13. KAPITEL
»Eagle, du bist eine Stamm der düsteren Wolken-Katze und ich werde dich angreifen!«, jaulte Jade.
Die Abenddämmerung war gerade hereingebrochen und Klippenfall hockte im Lager der Streunerbande auf einem großen Stück Zweibeinernest-Mauer, das am Boden lag. Er war dabei, sich das Fell zu waschen, während er die kleine Kätzin Jade beobachtete. Sie hüpfte um die Trümmer des alten Zweibeinernestes herum auf einen hellbraunen Kater zu, den Klippenfall schon von seiner ersten Begegnung mit Sam kannte. Eagle hieß er und war, soweit Klippenfall das mitbekommen hatte, der Vater des Jungen. Jade kletterte auf einen Steinhaufen, der sich neben Eagle befand und stürzte sich von dort aus auf ihn.
»Au!«, beschwerte Eagle sich schnurrend und ließ sich zu Boden fallen.
Eine Gruppe von vier Katzen betrat das Lager, ihre laute Diskussion hatte man schon von weitem hören können.
»Der Zweibeinermüllort wäre ein gutes Gelände. Weißt du noch, als es einmal so kalt war, dass wir einen ganzen Mond lang keine Beute gemacht haben, und uns an diesem stinkenden Ort retten mussten, um das zu fressen, was die Zweibeiner weg warfen? Wir kennen uns dort aus, hätten also einen Vorteil, aber der Stamm hat bestimmt noch keinen Pfotenschritt in diesen Teil ihres eroberten Territoriums gesetzt«, schlug ein schwarz-weißer Kater namens Orion vor.
»Ja, ich erinnere mich gut daran. Bis man in dem ganzen Zeug etwas essbares gefunden hat, dauerte es ewig und trotzdem musste man damit rechnen, dass man sich vergiftet! Kein guter Ort, wenn du mich fragst«, miaute eine große Kätzin mit schwarzem Fell.
Rankensees Bruder Sam warf ein: »Darum geht es nicht, Winter. Es stimmt, wir hätten wirklich einen Vorteil dort, auch wenn es mir genauso missfällt diesen Ort noch einmal zu betreten. Die Frage ist aber, wie wir die Stammeskatzen dahin locken sollten.«
Klippenfall brauchte die Neuankömmlinge nicht zu fragen, um zu wissen, worum es in ihrem Gespräch ging. Seit sie hier angekommen waren, schmiedete Rankensee schon mit den Streunerkatzen Pläne, wie sie den Stamm der düsteren Wolken vertreiben konnten. Wirklich weit gekommen waren die Katzen damit allerdings noch nicht. Der Stamm war nämlich erst in der letzten Blattleere in den Bergen angekommen und hatte dann begonnen, den Streunern immer mehr Territorium zu stehlen. Nun fürchteten Rankensees neue Freunde, die nächste Blattleere nicht mehr zu überstehen.
Sicher kehren sie mal wieder von ihrem Kampftraining zurück, vermutete Klippenfall. Rankensee leitete dieses Training gewissermaßen, denn sie war die einzige, die das Kämpfen schon vorher geübt hatte.
»Das wird bestimmt irgendwie klappen!«, hörte Klippenfall Rankensee miauen. »Ich gehe mal Klippenfall fragen, vielleicht hat er eine gute Idee.«
Die Antwort war ein missmutiges Grummeln der anderen Katzen. Klippenfall wusste genau, dass die Stammeskatzen ihm nicht vertrauten. Kein Wunder, dachte er sich, ich helfe ihnen ja auch nicht beim Pläneschmieden. Mit diesem Kampf will ich nichts zu tun haben, es geht den NachtClan nichts an!
Das einzige, was Klippenfall für die Streunerkatzen tat, war zu jagen. So oft wie möglich schloss er sich einigen anderen an, in der Hoffnung irgendwo ein Hinweis darauf zu finden, wie es Hagelsturm ging. Doch die Katzen der Streunerbande hielten sich von den Stammeskatzen fern und behielten Klippenfall genau im Auge, solange sich dieser auf ihrem Territorium befand.
»Klippenfall?« Rankensee stupste ihn an.
»Du weißt genau, dass ich bei eurem Kampf nicht mitmache«, miaute Klippenfall nur.
Rankensee setzte sich trotzdem neben ihn. Zu seiner Überraschung fragte sie: »Was meinst du, wie es Hagelsturm geht?«
»Keine Ahnung«, erwiderte er. »Wir sollten versuchen ihr zu helfen.«
»Wie denn? Wir sollten für den Kampf trainieren, um meiner Familie zu helfen. Das hat Storm mir in meinem Traum doch gesagt, dass meine Familie Hilfe braucht. Dieser Stamm ist einfach so ihr Territorium eingedrungen und hat es ihnen geklaut, das ist doch nicht gerecht!« Kurz sah sie ihn mitfühlend an. »Ich kann dich ja verstehen, ich vermisse Hagelsturm ja auch! Wir müssen eben einfach darauf vertrauen, dass wir sie wiedersehen werden. Meine Mutter hätte uns bestimmt nicht hierher geschickt, wenn sie gewusst hätte, dass einer meiner Freunde hier zurückbleiben würde!«
Der Krieger sah Rankensee nur kopfschüttelnd nach, als sie aufstand und zu Winter, Orion und Sam hinüber ging. Vielleicht weiß Storm es ja auch gar nicht. Nur weil sie Rankensee in einem Traum verraten hat, wo ihr Bruder steckt und unsere Kriegerahnen anscheinend doch irgendwo weiter leben, heißt das noch lange nicht, dass Storm in die Zukunft blicken kann! Was ist Rankensee eigentlich, einer dieser Streuner, oder eine Clankatze? Sonst wäre sie Kämpfen sicher aus dem Weg gegangen, aber für diese Katzen, die sie kaum ein paar Sonnenaufgänge lang kennt, will sie plötzlich in die Schlacht ziehen!
Leise schnaubend sprang Klippenfall von dem Stein herunter. Er hielt es hier drinnen im Lager, zwischen all den Überresten des Zweibeinerbaus, nicht mehr aus und tappte so aus dem Eingang hinaus, auch wenn er genau wusste, dass das an seiner Lage nicht das Geringste ändern würde.
Was ist nur in Rankensee gefahren?, fragte er sich. Wir sollten Hagelsturm retten, bevor wir den Stamm mitsamt meiner Schwester vertreiben!
Vorsichtig, um nicht sofort verdächtig zu wirken, blickte Klippenfall sich um. Er hatte einen Entschluss gefasst. Niemand war zu sehen. Niemand war ihm aus dem Lager heraus gefolgt.
Wenn Rankensee zu viel zu tun hat, um unsere Clangefährtin zu retten, dann bin ich wohl gezwungen, allein zu gehen! Schnell schlich er sich im Schutze der hereinbrechenden Dunkelheit davon. Nur noch ein hauchdünner Streifen der Sonne war am Himmel zu sehen, halb verdeckt von orange angeleuchteten Wolkenfetzen.
Den Weg zurück zum Lager des Stammes der düsteren Wolken fand Klippenfall erstaunlich einfach wieder. Seine Schritte schienen viel zu laut zu sein. Es sei denn, die unverständlich jaulenden Stimmen der Zweibeiner übertönten mal wieder alles andere. Klippenfall hasste Orte wie diesen. Warum kämpft man überhaupt um solch ein nutzloses Stück Territorium? Fressen sie so gern das verrottende Zeug, das die Zweibeiner achtlos liegen lassen?
Dann endlich kam die verwilderte Wiese in Sicht, an der sein Ziel lag. Jegliches Tageslicht war inzwischen verschwunden, nur der Mond leuchtete schwach vom Himmel herab. Keine einzige Katze war dem NachtClan-Krieger auf seinem Weg begegnet, abgesehen von einem fetten Hauskätzchen, das stumm auf einem Zaunpfosten gesessen hatte und ihn mit seinen Blicken verfolgt hatte. Nun musste Klippenfall nur noch diese eine Grasfläche überqueren.
Den Schweif knapp über den Boden halten. Den Bauch ebenso. Den Blick geradeaus, aber aufpassen, dass man meine Ohrenspitzen nicht sieht. Die Pfoten nur ganz leicht aufsetzen und auf trockene Stöcker achten, die unter meinem Gewicht zerbrechen könnten, ging Klippenfall die Jagdlektionen mit seinem ehemaligen Mentor Lärchenflamme durch. Dann setzte er sich in Bewegung und schlich sich so vorsichtig, wie er konnte, an. Schon bald wurde das hölzerne Zweibeinernest, in dem sich Hagelsturm befinden musste, zwischen den Grashalmen sichtbar. Im Eingang entdeckte der junge Krieger eine Wache haltende Katze, dort konnte er also nicht entlang. Es wäre ohnehin viel zu auffällig einfach so ins Lager zu spazieren!
Dann erinnerte er sich, dass sich Hagelsturms Nest im hinteren Teil des Zweibeinernestes lag, durch einen riesigen Heuhaufen abgetrennt vom restlichen Lager. Genauso wie überall sonst hatten sich dort zahlreiche Löcher in der Wand befunden. Wenn meine Schwester noch immer verletzt in ihrem Nest liegt und noch kein neues bekommen hat, brauche ich mich einfach nur von der Rückseite des Lagers zu nähern.
In einem weiten Bogen war Klippenfall um das Stammeslager herum geschlichen. Nun trennte ihn nur noch eine dünne, löchrige Holzwand von seiner Schwester. Durch einen dünnen Spalt spähte er zu ihr ins Innere des dunklen Zweibeinernests. Die weiße Kätzin lag in ihrem Nest zusammengerollt und ihre sich gleichmäßig hebende und senkende Flanke verriet, dass sie schlief. Klippennfall trat einen Schritt zurück, um das größte Loch in der Holzwand zu bestimmen, durch das er am schnellsten und leisesten hindurch schlüpfen konnte.
Eine plötzliche Berührung an der Schulter ließ ihn zusammen zucken.
»Schön dich wiederzusehen. Hast du dich verlaufen? Der Eingang ist dort drüben, oder hattest du vor das Lager zu umrunden, um alle Katzen im Inneren mit deinem Getrampel zu wecken?«, miaute eine Stimme spöttisch und ließ keinen Zweifel daran, dass sie im Gegensatz zu dem, was sie gesagt hatte, absolut nicht erfreut war, den Krieger zu sehen. Klippenfall erkannte diese Stimme sofort.
Als er sich umsah, bestätigte sich sein Verdacht. Biene kam auf ihn zu und schlug mit ausgefahrenen Krallen nach seinem Kopf. Auch wenn sie dort eine blutige Schramme an seiner Nase hinterließ, wehrte sich Klippenfall nicht. Es wäre mäusehirnig, jetzt einen Kampf zu riskieren, ich wäre eindeutig im Nachteil.
»Lass ihn in Ruhe, Biene!« eine zweite Kätzin mit stumpfen, cremefarbenen Fell war aufgetaucht.
»Lilie, stehst du plötzlich auf seiner Seite, oder was? Du hast mir gar nichts zu sagen, Jägerin!« Biene spuckte das letzte Wort aus, als wäre es ein Bissen Krähenfraß.
Lilie ließ sich aber nicht einschüchtern und erklärte: »Ich stehe nicht auf seiner Seite, Biene.« Sie wandte sich an Klippenfall. »Wir folgen dir schon eine ganze Weile. Als wir dich durch den Zweibeinerort schleichen sahen, haben wir uns gleich gedacht, dass du zu deiner Schwester willst. Es tut uns leid, aber wir können Hagelsturm nicht freilassen, deshalb werden wir dich jetzt zurück bringen, aus unserem Territorium raus.«
Biene schubste die Lilie grob zur Seite, sodass diese erschrocken quiekte und zischte Klippenfall zu: »Wir sollten dich eigentlich auch gefangen halten und bestrafen, weil du in unser Territorium eingedrungen bist, aber dann hätten wir noch mehr Arbeit damit, unsere Gefangenen zu bewachen und ihnen genügend Beute zu besorgen! Aber auf eines kannst du dich verlassen, deine geliebte Schwester bekommt jetzt nur noch die halbe Menge Beute und wehe, du wagst noch einen weiteren Befreiungsversuch!«
Die beiden Kätzinnen führten Klippenfall zum Eingang des Lagers, wo Biene ein paar leise Worte mit dem Wache haltenden, braun gemusterten Kater wechselte. Kurz verschwand sie im Lager und Lilie flüsterte ihm zu: »Du darfst Biene nicht so ernst nehmen, sie ist immer so.«
Klippenfall nickte und murmelte: »Ja, ich weiß.«
Eigentlich war er in Gedanken ganz woanders. Hätte ich nur auf Rankensee gehört! Das einzige, was ich erreicht habe, ist, dass sie Hagelsturm jetzt schlecht behandeln werden, wenn Biene ihre Drohung wahr macht. Er traute das der Kätzin durchaus zu, sicher würde sie jetzt mit Hagelsturm nicht besser umgehen, als mit ihrem Schüler. Aber wenigstens habe ich alles getan, was in meiner Macht stand. Niemand kann mir vorwerfen, es nicht versucht zu haben!
»Wir gehen los«, riss ihn Biene aus seinen Gedanken und stolzierte an ihm, Lilie und dem Wache Haltenden vorbei. »Frosch, du kommst auch mit.«
Schweigend geleiteten Biene Lilie und Frosch Klippenfall durch den Zweibeinerort. Sie gingen nicht den Weg, den Klippenfall eben noch gekommen war, aber zum Glück kannte sich der NachtClan-Krieger an dem Ort aus, an dem die Stammeskatzen verkündeten, dass sie ihn nun allein weiter gehen lassen würden. Er war schon einmal auf der Jagd mit den Katzen der Streunerbande hier gewesen und erkannte nun, dass sie eine Abkürzung benutzt hatten.
Ohne sich zu verabschieden, wandten sich Biene und Frosch ab und Lilie folgte ihnen, nachdem sie Klippenfall einmal zugenickt hatte. Kurz darauf verschluckte die Dunkelheit auch ihren Pelz.
Ich bin mit der ganzen Aktion keinen Pfotenschritt weiter gekommen.
Nachdenklich machte er sich auf den Weg zurück zum Lager der Streuner. Es muss doch eine Möglichkeit geben, Hagelsturm da raus zu holen!
Eine Weile grübelte er, verwarf jedoch alle Ideen gleich wieder, bis allmählich ein Plan in seinem Kopf begann Gestalt anzunehmen. Und Rankensee würde darin eine große Rolle spielen. Ich werde ihnen weismachen, dass ich von Rankensee überzeugt wurde und nun beim Kampf gegen die Streuner mithelfe. Wer gewinnt, ist nicht wichtig, hauptsache es herrscht Chaos und sobald niemand mehr auf mich achtet, mache ich mich auf die Suche nach Hagelsturm! Dazu muss ich den anderen nur einreden, dass das Lager des Stammes der perfekte Ort für einen Angriff ist.
Natürlich war ihm klar, dass es keine Sicherheit für das Gelingen seines Plans gab, doch einen anderen Weg gab es nicht.
»Klippenfall? Was machst du denn hier, ganz allein?« In seinen Gedanken versunken war er fast in die Kätzin mit dem rötlichen Pelz hinein gerannt.
Das selbe könnte ich sie fragen, dachte Klippenfall, als er Flamme erkannte, sagte aber nichts.
Flammes Tochter Jade war zwar erst knapp zwei Monde alt, dennoch interessierte sich die Kätzin nur für Rankensees Kampftraining und war ständig irgendwo unterwegs. Für das Junge schien das schon ganz normal zu sein, Jade kannte es nicht anders.
»Na, komm«, miaute Flamme freundlich. »Gehen wir zurück zum Lager! Aber was ist denn mit deiner Nase passiert?«
»Das war irgend so ein spitzes Zweibeinerding«, log Klippenfall. Er hatte Glück gehabt, die Wunde war nicht besonders tief und hatte längst aufgehört zu bluten.
Sie waren nicht mehr weit vom Lager entfernt, als sie das Kreischen und Jaulen von Katzen hörten. Eben hatten sie das eckige Stück Grasland hinter sich gelassen, auf dem ein Zweibeiner letzten Sonnenaufgang die Grashalme alle auf einer Höhe abgeschnitten hatte, indem er ein grasfressendes, laut brummendes Monster-Jungtier darauf hin und her geschoben hatte. Nun durchquerten Flamme und Klippenfall das kleine Waldstück mit dem dichten Unterholz, das das Lager der Streuner umgab.
Gegen wen kämpfen die da? Der geplante Kampf gegen den Stamm kann es nicht sein, dort hat eben noch alles friedlich gewirkt. Also ist es Rankensees Kampftraining. Will sie den Stamm etwa im Dunkeln angreifen, oder warum lässt sie die Katzen jetzt noch trainieren?
»Das muss das Mondhoch-Training sein!«, miaute Flamme mit begeistert leuchtenden Augen. »Ich werde mich ihnen anschließen. Willst du auch mitkommen?«
Umso schneller ich meinen Plan umsetze, umso besser. Aber zu begeistert sollte ich so plötzlich nicht wirken, dann werden sie nur unangenehme Fragen stellen.
Klippenfall nickte und murmelte: »Ja, ich kann mir ja mal ansehen, was ihr dort macht. Warum nicht?«
»Das heißt du unterstützt uns, wenn wir den Stamm angreifen?«, fragte sie überrascht.
Einen Moment schwieg Klippenfall, um den Anschein zu erwecken, dass er sich nicht ganz sicher war und miaute dann: »Vielleicht. Irgendwie hat Rankensee ja auch recht, wenn sie sagt, dass der Stamm das Territorium nicht so einfach hätte klauen dürfen. Schließlich wart ihr zuerst hier und nicht die Stammeskatzen.«
Belustigt schnurrte Flamme und tappte voran, in die Richtung aus der die Kampfgeräusche kamen. »Ja oder nein? Unterstützt du uns jetzt oder nicht?«
»Ja, ich denke schon.«
***
Als Flamme und Klippenfall zu den Trainierenden gestoßen waren, hatte Rankensee vorgeschlagen die Katzen in zwei Gruppen aufzuteilen und gegeneinander kämpfen zu lassen, mit eingezogenen Krallen natürlich. Die Einteilung der Gruppen hatte sie ihrem Bruder überlassen, nachdem er behauptet hatte, er wäre dazu besser geeignet, weil er die meisten der Katzen schon länger kannte. Allerdings hatte Klippenfall schnell gemerkt, dass Sam nur die drahtigen, kräftig aussehenden Krieger in seine Gruppe steckte. Dummerweise hatte Sam wohl auch gedacht, Klippenfall wäre ein hervorragender Kämpfer, weil er ein Krieger eines Clans war, doch da hatte er sich geirrt.
Eben hatte sich Klippenfall gegen eine kleine Schildpattkätzin nur mit Mühe wehren können und war erleichtert gewesen, als der wild fauchende Sam ihn gerettet hatte. Jetzt stand der NachtClan-Krieger Whisper gegenüber, einem weißen Kater mit kleinen hellgrauen Flecken. Nach Jade waren er und seine Schwester Winter die jüngsten Katzen der Streunerbande. Im Gegensatz zu seiner Schwester war er nicht besonders groß, dafür aber äußerst flink auf seinen kleinen Pfoten. Bevor Klippenfall reagieren konnte, war Whisper schon unter seinen Bauch gehuscht und hatte ihm eine Vorderpfote unter dem Körper weg gezogen, sodass Klippenfall ungeschickt über den jüngeren Kater stolperte und sich erst nach ein paar Schritten wieder fing. Als er sich zu Whisper umdrehte, stand ein belustigtes Funkeln in seinen Augen.
Ohrenbetäubendes Kreischen verriet Klippenfall, dass hinter ihm Sam und Rankensee gegen Flamme und Winter kämpften. Ein unausgeglichener Kampf, den die Geschwister sicher schnell gewinnen würden. Schnell veruchte Klippenfall einzuschätzen, ob seine Teammitglieder Flamme oder Winter entkommen lassen würden, sodass die ihn dann von hinten angreifen könnten.
Erneut stürzte Whisper auf Klippenfall zu, doch diesmal schreckte er gerade noch rechtzeitig aus seinen Gedanken hoch, um sich hoch in die Luft zu katapultieren, sodass der Streunerkater unter ihm hindurch schoss.
»Das ist ungerecht!«, miaute Whisper, wirkte jedoch eher beeindruckt und nicht wütend. »Ich bin viel zu klein, um über eine andere Katze drüber zu springen. Aber merken werde ich es mir trotzdem, vielleicht werde ich ja mal von einer Maus angegriffen!«
Klippenfall kümmerte sich nicht darum, was der andere Kater da redete. Er ist abgelenkt, eine perfekte Chance ihn zu besiegen. Einen Herzschlag lang erwägte Klippenfall sich einfach auf Whisper zu stürzen und zu versuchen sein Nackenfell zu packen. Aber sicher ist er wieder viel zu schnell und windet sich einfach wieder aus meinem Griff heraus.
Nein, ich werde ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen: Ich renne an ihm vorbei und sobald ich auf seiner Höhe angelangt bin, ziehe ich ihm ebenfalls die Pfoten unter dem Körper weg. Ich mus nur aufpassen, dass mich der Trick nicht selbst auch aus dem Gleichgewicht bringt. Während Klippenfall auf seinen Gegner zu stürmte, fixiert er dessen linke Vorderpfote. Im letzten Moment sprang Whisper jedoch zur Seite, sodass Klippenfall nur noch Luft zu fassen bekam.
Mäusedreck! Sicher hat er mich genau beobachtet, während ich mir meine Angriffstechnik überlegt habe. Es ist immer dasselbe, ständig denke ich zu lange nach, anstatt instinktiv die richtigen Kampftechniken anzuwenden.
Plötzlich streifte ihn etwas am Rücken. Ein Schatten segelte an ihm vorbei und Klippenfall hörte Whisper triumphierend jaulen: »Ich habe es doch geschafft, über dich rüber zu springen!«
Als Klippenfall sich zu dem anderen Kater umdrehte war es schon zu spät. Whisper wirbelte herum, und nahm genügend Anlauf, dass er Klippenfall trotz seiner geringen Größe umwerfen konnte, als er sich erneut auf den NachtClan-Kater stürzte.
»Das Training ist beendet! Wir haben gewonnen!«, erhob sich da Sams Stimme, über das Kampfgeschrei, das tatsächlich schon viel leiser geworden war.
Whisper ließ von Klippenfall ab, setzte sich auf den von vielen Trainingskämpfen aufgewühlten Boden und protestierte: »Aber ich habe eben noch jemanden aus deinem Team besiegt, Sam.«
»Da warst du der einzige«, erwiderte Sam. »Nächstes Mal kannst du auch in mein Team.«
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