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Song: Wellerman - Nathan Evans

Kageyama POV.

Ich merkte, wie der Orangehaarige an meiner Schulter ruhiger atmete und wusste, dass er eingeschlafen war. Vorsichtig drückte ich das Kühlpack weiter auf sein Handgelenk. Er schaffte es aber auch sich in solche Situationen zu bringen.

"Das war ja was...... Ich dachte wirklich, ich müsste den Krankenwagen rufen...." murmelte Herr Takeda.

"Ein Krankenwagen wäre warscheinlich eher unpraktisch gewesen. Er hätte sicher noch mehr Panik bekommen, wenn die Sanitätskräfte ihm hätten helfen wollen." erklärte ich.

"Das kann natürlich sein, aber was soll man in so einer Situation denn sonst machen? Er hat sich die Arme aufgekratzt, das ist Selbstverletzung!"

Der Lehrer war immer noch völlig aufgelöst und unser Trainer legte ihm eine Hand auf die Schulter.

"Das war sicher für alle.... erschreckend.... Kageyama, es sah aus, als hättest du schon Erfahrung damit. Hatte er diese Panikattacken öfter?" fragte mich der Blonde.

Ich seufzte.

"Ja, leider. Manchmal hat er mich mitten in der Nacht angerufen, weil er eine dieser Attacken hatte. Ich nehme an, dass es daran liegt, dass er...... na ja...... Ich weiß nicht, ob ich euch das erzählen sollte. Ich denke, das sollte er lieber selber machen."

"Mh...... Aber... Eine Frage. Verletzt Hinata sich selbst?"

Ich sah Daichi an und nickte nach einigen Sekunden des Zögerns. Was sie nun wohl sagen würden? Ich schätzte sich alle soweit ein, dass sie sich sicher nicht darüber lustig machen würden, trotzdem war ich gespannt, was passieren würde.

"Aber...... Wieso stellt er sich denn immer so fröhlich, wenn er das eigentlich gar nicht ist?" fragte Sugawara und wirkte nun noch besorgter, als eh schon.

"Das ist alles ein bisschen kompliziert..... Sagen wir es mal so. Shoyo ist vor einigen Jahren etwas passiert, was er nicht verarbeiten konnte. So hat das alle angefangen und er ritzt sich öfter. Deshalb hat er auch Angst vor Kontakt mit anderen Personen, überspielt das aber alles, damit es niemand merkt. Er will keine Hilfe, will niemanden an sich ran lassen.... Aber wie gesagt ist es alles echt kompliziert und er sollte es euch selber erklären, wenn er bereit dazu ist."

"Ach, deshalb hat er vorhin so merkwürdig reagiert, als ich ihn umarmt hab...." murmelte Tanaka.

"Aber dich hat er näher an sich ran gelassen. Stimmts oder hab ich Recht?" grinste Noya und kam mir gefährlich nahe.

Ich lief rot an und stammelte etwas vor mich hin. Noya begann zu lachen und klopfte mir auf die Schulter.

"Schon klar, Bro. Das wird alles."

Dabei nickte er, als würde er sich selbst bekräftigen. Auch Tanaka klopfte mir auf die Schulter. Ich war leicht verwirrt über das Verhalten der beiden, hinterfragte es aber nicht weiter.

"Gut, dann sollten wir noch ein bisschen Trainieren. Hop hop!" wies Herr Ukai uns an und alle begaben sich murrend zurück auf das Feld.

Hinata POV.

Erwachen tat ich eingehüllt in Tobios Duft. Leicht blinzelnd versuchte ich abzuschätzen, was passiert war und wo ich war. Bald bemerkte ich, dass ich immer noch in der Sporthalle saß, oder besser lag. Ich lag auf der Bank, auf die der Schwarzhaarige mich getragen hatte, eingekuschelt in seine Trainingsjacke. Das Training schien vorbei zu sein, denn die Anderen waren gerade dabei, alles abzubauen. Da mir kalt war, zog ich mir die Jacke ganz an und zog den Reißverschluss nach oben, nur im mich zufrieden wieder auf der Bank zusammenrollte.

"Du bist doch wach, oder?"

Ich machte die Augen auf und sah Herr Ukai an. Schnell setzte ich mich auf und nickte. Unser Trainer setzte sich neben mich. Kurz sagte keiner etwas, während ich nervös an den Ärmel der Jacke herum zupfte, bevor der Mann das Wort ergriff.

"Kageyama hat uns.... ein bisschen aufgeklärt.... Er meinte, du solltest uns die gesamte Hintergrundgeschichte erzählen, wenn du bereit dazu bist und sagte uns nur, dass du dich Ritzt, schon einige Panikattacken hinter dir hast, und das Alles, aufgrund eines Vorfalls vor einigen Jahren....."

Angst stieg in mir auf. Würde er mich nun dazu zwingen, es meinen Eltern zu erzählen? Wollte er mich in eine Psychatrie stecken, oder sowas? Zu einem Therapeuten schicken?

"Ich bin kein Mensch, der weiß, was er in so einer Situation tun sollte...." gestand er.

"Ich meine, eigentlich arbeite ich in einem kleinen Familiegeschäft und helfe hier nur als Trainer, weil Herr Takeda mich so bedrängt hat. Aber ich lege dir ans Herz, dass du dir Hilfe suchst. Mit Kageyama hast du schon einmal eine große Unterstützung neben dir, die du schätzen solltest. Eigentlich ist er kein Mensch, der sich so offen einer Person zeigt, das heißt, dass du etwas Besonderes für ihn bist. Außerdem solltest du es deinen Eltern sagen oder vielleicht wenigstens einem Vertrauenslehrer hier an der Schule. Du kannst damit aufhören Hinata, du musst es nur wollen."

Ich nickte stumm, unwissend, was ich nun sagen sollte. Herr Ukai stand wieder auf, wuschelte mir durch die Haare, bevor er sich entfernte.

Weiterhin starrte ich auf meine Hände. Mit ihnen hatte ich schon so oft die Klinge genommen und sie über meinen Arm gezogen, bis das dunkle Blut über meinen Arm lief. Konnte ich wirklich jemals damit aufhören? Natürlich wollte ich das, trotzdem war ich mir unsicher, ob ich das wirklich schaffen könnte.

"Geht es dir besser?"

Ich blickte Tobio an und nickte. Er setzte sich nun neben mich und nahm mich in den Arm.

"Es ist meine Schuld. Wäre ich nicht gegangen, um das Kühlpack zu holen, wäre das sicher nicht passiert....." murmelte er.

Ich schüttelte meinen Kopf..

"Nein, ist es nicht. Ich habe überreagiert. Ich hätte wissen sollen, dass sie mir nichts böses wollen."

Er küsste mich auf den Kopf und lächelte mich an.

"Schon okay. Ziehst du dich um oder bleibst du so? Wir haben Schluss und könnten eigentlich gehen....."

"Ich bleib so." entschied ich und stand auf.

"Wie lange hab ich geschlafen?"

"Eine knappe Stunde, glaub ich."

Ich nickte und wir begaben uns in die Umkleide. Die ganze Zeit spürte ich die Blick der Anderen auf mir. Es waren keinesfalls ekelhaft Blicke oder schadenfrohe. Es fühlte sich eher wie eine Mischung aus Sorge, Angst und Wut, was sich nicht richtig deuten konnte. War das nun Gut oder Schlecht?

Die Stille zwischen Kageyama und mir hielt auch an, als wir nach Hause liefen. War er vielleicht sauer, dass ich so überreagiert hatte? Okay, er sagte vorhin, er gäbe sich die Schuld daran, trotzdem stimmte das nicht und vielleicht war ihm das ja klar geworden. Ich biss mir auf die Unterlippe.. Nein, das würde er sicher nicht tun, oder? Ach was! Als wir an der Kreuzung angekommen waren, hielten wir an.

"Erzähl mir, über was du nachdenkst." bat der Größere.

Ich sah zu Boden.

"Bitte, Hinata, rede mit mir! Wenn du das alles in dich reinfrisst, kommt es bloß in Form von den Panikattacken
wieder hoch und das würde ich gerne vermeiden."

Ich nickte.

"Bist du irgendwie sauer auf mich?" fragte ich nun.

"Wieso sollte ich?"

"Keine Ahnung....." nuschelte ich.

"Ich bin nicht sauer auf dich, es ist ja nicht deine Schuld. Es tut mir leid, dass ich nicht da war, um dir zu helfen. Ich bin wütend auf mich selbst..... Aber jetzt ist erstmal alles gut."

Ich lächelte leicht.

"Dann sehen wir uns morgen? Übernachtest du?"

Er nickte. Ich stellte mich auf Zehenspitzen und küsste ihn.

"Kann ich dich noch etwas fragen?"

"Was immer du willst."

"Würdest.....würdest du mir helfen, meinen Eltern am Wochenende alles zu erzählen?"

Fortsetzung folgt

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