Teil 9

Die Fahrt zum Flughafen vergeht recht schnell, vor allem weil ich so aufgeregt bin Alexander wiederzusehen.

Und das obwohl ich auch ein wenig unsicher bin.

Wieder einmal waren wir getrennt und erneut hole ich ihn am Flughafen ab. Auch wenn ich nicht glaube, dass er sich seit heute Morgen sehr verändert hat, bleibt ein kleines, mulmiges Gefühl in meiner Magengegend zurück.

Und so bin ich regelrecht in Gedanken vertieft, als ich das Flughafengebäude betrete und pralle prompt mit einer jungen Frau zusammen, die scheinbar ebenso abgelenkt wie ich durch die Schiebetüren tritt.

Ich sehe gerade noch, wie sie den Arm sinken lässt, als hätte sie jemandem gewunken, als ich sie auch schon umrenne.

"Oh, tut mir leid!" stoße ich erschreckt aus und halte sie an den Armen fest, damit sie nicht gänzlich zu Boden geht, doch sie hat sich schnell wieder gefangen und lächelt mich freundlich an.

"Ach, ist ja nichts passiert." wehrt sie meine Entschuldigung ab und hebt ihre Tasche vom Boden auf. "Ich hab ja auch nicht aufgepasst." schnell helfe ich der blonden Frau, ihre Sachen, die aus ihrer Handtasche gefallen sind aufzuheben.

"Hier bitte." reiche ich ihr die Packung Taschentücher und einen Lippenstift, dann hebe ich meine eigene Tasche auf.

"Ist wirklich alles in Ordnung?" erkundige ich mich noch einmal verlegen bei ihr, als ich sehe, wie sie sich über den Oberarm reibt, dort, wo ich sie festgehalten habe.

"Ja, kein Problem. Danke dafür." erklärend klopft sie auf ihre Handtasche, in die sie die Taschentücher und den Lippenstift gesteckt hat, dann lächelt sie mich noch einmal an. Fasziniert haftet mein Blick an ihr. Sie hat wirklich beeindruckend grüne Augen und ein hübsches Herzförmiges Gesicht, das von langen, blonden, leicht gewellten Haaren umrahmt wird. Sie ist wirklich hübsch und ihr Lächeln ist einfach nur ansteckend.

Und so erwidere ich das ihre und verabschiede mich von ihr, um Alexander zu suchen, der kaum, dass sie durch die Tür verschwunden ist mit seinem Koffer und einem kleinen Geschenk in der Hand um die Ecke kommt.

Unsicher bleibe ich stehen und spüre, wie mein Herz wie wild zu poltern beginnt, vor allem weil er ein ziemlich brummiges Gesicht macht, doch als er den Blick hebt und mich erblickt, hellen sich seine Züge auf und ein strahlendes Lächeln tritt in sein Gesicht.

Vor Erleichterung entfährt mir ein tiefer Seufzer, dann gehe ich so schnell ich kann, ohne zu laufen, auf ihn zu, doch noch bevor ich bei ihm bin stellt er seinen Koffer ab und breitet einladend die Arme aus, in die ich mich wenige Augenblicke später hinein schmiege.

"Wehe, du haust einfach wieder ab, ohne dich von mir zu verabschieden." grummel ich zur Begrüßung und zwicke ihn leicht in den Rücken. "Ich war nämlich schon mal wach. Und hätte ich gewusst, dass du einfach verschwindest, hätte ich bestimmt die Augen nicht wieder zu gemacht."

"Das sagt die Richtige." schmunzelt er und streicht mir sanft übers Haar, dann vergräbt er die Finger darin und zieht leicht an ihnen, so dass ich ihm ins Gesicht sehe.

"Wer ist denn einfach verschwunden und vier Monate nicht wieder aufgetaucht?" fragt er neckend, was ihm von mir nur einen bösen Blick einbringt.

"Ich hatte meine Gründe!" knurre ich ungehalten "Du hingegen nicht."

Betreten sieht er mich an, dann küsst er erst zart meinen Mundwinkel bevor er leise "Du hast ja recht." sagt. Dann gibt er mir einen weiteren Kuss, der mich ein wenig atemlos macht.

"Es tut mir leid." säuselt er leise und platziert sanfte Küsse auf meinen Wangen, dem Kinn und meinem Hals, die mich durchaus besänftigen.

"Komm, lass uns ins Hotel fahren." schnurrend löse ich mich von ihm und versinke für einen Moment in seinen strahlend blauen Augen und bekomme erneutes Herzklopfen, bevor wir Arm in Arm das Gebäude verlassen.

"Was ist denn das?" frage ich neugierig und deute auf das Päckchen in seiner Hand, während er dem Taxifahrer, der auf uns gewartet hat, seinen Koffer reicht.

"Nur eine kleine Entschuldigung." verlegen senkt er den Blick, dann reicht er mir den in Geschenkpapier gewickelten Karton und öffnet mir die Autotür.

"Du musst mir doch nichts schenken." sage ich anstandshalber, freue mich aber riesig darüber und bedanke mich mit einem kleinen Kuss. "Was ist es denn?" will ich neugierig wissen.

"Mach es doch auf." schmunzelt er und steigt zu mir ins Auto. Ganz dicht rutscht er an mich heran und legt mir den Arm um die Schultern und zieht mich an sich. Küsst meine Schläfe und atmet tief meinen Duft ein, was mir vor Rührung ganz warm werden lässt.

"Danke." flüstere ich bewegt und himmele ihn an. Doch am liebsten würde ich auf seinen Schoß klettern und meine Hände in seinen Haaren vergraben, sowie meine Lippen auf seine legen, doch da der Taxifahrer uns gerade fragt, wo er uns denn hinfahren soll, hauche ich ihm lediglich einen keuschen Kuss auf die Lippen und kuschle mich dann an seine Seite.

Nachdem Alexander dem Mann das Hotel genannt hat sieht er mich abwartend an. "Willst du es denn gar nicht auf machen?" fragt er schmunzelnd.

Abschätzend sehe ich ihn an, doch dann siegt die Neugier und ich wickel das Päckchen aus.

Und zum Vorschein kommt ein kleiner Flakon von meinem Lieblingsparfum und eine kleine Schachtel, die mir sehr bekannt vorkommt.

"Ist es das was ich denke?" halte ich ihm das Kästchen fragend entgegen.

"Ich weiß zwar nicht, was du denkst, aber...Ja, das wäre schon möglich." sagt er zustimmend und nimmt es mir ab. Unsicher sieht er mich an, dann klappt er den Deckel auf. "Würdest du sie wieder tragen?" will er wissen und präsentiert mir die Kette, die er mir zu Weihnachten geschenkt hat.

Doch statt einer Antwort wende ich ihm einfach den Rücken zu und nehme die Haare zusammen, damit er sie mir umlegen kann, was er auch tut.

Zart streicht er mit den Fingern meinen Hals entlang und lässt ihnen seine Lippen folgen, was eine köstliche Gänsehaut über meinen Rücken und die Arme gleiten lässt.

"Es tut mir leid, dass ich damals einfach weggelaufen bin." wende ich mich ihm mit schimmernden Augen zu, nachdem er mir die Kette umgelegt hat.

"Nicht doch Emely. Du hast genau das Richtige getan." sagt er bewegt und streicht mir zart über die Wange. "Ich denke ich habe den Schock gebraucht um wieder auf den richtigen Weg zu kommen, es tut mir nur leid, dass ich dir solche Angst gemacht habe." sagt er entschuldigend. "Ich kann dir zwar nicht versprechen, dass ich nicht mehr aus der Haut fahre, aber ich denke, dass ich inzwischen kapiert habe, dass ich dafür nicht bestraft werden muss." flüstert er mir leise zu, damit der neugierige Fahrer nicht alles mitbekommt, der unschuldig auf unser Gespräch zu lauschen scheint.

"Aber ich hoffe, dass du trotzdem noch Lust hast dein Weihnachtsgeschenk mit mir einzuweihen. Weißt du... ich finde es nämlich sehr anregend, wenn du die Kontrolle über mich hast." säuselt er leise und zieht mich wieder an seine Seite, wo er mir einen Kuss ins Haar drückt.

"Ich weiß nicht." sage ich unsicher "Ich bin mir nicht sicher, ob ich das trennen kann."

"Es muss ja auch nicht gleich heute sein." schmunzelt er "Aber vielleicht irgendwann?" fragt er hoffnungsvoll.

"Wir werden sehen. Okay? Mir hat es ja auch gefallen." sage ich verlegen und vergrabe mein Gesicht an seiner Brust. Genüsslich schließe ich die Augen und schwelge in seinem herrlich männlichen Duft, der mir dezent den Verstand raubt und meinen Körper aus seinem Winterschlaf erweckt.

Doch bevor ich allzu sehr in meinen sinnlichen Gedanken versinken kann, kommen wir am Hotel an, wo Alexander sich diesmal an den Schalter stellt und der Dame einen Brief reicht.

Anfangs gleiten ihre Augen noch teilnahmslos über den Zettel, doch um so weiter sie kommt, desto öfter wirft sie einen Blick auf ihr gegenüber und ändert ein wenig ihre Haltung.

"Dann sind sie also der neue Geschäftsinhaber von Wellenstein Enterprices?" fragt sie mit großen Augen und legt den Zettel beiseite.

"Ganz recht." sagt er mit fester Stimme "Doch da die Hotelkette nun mir gehört, werden sie sicher verstehen, dass die Kette nicht länger Wellenstein heißen wird. Sonder "Black Société", wie sie auch dem Schreiben entnehmen können."

"Natürlich Mr. Black. Entschuldigen sie bitte. Das war nur ein versehen." entschuldigt sie sich unbehaglich, sieht ihn aber weiterhin mit großen Augen an. "Sicher wollen sie das Hotel besichtigen?" sagt sie nachdenklich "Nur bin ich zur Zeit leider allein und kann die Rezeption nicht so lange unbeobachtet lassen..."

"Das ist nicht nötig, Mrs. Günther." liest er von ihrem Namenschild ab "Ich habe mir das Hotel bereits im letzten Jahr angesehen. Und wenn sich hier nicht alles grundlegen verändert hat, denke ich, dass es ausreicht, wenn ich morgen kurzfristig die Renovierungen im dritten Stock in Augenschein nehme, insofern die Zimmer nicht vermietet sind." teilt er der Dame mit.

"Natürlich Mr. Black. Ganz wie sie wünschen. Ich werde unserer Rezeptionsleitung eine Nachricht hinterlassen und darauf achten, dass die Zimmer, die derzeit noch nicht belegt sind bis Morgen frei bleiben, damit sie sie besichtigen können." sagt sie zuvorkommend, was Alexander mit einem freundlichen Nicken bedenkt.

"Das wäre nett. Ach, und wo wir schon dabei sind, Notizen zu hinterlassen...ich möchte, dass sie den Namen Stone, Emely Stone auf ihre VIP Liste setzten. Sie wird wann immer sie ein Zimmer benötigt auf Kosten des Hauses das Penthouse bekommen." sagt er streng, was die Rezeptionistin umgehend im Computer hinterlegt.

"Kann ich sonst noch etwas für sie tun?" fragt Mrs. Günther höflich, nachdem sie wieder hinter ihrem Monitor hervorkommt, was mich beschämt zu Boden schauen lässt, weil Alexanders Anweisung mich so verlegen macht. Doch hier vor der Dame möchte ich das Thema nicht unbedingt ansprechen und so schweige ich einfach. Zumal Wiederspruch vermutlich eh zwecklos wäre.

Irgendwie ist es zwar schön zu wissen, dass ich jederzeit kostenlos in der Nähe meines Vaters Urlaub machen kann, aber komme ich mir dabei auch ein klein wenig so vor, als würde ich ihn ausnutzten. Und das Gefühl behagt mir irgendwie nicht so wirklich.

Aber ich kann ihm irgendwie auch nichts zurück geben, außer vielleicht meine Liebe, wobei das mit Sicherheit nicht zu vergleichen ist.

Während ich noch mit meinen wiederstreitenden Gefühlen beschäftigt bin, teilt Alexander der Dame bereits seine Wünsche mit.

"Ja. Wenn sie mir jetzt die Schlüsselkarte für das Penthouse aushändigen würden..." schmunzelnd sieht er sie an, woraufhin sie eilfertig die Karte codiert und sie ihm reicht.

"Natürlich Mr. Black. Bitte sehr. Und möchten sie auch für ihre Begleitung ein Zimmer?" fragt sie hilfsbereit, doch Alexander sieht mich nur liebevoll an, dann schüttelt er verneinend den Kopf.

"Das wird nicht nötig sein. Meine Freundin wird bei mir schlafen." teilt er der Dame mit und verabschiedet sich von ihr.

Das erstaunte Gesicht der Empfangskraft nehme ich kaum wahr, während er zu mir kommt und mich an der Hand nimmt, so sehr schlagen mich Alexanders Worte in seinen Bann.

Habe ich mich gerade verhört?

Oder hat er mich tatsächlich seine Freundin genannt? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass er das bisher schon einmal getan hätte, also außer an dem Geburtstag von meinem Vater und an dem Nachmittag im Freibad mit Jason, aber da war das nur eine Notlüge, wohingegen wir jetzt tatsächlich ein Paar zu sein scheinen.

Nein! Wir sind ein Paar.

Mit allem drum und dran wie ich hoffe. Ganz ohne dumme Ausreden und peinliche Situationen und vor allem ohne Mrs. Wellenstein.

"Sehe ich das Richtig?" frage ich ihn erstaunt, als wir uns, dicht aneinandergeschmiegt, im Aufzug nach oben befinden. "Mrs. Wellenstein existiert nicht mehr?"

"Ja. Das stimmt. Inzwischen ist alles geregelt und ich habe an alle Hotels Briefe verschickt, die mich als neuen Eigentümer benennen. Sogar mit Bild. Von jetzt an werde ich ganz offiziell als Geschäftsführer und Inhaber der "Black Société" fungieren." sagt er verlegen. "Ich bin mal gespannt, wie mein Vater darauf reagiert, wenn er es aus der Presse erfährt."

"Dein Vater sollte dir egal sein!" platzt es plötzlich aus mir heraus und ich winde mich erregt aus seinen Armen und schaue ihm fest in die Augen "Es sei denn du glaubst, dass du ihm damit so richtig eins reinwürgen kannst! Dann sollten wir ihn vielleicht besuchen fahren, nur um ein wenig Salz in die Wunde zu streuen." brause ich bei dem Gedanken an den Mann auf, der Alexander dazu getrieben hat, nach Weihnachten so durchzudrehen.

"Ganz ruhig Babe." sagt er beschwichtigt und streicht mir sanft über den Arm, um nach meiner Hand zu greifen "Ich mache mir nur ein wenig Sorgen um meine Mutter. Ich möchte nicht, dass er sie noch schlechter behandelt, als ohne hin schon." sagt er bedrückt, was ich durchaus verstehen kann.

"Warum bietest du ihr dann nicht an, das sie bei uns wohnen kann? Also... ich meine in der Wohnung unter uns. Dann müsste sie nicht mehr mit deinem Vater zusammen leben. Ich verstehe sowieso nicht, wie sie es so lange mit ihm aushalten konnte." knurre ich erregt. Und was ich auch nicht verstehe ist, wieso sie sich das gefallen lässt. Und warum sie ihren Sohn nicht in Schutz genommen hat, als er sie brauchte.

Aber wenn ich an den Brief denke, den er mir geschrieben hat, kann ich ihr irgendwie nicht wirklich böse sein, wenn er sie auch geschlagen hat. Aber gerade deshalb kann ich es auch nicht ganz nachvollziehen.

Ich meine, bevor ich mich und meine Kinder regelmäßig schlagen lasse, dann beende ich die Beziehung doch! Selbst wenn ich nicht weiß, wohin. Es gibt doch überall Einrichtungen, die einem helfen.

Verstimmt presse ich die Lippen zusammen und runzel die Stirn, während der Lift im Obersten Stockwerk hält.

"Ich habe es meiner Mutter angeboten. Zu Weihnachten." sagt Alexander unbehaglich "Leider hat es mein Vater mitbekommen und..." tief seufzt er auf, presst mit schmerzverzerrtem Gesicht kurz die Augen zusammen.

"Du meinst, er ist handgreiflich geworden!" stoße ich erschreckt aus. "Hat er dir weh getan?!" erhitze ich mich weiter "Denn wenn...dann...! Dann...kann er was erleben!!!" funkle ich ihn wutschnaubend an, was ihn sanft zum lächeln bringt, aber er sieht auch unheimlich traurig aus.

"Nein, mir nicht..." sagt er leise "...aber ich bin mir sicher, dass er ihr weh getan hat, auch wenn sie es abgestritten hat. Deshalb war ich auch so....so....als ich nach Hause kam." entschuldigend sieht er mich an. "Ich hätte ihr dieses Angebot nicht machen sollen." sagt er bedrückt "Nur wegen mir geht es ihr jetzt noch schlechter."

"Nein! Sag das nicht! Du hast genau das Richtige getan! Ich hoffe nur, dass deine Mutter das Angebot annimmt. Sie muss da weg!" sage ich energisch und nehme ihn tröstend in den Arm.

"Ich glaube nicht, dass sie das tut. Sie liebt ihn." sagt er traurig. Löst sich aber von mir um unsere Zimmertür zu entriegeln.

"Wirklich!?" mit ungläubigem Blick folge ich ihm in den Raum und hänge meine Handtasche und meine Jeansjacke an die Garderobe "Das kann ich gar nicht glauben. Sie sah so verängstigt aus, als ich sie damals kennengelernt habe. Bist du sicher, dass sie es nicht doch in Erwägung zieht?" frage ich hoffnungsvoll. Ich würde mir nichts sehnlicher wünschen, als dem Mann zu schaden, der meinem Herzblatt so viel Leid zugefügt hat. Und wenn es bedeutet, seiner Mutter da raus zu helfen, dann würde ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Vorausgesetzt, dass sie denn da weg möchte.

"Ich weiß nicht." sagt er unsicher "Aber ich hoffe dass sie es tut."

"Ja ich auch." sage ich mehr zu mir selbst und seufze betrübt auf.

"Hey." sagt er sanft und zieht mich an seine breite Brust "Sei nicht traurig. Vielleicht wird sie sich mein Angebot nochmal überlegen, jetzt wo sie erfährt, dass ich nicht in einer kleinen zwei Zimmer Wohnung wohne. Denn das hat sie bisher geglaubt." sagt er zuversichtlich...na ja, zumindest versucht er so zu klingen, doch ganz nehme ich es ihm nicht ab. Trotzdem stimme ich ihm zu.

"Sicher hast du recht. Wenn sie vorher nicht wusste, dass du mehr als genug Platz hast, hat sie dein Angebot vielleicht nicht wirklich in Erwägung gezogen...aber jetzt. Ich hoffe, dass sie eines Tages einfach vor unserer Tür steht." lächle ich optimistisch.

"Ja, das hoffe ich auch. Aber ich werde ihr auch noch mal ins Gewissen reden, wenn ich zu ihrem Geburtstag fahre. Oder ich werde es zumindest versuchen, wenn ich sie mal allein treffen kann."

"Du wirst nicht nochmal allein zu deinem Vater gehen!" stoße ich erschreckt aus. "Wenn du da hin musst, dann nur mit mir. Ich lasse dich da nicht allein hingehen." sage ich energisch und kralle meine Hände bestimmt in die Aufschläge seines Jacketts.

"Ich weiß nicht ob..." beginnt er abwehrend, doch ich lasse ihn nicht ausreden.

"Keine Wiederrede! Ich gehe das Risiko definitiv nicht noch mal ein! Entweder ich komme mit, oder du bleibst zu Hause! Du kannst deiner Mutter auch am Telefon sagen, dass du dich freuen würdest, wenn sie bei uns einzieht." herrsche ich ihn mit unbeugsamem Blick an, was ihn zum Schmunzeln bringt.

"Ja, Mam." sagt er ehrfürchtig und senkt ergeben den Blick, was mich augenblicklich in Erregung versetzt. Mich aber auch leicht verunsichert. Doch dann fügt er zögernd hinzu. "Dann wirst du mich wohl begleiten müssen, denn wie du weißt, erlaubt mein Vater keine Handys in seinem Haus. Und wenn er zur Arbeit ist, nimmt er auch das Haustelefon mit." sagt er emotionslos, ganz so als wäre es das normalste von der Welt, doch mich machen seine Worte regelrecht sprachlos.

Ungläubig starre ich ihn an und schüttel nur fassungslos den Kopf. "Und wie hältst du dann mit ihr Kontakt?" will ich ratlos wissen.

"Sie ruft mich an, wenn er ihr die Erlaubnis gibt." zuckt er gleichgültig mit den Achseln.

"Und dann könnt ihr ungestört reden?" sage ich zweifelnd.

"Er mischt sich nicht ein, wenn du das meinst, aber er hört über Lautsprecher mit."

Seufzend schließe ich die Augen, lege meine Stirn an seine Brust und löse mich dann von ihm.

"Na das sind ja zustände." murmel ich vor mich hin und gehe hinüber in die Küche, wo ich mir einen Kaffee machen möchte.

"Willst du auch einen?" biete ich ihm an und stelle dann eine zweite Tasse unter den Automaten, als er nickt. Mit den Tassen kehre ich zu ihm zurück und setzte mich zu ihm auf die Couch, wo wir uns noch ein bisschen weiter unterhalten, doch da ich noch duschen möchte und ja auch schon bald zu Kara muss, bleibt uns nicht viel Zeit.

"Ich wünsch dir einen schönen Abend mit deinen Freundinnen." verabschiedet er mich vor der Tür und küsst mich leidenschaftlich. "Vergiss nicht, dass ich auf dich warte." säuselt er mir ins Ohr und knabbert sanft an meinem Hals, was mir einen Schauder über den Rücken schickt.

"Du musst nicht auf mich warten. Ich weck dich einfach, wenn ich wieder da bin." schnurre ich genüsslich und lege den Kopf ein wenig zur Seite, damit er besseren Zugang hat.

"Nein. Ich warte. Ich weiß eh noch nicht, wann ich wieder zurück bin." sagt er abgelenkt, während er sich küssend zu meinem Mund zurück arbeitet. Doch ehe er seine Lippen auf meine legen kann, halte ich ihn auf.

"Wo willst du denn hin?" will ich neugierig wissen.

"Ich habe mich mit einem Freund zum Essen verabredet." sagt er leichthin "Aber ich weiß noch nicht, wie lange wir unterwegs sein werden. Wir haben uns schon seit Monaten nicht mehr gesehen." entschuldigend lächelt er mich an.

"Und warum erzählst du mir das erst jetzt?"

"Weil es sich erst am Flughafen ergeben hat. Wir sind uns zufällig über den Weg gelaufen." sagt er achselzuckend, dann zieht er mich sanft in seine Arme und vergräbt seufzend seine Nase in meinen Haaren.

"Ich fürchte, du musst jetzt los, sonst kommst du noch zu spät." sagt er enttäuscht.

"Da könntest du recht haben." seufze ich auf "Obwohl ich Kara schon gesagt habe, dass ich eine Stunde später komme, werde ich mich jetzt wohl trotzdem verspäten." schmunzel ich. "Aber sie freuen sich schon, dass sie dich Sonntag endlich kennenlernen. Kara und Mila waren ganz begeistert, als ich ihnen erzählt habe, dass du jetzt doch mitkommst."

"Ja, ich freu mich auch. Das ist eine gute Gelegenheit mal wieder ein wenig zu spielen." zwinkert er mir belustigt zu.

"Falsch mein Lieber. Ab jetzt gibt es nichts mehr zu spielen." schmunzel ich. "Denn von nun an sind wir ganz offiziell ein Paar. Oder hast du das vergessen?"

"Nein. Aber ich könnte ja deinen Chef spielen." grinst er mich schelmisch an.

"Vergiss es! Du wirst definitiv nicht mein Chef sein, höchstens mein...hmmm...mal sehen." grinse ich verschmitzt zurück. "Wir werden sehen." dann küsse ich ihn nochmal zum Abschied und lege ihm nahe, sich zu benehmen, wenn er mit seinem Bekannten unterwegs ist, doch das gibt er mir mit Nachdruck zurück, legt besitzergreifend seine Lippen auf meine und schiebt mich dann bedauernd in den Fahrstuhl, den wir schon zum, ich weiß nicht wievielten Male, aufgehalten haben.

"Bis Nachher!" rufe ich ihm noch einmal zu und lehne mich dann grinsend an die Fahrstuhlwand und würde am liebsten den Abend mit Kara, Mila und noch einigen weiteren ihrer Freundinnen ausfallen lassen, nur um bei ihm zu bleiben, doch jetzt habe ich ihn ja wieder und wenn ich nachher wiederkomme, gehört er mir! Für die nächsten Zwei Tage!

Mit einem berauschenden Glücksgefühl im Bauch, steige ich ins Taxi und genieße dass entspannende Gefühl, nicht mehr ununterbrochen ans Geld denken zu müssen, denn nun habe ich wieder ganz offiziell einen gut bezahlten Job und die beruhigende Gewissheit auch im nächsten Monat meine Rechnungen begleichen zu können, ohne auf jeden Cent achten zu müssen.

Ach! Das Leben kann so schön sein!

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3546 Worte

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