Fünfter Akt / Vierte Szene
Das Krankenzimmer. Narayana allein.
NARAYANA: Ich habe kein Ziel. Ich habe keine Antwort. Ich habe keine Lösung. Wie kann ich es also wagen, wie kann ich es verantworten, zu Ihnen zu sprechen? Was, wenn ich Sie verführe? Was wenn man mir folgt? Wohin soll ich gehen? Führen und folgen – nichts davon kann ich ertragen.
Wer bin ich und wer will ich sein? Wer kann ich sein? Was muss ich erreichen und was muss ich ablehnen? Kann ich es verantworten, gehört und gesehen zu werden?
Wie viel Raum kann ich einnehmen, ohne jemandem den Platz zu stehlen? Wo darf ich stehen, wo wird man mich verjagen? Was ist gefällig? Was ist hässlich?
Sehen Sie mich an! Zu leicht, um einen Eindruck zu hinterlassen. Zu schmal, um einen Angriff auf- und auszuhalten. Bleich und durchsichtig, leer wie eine Muschelschale. Zu transparent, um Farbe zu bekennen, für etwas einzustehen. Zu verbittert, um an etwas zu glauben und sich daran zu erfreuen.
Dort draußen ist das Land der Erwartungen, aber der Nebel verdeckt die Sicht.
Wo ist die Schönheit, nach der alle streben? Schönheit bewirkt Wohlbefinden. Schönheit bewirkt Glück und Frieden. Schönheit ist der Erfolg den wir für unsere Disziplin ernten.
Doch ich sehe nichts als Nebel. Nichts als Trübsinn. Nichts als Makel.
Wo ist die Schönheit? Wo ist das Ziel?
NATARAJA: (aus dem Schatten) Wir sollten die Schönheit bekämpfen. „Niemand ist schön!" statt „Alle sind schön!" Schönheit versklavt uns. Schönheit kategorisiert uns. Schönheit verkleinert uns. Niemand sollte schön sein wollen. Niemand sollte Schönheit verehren. Wir sollten Schönheit verbannen. Die Schönheit ist eine falsche Gottheit. Wir sollten die Menschen bekämpfen, die diesen Gott erschaffen haben, um ihm die Gesellschaft zu opfern.
Wir sollten die Gesellschaft bekämpfen, die einer Dampfwalze gleich, Ideen zerquetscht und zur Unkenntlichkeit verzerrt, um sie dann zu ersetzen durch Normen.
Wir sollten den normierten Menschen bekämpfen und Ideen verteidigen. Wir sollten Normen bekämpfen und den Menschen aus seiner Menschlichkeit befreien.
„Niemand ist menschlich!" statt „Alle sind menschlich!" Menschlichkeit ist Sklaverei. Menschlichkeit ist Krieg. Menschlichkeit ist Mord. Menschlichkeit ist Ausbeutung. Niemand sollte menschlich sein wollen. Niemand sollte irgendwas verehren!
NARAYANA: Ich aber bin menschlich. Ich kann nichts tun gegen meine Natur. Ich kann die Angst nicht besiegen und den Hass nicht überwinden. Ich kann die Liebe nicht ignorieren und meine Gedanken nicht verbannen. Ich kann nicht gegen mich selbst ankämpfen. Ich kann nicht gewinnen und ich kann nicht verlieren. Ich kann nicht existieren und ich kann nicht ungeschehen machen, was geschehen ist. Ich kann mich nicht zur Reue zwingen und ich kann mich nicht selbst vergessen. Ich kann mich nicht verstümmeln, ohne etwas neues zu kreieren, ohne wieder zusammenzuwachsen. Ich kann nicht akzeptieren, aber ich kann auch nicht verweigern. Ich kann nicht kontrollieren, was die Geschichte aus mir macht. Ich kann nicht über den Menschen hinauswachsen, der ich bin und der ich sein kann. Ich kann es nicht ertragen, aber ich kann es auch nicht abwerfen. Und so bitte ich dich: Geh fort! Geh fort und lass mich sein, was ich sein kann!
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top