40. Verletzt

Müde drehte ich mich auf die andere Seite. Auch wenn es erst sechs Uhr morgens und ich eigentlich hundemüde war, konnte ich nicht mehr schlafen. Die Tatsache, dass Gronkel Ford lieber den Kontakt abbrach, anstatt Bill zu akzeptieren, hatte mich mehr getroffen als ich zu geben wollte. Immerhin war er doch mein Gronkel! Auch dass er etwas von abtreiben gefaselt hatte, hatte mich völlig aus der Bahn geworfen. War ihm denn völlig egal, was aus dem Kleinen werden würde? Ich konnte ja verstehen, dass er von Bill einfach zu oft hintergangen wurde, als dass er ihm sofort wieder vertrauen konnte, aber dass sein Vertrauen zu mir so schlecht war, traf mich hart.

Immerhin war er der Gronkel gewesen, welchem ich mich immer mehr hingezogen gefühlt hatte. Dass ich nach so lange Zeit den Autor der Tagebücher traf und er auch noch mein eigener Gronkel war, machte mich wohl so glücklich, dass ich den Rest um mich völlig aus dem Blick verloren hatte. Vorallem nachdem Mabel und ich nach Gravity Falls gezogen waren, hatten er und ich oft nächtelang entweder an irgendwelchen Erfindungen herumgebastelt oder hatten den Wald erkundet. Ich dachte, wir hätten etwas gemeinsam. Den Drang dazu Neues zu lernen, Gravity Falls Geheimnisse aufzudecken und einfach alles logisch zu erklären. Doch das war dann wohl auch schon alles gewesen.

Denn inzwischen wusste ich, dass es etwas gab, was man nicht logisch erklären konnte. Liebe..... Man kann sich nicht aussuchen, bei welcher Person man Herzklopfen bekam - man sich in sie verliebte. Dass es sich dabei um eine Person handelt, welche seine Liebe nicht erwiderte oder um einen Dämon, welcher eigentlich sein Erzfeind sein sollte, war in diesem Moment egal. Liebe verletzt. Sie war nicht immer rosarot und sanft, sondern kann auch schwarz und schmerzhaft sein. Aber im ersten Moment zählten nur die Glücksgefühle. Die Glücksgefühle in jedem Körperteil und besonders im Herzen. War es zu viel verlangt, dass uns diese Liebe gewährt wurde? War es so falsch, ihn zu lieben? Bill Cipher zu lieben?

Ich zog die Decke weiter nach oben und versuchte die Tränen, welche über meine Wangen rollen wollten, zu unterdrücken. Stumm schluchzend biss ich mir auf die Lippe. Es war alles so schön gewesen.... Mein Leben war perfekt gewesen... Doch nun kamen diese Zweifel herauf! Würde ich meine Familie niemals wieder sehen, nur weil Gronkel Ford Bill nicht akzeptierte? Nur, weil er zu starrsinnig war, um zu sehen, wie sehr Bill sich verändert hatte?

Zwei starke Arme schlangen sich um meinen Bauch und ein warmer Körper drückte sich an meinen.

"Ha-hab ich dich geweckt?" fragte ich, während ich versuchte die Tränen wegzuwischen.

"Ist nicht schlimm. Sagst du mir was los ist?"

Ich drückte mein Gesicht in das Kissen.

"Ist es wegen Sixer? Ich weiß doch, dass dich seine Entscheidung verletzt hat. Schatz, ich kenne ich zu gut." murmelte er.

Ich spürte seinen angenehm warmen Atem in meinem Nacken und bekam eine Gänsehaut.

"Ich dachte immer, wir wären.... uns irgendwie verbunden. Wir hatten dieselben Hobbys und haben so viel zusammen erlebt. Es tut einfach, weh zu sehen, wie wenig ich ihm bedeute...." erklärte ich.

"Du bedeutest ihm alles, Dipper. Aber er kann mich einfach nicht akzeptieren. Es tut mir so leid..... Nur meinetwegen musst du das alles durchmachen...."

Ich drehte mich zu ihm um und bemerkte, dass er auch Tränen in den Augen hatte.

"Bitte nicht weinen. Ich liebe dich und nichts könnte mich je dazu übereden, das hier zu beenden. Es hat mich verletzt, aber darüber komme ich hinweg."

Vorsichtig legte ich eine Hand an seine Wange und strich die Tränen weg.

"Und vorallem jetzt, wo ich wieder schwanger bin, kann ich schlecht hier weg. Sollen Neyla und das Kleine nur mit einem Elternteil aufwachsen?"

Er schüttelte lächelnd den Kopf und drückte unsere Stirnen aneinander.

"Ich liebe euch. Dich, Neyla und das Kleine. Vergiss das nicht, ja?"

"Niemals."

Er küsste mich und da schlug die Tür auf und etwas kletterte auf das Bett. Neyla legte sich zwischen uns und steckte ihre kalten Füße zwischen meine Waden.

"Morgen..." murmelte sie.

Ich lächelte.

"Guten Morgen."

-

"Er hat was gemacht?!" riefen Will und ich gleichzeitig.

"Einen Antrag. Und ich hab ja gesagt." grinste Aoi.

Wir sprangen alle drei auf und ab und quietschten aufgeregt. Heute Nachmittag hatten wir uns beim Spielplatz verabredet, damit die Kinder spielen und wir uns unterhalten konnten. Und Kill hatte Aoi endlich einen Antrag gemacht, was dieser uns stolz verkündet hatte.

"Ich muss euch auch noch was sagen." meinte ich.

"Machs nicht so sapnnend! Was ist denn?" fragte sie sofort.

"Ich bin wieder schwanger."

Aoi umarmte mich, während Will Bill stolz die Schulter tätschelte.

"Da gibt es ja was zu feiern! Ihr kommt heute Abend alle zu mir und wir essen was leckeres!" verkündete der Blauhaarige freudig.

Alle waren einverstanden und wir verabschiedeten uns. Mein Leben war eindeutig perfekt....

Fortsetzung folgt

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