|5|

Song: Another Love - Tom Odell

Hinata POV.

Es waren nun vier Tage vergangen, seit ich meinen ersten Schultag an der Karasuno Oberschule erfolgreich gemeistert hatte und wir hatten Freitag. Wobei 'erfolgreich' warscheinlich das falsche Wort wäre. Immerhin hatte dieser Tag mich mehr verwirrt, als je ein anderer Tag in meinem Leben. Diese Gefühle bei dem Aufsteiger mit Kageyama machten mich verrückt und in den letzten Tagen waren sie auch nicht weniger geworden. Im Gegenteil! Jedesmal, wenn ich mit geschlossenen Augen nach oben sprang, fühlte ich mich leicht und geboren. Ob es an dem Schwarzhaarigen lag, konnte ich nicht sagen. Und dann war das noch diese Frage, welche mir immerzu im Kopf herum spukte: Wieso vertraue ich ihm sosehr, dass ich mit geschlossenen Augen in die Luft springe?

Seit dem Vorfall von vor zwei Jahren, konnte ich keiner Person einfach so vertrauen. Warscheinlich war ich mit meinen Nerven einfach am Ende und sah dies als einzigen Ausweg... Eine andere Erklärung fand ich dafür einfach nicht.

Die Narben waren seit diesem Tag nicht weniger geworden. Denn diese 'Gefühle', hielten mich nicht davon ab, mich mehr zu verletzen, sondern es wurden dadurch nur noch viel mehr. Was würde ich wohl machen, wenn mein Körper keine Stelle mehr hatte, an welchem ich mich ritzen könnte? Würde ich einfach über die Alten drüber schneiden? Warscheinlich schon..... Sich selbst zu verletzen wurde zu einer Droge. Man brauchte sie einfach, um dem ganzen Stress zu entkommen und mal für ein paar Minuten an nichts denken zu müssen. Es war nicht einfach davon los zu kommen..... Wie sollte eine so schwache Person wie ich es dann schaffen, damit aufzuhören?

Völlig in Gedanken versunken, starrte ich aus dem Fenster nach draußen auf den Schulhof. Vereinzelt saßen Schüler auf Bänken und redeten, um die Zeit bis zum Unterricht irgendwie rum zu bekommen.

Ich hatte keine Lust mehr auf das Ganze..... Wieso war ich überhaupt hier? Was brachte es mir, hier die Schulbank zu drücken, nur um später einen unterbezahlten Job zu bekommen? Mit meiner angegriffenen Psyche, würde ich sicher keinen guten Beruf finden und überall nur abgelehnt werden. Wer wollte schon eine solches Ekelpaket wie mich? Ich wollte allerdings auch kein Mitleid. Immerhin war es meine Schuld. Wer konnte schon etwas dafür, dass ich mich rizte? Er? Klar, er hatte mich benutzt und verletzt, aber woher sollte er wissen, was ich mir danach antun würde? Oder wollte ich es mir einfach nicht eingestehen? Dass er mich ja doch nie geliebt hatte und nur für das Eine wollte. Und dass er genau wusste, was danach mit mir passieren würde. Ich war für ihn nur eine Puppe, weiter nichts. Doch.....meine Gefühle für ihn waren irgendwie noch da...... Tief in meinem Herzen hatte ich sie eingeschlossen und wollte sie nicht los lassen. Wieso tat ich das überhaupt?

Ein Klatschen riss mich aus meinen Gedanken.

"Hört mir bitte einmal zu! Ich möchte, dass ihr in jeweils Zweiergruppen, die ich einteile, ein selbstgewähltes Thema der Klasse vorstellt. Es kann ein Tier, Phänomen oder etwas, dass euch wichtig ist sein. Besprecht das einfach mit eurem Partner." erklärte Herr Tajiri.

Ich seufzte und sah mich ein bisschen in der Klasse. Mit keinem von ihnen wollte ich ein Thema besprechen, außer vielleicht.....

"Dann lese ich jetzt die Gruppen vor.........., Kageyama und Hinata, ......."

Mein Blick huschte zu dem Schwarzhaarigen, welcher mit dem Bleistift in seiner Hand spielte. Hatte er überhaupt mitbekommen, was Sache war?

"Kageyama? Ich habe dich mit Hinata in eine Gruppe gesteckt, da ihr doch zusammen im Volleyballclub seid und ich denke, dass er in dir eine besondere Bezugsperson in der Klasse hat. Deshalb möchte ich, dass du dich ein bisschen um ihn kümmerst. Immerhin ist er unser neuer Schüler."

Tobio legte den Stift auf sein Heft und lehnte sich in seinem Stuhl nach hinten, die Arme hinter seinem Kopf verschränkt.

"Ja ja, ich kümmer mich um den Idioten."

"Idiot?!" rief ich empört.

"Ja, ein Idiot. Du kannst ja nicht mal 'ne richtige Annahme. Nimm dir ein Beispiel an Noya."

"Der ist ja auch ein Libero! Ich bin Mittelblocker! Das kannst du nicht vergleichen!"

"Klar kann ich das. Siehst du doch!"

"Pff! Dann versuch die Bälle nächstes Mal ordentlicher zu werfen und nicht jedes Dritte mal in mein Gesicht! Dafür kann ich ja schlecht was. 》Sieh den Ball nicht an. Den Rest mach ich《, hast du gesagt. Ich mach das, was du sagst, also mach den Rest aber auch!" beschwerte ich mich.

"Bitte?!?!"

"Eure Streitereien könnt ihr ein Andermal weiter führen. Jetzt geht es mit dem Unterricht weiter." unterbrach unser Klassenlehrer unser tiefgründiges Gespräch.

Wir sahen uns kurz an und wendete uns dann ab. Geredet hatten wir in den letzten Tagen nur, wenn wir gestritten hatten. Beim Volleyball brauchte es keine Worte, um dem anderen zu sagen, was wir als nächsten tun mussten. Aber ich würde lieber auch ohne zu streiten mit ihm reden. Ich hatte Angst. Riesige Angst. Angst davor, ihn in mein Leben und mein Herz zu lassen. Wer weiß, was er dort anstellten würde. Also beobachtete ich ihn lieber aus sicherer Entfernung.

Auch in dieser Pause tat ich das. Ich versteckte mich wie immer hinter der Sporthalle, als der Größe vor dem Getränkeautomat stand und überlegte, ob er die Erdbeermilch oder doch seine heißgeliebte normale Milch nahm. Dabei machte er ein total ernstes Gesicht und hatte eine ziemlich düstere Ausstrahlung, sodass jeder einen großen Bogen um ihn machte und ihn niemand störte.

"Hey, Shoyo!"

Erschrocken drehte ich mich um und blickte in Noyas und Tanakas Gesichter.

"Oh! Hallo, Noya! Ha-hallo, Tanaka!" stammelte ich mit roten Wangen.

"Was machst du denn hier?" fragte der Libero und sah mir über die Schulter.

"Gar nichts!"

"Verfolgst du etwa Kageyama?"

"NEIN! E-es ist nicht so wie ihr jetzt denkt! Ich verfolge ihn nicht, oder sowas! Hehe natürlich nicht...ich....ich will mir nur auch eine Milch holten! Genau! Aber ich trau mich nicht, weil der Grummelbär da steht und das macht mir Angst!" redete ich mich raus.

"Aha. Na dann gehen wir einfach gemeinsam hin!" entschied Tanaka und die beiden zogen mich zu dem Schwarzhaarigen.

"Hey Grumpycat! Dürfen wir auch mal ran?"

"Ihr seht doch, dass ich beschäft bin! Also haut ab!" beschwerte der Zuspieler sich.

"Aber Hinata will auch eine Milch! Also geh da weg!"

Noya schob ihn zu Seite.

"Also. Willst du eine normale Milch oder eine Erdbeermilch? Es gibt auch Schoko- und Vanillemilch." zählte der Glazkopf neben mir meine Möglichkeiten auf.

"Äh....." meinte ich nur und wollte in meine Tasche greifen, um meinen Geldbeutel zu holen, als mir auffiel, dass meine Schultasche fehlte.

Suchend sah ich mich um, doch konnte sie nirgends erkennen. Also musste sie noch hinter der Sporthalle stehen.

"Mist! Ich hab mein Geld in meiner Tasche vergessen! Wird dann wohl nichts!" rief ich und wollte schon gehen, als mich jemand am Arm festhielt.

"Nichts da! Kageyama, rück Geld raus!" sagte Nishinoya.

"Was?! Wieso muss ich das jetzt bezahlen?"

"Na, weil du dein Geld mit Sicherheit dabei hast. Also jetzt mach schon!" forderte der Kleinere.

"Ugh Okay..... Was willst du?" wendete er sich an mich.

"Was?" fragte ich in einer schrillen Stimmlage.

"Was du haben willst?"

"E-eine Er-erd-beermi-milch bi-tte!" stotterte ich mit hochrotem Kopf.

Seufzend steckte Kageyama die Münze in den dafür vorgesehenen Schlitz und drückte auf eine Zahl. Dann nahm er die viereckige Verpackung aus dem Automaten, drückte sie mir in die Hand und verschwand wortlos. Perplex starrte ich ihm nach. Dann sah ich auf die Milchpackung in meinen Händen und wurde nur noch röter, als ich es eh schon war.

"Da ist jemand verknallt!" kicherte Noya.

"Bin ich überhaupt nicht!" zischte ich.

"Wenn du sagst...."

Die beiden zwinkerten mir nocheinmal zu und ließen mich schließlich, hochrot, mit einer Milchpackung in der Hand und völlig dessorientiert, stehen.

Fortsetzung folgt

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top