18. Kapitel


Es war nicht Beeres erster Kampf und doch fühlte er sich verloren unter all den aufeinander einschlagenden Kriegern. Er befand sich genau am Rand des Donnerwegs, mitten im größten Getümmel. Die Katzen konnten sich kaum auf einen einzelnen Gegner konzentrieren, ohne jemand anderen anzurempeln, oder über ihm zu stolpern. Einige schlugen wild um sich, attackierten mal den einen, mal den anderen Feind, der zufällig in ihre Nähe taumelte. Beere war vorrangig damit beschäftigt, ihnen auszuweichen. Er war kleiner als die meisten anderen, obwohl er inzwischen beinahe ausgewachsen sein sollte, und fürchtete, einfach niedergetrampelt zu werden. Verzweifelt versuchte er, seine gesamte Umgebung im Auge zu behalten und doch gruben sich ständig Krallen in seine Hinterbeine oder Zähne in seinen Schweif. Wenn er dann herumwirbelte, sah er gerade noch, wie sein Angreifer zwischen den anderen Katzen verschwand.

Ab und an schaffte auch Beere es, einen Schlag auszuteilen, dennoch wurde das Chaos ihm bald zu viel. Rückwärts stolperte er weg von all den wirbelnden Krallen und zuschnappenden Zähnen. Seine Ballen trafen auf harten Untergrund und erst einen Herzschlag später realisierte er, dass er mitten auf dem Donnerweg stand.
Um ihn herum herrschte Leere. All die Kriegerkatzen schienen lieber inmitten der kämpfenden Menge zu bleiben, als auch nur eine Pfote auf den harten, grauen Pfad zu setzen, der hier die Landschaft zerschnitt.

Beere atmete tief durch, starrte auf die vielen blutigen Pelze, die durch die Luft sausenden Katzen, die aufgewirbelten Staubwolken. Kampfgeschrei dröhnte in seinen Ohren.

»Pass doch auf!« Esche schoss aus der Menge hervor, packte ihn am Nackenfell und zerrte ihn zurück zwischen die Katzenkörper.

»Was...«, gelang es ihm noch zu sagen, da merkte er es auch schon. Ein Luftzug zerrte an seinem Fell, für einen Augenblick nur übertönte das Röhren eines Monsters den Lärm des Kampfes und der Gestank seines Atems überlagerte den des Blutes.

»D-danke«, brachte Beere hervor und sackte mitten auf dem Schlachtfeld in sich zusammen.

»Jetzt komm schon!« Esche stieß ihn an. »Steh auf, oder sie trampeln dich platt!«

Sie hüpfte über ihn rüber und schlug auf einen NachtClan-Krieger ein, der drohte, Beere zu nahe zu kommen.

Ein paar Herzschläge lang wartete Beere, bis sich sein Atem wieder beruhigt hatte, dann sprang er auf die Pfoten.

»Komm mit!«, zischte ihm Esche zu und bahnte sich einen Weg zurück zum Donnerweg. Dort blieb sie kurz stehen, blickte in beide Richtungen und rannte los. Ohne zu zögern folgte Beere ihr. Der Gestank des Donnerwegs stach in seiner Nase, als Beeres Pfoten über das harte, ebene Gestein trommelten. Für einen Moment kam die Angst in ihm hoch, das Monster könnte zurückkehren. Doch die Erleichterung, aus dem Gedränge der Schlacht heraus zu sein, überwog.

Auf BlattClan-Territorium angekommen sprang Esche auf einen graublauen Kater zu und biss ihm ins Hinterbein.

Das ist Klippenfall! Beere erinnerte sich an den Krieger, der gemeinsam mit Rankensee und dem BlattClan, der damaligen Streunerbande, gegen sie gekämpft hatte. Das war damals sein erster Kampf gewesen, an dem er mit gerade einmal fünf Monden teilgenommen hatte, obwohl die meisten anderen Stammeskatzen ihn für zu jung gehalten hatten. Aber als das Lager angegriffen worden war, waren alle abgelenkt gewesen. Niemand hatte mehr die Zeit gehabt, Biene dazu zu bringen, ihn zu Esche und Amsel in das Versteck der Jungen zu schicken. Unbeholfen und völlig hilflos war er damals hinter seiner Mentorin her gestolpert. Dass er nicht einmal einen Kratzer abbekommen hatte, hatte er wohl nur dem Umstand zu verdanken gehabt, dass er noch ein Junges gewesen war. Niemand hatte in ihm einen ernstzunehmenden Gegner gesehen, nein, alle außer Biene hatten gewusst, dass er nichts auf dem Schlachtfeld zu suchen gehabt hatte.

Diesmal war es anders. Dieses mal kannte er mehr Kampftechniken, wurde angegriffen, musste wirklich mitkämpfen. Und doch fühlte er sich noch immer so unbeholfen wie damals als Junges.

Erst der Kampf gegen Klippenfall gab ihm das Gefühl während seiner Ausbildung irgendetwas gelernt zu haben. Es gab mehr Platz zum Ausweichen und der NachtClan-Krieger schien jemand zu sein, der seinen Gegner genau im Auge behielt und sich eine Strategie zurechtlegte, anstatt blind und mit aller Kraft auf seinen Gegner einzuschlagen. Esche und er gingen schon bald dazu über, ihn abwechselnd von beiden Seiten zu attakieren, sodass er gar nicht schnell genug herumwirbeln konnte, um ihnen beiden auszuweichen.

Ein paarmal trafen sie Klippenfall, fügten ihm einige Kratzer zu. Der Krieger wankte und wich ein paar Schritte zurück, bis sie wieder beide vor ihm standen. Er sprang auf den Stamm eines umgefallenen Baumes und sah von oben auf sie herab, wartete anscheinend, dass sie erneut zum Angriff übergingen.

Das wird schwierig, wenn er dort oben stehen bleibt. Andererseits kann er uns von da ebenfalls keine Wunden zufügen. Früher oder später wird er herunterkommen müssen, wenn er seinen Clan nicht im Stich lassen und weiter kämpfen will.
Esche schien zu demselben Schluss gekommen zu sein wie Beere.

»Feigling«, knurrte sie, wirbelte herum und suchte sich anscheinend schon ihr nächstes Ziel.

Beere hielt Klippenfall noch einen Moment länger im Auge, dann folgte er Esche, die gemeinsam mit einer rotorangenen Kätzin gegen Rankensee kämpfte. Als er sich ebenfalls von hinten an die NachtClan-Kriegerin anschlich, horchte er auf Schritte, die verraten würden, dass Klippenfall ihm folgte. Es dauerte nur einen Augenblick, da hörte er auch schon, wie der Krieger von seinem Baumstamm herunter sprang.

Beere wirbelte herum, gerade noch rechtzeitig, um Klippenfalls Krallen auszuweichen. Sich an Bienes Lektionen erinnernd schoss er an dem NachtClan-Krieger vorbei, wirbelte hinter ihm herum und stieß sich mit aller Kraft vom Boden ab. Für einen Moment segelte er durch die Luft, dann trafen seine Pfoten auf die Schultern seines Gegners.

Klippenfall geriet ins Taumeln, hielt aber das Gleichgewicht, während sich Beere auf seinem Rücken festklammerte. Er versuchte, dem NachtClan-Krieger die Krallen durch den Pelz zu ziehen, verlor dabei jedoch das Gleichgewicht und wäre beinahe zu Boden gestürzt.

Das hier funktioniert nicht!, wurde ihm klar. Ich bin einfach nicht schwer genug, um ihn umzuwerfen.

Mit einem Satz hüpfte Beere wieder auf die Erde zurück und konnte gerade noch ausweichen, als Rauch von der Seite angestürmt kam und Klippenfall umstieß. Die Wolkenkriegerin schlug mit wirbelnden Pfoten auf Klippenfalls Bauch ein, sodass blutige Fellfetzen durch die Luft stoben. Klippenfall zappelte unter ihrem Griff, konnte sich aber offenbar nicht befreien.

Da seine Tante Beeres Hilfe nicht zu brauchen schien, sah er sich nach einem anderen Gegner um und erblickte Hagelsturm, die auf ihn zugeschossen kam. Allerdings wich sie ihm im letzten Moment aus, schoss an ihm vorbei und schubste Rauch von Klippenfall weg. Rauch taumelte, hatte jedoch nach wenigen Schritten ihr Gleichgewicht wiedergefunden, wirbelte herum und stürmte Seite an Seite mit Beere auf Hagelsturm und Klippenfall zu.

»Wieso willst du mir nicht sagen, wo sie ist?«, schrie jemand hinter Beere und Rauch neben ihm wurde langsamer.

»Fast alle Katzen aller Clans kämpfen in dieser fuchsherzigen Schlacht! Sie muss doch auch hier sein!«

Nun war Rauch stehengeblieben, blickte über die Schulter zu Weide, ihrem Vater, der zwischen den Kämpfenden hindurch tappte, ins Leere blickte und wirres Zeug durch die Gegend rief. Wie durch ein Wunder wurde er von niemandem angegriffen, was möglicherweise auch daran lag, dass sich die Krieger lieber einen ebenbürtigen Gegner suchten, anstatt einen Kater anzugreifen, der hilflos wie ein Junges durch die Gegend irrte und sich offenbar kaum verteidigen konnte.

Verunsichert sah Beere zwischen Rauch und den beiden NachtClan-Kriegern hin und her, die ebenfalls innegehalten hatten.

»Rauch!«, rief er, als Hagelsturm gefolgt von Klippenfall auf sie zu schoss.

Seine Stammesgefährtin wandte sich wieder dem Kampf zu, doch zu spät. Hagelsturm krachte mit voller Wucht mit ihr zusammen und warf sie zu Boden. Beere schaffte es um Schnurrhaaresbreite, Klippenfall auszuweichen. Der NachtClan-Krieger stolperte an ihm vorbei und Beere nutzte die Chance, stellte sich auf die Hinterbeine und ließ seine Vorderpfoten auf Klippenfalls Rücken herab sausen. Seine Krallen hinterließen blutige Spuren in Klippenfalls Pelz und der Krieger jaulte schmerzerfüllt auf.

»Storm! Jetzt rede doch mit mir!«, schrie Weide den Himmel an.

Klippenfall, der gerade mit einer Pfote zu einem Schlag ausgeholt hatte, hielt mitten in der Bewegung inne. Verblüfft warf Beere einen Blick zu Hagelsturm und Rauch hinüber. Die NachtClan-Kriegerin hatte ebenfalls aufgehört, Rauch die Krallen durch den Pelz zu ziehen und starrte stattdessen den Anführer des Stammes an.

»Storm?«, wiederholte sie.

Bevor sie noch etwas hinzufügen konnte, war Rauch auf die Pfoten gesprungen und griff Hagelsturm an und auch Beere setzte sich wieder in Bewegung, stürzte auf Klippenfall zu.

***

Schimmer und Frosch waren ihnen zu Hilfe gekommen und gemeinsam hatten Rauch, Beere und Esche es geschafft, Klippenfall, Hagelsturm und Rankensee zu besiegen. Anschließend hatte Rauch Esche und Frosch losgeschickt, um die übrigen Stammeskatzen zu suchen. Sie hatte zwar nicht verraten, warum, doch sie war immerhin die einzige Tochter von Weide, die auf dem Schlachtfeld anwesend war, weshalb man auf sie hörte.

Beere und Schimmer waren bei Rauch geblieben, um die drei besiegten NachtClan-Katzen zu bewachen. Ein wenig hatte sich Beere über diese Entscheidung gewundert, denn die drei NachtClan-Krieger sahen nicht so aus, als hätten sie noch die Kraft, weiter zu kämpfen. Wozu sie also bewachen? Ebenso gut konnte man sie doch auch laufen lassen. Ihr Weg hätte sie doch ohnehin nur zu ihrem Heiler geführt und nicht zurück aufs Schlachtfeld. Sie stellten doch keine Gefahr mehr dar…

Doch Beere hatte seine Bedenken nicht geäußert. Rauch würde schon ihre Gründe haben und Bienes Freundin Schimmer würde Protest ebenfalls nicht gutheißen.
Immer wieder warf Beere einen misstrauischen Blick zu Schimmer hinüber. Doch im Moment schien sie ihn gar nicht zu beachten. Sie stand mit peitschendem Schweif neben Hagelsturm, die die einzige war, die noch nicht völlig aufgegeben hatte. Ab und an schlug sie nach den Stammeskatzen, obwohl offensichtlich war, dass sie mit ihrer Kraft am Ende war und keine Chance hatte.

Unterdessen richtete Beere seine Aufmerksamkeit wieder auf den Kampf. Einige Katzen waren geflohen und allmählich begann sich ein Sieg für das Bündnis zwischen FederClan, Stamm und BlattClan abzuzeichnen. Ein seltsames Bündnis war das, fand Beere. Er hätte nicht damit gerechnet, dass sich die drei Gruppen in einem Kampf zusammentun würden, denn er hatte nicht bemerkt, dass ihre Freundschaft untereinander und die Feindschaft gegenüber dem NachtClan so groß war. Und doch kämpften sie nun Seite an Seite gegen den NachtClan.

Seine Überraschung war groß gewesen, als Jade an diesem Morgen in das Stammeslager gestürmt war und von dem Kampf an der Grenze berichtet hatte. Und noch größer war seine Verwunderung geworden, als Weide nach einer kurzen Beratschlagung mit seinen Töchtern den halben Stamm zur Unterstützung des BlattClans losgeschickt hatte.

Auf der anderen Seite des Donnerwegs trommelten Esche und Schimmer die übrigen Stammeskatzen zusammen, wodurch die NachtClan-Katzen, die zuvor deutlich in der Unterzahl gewesen waren, wieder an Stärke gewannen.

»Rauch? Sollten wir nicht weiterkämpfen?«, traute sich Beere nun doch zu fragen.

Neben ihm schüttelte Rauch den Kopf. »Nein, Beere, vertrau mir, die anderen werden auch ohne uns siegen. Wir müssen dafür Sorgen, dass sich dieser Sieg auch wirklich lohnt.«

Gefolgt von Farn, Flamme, Qualm, Dohle und Biene kehrten Esche und Schimmer über den Donnerweg zu ihnen zurück.

Rauch tigerte um die geschlagenen NachtClan-Krieger herum. »Weide muss zurück ins Lager gebracht werden.« Sie winkte mit ihrem Schweif Esche, Dohle, Flamme und Farn heran.

»Esche, du kümmerst dich um Weide. Er hat auf diesem Schlachtfeld nichts zu suchen, er ist nicht einmal in der Lage sich selbst zu verteidigen. Die anderen bringen Klippenfall, Hagelsturm und Ranensee in unser Lager und bewachen sie dort. Ich wünsche, dass sie mit niemandem sprechen!«

»Ich komme ganz bestimmt nicht mit in euer Lager!«, protestierte Hagelsturm. »Es reicht mir, einmal eure Gefangene gewesen zu sein, ich...«

Ein Schlag von Schimmer mit ausgefahrenen Krallen auf ihre Ohren brachte sie zum Schweigen.

»Beere, Qualm und Biene, ihr folgt mir.«

Beere hatte keine Gelegenheit mehr zu fragen, wohin sie gehen wollte, da rannte Rauch auch schon über den Donnerweg auf das NachtClan-Territorium zu.

***

Rauch führte die kleine Gruppe vom Schlachtfeld weg immer weiter in das Territorium des NachtClans hinein. Mit der Nase dicht über dem Boden tappte sie mal in die eine, mal in die andere Richtung. Schon nach wenigen Baumlängen war Beere klar geworden, dass sie der Geruchsspur der vielen NachtClan-Katzen folgten, die vor dem Kampf diesen Weg genommen hatten. So würden sie direkt zum Lager geleitet werden.

Was hat Rauch vor?, fragte sich Beere, brachte aber nicht den Mut auf, seine Tante danach zu fragen und an Biene oder Qualm wollte er sich erst recht nicht wenden. Also schlich er wortlos und mit einem unguten Gefühl im Magen hinter den anderen her. Sie sollten den NachtClan in einem offenen Kampf besiegen, hier mitten im Herzen der NachtClan-Jagdgründe hatten sie nichts verloren. Am liebsten wäre Beere umgedreht und zurück zur Grenze gelaufen, doch er zwang sich, den anderen weiterhin zu folgen.

Eine gefühlte Ewigkeit später erblickte Beere zwischen den Bäumen hindurch einen Wall aus Ästen und Brombeerranken, der aussah, als hätten Katzen ihn aufgeschichtet. Im Inneren des Walls schien sich eine Lichtung zu befinden. Das Licht der tief stehenden Sonne fiel dort durch die Lücke im Astwerk der Bäume und beschien eine große Linde, deren Äste bis auf den Boden zu hängen schienen.
Rauch war inzwischen an einer Lücke im Brombeerwall angekommen und lugte vorsichtig ins Lager. Dann zog sie ihren Kopf wieder zurück und tappte zu Biene, Qualm und Beere, die in sicherer Entfernung stehen geblieben waren.

»Es sieht so aus, als wäre kaum jemand hier zurückgeblieben. Möglicherweise befindet sich noch die ein oder andere alte Katze, oder ein Junges hier, aber ich habe keinen einzigen Krieger entdecken können, der das Lager bewacht.«

»Solche Mäusehirne!«, schnaubte Biene. »Der Stamm wäre bestimmt nicht so töricht gewesen!«

Oh, nein!, je weiter diese Mission fortschritt, desto unwohler wurde Beere. Wollen sie etwa ein paar im Lager zurückgebliebene, wehrlose Katzen angreifen?

»Um den NachtClan wirklich zu schlagen, müssen wir mehr tun, als nur einen kleinen Streit an der Grenze um eine Pfote voll Land für uns zu gewinnen. Nein, um ihre Dämonen ein für alle mal loszuwerden, müssen wir ihnen einen Schaden zufügen, an den sie sich noch viele Blattwechsel erinnern werden.« Rauch seufzte. »Ich sage das nicht gern, aber wir müssen ihr Lager verwüsten.«

Biene ließ ihre Krallen spielen. »Sie werden für das bezahlen, was sie Weide angetan haben!«

Beere war unwillkürlich ein paar Schritte zurückgewichen. Nachdem Rauch ihm auf der Suche nach den FederClan-Jungen Mut gemacht hatte, hatte er begonnen, ihr mehr zu vertrauen, als vielen anderen seiner Stammesgefährten. Er hatte begonnen, in ihr eine heimliche Verbündete zu sehen. Und nun musste er mit anhören, wie sie plante, ein ganzes Clanlager zu zerstören. Dabei ging es doch eigentlich nur um ein Stück Territorium und der NachtClan war schon so gut wie geschlagen gewesen, als sie das Schlachtfeld verlassen hatten.

Oder geht es Rauch um etwas völlig anderes? Was meint sie mit »Dämonen«? Und was soll der NachtClan mit Weides Zustand zu tun haben?

»Qualm, du kümmerst dich um das Kräuterlager, wie wir es ausgemacht haben. Biene, Beere, ihr helft mir, Bauten einzureißen und alle aufzuhalten, die uns daran hindern wollen.«

Biene schnaubte. »Sie bekommen genau das, was sie verdient haben!«

Damit wirbelten sie und Qualm herum und stürmten als erstes ins Lager.
Beere nutzte die Gelegenheit, fasste allen seinen Mut zusammen und stellte sich Rauch in den Weg.

»Was hast du damit gemeint, dass wir die Dämonen des NachtClans loswerden müssen? Ist... ist das hier wirklich... notwendig?«

Rauch schwieg einen Moment. »Ja, es muss sein.«

Selten hatte Beere sie so traurig und aufgewühlt erlebt.

»Der Dämon, der Weide all die verrückten Dinge zuflüstert, will, dass der NachtClan vernichtet wird. Ich fürchte, wenn wir nichts unternehmen, dann wird er niemals gehen.«

Sie riss mit ihren Krallen Moos aus dem Boden und konnte Beere kaum in die Augen sehen, als sie sprach, obwohl sie eben noch so selbstsicher gewirkt hatte. Lügt sie?, fragte sich Beere. Oder ist sie sich lediglich nicht sicher, ob sie Recht hat?

Er bekam keine Gelegenheit, weiter nachzuhaken, denn Rauch sprang an ihm vorbei, schien auf einmal ihre Sicherheit wiedergefunden zu haben und rief: »Jetzt komm, Beere, wir können Biene und Qualm nicht alles allein erledigen lassen!«

Beere tapste zögernd hinter ihr her. Etwas ging gerade gewaltig schief. Zerstörte Baue würden wieder repariert werden können, doch wenn Qualm das Kräuterlager zerstörte, würde die Blattleere für den NachtClan hart werden. Es war bereits zu kalt, um neue Kräuter zu sammeln und ohne sie würden Katzen an den Krankheiten, die Eis und Schnee mit sich brachten, sterben.

Beere war überzeugt, dass Rauch ihre Gründe für ihr Handeln hatte, auch wenn er sie nicht verstand, aber gleichzeitig wusste er, dass sie einen Fehler beging. Es musste einen anderen Weg geben, diese »Dämonen«, wie Rauch es genannt hatte, zu vertreiben und Weise zu helfen!

Beere beschleunigte seine Schritte, sprang durch den Lagereingang auf die Lichtung. Unter der Linde ertönten empörte Rufe; offensichtlich war das Lager doch nicht ganz so leer. Die Stimme der NachtClan-Katze klangen rau wie die einer alten, gebrechlichen Katze und doch entschlossen, ihr Zuhause zu verteidigen.

Beere betrachtete das Lager, den kleinen Frischbeutehaufen am Rand der Lichtung, die sorgfältig ineinander geflochtenen Äste des Lagerwalls, die alte Eiche am Rand der Lichtung, die mit ihren moosbewachsenen Wurzeln und abgestorbenen, beinahe schwarzen Ästen ebenso gemütlich wie unheimlich anmutete, und er wusste, dass er eine Entscheidung zu treffen hatte. Während der Suche nach den vom Adler entführten Jungen hatte Rauch ihm gesagt, er solle nicht blind den Befehlen anderer folgen, er solle nicht vergessen, wer er war. Und dies war nun einer der Momente, in denen sich zeigen würde, wer er, Beere, war: Ob er zum Anführer taugte, oder ob er für immer das kleine Junge bleiben würde, das alles tat, was man von ihm verlangte, selbst, wenn es falsch war.

Er wusste, was er zu tun hatte – für sich selbst, für Esche, die das hier niemals befürworten würde, für die NachtClan-Katzen, die sicher nicht alle an dieser mysteriösen Dämonen-Sache Schuld waren, ja sogar für Rauch, die doch bestimmt das Richtige tun wollte, aber irgendwie den falschen Pfad beschritten hatte – aber er wusste noch nicht, ob er es konnte. Die nächsten Augenblicke würden es entscheiden.

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