Kapitel 5-Planung

Eine ganze Weile später saß Sabine gemeinsam mit Hera, Kanan und Zeb um den Holotisch herum, auf dem ein Hologramm der Akademie mit allen dazugehörigen Gebäuden abgebildet war. Die Akademie auf Mandalore war eine der größeren imperialen Akademien, allerdings weit entfernt davon, die Größte der Galaxie zu sein. Eine Piloten-Akademie. Einer der Gründe, warum Sabine hatte das fliegen lernen wollen, war, dass sie so noch eine Weile hatte hier bleiben können. Die Welt war nunmal ihr zuhause. Ihre letzte Verbindung zu ihren Eltern. Das alles hinter sich zu lassen, war unvorstellbar gewesen, als man sie gefragt hatte. Und zu ihrem Glück hatte sie wählen können. Die Grundausbildung hatte zwei Jahre gedauert, und da sie Mandalorianerin war und zu Anfang zumindest schon eine gewisse Kampferfahrung gehabt hatte, hatte sich niemand daran gestört, dass sie, als sie angefangen hatte, erst zehn gewesen war. Als man sie mit zwölf gefragt hatte, in welche Richtung sie weiter machen wollte, hatte sie sich fürs Fliegen entschieden. Zusätzlich zu den Flugstunden hatte sie etliche andere Stunden belegt. Verschiedene Sprachen, weil sie es so unglaublich spannend fand, wie andere Wesen miteinander kommunizierten, und sie in der Grundausbildung schnell bemerkt hatte, dass sie ein gutes Sprachgedächtnis hatte. Technik und Computer hatten auch auf dem Programm gestanden. Inzwischen konnte sie einen Rechner vollkommen auseinander nehmen und wieder exakt so zusammensetzen, wie er zuvor gewesen war, und alle möglichen Schließmechanismen von Türen überbrücken, wenn sie das richtige Werkzeug hatte. Außerdem kannte sie sich damit aus, wie man Granaten zusammenbaute, und wie man die Sprengkraft regulieren konnte, wenn man die richtige Kombination aus chemischen und technischen Komponenten benutze. Fernkampf und Nahkampf hatten auch auf dem Programm gestanden. Ketsu, die ein Jahr älter war als Sabine selbst, hatte oft darüber gewitzelt, dass sie so übertrieben viele Kurse belegt hatte.
»Du hast ja gar kein Leben außerhalb der Akademie mehr, Sab'ika.«, hatte sie gescherzt. Und obwohl es als Witz gemeint gewesen war... Sie hatte recht gehabt.
Aber das war auch nicht wichtig gewesen, immerhin kam man von der Akademie ohnehin kaum weg, auch wenn man noch Familie hatte. Und Sabine hatte niemanden mehr außerhalb der Akademie gehabt, also hatte sie die Zeit genauso gut sinnvoll nutzen können. Und jetzt... jetzt hatte sie eine Menge Fähigkeiten, die eine Kriegerin gebrauchen konnte, und keine Ahnung, wofür sie sie einsetzen sollte. Na ja, zumindest für die eine Mission dieser Fremden würde das ein oder andere ja vielleicht sinnvoll Verwendung finden, und danach sollte es ihr zumindest ein wenig bei der Jobsuche helfen – hoffte sie.
„Okay, wenn wir rein wollen, ohne zu viel Aufmerksamkeit zu erregen, sollten wir uns ein paar Rüstungen besorgen. Am besten machen Kanan und ich das, weil wir die Helme über den Kopf kriegen, bei euch zwei bin ich mir da nicht so sicher.", erklärte sie und warf Zeb und Hera einen zweifelnden Blick zu. Ihr gefiel der Gedanke nicht, das Ganze mit Kanan erledigen zu müssen. Von allen in der Crew vertraute sie ihm am allerwenigsten. Aber sie würde wohl keine andere Wahl haben. „Ich werde mir eine Kadettenuniform besorgen." Bei dem Gedanken, einem von den Leuten, mit denen sie jahrelang Tag für Tag Seite an Seite gearbeitet hatte, eins überzuziehen, wurde ihr komisch... aber es war nicht mal ein negatives Gefühl. Die Anderen waren, abgesehen von Tristan und Ketsu, nie besonders freundlich zu ihr gewesen. Zum Teil deshalb, weil sie ziemlich gut in dem war, was sie tat, und sie eifersüchtig waren, und zum Teil deshalb, weil sie anders war. Weil sie eine der wenigen Kadetten war, die tatsächlich noch als Mando aufgezogen worden war. Als Kämpferin. «Terroristin!» «Death Watch-Mädchen!» «Warum haben die dich überhaupt hier reingelassen?!» Ja, bei Einigen ihrer ehemaligen Mitschüler würde es ihr wirklich nicht leid tuen. Sabine verdrängte den Gedanken. „Generell sollten wir beim Besorgen der Rüstungen eigentlich recht wenig Schwierigkeiten haben. Über die Eimerköpfe fällt man hier leider mehr oder weniger an jeder Ecke."
Zeb lachte.
„Eimerköpfe. Den Namen find ich gut."
Sabine grinste ein wenig. Es war ihr nicht ganz geheuer, wie sympathisch ihr der Lasat schon nach so kurzer Zeit war, aber dadurch, dass er sich so unseriös verhielt, fühlte sie sich auf gewisse Weise wieder ein wenig mehr wie ein normales Mädchen, dass von ihrem großen Bruder aufgezogen wurde, und das gefiel ihr sehr.
«Ich vermisse Tristan. Er hat mich zwar ständig aufgezogen, aber er war auch für mich da, als ich sonst niemanden hatte.»
Sie seufzte leise, konzentrierte sich dann allerdings wieder auf die Karte.
„Ich würde vorschlagen, Zeb und der Droide-" Sie überlegte einen Moment lang. „C1-10P, ist das richtig?" Der kleine beige-orangene Droide, von dessen Existenz sie zu Beginn der Besprechung zum ersten Mal erfahren hatte, piepste, sichtlich erfreut darüber, dass sie sich an seine Nummer erinnerte. Allerdings klang er fast schon ein wenig... selbstzufrieden. „Ich mag ihn.", erklärte sie, und wieder grummelte er zufrieden, während Zeb sich ein Lachen verkniff.
„Bin mal gespannt, ob du immer noch so denkst, sobald du ihn länger hast aushalten müssen.", murmelte er leise.
„Jedenfalls... Zeb und Chopper könnten für Ablenkung sorgen... etwa... hier." Sie deutete auf einen Punkt auf der Karte. „Das ist gerade weit genug weg von der Akademie, damit sie nicht so schnell wieder zurück sind, und gerade nah genug dran, dass sie es auf jeden Fall mitkriegen."
„Und wie genau hast du dir das mit der Ablenkung vorgestellt? Ich meine... wir wollen doch nicht versehentlich irgendwelche Zivilisten umlegen, oder? Wie genau soll das mit der Ablenkung also funktionieren, wenn wir nicht gerade nen Thermaldetonator zünden wollen?"
„Thermaldetonatoren sind der größte Schwachsinn, der je erfundene wurde.", murmelte Sabine kopfschüttelnd. „Wenn du nicht gerade ne komplette Gegend dem Erdboden gleich machen willst, sind die Dinger völlig übertrieben. Aber Sprengstoff an sich ist gar kein so schlechter Ansatz. Ich würde nur eine Nummer kleiner denken." Sie deutete nochmal auf den Punkt auf der Karte. „Hier läuft jeden Tag gegen achtzehn Uhr Standardzeit eine Patrouille durch. Um die Jahreszeit ist das der perfekte Zeitpunkt für einen Angriff, weil es gerade dunkel wird und man sowas ziemlich weit sieht. Und wisst ihr, was die Imperialen wirklich hassen? Wenn man ihr perfektes, ordentliches schwarz weiß grau zerstört. Sie glauben, wenn sie uns in Farblosigkeit gefangen halten können, macht uns das eher gefügig, weil es die Kreativität hemmt. Aber ich bastle da seit geraumer Zeit an etwas, und es kribbelt mir in den Fingern, es endlich auszuprobieren." Sie grinste. „Was Hera angeht... ich würde vorschlagen, du bleibst in der Nähe, um eingreifen zu können, falls irgendetwas schief läuft. Klingt das... soweit okay für euch?"
„Gar nicht mal schlecht für deine erste Einsatzplanung. Mir gefällt der Teil, in dem ich imperiales Eigentum zerstören darf.", erwiderte Zeb und grinste.
Auch der Droide grummelte zustimmend.
„Wie lange brauchst du für diesen... Spezialsprengstoff? Und was für Material brauchst du?", erkundigte sich Hera, und Sabine schwieg einen Moment lang, um das Ganze im Kopf durchzurechnen.
„Könnte ich ein Datapad kriegen? Dann schreib ich es dir auf."
„Klar, sofort." Die Twi'lek verschwand für einen kurzen Moment ins Cockpit und kam keine zwei Standardminuten später mit einem Datapad in der Hand zurück. Sabine begann sofort, alles, was sie benötigte, einzutippen.

Kanan nahm währenddessen Hera beiseite.
„Bitte erschieß mich nicht, ich weiß, ich sagte, ich will ihr eine Chance geben, aber das alles hier kommt mit irgendwie ziemlich verdächtig vor. Was, wenn sie doch eine Spionin des Imperiums ist, und sie versuchen will, uns zu trennen? Sie hatte den Plan viel zu schnell aufgestellt. Wenn die vorher durchgesprochen haben, wie sie planen soll, und uns jetzt so schnappen-"
„Süßer, beruhig dich, okay? Schalt mal nen Gang zurück. Ich weiß, dass du dir Sorgen machst, aber hast du mal drüber nachgedacht, dass sie sich hier einfach auskennt, und deshalb so schnell eine Taktik entwickeln konnte? Abgesehen davon hätten sie an der Akademie garantiert ein Unterrichtsfach, was bestimmte Kampftaktiken angeht. An einer Stelle eine Ablenkung zu erzeugen, damit die Gegner ihren Feind an falscher Stelle sehen und so das eigentliche Ziel zu erreichen, ist eine der einfachsten Grundtaktiken. Dazu kommt, dass niemand weiß, dass wir hier sind. Wäre schon ein ziemlich großer Zufall, wenn ich ausgerechnet über eine imperiale Spionen stolpern würde, die uns kennt. Dadurch, dass wir in der Regel nie lange irgendwo bleiben, weiß kaum jemand wirklich von uns."
„Und wenn sie schon länger auf uns angesetzt ist, und nur auf so eine Gelegenheit gewartet hat, um sich uns zu erkennen zu geben und uns eine Falle zu stellen?"
„Kanan, sie ist vierzehn. Meinst du nicht, dass du langsam ein wenig paranoid wirst?"
„Das... ich... ich würde auch jemand jungen auf uns ansetzen, weil wir ihn oder sie nicht so schnell Verdächtigen würden." Er seufzte. „Hör mal, ich möchte ihr vertrauen, das möchte ich wirklich, aber es kann nicht schaden, vorsichtig zu sein. Und die Tatsache, dass du sie mit Sprengstoff hantieren lässt, gefällt mir ganz und gar nicht. Ich hätte einfach gerne einen Plan B, falls irgendwas schief läuft, okay?"
„Falls irgendwas schief läuft?" Hera unterdrückte ein Kichern. „Süßer, wann ist zum letzten Mal eine Mission wirklich nach Plan gelaufen? Spontan würde ich sagen eigentlich noch nie. Irgendwas geht immer schief, selbst wenn es manchmal nur Kleinigkeiten sind. Deswegen ist es so wichtig, dass wir dazu fähig sind, spontan zu sein und zu improvisieren, falls es nötig wird. Bitte versuch zumindest, mit Sabine zusammenzuarbeiten, okay? Es ist nur dieses eine Mal. Es verlangt ja niemand, dass ihr die besten Freunde werdet, zumal sie dir etwa so sehr zu vertrauen scheint wie du ihr."
Der nervöse Blick, den Sabine Kanan zuwarf, war ihr nicht entgangen. Der Jedi seufzte.
„Gut. Okay. Aber falls es schief geht, kannst du nicht behaupten, ich hätte es dir nicht gesagt."
Die Twi'lek verdrehte die Augen, legte ihm allerdings beruhigend eine Hand auf die Schulter.
„Wir werden vorsichtig sein, mach dir darüber mal keine Sorgen."

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