Teil 48

Alexander

"Man!" fluche ich "Was machen die denn so lange?!"

"Sicher wollen sie nur alle Informationen aus ihm herausholen, bevor sie uns sagen, was sie erfahren haben." versucht Thomas mich vergeblich zu beruhigen, als erneut mein Handy klingelt.

"Black." melde ich mich kurz angebunden, doch herrscht Stille. Sofort schießt mein Puls in die Höhe. "Wer ist da?" meine Stimme zittert mein Herz rast und ich spüre, wie mir der Schweiß ausbricht, bevor eine leicht verwirrt klingende weibliche Stimme in der Leitung erklingt.

"Bin ich da richtig bei Stone?" will sie wissen "Emely Stone?"

"Ja! Was ist mit ihr?!" lausche ich angespannt, doch hält sie mich hin.

"Das muss ich ihr persönlich sagen. Ist sie zu sprechen?"

"Nein." sacke ich in mich zusammen. "Sie ist nicht zu sprechen. Sagen sie, was sie zu sagen haben, oder ich lege auf."

"Würden sie ihr bitte ausrichten, dass die Praxis von Dr. Grey angerufen hat?" bittet sie mich, was mich etwas stutzig macht.

"Dr. Grey? Was für eine Praxis sind sie denn?"

"Dr. Grey ist der Hausarzt von Miss Stone."

"Fehlt ihr was?" erinnere ich mich an ihre Müdigkeit und ihre allgemein etwas angekratzte Gesundheit.

"Nicht im eigentlichen Sinne, doch darf ich nicht mit ihnen darüber sprechen."

"Ich bin ihr Verlobter." kläre ich sie auf, "Aber wenn das nicht reicht, hätte ich auch noch ihren Vater anzubieten." sage ich unwillig wobei ich Thomas, der mich aufmerksam beobachtet einen nachdenklichen Blick zu werfe.

"Ach so? Also gut, wenn das so ist. Wir können Miss Stone nämlich nicht erreichen."

"Ach ne." seufze ich leise was mir von ihr ein "Wie bitte?" einbringt.

"Schon gut. Worum geht es?"

"Das wir ihnen der Doktor gleich selbst erklären. Einen Moment." drückt sie mich in die Warteschleife.

"Wer ist es denn?" flüstert Theresa mit großen Augen, doch schüttel ich nur abweisend den Kopf, denn schon erklingt eine weitere Stimme. Männlich diesmal.

"Mr. Black? Hier spricht Dr. Grey. Ihre Verlobte hat uns diese Nummer gegeben, als Notfall Kontakt und da wir sie nicht erreichen können..."

"Notfall?" unterbreche ich ihn und spüre, wie mir das Blut in die Füße rauscht und mir schwindelig wird. Schlapp lasse ich mich auf einen der Stühle sinken. "Was für ein Notfall?" frage ich zittrig.

"Nein, nein...das haben sie falsch verstanden. Nur da wir Miss Stone nicht erreichen können, haben wir auf diese Nummer zurückgegriffen. Es geht um ihre Blutwerte, die wir kontrolliert haben." beginnt er zu erklären, doch höre ich kaum mehr zu. Was interessieren mich ihre Blutwerte, wenn sie tot ist. "Soweit ist alles in Ordnung, nur sind ihre Eisenwerte etwas niedrig. Und der HCG erhöht." fährt er fort. "Deshalb sollte ihre Verlobte bald noch mal in die Praxis kommen. Um alles weitere zu besprechen."

"Ja. Ist gut. Ich richte es ihr aus." murmel ich ins Telefon und lege auf. Was interessiert mich dieser Mist. Gerade jetzt habe ich echt andere Sorgen. Ungeduldig werfe ich der Tür einen Blick zu, doch es rührt sich noch immer nichts.

"Wer war es denn, Schatz?" will meine Mutter wissen und setzt sich neben mich.

"Irgend so ein Arzt. Ich hatte mit Emely vereinbart, dass sie sich doch mal untersuchen lässt...du weißt schon. Weil sie immer so Müde war." schließe ich erledigt die Augen.

"Ja und?" will sie wissen, als wäre das jetzt wichtig.

"Irgendwas mit ihrem Eisen stimmt nicht und dann hat er was von HCG gefaselt oder so. Keine Ahnung. Müssen wir das echt jetzt besprechen Mum?" genervt sehe ich sie an und raufe mir die Haare. Das sanfte lächeln, dass sie Thomas zuwirft, ignoriere ich. Was gibt es denn da zu lächeln?

"Schatz. Emely ist schwanger." dringt die Stimme meiner Mutter von weit her in meine Gedanken.

"Ja. Ok." sage ich gleichgültig lasse den Kopf ein wenig hängen und streiche mir übers Knie "Mann! Sind die da draußen....WAS?!" ruckartig fährt mein Kopf zu ihr herum "WAS hast du gesagt?!"

"Wenn der HCG Wert erhöht ist, ist Emely höchst wahrscheinlich schwanger." wiederholt sie ihre Worte, als wäre ich schwer von Begriff.

"Sch...sch..."

"Schwanger. Das Wort ist, Schwanger, Alexander." hilft mir Thomas weiter, als ich nur tonlos vor mich hin stammele. Mein Blick huscht zwischen den beiden hin und her. Ungläubig.

"Nein." presse ich geschockt hervor. "Nicht jetzt! Sie kann nicht...wir haben doch...das ist nicht möglich!" meine Hände zittern und mein Herz beginnt mal wieder zu Rasen. Wie so oft in letzter Zeit, doch diesmal weiß ich nicht, was ich davon halten soll.

"Ich freu mich für euch." sagt Theresa leise, doch bringen mich ihre Worte regelrecht auf die Palme.

"ACH JA?! UND WORÜBER GENAU?!" springe ich geifernd auf "Das dieses Kind mit seiner Mutter irgendwo in einem Waldstück verrottet? In einem Kellerloch vor sich hin west? Oder dass es von einem verrückten Irren großgezogen wird, der seine Mutter als Geisel hält! Worüber GENAU freust du dich?!" schlage ich die Faust gegen die nächstbeste Wand doch der Schmerz ist mir egal. "Sie ist NICHT SCHWANGER! Nicht jetzt! Hast du verstanden!" fahre ich sie an, doch tun mir meine Worte leid, als ich ihre Tränen sehe, die sie kurz darauf an Thomas Schulter trocknet. Sein Blick spricht Bände. Er ist hin und her gerissen. Freude und Leid spiegeln sich in seinem Blick. Auch Angst sehe ich. Dieselbe Angst, die er auch in meinem Blick sehen muss.

Was ist, wenn wir sie nicht rechtzeitig finden.

So unüberlegt meine Worte auch waren. So wahr sind sie. Auch wenn ich sie am liebsten zurückgenommen hätte. Ich kann nicht.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht schließe ich die Augen und lasse diese neuen Informationen auf mich wirken, doch kann ich den Gedanken nicht ertragen, so dass ich dieses Wesen aus ihnen verbanne.

Meine Konzentration muss auf Emely bleiben. Nur sie ist wichtig!

Minutenlang herrscht Schweigen. Nur Theresas schniefen erklingt hin und wieder. Doch mich kotzt dieses gewarte langsam an.

"ES REICHT!" stoße ich aus, stürme auf die Tür zu, als diese plötzlich aufgestoßen wird und nur Zentimeter an meinem Kopf vorbeischrammt.

"Es gibt eine neue Botschaft." reicht mir dieser dämliche Cop eine Plastiktüte, in der ein Fetzten Papier steckt.

Hastig überfliege ich ihn, bevor ich ihn an Emely's Dad weiterreiche.

Na, fehlt sie dir schon?

Oder bist du froh sie endlich los zu sein. Deine Kleine kann ganz schön kratzbürstig werden, wenn man sie reizt.

Doch scheint sie nicht mehr lange durchzuhalten. Mal sehen, wie schnell sie zerbricht.

Vielleicht bekommst du nächstes Mal ein Stückchen von ihr ab. Nur so als Erinnerung. Falls sie mir bis dahin noch nicht unter den Fingern weggestorben ist.
Was hättest du denn gerne? Einen Finger? Oder wie wäre es denn mit einem Ohr. Ganz besonders köstlich sind auch die Zehen, doch muss man aufpassen, dass die Kleinen einen nicht treten, wenn man sie ihnen abbeißt.

Ach weißt du was.
Lass dich überraschen.

Von Übelkeit geplagt, reiße ich das Fenster auf und atme tief die eisige Winterluft ein. Thomas hat sich auf den Stuhl gesetzt und sieht recht blass um die Nase aus. Doch Theresa schenkt dem Brief keinen Blick, weigert sich ihn anzusehen.

"Was hat er ihnen erzählt?" ist sie diejenige, die beginnt Fragen zu stellen.

"Nicht viel. Um ehrlich zu sein. Die Zettel hat er aber geschrieben. Soviel steht fest."

"Dann hat er sie entführt?" kommt Thomas stimme kratzig.

"Er behauptet nicht."

"Und sie glauben ihm?" schnaube ich ungläubig. Drehe mich ihm zu und sehe ihn an.

"Nein. Aber es wäre möglich, dass er nicht allein arbeitet. Oder wie erklären sie sich sein auftauchen im Fahrstuhl, kurz nachdem Miss Stone entführt worden sein muss?" wendet er ein, was mich stöhnen lässt.

"Dann hat er sie also nicht entführt, aber wer war es dann?" will Thomas wissen, der den Brief dem Kommissar zurück gegeben hat.

"Was das angeht, so schweigt er ...noch...doch glauben sie mir, wenn er nur ein Mitläufer ist, wird er früher oder später einknicken." beteuert er uns, was mich freudlos auflachen lässt.

"Als hätten wir so viel Zeit." sage ich beherrscht "Sie haben den Brief doch gelesen, oder nicht? Wir haben keine Zeit! Ich will Emely nicht Stückchenweise! Ich will sie ganz!" balle ich die Faust und funkel ihn wütend an, doch da uns nichts anderes übrigbleibt als zu warten, verlassen wir schließlich das Präsidium.

Minuten werden zu stunden. Stunden zu Tagen und noch immer sind wir nicht weitergekommen. Die Polizei hat die Wohnung des Verdächtigen durchsucht, doch wurde außer einem Haufen Geld nichts bei ihm gefunden. Und mehr hat man uns nicht erzählt. Oder vielleicht gab es auch wirklich nichts.

Woher sollen wir das auch schon wissen.

Wieder ist ein Wochenende vorbei und Emely seit inzwischen zweieinhalb Wochen weg. Mein Mut sinkt. Mit ihr die Hoffnung, obwohl dieser Scheißer geschrieben hat, das sie NOCH lebt.

Ich kann nur hoffen, dass es stimmt. Auch wenn ich Angst davor habe, was sie zu ertragen hat.

"Emely ist stark." versichert mir Thomas ein ums andere Mal. "Sie wird durchhalten, solange wie nötig. Wir dürfen sie nicht im Stich lassen."

Doch hatte ich das gar nicht vor. Obwohl wir nicht viele Spuren haben, ermittelt Mr. Black weiter. Da er derjenige ist, der diesen kleinen Postboten geschnappt hat, hat die Polizei ihm einige Informationen zugespielt, denen er nachgeht, doch habe ich Angst, dass sie ihn damit nur auf eine falsche Fährte locken wollen.

Aber froh bin ich dennoch, als er mich am ersten Weihnachtstag, ja dreieinhalb Wochen sind inzwischen vergangen, ziemlich aufgeregt anruft.

"Ich hab da etwas aufgeschnappt Mr. Black!" flüstert er hektisch ins Telefon. "Heute soll ein Aufklärungstrupp ein Waldstück in der Nähe von Brandenburg absuchen. Wenn sie sich beeilen..."

"Wann?" unterbreche ich ihn hektisch und springe von meinem Schreibtisch auf.

"In einer Stunde wollen sie los. Es ist ja etwas weiter weg."

"Wo?" reiße ich meinen Mantel vom Haken.

"Wollen wir uns vor dem Präsidium treffen? Ich nehme sie mit."

"Ich werde da sein!" stopfe ich mein Telefon in die Tasche und mache, dass ich los komme.

So schnell ich kann fahre ich zum Treffpunkt und steige neben meinen Privatdetektiven ins Auto.

Skeptisch mustert er meine Erscheinung und fragt "So wollen sie durch den Wald laufen?"

"Ja." antworte ich knapp, wobei ich meinen Anzug und meine schwarzen Lederschuhe mustere. Ein alltägliches Bürooutfit, für einen Tag im Wald aber definitiv nicht geeignet.

"Wird schon gehen. Und jetzt raus mit der Sprache. Was wissen sie?" verlange ich von ihm zu wissen.

"Nicht viel. Eigentlich wissen sie schon alles. Ein Wald. Der genaue Standort des Gesuchten ist nicht bekannt. Nur eine ungefähre Richtung. Auch ob es ihrer Verlobten gutgeht ist unbekannt, doch gehen sie davon aus."

"Gab...gab es einen weiteren Brief?" will ich stockend wissen, doch schüttelt er den Kopf, was mich erleichtert aufatmen lässt.

"Der Überbringer hat ausgepackt, was er wusste. Was nicht viel war, deshalb suchen sie jetzt." klärt er mich auf, als ein Haufen dunkel gewandete, mit Schutzwesten versehene und bis an die Zähne bewaffnete Männer aus dem Präsidium kommen und in zwei schwarze Mannschaftswagen steigen.

Unauffällig fädelt sich Mr. Black hinter den Autos ein. Folgt ihnen stundenlang, bis wir endlich ankommen.

Vor Nervosität zittern meine Hände und sind schweiß nass. Meine Gefühle schwanken von hoffnungsvoll zu verzweifelt. Von trostlos zu euphorisch. Ich weiß einfach nicht, was mich erwartet.

Werden wir sie finden? Oder nicht? Wird es ihr gutgehen? Sicher nicht, doch solange sie Lebt, können wir wenigstens daran arbeiten, dass es besser wird.

"Kommen sie Mr. Black." reißt mich Mr. Black aus meinen trüben Gedanken "Wir sollten uns zu erkennen geben."

Vor uns steigt das Sonderkommando aus seinen Autos, doch steht noch ein weiteres Auto hier. Officer Petersen mit dem Rücken dagegen gelehnt. Sein Blick liegt auf uns, als wir aussteigen.

"Nein Mr. Black!" kommt er sofort auf mich zu. "Sie können nicht mitkommen. Das ist zu gefährlich."

"Sie werden mich nicht davon abhalten können." teile ich ihm bestimmt mit und verschränke die Arme vor der Brust. Mein Blick fixiert unbeugsam den seinen.

Schweigend erwidert er meinen Blick. Versucht mich in Grund und Boden zu starren, doch das kann ich auch.

"Ich könnte schon..." knurrt er schließlich und gibt ein gereiztes Schnauben von sich. "Aber ich habe jetzt keinen Nerv mich mit ihnen zu befassen. Eine Bedingung..." hebt er drohend den Finger "Sie halten sich an unsere Anweisungen. Keine Alleingänge."

"Ist gut." atme ich erleichtert auf. Mr. Black neben mir Prüft seine Waffe und holt sich eine schusssichere Weste aus dem Kofferraum. Nur ich habe keine.

"Glauben sie dass sie hier ist?" gehe ich neben Mr. Petersen her und ziehe meine dicken Lederhandschuhe über. Hoffnung liegt in meiner Stimme. Es ist schweinekalt und zentimeterdicker Schnee liegt auf dem Boden und den Ästen.

Ein recht frischer Wind rüttelt an den kahlen Zweigen und lässt mich frösteln.

"Wir haben allen Grund es anzunehmen." bekomme ich eine vage Antwort, die ich wortlos hinnehme.

Angespannt stehe ich neben ihm und warte, dass die Truppe startbereit ist, als mir plötzlich jemand etwas gegen die Brust knallt.

"Anziehen!" knurrt der Cop ungehalten und wirft mir einen verärgerten Blick zu, dann wendet er sich an Petersen.

"Ich bin damit nicht einverstanden!" teilt er ihm ruppig mit, während ich die Schutzweste, die er mir gegeben hat über meinen Mantel ziehe. "Zivilisten haben hier nichts zu suchen."

"Da haben sie recht." bekomme ich von Petersen einen strengen Blick "Aber er wird ihre Arbeit nicht behindern." warnt er mich, was ich mit einem knappen Nicken beantworte.

Doch der Einsatzleiter, gibt nur ein gereiztes Schnauben von sich, bevor er sich seinen Männern zuwendet.

"Also gut! Ihr wisst was zu tun ist!" gibt er ihnen den Startbefehl und geht ihnen voran einen Schmalen Waldweg entlang, der sich schon bald im Unterholz verliert.

Querfeldein stolpern wir durch den Wald und schon nach einer halben Stunde wünschte ich mir festeres Schuhwerk angezogen zu haben.

"Mr. Petersen?" wende ich mich nach einer weiteren halben Stunde an den Cop "Was genau hat ihnen der Bote eigentlich gesagt?"

"Das er sich immer hier mit jemandem getroffen hat. Den Namen kannte er nicht. Ter Typ hat ihn einfach angesprochen und ihm leichtes Geld zugesagt. So kam Eines zum Anderen." zuckt er die Schultern. "Als wir ihm gedroht haben ihn wegen Mittäterschaft zum Mord dran zu kriegen, wenn es soweit kommen sollte, hat er ausgepackt. Meinte, mit Mord würde er nichts zu tun haben wollen."

"Dann denken sie, dass Emely noch lebt?" frage ich hoffnungsvoll und steige über einen dicken Ast hinweg, der vor mir am Boden liegt.

"Ich denke schon." sieht er mich nachdenklich an "Wollen nur hoffen, dass ihr Vater es dabei belässt."

"M...mein Vater?" frage ich stockend und mache große Augen.

"Ja. Inzwischen müssen wir davon ausgehen, dass er es ist." er kramt in seiner Tasche herum und reicht mir ein zusammengefaltetes Stück Papier.

Der Mann darauf ist unschwer zu erkennen, auch wenn er einen dichten Vollbart trägt. Seine Haare sind länger, als ich sie in Erinnerung habe, doch sein Gesicht würde ich überall wiedererkennen.

"Woher...?" krampfe ich meine Hand um den Zettel.

"Ihr sogenannter Postbote." zuckt er mit den Achseln "Dann erkennen sie ihn also?" deutet er auf den Fetzen in meiner Hand.

"Ja." knurre ich wütend und wünschte ich hätte ihn damals wirklich umgebracht. Wünschte ich hätte mich nicht von Emely davon abhalten lassen. Ich wünschte mir so viel, vor allem, dass sie lebt.

In Gedanken versunken stapfe ich vor mich hin, die Hand noch immer um den Zettel gekrallt, als Mr. Petersen plötzlich nach meinem Arm greift und mich zum Halten zwingt.

Bestimmt legt er den Finger an die Lippen und bedeutet mir zu schweigen.

Mit der Hand deutet er auf jemanden, der ganz vorn die Hand gehoben hat und irgendwelche Stummen Zeichen gibt.

Da sich alle hinknien, tue ich es ihnen nach.

"Was..?" wage ich zu flüstern, doch gebietet mir Mr. Petersen mit einem strengen Blick zu schweigen.

Minutenlang verharren wir so. Ich kann nicht sehen, was sie sehen, nichts hören. Es ist still. Nur der Wind rauscht leicht in den Bäumen und hin und wieder raschelt es irgendwo in der Nähe oder gibt ein Vogel ein trällern von sich.

Dann dringen plötzlich stimmen an mein Ohr. Erst leise, dann drohend ganz in der Nähe. Alles geht plötzlich ganz schnell.

"Lass mich LOS!"

"DU bleibst hier!"

"Halt stehen bleiben! Polizei!"

"WAFFE!!" der Schrei von einem der Einsatzleute lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. Auch Emely's Stimme lässt es gefrieren. Sie klang so verzweifelt. Aber sie LEBT!

"LASSEN SIE DIE FRAU LOS!" wieder die Stimme aus unseren Reihen.

Kurze Stille...

Und dann...Ein Schuss...ohrenbetäubend laut hallt er durch den Wald und lässt mich aufspringen.

Woher kam der Schuss?! Keiner der Beamten hat geschossen, doch kommt plötzlich Bewegung in den Haufen.

Alle rennen. Auch ich renne. Die Hand, die mich versucht aufzuhalten, schüttele ich ab. Die Stimme ignoriere ich.

"Mr. Black bleiben sie hier!"

Meine Füße tragen mich ganz von allein, bis dahin, wo der Einsatzleiter stand. Und dann sehe ich, was er gesehen hat. Eine kleine Öffnung in einem Hügel. Nur wenige Meter davor zwei Menschen. Auf dem Boden. Keiner der Beiden bewegt sich, doch sehe ich nur zu deutlich, das Blut, das den Schnee um sie herum mit leichten Tropfen rot färbt.

Mit einem Schrei des Entsetzens renne ich los. Dränge mich durch die Bewaffneten, die meinen Vater von ihr herunter zerren und sacke kraftlos neben ihrem blutbedeckten Körper im Schnee zusammen.

Doch obwohl ich schon hier knie, klingt mein Schrei noch immer durch den Wald.

Ein panisches, verzweifeltes, entsetztes und hoffnungsloses...

"EMELY!"

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2883 Worte
31.12.16 + 01.01.17

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