Kapitel 2-Unsicherheit

„Hera wir kennen sie doch überhaupt nicht! Wie kommst du nur darauf, dass sie...", protestierte Kanan, aber die Twi'lek ließ ihn gar nicht erst ausreden.
„Kanan, ich hab es im Gefühl. Oh, du hättest sie eben sehen sollen. Sie ist stark, mutig, und scheint außerdem sehr kreativ zu sein. Das Profil passt nicht zu einer fügsamen Imperialen. Außerdem kennt sie diese Stadt wie ihre Westentasche. Ich bin mir sicher sie kann uns helfen."
„Was lässt dich denken, dass sie uns nicht einfach den Rücken zukehrt und uns an die nächstbeste imperiale Patrouille verrät?"
„Verdammt, Kanan, ich habe dir auf Gorse auch vertraut, obwohl ich dich kaum kannte!"
„Das war etwas anderes!"
„Ja, weil als WIR uns begegnet sind, hättest du mich fast vollgesabbert, konntest mir nicht mal den Weg zu einem verfluchten Lift zeigen und hast quasi in einer Bar gewohnt! Also DAS klingt VERTRAUENSWÜRDIG!", fuhr sie ihn an.
„Hera, ich-", begann er, in einem Versuch, sich zu rechtfertigen, aber sie unterbrach ihn erneut energisch.
„Nein!"
„Du weißt ich habe Schwierigkeiten damit, Anderen zu vertrauen."
„Ja, ich weiß, Süßer.", seufzte sie. „Ich bitte dich nur darum ihr eine Chance zu geben, dir zu beweisen, dass du ihr trauen kannst.", hat sie.
Dann schenkte sie ihm das schönste Lächeln Galaxie.
„Hera, sieh mich nicht so an. Du weißt ich kann dir nichts abschlagen wenn du..."
„Bitte, tu mir den Gefallen. Ich habe dir mit Zeb vertraut. Jetzt musst du mir vertrauen.", redete sie weiter eindringlich auf ihn ein.
Dann legte sie beruhigend eine Hand auf seinen Arm. Er seufzte. Dass er keine Chance hatte, ihr zu widersprechen, und sie weitermachen würde, bis er einwilligte, war ihm auch klar.
„Gut. Für dich. Aber ich habe dich auf Gorse gerettet, das war wirklich etwas anderes."
„Ja, du hast mir geholfen. Nachdem du damit fertig warst, mich anzustarren.", zog sie ihn auf.
Der junge Mann seufzte.
„Witzig."
Die Twi'lek fuhr mit ihren Fingern über sein Kinn und hob seinen Kopf.
„Ich weiß du liebst es.", sagte sie grinsend und gab ihm einen Kuss.
Damit drehte sie sich um und war verschwunden.
„So kriegt sie mich jedes Mal, was?", fluchte er leise, aber er konnte nicht aufhören zu grinsen.
Oh, wie recht sie so hatte.
»Verdammt, ich liebe diese Frau.«

„Sabine, das Essen ist fertig.", meldete sich Hera schließlich bei der Mandalorianerin, und diese war schneller in der Küche als sie bis drei zählen konnte. Die Mandalorianerin war sich nicht mal sicher, was sie mehr gebraucht hatte. Die warme Mahlzeit, oder das freundliche, aufmunternde Lächeln ihrer Gastgeberin. Aber sobald Hera ihr die Schale heiße Suppe hinstellte, kannte Sabine die Antwort. Oh, wie sie warmes Essen vermisst hatte. Oder die Möglichkeit, so viel zu essen, wie sie wollte. Die Mahlzeiten der letzten Wochen waren immer mehr als beschränkt gewesen. Und fast bereute sie es, die Suppe so undankbar in sich hinein zu schlingen. Aber sie konnte einfach nicht widerstehen. „Woah, langsam.", ermahnte Hera sie und musste ein wenig lachen, auch wenn sie fürchtete, den Ursprung dieser Essensgeschwindigkeit zu kennen, und der war alles andere als lustig. „Das nimmt dir keiner Weg, keine Sorge.", versuchte sie, sie zu beruhigen, und es funktionierte.
Sabine grinste leicht verlegen, und begann daraufhin, etwas langsamer zu essen. Zum ersten Mal begann sie, sich in Ruhe ein wenig im Raum umzusehen. Eigentlich war es ganz hübsch hier, gemütlich. Die Küche war relativ klein, voller Schränke und Ablagen mit Schubladen. In einer richtigen Wohnung war sie nicht mehr gewesen, seit – seit sie sehr, sehr jung gewesen war.
„Und ich darf mich hier wirklich austoben?", erkundigte Sabine sich, während sie einen weiteren Löffel Suppe nahm.
Hera nickte.
„Du kannst auch noch ein paar Tage länger bleiben, wenn du willst.", bot sie an, woraufhin das Gesicht der Mandalorianerin sich sich aufhellte.
„Wirklich?" Aber als sie in das ernste Gesicht der Twi'lek sah, erstarb ihr Lächeln. Misstrauisch verschränkte sie die Arme. „Ich bin nicht wegen meiner Malerei hier, oder? Ich soll irgendetwas anderes für euch tuen.", sagte sie, und es war eher eine Feststellung als eine Frage.
Ihr gefiel die Richtung nicht, in die sich das alles entwickelte.
„Versteh mich nicht falsch, du darfst dich hier wirklich gerne austoben.", sagte Hera und lächelte sie an. „Ich hatte nur gehofft, du könntest uns hier zusätzlich ein wenig herum führen."
Sabine seufzte. Sie hatte eine Ahnung, worauf das hinauslaufen würde, als ihr der Satz wieder einfiel, den Hera gesagt hatte, als Kanan sie gefragt hatte, warum sie so lange weg gewesen war.
„Das ist es also. Ihr wollt, dass ich euch zur imperialen Akademie bringe. Ist bei weitem nicht der schönste Ort hier auf Mandalore."
Irgendwie fühlte sie sich benutzt. Diese Entwicklung gefiel ihr gar nicht. Als die Twi'lek den enttäuschten Blick in den Augen der Mandalorianerin sah, griff sie vorsichtig ihre Hand.
„Das ist alles, in Ordnung? Wir werden nicht mehr von dir verlangen. Danach kannst du dich hier im Schiff austoben wenn du willst oder sofort gehen und uns nie wieder sehen. Es ist deine Entscheidung. So viel verspreche ich dir."
„Was wollt ihr überhaupt auf der Akademie? Du wirkst mir nicht wie eine imperiale Schülerin."
Hera musste lachen.
„Ich-", begann sie, aber zögerte kurz. Kanan hätte es gar nicht gefallen, wenn sie Details über die Mission preisgegeben hätte, und es war zweifellos riskant. Aber zumindest teilweise musste sie Sabine einweihen, wenn sie wollte, dass sie ihr vertraute. „Wir müssen uns mit Jemandem treffen. So bald wie möglich."
Etwas feindselig glitzerte Sabine die Twi'lek an. Die Sache gefiel ihr mit jedem Satz immer weniger.
„In dem Fall fürchte ich, kann ich euch wohl nicht helfen. Das Imperium mag mich nicht besonders.", stellte sie klar.
Das Lächeln auf den Lippen der Älteren wurde breiter. Einen Moment lang wirkte es fast wissend, triumphierend. Die Mandalorianerin schüttelte bloß den Kopf. Das hatte sie sich wahrscheinlich eingebildet. Es war dumm gewesen, beinahe offen ihre Zweifel am Imperium zu äußern. Niemand wäre so blöd, eine öffentliche Kampfansage zu machen.
„Oh, der, nach dem wir suchen, steht auch nicht auf ihrer Seite. Ein Freund von ihm hat uns gebeten, ihn da rauszuholen.", erläuterte Hera, und Sabine war sich nicht sicher, ob das wirklich eine Erleichterung für sie war.
Jemandem zu helfen, der sich gegen das Imperium stellte, bedeutete, ernsthafte Schwierigkeiten herauszufordern. Dann schoss eine weitere Frage schoss durch den Kopf des jungen Mädchens, obwohl sie die Antwort eigentlich schon kannte.
„Wenn er gegen das Imperium ist, warum ist er dann überhaupt noch auf der Akademie?"
Hera kam ihr noch ein wenig näher und schenkte ihr neue Suppe in die inzwischen leer gelöffelte Schale.
„Hast du eine Ahnung, wie schwer es ist, aus einer imperialen Akademie auszubrechen, wenn du erst einmal drin bist? Vor allem wenn du in einer der Zellen landest?"
Genau die Aussage war es, die das Mädchen erwartet hatte. Sie hob den Kopf.
„Ehrlich gesagt, ja. Habe ich schon mal gemacht. Vor ein paar Wochen."
»Aber ich hatte Hilfe.«, fügte sie in Gedanken noch hinzu.
Sie bezweifelte, dass es zu meistern gewesen wäre, wenn sie allein gewesen wäre. Die junge Frau starrte sie verblüfft an.
„Du warst eine Schülerin an der-", begann sie.
„Ja, war ich!", unterbrach Sabine scharf, „Aber darauf bin ich alles andere als stolz! Können wir das Thema also bitte lassen?!", fuhr sie sie an, und ihr wurde erst im Nachhinein klar, wie unfreundlich sie gerade gewesen war, machte aber keine Anstalten, sich zu entschuldigen.
Es war ein schwieriges Thema für sie, mit vielen unschönen Erinnerungen verbunden. Die Twi'lek schaute sie entschuldigend an. Sie verstand.
„Ich habe mich nur gefragt... der Name Han Solo sagt dir nicht zufällig etwas, oder?", erkundigte sie sich beinahe hoffnungsvoll.
Sabine seufzte lautstark.
„Bedauerlicherweise, doch. Er ist ein egozentrischer, eingebildeter, äußerst nervtötender TIE-Pilot höchster Klasse. Wurde vor etwa zehn Monaten von der Akademie auf Corellia hier her versetzt. Hat sich ständig über mich lustig gemacht, und erwähnte ich schon wie nervtötend er ist? Vor etwa einer Woche ist er zu seiner Abschlussprüfung geschickt worden. Seitdem hat man nichts mehr von ihm gehört. Kann nicht behaupten, dass mir das leid tut."
An ihrer Stimme hörte man bereits, dass sie jedes Wort ernst meinte.
„Sagtest du nicht du hättest die Akademie bereits vor ein paar Wochen verlassen?", erkundigte sich Hera ein wenig verwundert.
„Du hast aufgepasst. Ja, das stimmt. Aber manchen Klatsch bekommt man selbst einige Meilen von der Akademie entfernt mit. Nach dem was man hört ist er durch die Prüfung ziemlich spektakulär durchgerasselt.", erklärte das Mädchen und musste fast lachen.
„Kann es sein, dass du gerne alles hinterfragst, Sabine?", erkundigte sich die Twi'lek daraufhin etwas beiläufig.
„Auf der Akademie haben sie uns das verboten. Wir hatten keine Meinung, keine Freiheiten, keinen Willen. Deshalb musste ich weg."
Im nächsten Moment bereute die Mandalorianerin, das gesagt zu haben. Und wenn diese Crew sie nun doch angelogen hatte? Wenn es Soldaten des Imperiums waren, die sie zum Verhör zurück auf die Akademie bringen sollten? Aber es fühlte sich nicht so an. Seit langem hatte sie mit niemandem so gesprochen, wie sie mit Hera sprach. Nur das sagen, was sie wollte, nur das malen, was sie wollte. Das gefiel ihr.
Heras Lächeln wurde noch breiter.
»Genau das wollte ich hören.«

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