rankensee aufgetaucht, sie hatte gar nicht bemerkt, wie er ihr und Hagelsturm gefolgt war. »Ist Blattschatten wirklich diese HalbClan-Katze, von der Rosentau gesprochen hat, oder hat Nadelschatten das nur behauptet, weil er ihr misstraut?«
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