Teil 45
Alexander
Geschafft lasse ich mich auf den Sitz des Taxis fallen. Das Training mit Jason war heute echt scheiß hart!
Ständig erhöhte er die Gewichte an den Geräten und machte mich systematisch fertig. Manchmal wunderte ich mich selbst darüber, dass er noch am Leben war, denn am liebsten hätte ich ihn schon das eine oder andere Mal umgebracht.
Doch schien ihn das nicht im Geringsten zu stören. So auch heute nicht, weshalb er mich länger als sonst über die Geräte jagte.
Inzwischen war es schon halb sieben und ich war mir sicher, das Emely und Resa bereits mit dem Essen auf mich warteten und so schreibe ich ihnen schnell, dass ich auf dem Heimweg bin.
Gott! Wie ich es hasse, mich immer von diesen dämlichen Taxis durch die Gegend kutschieren lassen zu müssen, doch würde das in rund vier Wochen endlich vorbei sein, wenn ich meinen Lappen wieder bekam!
"Können sie nicht mal einen Zahn zu legen!" maule ich den Fahrer an, der mich seit einiger Zeit regelmäßig fuhr. Er scheint mit meinen Launen wenigstens einigermaßen zu Recht zu kommen, weshalb ich mit ihm eine Vereinbarung getroffen hatte.
So holt er mich jetzt jeden Nachmittag von der Arbeit ab und fährt mich nach Hause, oder wie heute ins Center, wo ich mit Jason verabredet war.
"Tut mir leid, Mr. Black." sagt der Typ gleichgültig. "Ich halte mich nur an die Vorschriften."
"Phhh! Vorschriften!" grolle ich schmollend und verschränke die Arme vor der Brust; verdrehe die Augen und schaue in die Dunkelheit hinaus. Scheiß Feierabendverkehr!
Unruhig trommele ich mit den Fingern auf meinem Arm herum und schnaube ein ums andere Mal wie ein gereizter Stier, doch bleibe ich stumm.
Knalle jedoch, kaum dass das Taxi hält einen Fünfziger auf den Sitz und springe aus dem Wagen. Mit großen Schritten durchquere ich die Eingangshalle des vornehmen Gebäudes, nicke dem Pförtner zu und springe schnell in den Aufzug, dessen Türen sich gerade schließen.
"Nabend." grummele ich schlecht gelaunt vor mich hin und werfe dem Mann, der mit mir in der Kabine steht einen drohenden Blick zu, den dieser ungerührt erwidert.
Er ist klein und hat dunkle Haare, doch ich kenne ihn nicht. Neugierig scheint er mich zu mustern, was mich wahnsinnig macht, weshalb ich ihn ungehalten anblaffe.
"Was glotzen sie denn so?"
"Nichts...Es ist nur...sie kommen mir irgendwie bekannt vor." fixiert er mich weiterhin; steckt die Hände in die Taschen seiner Jeans und zuckt die Achseln.
"Und?!" grolle ich und baue mich zu voller Größe auf; überrage ihn um mehr als zwanzig Zentimeter, was ihn dann doch endlich dazu bringt, den Blick abzuwenden und zu schweigen.
"Schon gut." nuschelt er leise und zieht sich in die hinterste Ecke des Fahrstuhls zurück.
"Müssen sie nicht irgendwann mal aussteigen?" breche ich verwirrt nach einundzwanzig Stockwerken die Stille. Denn bald würden wir bei uns ankommen und das er dorthin will, dass glaube ich nicht. Ich bekam keinen Besuch. Nicht hier. Oder ob Emely oder meine Mutter ihn kannten?
"Was? Oh ja. Hab wohl vergessen zu drücken." weicht er meinem Blick aus und drückt dann auf die Fünfzehn, an der wir längst vorbei waren.
Skeptisch mustere ich ihn eingehend, doch kommt er mir nicht im Geringsten bekannt vor. Ich bin mir sicher; ich habe ihn noch nie gesehen und doch kommt er mir seltsam vor.
"Wohnen sie hier?" horche ich ihn aus, doch schüttelt er verneinend den Kopf.
"Ich will jemanden Besuchen."
"Und wen?" nicht das ich wissen würde, wer außer uns noch in diesem Haus wohnte, doch kommt mir an dem Kerl irgendwas seltsam vor. Vielleicht ist es sein schleicherisches Verhalten, oder auch die Art, wie er sich unauffällig im Hintergrund hält und versucht so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf sich zu ziehen, oder doch die Angewohnheit meinem Blick auszuweichen und sich hinter seiner dicken Mütze zu verstecken. Zwar war die nicht sonderlich auffällig, bei der Schweinekälte draußen, doch hat er etwas Verschlagenes an sich, was mir nicht gefällt.
"Familie....Schmidt." beantwortet er stockend meine Frage, als müsse er sich etwas ausdenken, was ihn mir auch nicht gerade sympathischer macht und so knurre ich lediglich zustimmend und fahre mit ihm bis zum fünfundzwanzigsten hoch, dann wieder zum vierundzwanzigsten runter, wo ich aussteige und darauf warte, dass er weiter nach unten fährt, was er auch mit einem kleinen Lächeln tut. Ich hingegen gehe mit einem seltsamen Gefühl im Bauch in die Wohnung meiner Mutter.
"Mum?! Emely?! Ich bin da!" rufe ich angespannt und atme erleichtert auf, als die Stimme meiner Mutter aus der Küche erklingt.
"Ich bin hier!" folge ich ihrer Stimme und drücke ihr einen Kuss auf die Stirn, als ich sie erreiche.
"Ist Emely oben?" erkundige ich mich als ich sie nirgends entdecke und nehme mir ein Glas aus dem Schrank; trinke etwas Wasser und schaue in die Töpfe, aus denen es verführerisch duftet.
"Ich weiß nicht, Schatz." lächelt meine Mutter verschmitzt und drückt mir einen Topflappen in die Hand, als ich mich an einem der Deckel verbrenne. "Ich hab sie seit heute Mittag nicht mehr gesehen. Sie wollte noch mal los."
"Ach so?" frage ich verwundert und inhaliere den Rotkohldampf, der dem Topf entsteigt. "Hmm. Lecker. Weißt du wo sie hin wollte?" lasse ich den Deckel wieder auf den Topf fallen und wende mich ihr zu, beobachte, wie sie Teller aus dem Schrank holt und nehme sie ihr ab.
"Nein Schatz. Das hat sie nicht gesagt." ich folge ihr zum Tisch, wo ich die Teller abstelle "Doch sicher ist sie schon wieder da. Schau doch mal bei euch. Vielleicht ist sie nur wieder auf dem Sofa eingeschlafen, oder hat die Zeit vergessen." schmunzelnd schüttelt sie den Kopf. "Du solltest wirklich mehr darauf achten, dass sie nicht so viel von zu Hause aus Arbeitet." tadelt Theresa mich, was ich mit großen, empörten Augen kommentiere.
"Was kann ich denn dafür?! Ich sag ihr doch ständig, sie soll nicht so viel arbeiten." beschwere ich mich, doch grinst mich meine Mutter nur verschmitzt an, bevor sie sagt..."Dann sei doch mehr zu Hause und pass auf sie auf." zwinkert sie mir zu, so dass ich die Augen verdrehe.
"Als würde sie das davon abhalten." schnaube ich brummig und wende mich der Haustür zu, um nach oben zu gehen.
Zu Fuß steige ich den einen Stock nach oben, da der Fahrstuhl gerade irgendwo im ersten Stock hängt und betrete unsere Wohnung.
Es ist dunkel. Nicht mal der Fernseher erhellt das Wohnzimmer, als ich es betrete.
"Emely?" frage ich recht leise. Wenn sie schläft will ich sie nicht wecken. "Bist du da?" schaue ich auf das Sofa.
Doch hier ist sie nicht. Auch nicht im Bad, der Küche oder dem Schlafzimmer.
Und langsam werde ich unruhig. Wo kann sie nur sein?! Bei der Kälte kann sie doch nicht auf dem Balkon sein oder?
Ist sie nicht, wie ich wenig später sehe und auch im Büro ist sie nicht, weshalb ich nach ihren Sachen schaue.
Die nicht da sind. Ihre Schlüssel fehlen und auch ihr Mantel und die Schuhe sind nicht da.
Nur wo kann sie denn so spät noch sein?
Kurzerhand schreibe ich ihr eine Nachricht, doch erst als ich schon wieder auf dem Weg nach unten bin, bekomme ich eine Antwort.
Bin noch unterwegs.
schreibt sie schlicht, doch dass sie schreibt erleichtert mich.
Wann kommst du denn zurück?
Will ich wissen, doch diesmal dauert ihre Antwort eine Weile und so sitze ich schon bei Theresa im Wohnzimmer, als mein Handy piepst.
Könnte spät werden.
Wo bist du denn?
Ist eine Überraschung.
Antwortet sie diesmal postwendend, doch wecken ihre Worte meine Neugier. Und so versuche ich aus ihr eine Antwort herauszukitzeln. Leider Vergeblich. Denn seit ihrer letzten Nachricht bleibt mein Telefon stumm.
Verstimmt schaufel ich das Essen in mich hinein, mit dem meine Mutter sich so viel Mühe gegeben hat und werfe meinem Telefon immer wieder finstere Blicke zu.
"Und du weißt wirklich nichts?" versuche ich meiner Mutter auf den Zahn zu fühlen, doch sie zuckt nur die Schultern und schüttelt verneinend den Kopf.
"Tut mir leid. Sie hat mir wirklich nichts gesagt. Aber sie wird sicher bald kommen." versucht sie mich zu beruhigen, während sie beginnt den Tisch abzudecken.
"Ich stell die Reste in den Kühlschrank." ruft sie mir aus der Küche zu "Wenn Emely nachher noch was möchte, kann sie sich ja was nehmen."
"Mhm..."mache ich gereizt und stehe auf, gehe zum Barfach und schenke mir einen Whiskey ein.
"Möchtest du auch was zu trinken?" frage ich meine Mutter, die gerade aus der Küche zurück kommt und sich mit zwei Tassen Tee auf das Sofa setzt.
"Nein, danke. Aber ich hab dir Tee mitgebracht." deutet sie auf die Tasse, der ich einen skeptischen Blick zuwerfe, mich dann mit meinem Glas zu meiner Mutter auf die Couch setzte.
"Danke, aber ich brauch jetzt was Stärkeres." deute ich auf die golden schimmernde Flüssigkeit in meiner Hand.
"Mach dir nicht so viele Gedanken, Liebling. Emely wird schon kommen. Sicher kauft sie nur Weihnachtsgeschenke. Es sind doch nur noch ein paar Wochen." versucht mich meine Mutter zu beschwichtigen, doch mit jeder Minute die vergeht werde ich unruhiger.
"Sie ist noch nie so spät nach Hause gekommen." springe ich schließlich nervös vom Sofa auf und starre auf die Uhr. Es ist schon nach neun. "Wo kann sie nur so lange sein?! Die meisten Geschäfte haben doch inzwischen geschlossen!"
"Ich weiß nicht. Ruf sie doch mal an." schlägt sie vor. Erleichtert darüber, dass sie diesen Vorschlag gemacht hat und ich scheinbar doch nicht paranoid bin, greife ich augenblicklich nach meinem Telefon und wähle ihre Nummer.
Vergeblich!
"Sie nimmt nicht ab." stoße ich nervös die Luft aus und versuche es gleich noch einmal. Wieder erfolglos. Warum ignoriert sie mich? Das hat sie doch noch nie?!
Nicht einmal früher! Da ist sie selbst mitten in der Nacht an ihr Telefon gegangen!
Emely! Melde dich bitte! Ich mach mir langsam Sorgen!
Schreibe ich ihr erneut eine Nachricht, die sie aber nicht beantwortet.
"Und?" will Theresa nach einigen Minuten wissen und mustert mich eingehend.
"Nichts!" seufze ich angespannt. "Sie antwortet nicht. Und geht auch nicht an ihr Handy. Da stimmt was nicht, Mum. Ich habe ein ganz komisches Gefühl im Bauch." lege ich eine Hand auf meinen Magen, der tatsächlich unbehaglich vor sich hin grummelt.
"Vielleicht hast du ja doch recht." wirft Theresa einen beunruhigten Blick zur Uhr. "Oder könnte sie bei irgendeiner Freundin sein?"
"Nein. Sie hat hier niemanden." balle ich nervös die Fäuste und raufe mir die Haare. "Nur ihre Freunde in Hannover. Ich hab sie zu viel beansprucht. Sie hatte nie Zeit." gestehe ich unbehaglich, muss bei dem Gedanken, wie ich sie immer in meiner Nähe gehalten habe, aber doch leicht lächeln.
Wärme schleicht sich in mein Herz und lässt es höher schlagen, doch schon im nächsten Moment gefriert es, als mir wieder bewusst wird, dass sie nicht bei mir ist und ich nicht weiß WO ZUM HENKER SIE EIGENTLICH IST!
"EMELY! VERDAMMT NOCH MAL!" fluche ich plötzlich laut los, was meine Mutter zusammenzucken lässt, doch legt sie mir im nächsten Moment beschwichtigend die Hand auf den Arm.
"Schatz. Bleib ruhig. Wir müssen in Ruhe..."
"NEIN! Verdammt! MUM! Kapier doch endlich! Es muss etwas passiert sein, sonst wäre sie schon längst da!" sage ich aufgebracht und kralle beide Hände in die Haare an meinen Hinterkopf und stoße energisch die Luft aus.
"Ich ruf jetzt in Hannover an!" fluche ich. Ich will keine schlafenden Hunde wecken, doch ich ertrage diese Untätigkeit einfach nicht mehr!
Doch weder ihr Vater noch Kara oder Mila haben was von ihr gehört. Nicht einmal ihre Schwester, mit der sie sich inzwischen etwas besser versteht.
Und so muss ich allen versprechen mich zu melden, sobald Emely wieder aufgetaucht ist und sie haben mir versichert, sie mit anrufen zu bombardieren und mich zu benachrichtigen, wenn sie sich bei ihnen Melden sollte.
Aufgebracht renne ich durch die Wohnung, greife immer wieder zum Handy, welches beharrlich schweigt und rufe schließlich bei der Polizei an.
Doch dieser verschissene Beamte will mir einfach nicht zuhören.
"Nein!" schreie ich beinahe ins Telefon. "Wir haben uns nicht gestritten! Und sie hatte auch nicht vor mich zu verlassen! HERRGOTT NOCH MAL! Wir wollen heiraten! Ich habe ihr gerade erst einen Antrag gemacht. Wir lieben uns!....Aber wenn ich es ihnen doch sage! Sie hören mir überhaupt nicht zu! Ich habe den BERECHTIGTEN Verdacht, dass ihr etwas zugestoßen ist! Mein Vater ist ein Psychopath und hat sie bereits einmal fast umgebracht! Er will sich an uns Rächen. Wenn ihr was passiert, dann sind SIE schuld, weil sie mir nicht glauben!" feuere ich meine Worte auf den Mann in der Leitung ab, der mich mit ruhiger Stimme zu beruhigen versucht, doch macht der scheiß Kerl mich nur noch rasender.
"Es tut mir leid, Mr. Black. Wir können nichts machen, solange ihre Verlobte nicht 24 Stunden als vermisst gilt." höre ich ihn seufzen und so knalle ich ihm ein "Wenn sie bis dahin tot ist dann..." an den Kopf und Pfeffere mein Handy wütend gegen die Wand, breche verzweifelt auf dem Sofa zusammen und vergrabe den Kopf in Händen.
Wortlos setzt Theresa sich neben mich, legt eine Hand auf meinen Kopf und streichelt mich zögerlich.
Sie weiß auch nicht mehr, was sie sagen soll. Mitternacht ist längst vergangen, alle hoffnungsvollen Aufmunterungsversuche längst zu einem sinnlosen Gerede geworden.
Selbst sie kann die Tatsache inzwischen nicht mehr leugnen, dass hier etwas nicht stimmt, doch plötzlich fällt mir noch jemand ein, den ich noch nicht angerufen habe.
Hektisch springe ich auf und suche mein Handy, das in seine Einzelteile zerlegt auf dem Boden liegt.
Fahrig durchwühle ich die Trümmer nach der Simkarte und stecke sie in Theresas Telefon.
Angespannt lausche ich auf das Tuten, bis endlich eine verschlafene Stimme zu hören ist.
"Netti?!" breche ich vor Verzweiflung in Tränen aus. Es ist mir völlig egal, was sie von mir denkt, ich muss einfach wissen, ob sie was weiß. "Hast du was von Emely gehört?"
Vielleicht hat der Polizist ja recht und Emely ist aus irgendeinem unerfindlichen Grund nach München gefahren.
"Alexander bist du das?" erklingt ihre Stimme schon deutlich wacher, doch immer noch äußerst verwirrt.
"Ja." bricht meine Stimme, so dass ich mich räuspere. "Emely ist weg. Ist sie bei dir?"
"Nein. Ich hab seit einer Woche nichts von ihr gehört. Was ist denn passiert?"
"Nichts. Sie ist nur einfach weg!" schluchze ich auf und spüre wie sich fest eine Faust um mein Herz schließt und es schmerzhaft zusammen quetscht. "Kannst... kannst du mal bei...bei diesem Arbeiter anrufen?" beginnt es plötzlich heftiger zu schlagen. Ich weiß zwar nicht, warum sie sich bei ihm gemeldet haben sollte, aber ich hatte immer das Gefühl, die beiden hätten sich ganz gut verstanden.
"Du meinst bei Leo?" vergewissert sie bei mir, woraufhin ich ein zustimmendes Knurren ausstoße. "Ist gut. Ich melde mich gleich wieder." und schon hat sie aufgelegt. Keine Fünf Minuten später klingelt mein Telefon, doch er hat nichts von ihr gehört. Teilt Anette mir mit.
Recht schnell verabschiede ich mich von ihr, nachdem auch sie mir versichert hat, sie würde sich melden, falls Emely sie anrufen sollte.
Die ganze Nacht renne ich in der Wohnung auf und ab, bis ich es schließlich nicht mehr aushalte und zu uns nach oben gehe.
Theresas wohlwollenden Rat, ich sollte doch ein wenig versuchen zu schlafen ignoriere ich schlicht und kippe einen Whiskey nach dem anderen in mich hinein.
Sitze mal vor dem Rechner und checke meine Mails, mal starre ich mein Handy an und erwarte jeden Moment eine Nachricht, dann wieder starre ich aus dem Fenster und versinke in tiefste Verzweiflung, während draußen die Sonne aufgeht.
Ich weiß einfach nicht, was ich noch machen soll!
Wenn sie entführt wurde...und inzwischen bin ich mir sicher, dass nichts anderes passiert sein kann... dann wird sich der Entführer doch sicher bei mir melden, oder nicht?!
Was kann er nur wollen? Ob Benno wohl auf mein Geld aus ist?!
Er kann es haben! Jeden einzelnen Cent, solange Emely nur nichts passiert. Oder will er mich einfach fertig machen?
Das wird ihm gelingen, wenn ihr was passiert. Doch dann werde ich ihn jagen! Jeden verdammten Privatdetektiv, den man für Geld bekommen kann werde ich auf ihn ansetzten, solange, bis ich ihn habe und dann werde ich ihn eigenhändig erwürgen!
Hin und hergerissen zwischen Wut und Verzweiflung verwüste ich ein ums andere Mal die Wohnung oder breche weinend auf dem Bett zusammen.
Sauge den Duft ihres Kissens in meine Lungen und habe nur einen einzigen Wunsch!
Lass sie lebend zu mir zurückkommen!
Flehe ich jeden erdenklichen Gott, Heiligen oder noch so kleinen Troll an, der für derartige Dinge zuständig ist, doch bis auf das die Uhr voranschreitet passiert nichts.
Kurz nach acht am Morgen rufe ich erneut bei der Polizei an und melde ihren Wagen als gestohlen, denn in der Tiefgarage steht er nicht. Davon habe ich mich inzwischen überzeugt.
Als nächstes rufe ich den Typen an, der sie schon einmal für mich gefunden hat.
Den Privatdetektiven Black, doch drohe ich ihm beinahe mit Mord, sollte er erneut über zwei Monate dafür brachen.
Doch auch nach weiteren vier Stunden stehe ich noch immer an derselben Stelle. Zumindest Bildlich.
Denn meine Unruhe hält mich keine zwei Sekunden auf einem Fleck und so reiße ich mal wieder die Tür auf um einen Stock tiefer zu stürmen, als mir ein kleiner Zettel auffällt, der vor mir auf dem Boden liegt.
Wie erstarrt starre ich ihn an und hebe ihn mit zitternden Fingern auf.
Mein Herz rast, mein Atem stockt und das Blut in meinen Ohren rauscht beängstigend laut und ich spüre beinahe, wie mein Herz ins stocken gerät, als ich die wenigen Buchstaben lese, die darauf geschrieben stehen.
Ich werde viel Spaß mit ihr haben.
Kraftlos sinke ich in mir zusammen. Reißt es mir schlicht die Beine weg.
Er hat sie! Wer auch immer, aber er hat sie! Und eigentlich kommt nur einer in Frage!
BENNO!
"DU WIEDERLICHE DRECKSAU!" schreie ich heiser los, während mir unaufhörlich Tränen über das Gesicht laufen. "DU MIESES... VERFICKTES... DRECKIGES... SCHWEIN!" springe ich auf und renne die Treppe nach unten zu meiner Mutter.
Knalle den Zettel vor ihre Nase auf den Küchentisch.
"DU!" brülle ich sie an "DU BIST SCHULD!" werfe ich ihr verzweifelt vor, während sie mich verwirrt anblinzelt. Ihre Augen sehen müde aus. SIE sieht erschöpft aus. Nicht so, als hätte sie viel geschlafen. "Warum hast du dieses Schwein geheiratet?" schluchze ich auf und sinke vor ihr auf die Knie nieder.
Schweigend greift sie nach dem Zettel und liest ihn. Schlägt eine Hand vor den Mund und bricht in Tränen aus.
"Warum Mum?" stoße ich flehentlich aus. "Warum tut er das?! Was habe ich ihm getan? Hat er mich nicht schon genug gestraft?" hocke ich auf dem Boden und kann einfach nicht aufhören zu weinen. Lasse meinen Kopf schluchzend gegen ihr Knie sinken und lasse meinen Tränen freien Lauf. Schluchzend sitze ich da. Auch Theresa schluchzt und bringt kein klares Wort heraus, bis sie schließlich "Es tut mir leid." flüstert.
"Du kannst ja nichts dafür." bereue ich meine unüberlegten Worte von vorher. "Nicht du hast Emely entführt, sondern er. Er ist das Arschloch. Der Psychopath. Nicht du. Du kannst nichts dafür." raffe ich mich auf und nehme sie in den Arm. Tröste sie. Und mich selbst. Auch wenn mein Herz bereits in tausend Teile zerbrochen ist.
Ich darf gar nicht daran denken, was er ihr antut. Ich kann nur hoffen, dass sie noch lebt, dass er sie am leben lässt, um mich zu quälen.
Doch fürchte ich, dass es ihm nicht reichen wird, mich zu strafen, denn seine verquere Denkweise macht auch sie dafür verantwortlich, das Theresa ihn verlassen hat.
Doch ein Gutes hat dieser Vermaledeite Zettel wenigstens!
Jetzt kann die Polizei sich nicht mehr damit herausreden, dass sie von allein zurückkommen könnte!
Nein! Denn jetzt habe ich einen Beweis dafür, dass sie nicht freiwillig gegangen ist.
Auch wenn mich dieser zermürbende Gedanke quält, wo der Zettel überhaupt hergekommen ist.
Er fliegt ja nicht von allein einfach so vor meine Tür! Also muss Benno hier gewesen sein um ihn dort abzulegen.
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3325 Worte
28.12.16
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