14. Kapitel
Teichpfote kauerte am Boden, den Schweif ein ganzes Stück zu weit in die Luft erhoben. Sein Jagdkauern sah noch recht unbeholfen aus. Bei den letzten Versuchen, etwas zu fangen, hatte er nicht genug darauf geachtet, wohin er trat und sie Beute durch das Rascheln seiner Pfoten im Laub oder das Knacken eines Astes verjagt.
Klippenfall beobachtete, wie sein Schüler sich Schritt für Schritt einer Maus näherte, die einige Fuchslängen entfernt im Moos saß und an einem Samen knabberte. Er ist zu nervös, stellte er fest. Er scheint auf alles, was ich ihm erzählt habe, gleichzeitig achtgeben zu wollen und jedes Mal, wenn ihm das nicht gelingt, wird er unsicherer.
Dabei hatte Klippenfall seinem Schüler schon ein paar Mal erklärt, dass das Jagen – ebenso wie alles andere was sie trainierten – bei keiner Katze auf Anhieb klappte. Es war immer erst Übung nötig, bis man bestimmte Bewegungsabläufe so weit verinnerlicht hatte, dass sie kaum mehr Konzentration forderten. Teichpfote hatte zwar genickt, doch Klippenfall hatte nicht den Eindruck, dass sein Schüler es wirklich verstanden hatte.
Inzwischen war Teichpfote an einem Farnbüschel angekommen und starrte von dort aus zu der Maus hinüber. Wenn er sie fangen wollte, so müsste er schnell sein. Der Nager kauerte nur wenige Mauselängen von einem Loch unter einer Wurzel einer nahen Eiche entfernt. Einige Herzschläge verstrichen, in denen Teichpfote sich nicht rührte, dann setzte er sich langsam in Bewegung. Er schlich in einem Bogen um die Maus herum, hatte offenbar bemerkt, dass der Wind von ihm zu seiner Beute hinüber wehte und sein Geruch ihn verraten könnte. Er huschte von Versteck zu Versteck, verbarg sich hinter Brombeerranken, einem umgefallenen Baumstamm, Tannenzweigen...
Diesmal könnte er Erfolg haben... Wenn er jetzt noch auf diesen Ast achtgibt, der da direkt vor seinen Pfoten liegt, hat er es so gut wie geschafft.
Doch Teichpfotes Blick war starr auf die Maus gerichtet. Klippenfall wünschte, er könnte den Schüler warnen, aber er konnte nichts tun, ohne die Beute zu alarmieren. Das Knacken, mit dem der Ast zerbrach, ließ Teichpfote zusammenzucken. Das Beutetier schreckte ebenfalls hoch und schoss auf seinen Bau unter der Wurzel zu. Teichpfote jagte hinterher, die Maus verschwand in dem Erdloch, er angelte mit der Pfote darin herum, doch vergebens. Als klar war, dass auch diese Jagd erfolglos bleiben würde, kam der Schüler mit hängendem Kopf zu Klippenfall zurück getrottet.
»Achte nächstes Mal mehr darauf, wohin du trittst«, riet der Teichpfote. »Dass du auf die Windrichtung geachtet hast, war gut. Und dafür, wie du die Fährte bis hierher verfolgt hast, hast du ebenfalls ein Lob verdient!«
Gerade auf Letzteres war Klippenfall stolz. Den Geruch der Maus hatte Teichpfote noch vor ihm und Hagelsturm, die irgendwo in der Nähe sein musste, bemerkt.
Als Schüler und Mentor ihren Weg durch den Wald fortsetzten, schien Teichpfote noch immer niedergeschlagen. Klippenfall beschloss, mit dem Training auf der Mooslichtung weiterzumachen und ihn erst wieder richtige Beute jagen zu lassen, wenn Teichpfote das Jagdkauern sicherer beherrschte.
Gerade wollte er ihn nach Hagelsturms Geruch suchen lassen, um seiner Schwester seinen Entschluss mitzuteilen, da hörte er donnernde Schritte. Einen Moment später erkannte er Hagelsturm, die auf ihn zu rannte.
»Hey ihr!«, begrüßte sie die beiden. »Auch schon was gefangen?«
Teichpfote schüttelte den Kopf und schien noch ein Stück weiter in sich zusammenzusacken.
»Ach, ist doch nicht weiter schlimm«, miaute Hagelsturm gut gelaunt. »Pech bei der Jagd hat jeder mal.«
Sie wandte sich an Klippenfall. »Weißt du, ich muss die ganze Zeit an die Prophezeiung denken. Wir sind schon seit mehreren Sonnenaufgängen zurück im Clanterritorium und es ist nichts passiert! Ich dachte, wir sollten uns beeilen und trotzdem wissen wir überhaupt nichts darüber, was sie bedeuten soll!«
Klippenfall seufzte. Einerseits hatte Hagelsturm recht, bisher waren sie der Lösung keinen Pfotenschritt näher gekommen. Andererseits verging kein Sonnenaufgang, an dem sie ihn auf diesen Umstand nicht mindestens dreimal hinwies und das beschleunigte die Sache auch nicht. Es war schließlich nicht so, dass Klippenfall nicht ebenfalls ständig darüber nachgrübeln würde, was der SternenClan ihnen hatte mitteilen wollen. Doch noch war er zu keinem nennenswerten Ergebnis gekommen. Wenn die Sterne Dunkelheit schicken statt Licht, wird euch etwas Brennendes den richtigen Pfad leuchten, rief er sich die Worte erneut ins Gedächtnis. Nach wie vor konnte er sich nicht vorstellen, dass diese Prophezeiungen so wichtig sein sollten, wie alle sagten und dass der SternenClan tatsächlich über so viel Macht verfügte, dass er die Zukunft mit völliger Sicherheit voraussagen konnte. Dennoch war es alles andere als ausgeschlossen, dass sie mehr wussten als er. Es wäre dumm, wenn man die Warnung der Kriegerahnen ignorieren würde.
»Also, hast du irgendeine Idee, was das alles bedeuten könnte?«, bohrte Hagelsturm nach.
Klippenfall schüttelte den Kopf. Zwar hatte er schon einen Einfall gehabt, was mit dem Brennenden gemeint sein könnte, doch er war sich nicht sicher, dass er richtiglag. Im Gegenteil: Es schien ihm recht unwahrscheinlich; eher würden Igel fliegen lernen als dass das, was er hinter dem Brennenden vermutet hatte, sie auf den richtigen Pfad lenken würde.
Dafür kam ihm nun eine andere Idee. »Wir sollten mit Rankensee darüber reden. Ich habe den Eindruck, dass vieles, was momentan geschieht, mit ihrer Vergangenheit und ihrer Halbschwester zusammenhängt.«
Blattstern hatte aus der Streunerbande – Katzen, die mit Rankensee verwandt waren – den BlattClan gemacht und Rankensee war es auch gewesen, die den Traum gehabt hatte, der sie in die Berge geführt hatte. Nicht unwahrscheinlich, dass die Prophezeiung irgendwie mit den Auswirkungen all dessen zu tun hatte, was nach Hagelsturms, Rankensees und Klippenfalls Ernennung zu Kriegern geschehen war. In dem Fall hing Rankensee in der ganzen Sache mit drin.
Hagelsturm nickte mit leuchtenden Augen. »Ich würde gern mal wieder mit ihr reden.
»Dürft ihr das denn? Ich meine, einem anderen Clan von der Prophezeiung erzählen?«, fragte Teichpfote leise.
Gerade wollte ihm Klippenfall antworten, als ein ferner Schrei ihn aufhorchen ließ.
»Wer war das? Was ist da los?«, stellte Hagelsturm die Fragen, die auch Klippenfall durch den Kopf schossen.
»Wir sollten auf jeden Fall nachsehen.«
***
Der Geruch nach Blut war schon von weitem zu riechen. Weitere Schreie hallten durch den Wald, wütende, aufgebrachte Rufe, zwischen die sich Pfotengetrampel mischte.
Die drei NachtClan-Katzen sprinteten durch den Wald und bald merkte Klippenfall, dass ihr Ziel am Rand des Territoriums liegen musste. Der Wald lichtete sich allmählich und sie näherten sich dem Donnerweg, dort wo die gemeinsame Grenze von BlattClan und NachtClan begann.
Ein Kampf?, fragte sich der Krieger. Hier? Es hörte sich ganz danach an, dabei hätte er eher erwartet, dass es erneut Streit um den Teil des Territoriums geben würde, den der BlattClan dem NachtClan vor etwa einem Mond gestohlen hatte. Das entsprechende Gebiet lag jedoch in einer völlig anderen Richtung.
Hagelsturm, die eine Baumlänge vor ihnen lief, sah sich mitten im Lauf zu ihnen um und forderte sie auf, schneller zu rennen. Dabei war nicht schwer zu erkennen, dass Teichpfote schon alles gab, um mit den älteren Katzen mitzuhalten.
Zum Glück war es nicht mehr allzu weit und die drei kamen wenige Augenblicke später an dem Schlachtfeld an. Der Kampf, der dort tobte, war bereits im vollen Gange. Und es waren FederClan-Katzen, die den NachtClan angriffen, keine BlattClan-Krieger, wie Klippenfall vermutet hätte. FederClan und NachtClan hatten schließlich noch nicht einmal eine gemeinsame Grenze.
Eine schildpattfarbene FederClan-Kriegerin hatte sich in Lärchenflammes Rückenfell verbissen und eine zweite schlug nach seiner Nase, während er versuchte, sie mit seinen Krallen zu erwischen. Graspfote und Entenpfote, die Klippenfall bei dem Zwischenstopp im FederClan auf der Reise zu seiner Kriegerprüfung kennengelernt hatte, stürzten sich gerade auf die Zweite Anführerin Sichelblatt. Wenige Fuchslängen weiter wurde Regenstern von Wasserstern zu Boden gedrückt, Apfelschatten und Erdschweif attackierten Klippenfalls Mutter Pfützenschimmer und sein Vater Nebeltau wehrte sich verbissen gegen die Angriffe von Wiesenfluss und Sonnenpelz.
So wie es im Moment aussah, war der NachtClan in der Unterzahl und würde verlieren.
»Teichpfote, du kehrst zum Lager zurück und holst Verstärkung!«, zischte Klippenfall seinem Schüler zu. Der hatte mit großen Augen auf die kämpfenden Katzen gestarrt, nickte nun wortlos, wirbelte herum und stürmte zwischen den Bäumen hindurch davon.
Hagelsturm war die Erste, die sich in den Kampf stürzte. Sie warf sich auf Apfelschatten, die mit ihren Zähnen Pfützenschimmers Nackenfell gepackt hatte. Klippenfall verschaffte sich noch einmal einen Überblick, bevor er an Nebeltaus Seite eilte und mit wirbelnden Pfoten Wiesenfluss’ Angriff abwehrte.
Seine Gegnerin schien einen Augenblick lang überrascht von seinem Auftauchen. Ich sollte diesen Moment der Verwirrung ausnutzen! Gerade holte er zu einem Schlag auf Wiesenfluss’ Schulter aus, als die Kätzin wieder aus ihrer Erstarrung erwachte. Sie täuschte einen Hieb vor, nur um herumzuwirbeln und auf der anderen Seite anzugreifen. Sie traf ihn auf der Stirn und Klippenfall duckte sich weg, sodass ihre Krallen allenfalls einen kleinen Kratzer hinterlassen haben konnten. Er wich zurück und sah zu der zweiten Anführerin des FederClans auf, verfolgte jede ihrer Bewegungen, fragte sich, welchen Trick sie als nächstes versuchen würde.
Mit peitschenden Schweifen standen sich die beiden Katzen gegenüber, abwartend, angespannt. Wiesenfluss trat einen Schritt zur Seite, schien etwas zu planen. Diesmal sah Klippenfall den Schlag kommen und schaffte es, rechtzeitig auszuweichen. Irgendwo hinter ihm fauchte Wiesenfluss frustriert.
So bin ich verletzlich!
Der Krieger spannte die Muskeln an, um von seiner Gegnerin weg zu springen und sich in sicherer Entfernung wieder zu ihr umdrehen zu können. Zu spät. Seine Hinterpfoten hatten gerade den Kontakt zur Erde verloren, als er ein Gewicht auf seinem Rücken spürte und zu Boden geschleudert wurde. Die Luft wurde ihm aus den Lungen gepresst, als er aufschlug. Auf dem Bauch liegend wurde er von Wiesenfluss festgehalten. Aufgewirbelter Staub brache ihn zum Husten. Krallen fuhren durch sein Fell und Klippenfall versuchte, sich zu drehen, um Wiesenfluss von sich stoßen zu können. Eine Weile zappelte er vergeblich im Griff der Kriegerin, doch als sie eine ihrer Pfoten anhob – wahrscheinlich um ihm weitere Wunden zuzufügen – schaffte er es, sich freizukämpfen. Einen Herzschlag später lag er auf dem Rücken. Die Kätzen stolperte zur Seite, er rollte sich herum und richtete sich wieder auf. Er hüpfte außer Reichweite seiner Gegnerin, versicherte sich mit einem Rundumblick, dass sonst von nirgendwoher Gefahr drohte – es sah nicht gut aus für den NachtClan, Teichpfote sollte sich besser beeilen – und wandte sich wieder Wiesenfluss zu.
Erneut standen sich die beiden gegenüber, jeder wartete darauf, dass sein Gegner einen Angriff starten würde. Einmal noch versuchte Wiesenfluss den Trick, auf der einen Seite einen Schlag vorzutäuschen und auf der anderen anzugreifen, doch diesmal war Klippenfall vorbereitet und wich aus. Allerdings stolperte er gegen eine andere Katze. Er vermutete Nebeltanz, oder Sonnenpelz, mit dem sein Vater gekämpft hatte. Erst, als er von ihr umgeworfen wurde, erkannte er Apfelschatten.
Die Kriegerin verfolgte eine andere Taktik als Wiesenfluss. Sie zögerte nie. Ihre Schläge kamen unvorhersehbar und wenn sie selbst getroffen wurde, machte sie das nur noch aggressiver. Klippenfall schaffte es kaum, auszuweichen, oder gar selbst einen Angriff zu starten, dafür ging alles viel zu schnell. Immer wieder traf Apfelschatten ihn, fügte ihm Kratzer zu, biss in sein Fell. Obwohl Wiesenfluss verschwunden war und er somit nur eine Gegnerin hatte, hatte er kaum eine Chance. In Momenten wie diesen hasste Klippenfall das Kämpfen noch mehr als sowieso schon.
Er schnaufte vor bereits Anstrengung, als Apfelschatten sich auf ihre Hinterpfoten aufbäumte und ihn umstieß. Erneut wurde er in den Staub gedrückt.
»Hast du Angst, deiner Gegnerin wehzutun, oder warum zögerst du ständig so lange?«, zischte ihm die FederClan-Kriegerin ins Ohr.
Klippenfall knurrte bloß, er wusste gut genug, dass er in Schlachten oft zu viel über Taktiken nachdachte und dadurch zu langsam war.
»Und bist du total mäusehirnig, oder warum vergisst du, dass er Clankameraden hat, die ihm helfen?«
Im nächsten Augenblick waren Apfelschattens Gewicht, das ihn zu Boden gedrückt hatte, verschwunden. Klippenfall sprang auf die Pfoten und sah Hagelsturm, die sich auf Apfelschatten gestürzt hatte. Die beiden Kätzinnen schlugen aufeinander ein, schienen einander ebenbürtig zu sein.
Erneut verschaffte sich Klippenfall einen Überblick über die Lage, entschied, dass Regenstern, die sich gegen zwei FederClan-Krieger wehrte, seine Hilfe dringender benötigte als Hagelsturm und eilte an die Seite der Anführerin.
***
»Wenn Teichpfote keine Verstärkung geholt hätte, hätten wir heute schon wieder Territorium an einen anderen Clan verloren«, miaute Regenstern, die von Klippenfall und Sichelblatt gestützt wurde, auf dem Rückweg zum Lager.
Zweifelnd sah sich der Krieger unter seinen Clangefährten um. Den Kampf hatten sie zwar gewonnen, doch viele Katzen waren verletzt. Nebeltau hatte eine Wunde am Bauch und ein eingerissenes Ohr, Pfützenschimmer humpelte stark, Falkenblick blutete an der Stirn und auch Klippenfall selbst hatte einige Kratzer davongetragen. Dass er nicht mehr abbekommen hatte, hatte er vor allem Hagelsturm zu verdanken. Ohne sie hätte Apfelschatten ihn sicherlich ziemlich übel zugerichtet. Sie war eine schnelle Kriegerin, die instinktiv einen brutalen Schlag nach dem anderen austeilte und Klippenfall, der beim Kämpfen stets zu lange nachdachte, war dem einfach nicht gewachsen. Der Kampf gegen Wiesenfluss war anders gewesen. Sie hatte er nach einer Weile einschätzen können...
»Ich hätte eher damit gerechnet, dass es mit dem BlattClan noch einmal Streit um das Territorium gibt, das sie uns geklaut haben. Aber dass der FederClan uns angreift, hätte ich nicht gedacht.« Regensterns erschöpftes Miauen riss Klippenfall aus seinen Gedanken.
Er nickte zustimmend, schließlich hatte er sich darüber auch schon gewundert. Jetzt war da also nicht mehr nur der alte Streit mit dem BlattClan, nein, auch mit dem FederClan gab es nun Probleme.
»Warum haben sie nicht einfach Territorium vom BlattClan gefordert?«, fragte sich Klippenfall. »Wenn sie gegen uns gewonnen hätten, hätten sie jedes Mal erst um das BlattClan-Gebiet herum laufen müssen, um zu ihren neuen Jagdgründen zu gelangen.«
»Das habe ich mich auch schon gefragt«, miaute Regenstern. »Eine Möglichkeit wäre, dass sie bereits ein Stück Territorium vom BlattClan gestohlen haben, sodass die Grenzen von NachtClan und FederClan direkt nebeneinander liegen. Was ich aber nicht glaube. Es wäre ein ziemlich großes Gebiet, das sie dann erkämpft hätten. Wir hätten bestimmt auf einer Grenzpatrouille etwas bemerkt und zudem hätte der FederClan es nicht mehr nötig, uns ebenfalls anzugreifen. Nein, wahrscheinlicher ist, dass sie irgendeine Art von Bündnis mit dem BlattClan haben. Nur wie das zustande gekommen sein soll, kann ich beim besten Willen nicht sagen.«
Gedankenverloren nickte Klippenfall. Irgendeinen Grund musste es für das Handeln des FederClans geben, doch eine sinnvolle Erklärung konnte auch er nicht finden. Was hielt den FederClan davon ab, den Clan um Territorium zu bitten, der direkt neben ihnen lebte und brachte sie dazu, stattdessen den NachtClan – der über viel mehr Krieger verfügte als der BlattClan – zu bekämpfen?
»Wasserstern war auf der letzten Großen Versammlung ein wenig wütend, weil du gemeinsam mit Hagelsturm und Blitz die Grenze übertreten hast, als ihr von der Geisterkatze zurückgekommen seid.« Sichelblatt warf einen Blick zu Klippenfall. »Aber er ist vernünftig, das allein würde ihn nicht dazu bringen, uns statt dem BlattClan anzugreifen. Außerdem haben unsere Heiler dem FederClan-Jungen geholfen, das von dem Adler verletzt worden ist, sie sollten uns dankbar dafür sein.«
Wenn der FederClan von Tropfenwolkes und Mückenpfotes Rolle bei Ampferjunges Rettung weiß. Falls Flamme oder Blattstern das Junge zurückgebracht hatten, würde Klippenfall nicht darauf vertrauen, dass sie die ganze Geschichte erzählt hatten.
»Jetzt sind wir wohl schon mit beiden Clans zerstritten.« Klippenfall fragte sich, ob der FederClan einen erneuten Versuch wagen würde, Territorium von ihnen zu fordern. »Und der Stamm ist sicherlich auch nicht so begeistert von uns.«
»Wir haben ihnen keinen Teil unserer Jagdgründe leihen wollen.« Regensterns Blick wanderte über ihre Krieger. »Nach Möglichkeit sollten wir in den nächsten Monden weiteren Kämpfen aus dem Weg gehen. Es wird allmählich Blattleere, da können wir uns zu viele Verletzte nicht leisten.«
»Vielleicht sollten wir dem BlattClan das Territorium, das sie uns gestohlen haben, zumindest für diese Blattleere überlassen«, überlegte Sichelblatt.
»Nein, wir brauchen es, wenn es kälter wird und die Beute schlechter läuft«, widersprach Regenstern. Sie machte eine Pause, schien nachzudenken. »Wir sollten ihnen mit einem erneuten Kampf drohen und das gesamte Gebiet zurückfordern. Wir haben mehr Krieger als der BlattClan und wenn wir Blattstern nicht zeigen, wie viele in dieser Schlacht gegen den FederClan verwundet worden sind, wird sie die Drohung ernst nehmen. Wir werden verhandeln und ihnen Frieden anbieten, wenn wir die Hälfte des gestohlenen Territoriums zurückbekommen.«
Zögernd nickte Klippenfall. Es könnte funktionieren, auch wenn Regensterns Plan gewagt war. »So würden wir am Ende nicht mit leeren Pfoten dastehen.«
***
Im Lager huschten Tropfenwolke und Mückenpfote zwischen den Verwundeten, die sich vorerst auf der Lichtung vor der großen Linde niedergelassen hatten, hin und her. Sie ließen sich von einem Krieger nach dem anderen ihre Verletzungen zeigen, zerkauten Kräuter, verteilten den entstandenen Brei auf tieferen Kratzern, bedeckten Wunden mit Spinnenweben und befahlen einigen der Patienten, sich ein Nest im Heilerbau auszusuchen. Nebeltau war einer von ihnen, zumindest vermutete Klippenfall, dass Mückenpfote, der den Krieger behandelte, ihn hinterher nicht im Kriegerbau schlafen lassen würde. Klippenfalls Vater war übel zugerichtet worden, eine lange Wunde klaffte an seinem Bauch und an seinen Hinterbeinen fehlte büschelweise Fell.
Mückenpfote hatte einen Kräuterbrei hergestellt, den er jetzt auf Nebeltaus Pelz zu verteilen begann, doch der Krieger zuckte immer wieder zusammen, sodass der Heilerschüler nicht richtig arbeiten konnte. Zwar beschwerte sich Mückenpfote nicht, aber es war klar, dass er fürchtete, die Wunde aus Versehen weiter aufzureißen, wenn Nebeltau sich zu stark bewegte.
»Du musst still liegen!«, befahl Tropfenwolke, der neben seinem Schüler aufgetaucht war, jedoch offenbar keine Zeit hatte zu helfen, da er gleich wieder zum nächsten Verletzten weiterlief.
Nebeltau schien es schwerzufallen, die Anweisung des Heilers zu befolgen. Er schien große Schmerzen zu haben.
»Ich könnte ihn festhalten!«, miaute Wolfsfeuer, der ganz in der Nähe saß.
Tropfenwolke ließ ein Kräuterbündel vor die Pfoten des jungen Kriegers fallen und schüttelte den Kopf. »Nein, da wird sich jemand anderes finden müssen. Erst werde ich deine Wunden behandeln.«
Klippenfall wollte gerade selbst eingreifen, als Hagelsturm zu ihrem Vater sprang und ihn zu Boden drückte, sodass er sich nicht mehr rühren konnte.
»Danke«, murmelte Mückenpfote und begann, seinen Kräuterbrei aufzutragen.
Als Klippenfall wieder zu Wolfsfeuer sah, musste er belustigt schnurren. Ausnahmsweise schien der Krieger nicht genervt von Hagelsturm.
Das Geräusch von Schritten lenkte Klippenfall ab. Teichpfote kam zu ihm hinüber getappt und setzte sich neben ihn.
Eine Weile schwiegen sie, bis der Schüler miaute: »Krallenschatten hat mir erzählt, dass schon Katzen in Schlachten gestorben sind. Ist das wahr? Man würde doch gegen das Gesetz der Krieger verstoßen, wenn man jemanden tötet! Und außerdem: Wie könnte der SternenClan das zulassen?«
Klippenfall seufzte. »Das stimmt leider. Manchmal kann eine Katze die Folgen ihrer ausgeteilten Schläge nicht perfekt abschätzen, oder Wunden entzünden sich. Ich denke nicht, dass der SternenClan daran Schuld ist. Es sind die Lebenden, die in dem Fall den Fehler begangen haben, unsere Ahnen können da nichts dran ändern.«
»Bist du dir sicher? Ich dachte, der SternenClan würde das können.« Teichpfote blickte aus großen Augen zu ihm auf.
»Sicher? Nein.« Früher einmal hatte Klippenfall geglaubt zu wissen, dass es den SternenClan überhaupt nicht gab. Doch dann war er eines Besseren belehrt worden. Es war also nicht ausgeschlossen, dass er sich erneut irrte. Wie viel Macht seine Kriegerahnen besaßen, darüber konnte er nur Vermutungen anstellen.
Er sah hinab zu seinem Schüler und bemerkte, dass der junge Kater auf all die Verletzten blickte und zitterte.
»Keine Sorge, wir leben schließlich im Clan zusammen, beschützen einander und haben zwei fähige Heiler. Dass tatsächlich jemand im Kampf gegen einen anderen Clan stirbt, ist selten«, miaute Klippenfall. Dass er selbst schon erlebt hatte, wie eine Katze in einer Schlacht getötet worden war und dass es durchaus zu Auseinandersetzungen mit Katzen kommen konnte, die nicht an das Gesetz der Krieger gebunden waren und möglicherweise brutaler vorgingen, darüber schwieg er.
Von Teichpfote erhielt er keine Antwort.
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