Kapitel 6-Ein gelüftetes Geheimnis
Während Hera die Besorgungen erledigte, um die Sabine sie gebeten hatte, so gut es eben möglich war, machten Kanan und die Mandalorianerin sich auf, um sich Rüstungen zu besorgen. Wie das Mädchen vorausgesagt hatte, war es nicht wirklich schwer, Truppler zu finden, denn besonders um die Akademie herum wimmelte es geradezu von ihnen. Ein größeres Problem würde es werden, dass die Sache unbemerkt blieb, denn sie mussten den Sturmtruppler und die Kadettin, die sie gerade anvisiert hatten, nachdem sie sie ausgeschaltet hatten, irgendwo hin bringen, wo man sie nicht so schnell fand, und sie mussten an ihrer Stelle in regelmäßigen Abständen Bericht erstatten – zumindest, bis sie drin waren.
Kanan blieb wachsam und behielt seine neue Partnerin im Auge. Diese lag neben ihm auf dem Dach und wartete darauf, dass Ausbilder und Untergebene die kleine Gasse passierten. Dann warf sie etwas hinein, bei dem der Jedi nicht sehen konnte, worum es sich handelte.
Die Jüngere der Beiden schreckte auf und lief mit gezücktem Blaster in die Gasse hinein.
„Wer ist da?!"
In der nächsten Sekunde knallte sie bewusstlos auf dem Boden auf. Als sie nicht wieder heraus kam, wurde ihr Begleiter misstrauisch und ging ebenfalls in die Gasse hinein, um nach ihr zu suchen.
„Was...?"
Entgeistert starrte er auf ihren leblosen Körper. Noch im selben Moment ging er selbst ebenfalls zu Boden.
„Gut geschossen", gab Kanan zu, ohne Sabine dabei aus den Augen zu lassen. Sie kletterte langsam vom Dach hinunter und zog die Beiden Bewusstlosen vollkommen aus dem Licht heraus in den Schatten, sodass man sie nicht mehr sehen konnte, ohne die Gasse zu betreten. Vor dem nächsten Schritt schauderte es ihr ein wenig, denn sie töte nicht gern, aber... es musste getan werden. Wieder zückte sie die Blaster. Der Jedi hatte sie ihr mit der Macht aus der Hand genommen, noch bevor sie abdrücken konnte. „Sag mal bist du vollkommen bescheuert?! Wir können sie doch nicht umlegen!"
Ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken.
„M-Moment mal. Du-du bist- du kannst-", stammelte sie perplex. Natürlich war ihr sofort klar, was hier vor sich ging. Kanan fluchte leise. Er hatte reflexartig reagiert, und war sich nicht bewusst gewesen, dass er die Macht benutzt hatte, bis ihm aufgefallen war, wie sie ihn anstarrte. Angsterfüllt... und unglaublich wütend. „Raus aus meinen Gedanken!", fauchte sie ihn an. Dass er so direkt in ihren Kopf eingedrungen war, machte ihr Angst – und es machte sie bloß noch misstrauischer. „Und im Übrigen müssen wir sie natürlich umbringen! Wie genau stellst du dir das denn vor? Wenn wir sie hier lassen, werden sie wach werden, und melden, dass ihre Rüstungen gestohlen wurden! Und dann fliegen wir auf!"
„Wenn du hier weiter so rumbrüllst, werden wir auch so auffliegen! Und ich weiß ja nicht, wer dich erzogen hat, aber wir töten niemanden, den wir nicht töten müssen."
Nach der Bemerkung hatte sie große Lust, ihn zu erschießen – oder ihm zumindest ins Gesicht zu spucken. Jemand wie er... jemand wie er würde nie verstehen, wie sie sich fühlte. Er hatte nie eine Familie gehabt. Er konnte nicht verstehen, wie es sich anfühlte, diejenigen zu verlieren, die man liebte, und nichts dagegen tun zu können – dessen war sie sich sicher.
„Oh ja, klar, Mister Jedi. Gutmensch bis zum geht nicht mehr. Ich könnte kotzen. Mit der Einstellung werdet ihr keinen Erfolg haben."
Sabines Stimme war nun eiskalt und hasserfüllt. Auf einen Angriff reagierte sie, wie für sie üblich, mit einem Gegenangriff – auch wenn es sich in diesem Fall nur um Worte handelte. Ihre Schilde waren jetzt noch sehr viel weiter oben als zuvor. Und Specter eins wurde das Gefühl nicht los, dass sie ihn jetzt noch sehr viel weniger leiden konnte als vorher.
„Hör mal, hassen kannst du mich auch später noch, aber könnten wir das hier jetzt bitte beenden, bevor uns jemand entdeckt?"
Er funkelte sie wütend an. Tatsächlich war er nicht sauer auf sie... sondern auf sich selbst. Darauf, dass er sich so verraten hatte, und sie nun etwas wusste, was sie nicht hätte erfahren dürfen – erst recht nicht, solange er ihr noch nicht einmal ansatzweise vertraute.
„Und was schlägst du vor? Umlegen lässt du sie mich ja nicht. Was, willst du sie mit auf die Ghost nehmen?"
„Und wenn es so wäre?"
„Utreekov", fluchte sie. „Sag mal hast du eigentlich auch nur die geringste Ahnung, was du da tust?"
Entweder ignorierte er ihre Beleidigung einfach, oder er hatte sie einfach nur nicht verstanden – was davon es war, wusste sie nicht, und es war ihr auch herzlich egal.
„Zur Info, ich mache das schon länger, und die Gefangenen mit auf die Ghost zu nehmen ist bei weitem nicht das Schwachsinnigste, was wir tun könnten. Zurück müssen wir ohnehin, und Hera kann sie dort im Auge behalten. Und wir können ihnen die Augen verbinden, damit sie ihr Gesicht nicht sehen. Sie nachher freizulassen, wird also kein Problem sein. Es gibt noch andere Wege als mit dem Kopf durch die Wand, auch wenn ihr Mandalorianer das nie verstehen werdet", knurrte er verärgert, nahm den Truppler hoch und griff nach dessen Comlink.
„Hm, komisch. Uns gab es nach dem Krieg noch. Euch nicht mehr. Wessen Methode hat also besser funktioniert?", gab sie sarkastisch zurück.
„Also, du großes, starkes, vorlautes, stures Mädchen, schaffst du die Kadettin, oder muss ich die auch noch nehmen?", antwortete Kanan bissig, und versuchte, nicht zu stark zu zeigen, dass diese Bemerkung mehr als nur verletzend für ihn gewesen war.
Er hatte Mühe damit, die Erinnerung hinunterzuschlucken, die mit ihren Worten hochkam.
„Ach, ne'johaa! Dein Plan ist hirnrissig, aber da man mit dir nicht reden kann, werde ich wohl kaum eine andere Wahl haben, oder? Und mich nennst du stur...", knurrte sie, steckte ihre Blaster wieder in die Holster und nahm die ausgeschaltete Kadettin hoch.
Fast überraschte es Sabine, wie leicht Kanan sie reizen konnte. Sie hatte sich eigentlich abgewöhnt, Mando'a zu sprechen, weil die meisten Imperialen nicht gut darauf reagiert hatten, und hatte es eigentlich nur noch in Ketsus Anwesenheit ab und an getan, als sie noch an der Akademie gewesen war... aber wann immer sie gereizt oder auf andere Weise emotional war, rutschten ihr Worte in ihrer Muttersprache heraus.
Die Mandalorianerin warf noch einen weiteren wütenden Blick auf den Mann, der offensichtlich ein Jedi war, dann hob sie auf, was sie vorhin in die Gasse geworfen hatte – einen der wenigen Credits, die sie noch besaß – und steckte das Comlink der Kadettin ein, wie Kanan es mit dem des Trupplers getan hatte – für den Fall, dass einer der beiden Imperialen angefunkt wurde, während sie unterwegs waren.
Hera war bereits zurück, als die Beiden mit den Gefangenen am Schiff ankamen. Ein wenig perplex schaute sie von ihrem Mann zu Sabine, und wieder zurück.
„So sehr unter Strom habe ich dich ja schon lange nicht mehr erlebt.", murmelte sie in Richtung Kanan und musste fast lachen. „Ist alles in Ordnung?"
„Ich hasse ihn", gab Sabine knapp zurück, während sie das Mädchen auf ihrem Arm unsanft fallen ließ.
Kanans Stimme bei der Antwort hatte einen ebenso wenig freundlichen Ton.
„Ich kann nicht mit ihr arbeiten."
A/N: Ureekov ~ Hohlkopf/Idiot
Ne'johaa ~ Halt die Klappe
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