Teil 41

Sie ist von Alexander, doch als ich sie öffne und lese, legt sich ein leichtes Unbehagen auf mein Herz.

Darf ich dich heute zum Essen einladen?

seine Kurze Frage, die er, kaum dass er in seinem Büro verschwunden ist geschrieben haben muss.

Doch soweit, mich ihm schon wieder zu nähern, bin noch ich nicht. Außerdem muss ich erst mit seiner Mutter reden. Hören, was sie zu allem sagt und sie warnen, falls sie nichts ahnt.

Außerdem bin ich noch immer ein kleines Bisschen böse auf ihn, weil er mich einfach zu Dr. Peers geschleppt hat und so schreibe ich ihm ein entschuldigendes.

Nein, tut mir leid.

zurück und warte auf seine Antwort. Die nicht kommt. Stattdessen geht keine Minute später meine Tür auf und er kommt herein.

Sein Blick ist dunkel, drohend, verletzt und ratlos.

Schnell zerre ich meine Sehnsucht nach ihm in den hintersten Teil meines Herzens und schließe sie tief verborgen im kleinsten Kämmerlein das ich finden kann ein und setze eine Abwartende Mine auf. Mein Herz klopft schnell und meine Eingeweide ziehen sich krampfhaft zusammen, während ich die Hitze in meinen Wangen spüre.

Es ist mir unmöglich den Blick von ihm zu wenden, dennoch versuche ich es; erfolglos.

"Warum?" will er wissen und kommt auf mich zu, setzt sich auf die Kante von meinem Schreibtisch und sieht mich musternd an.

"Ich dachte, wo du doch mit Dr. Peers geredet hast..." beginnt er brummig und presst die Lippen zusammen, als ich ihn unterbreche.

"Du dachtest, dass würde irgendwas ändern?" fahre ich ihm über den Mund, woraufhin er nickt.

"So einfach ist das nicht." seufze ich tief auf und senke den Blick auf meine Hände. Versuche dass verlangende Zittern, ihn zu berühren zu verbergen und sehe ihn dann wieder an.

"Doch. Es ist so einfach." wiederspricht er mir "Du liebst mich. ICH liebe DICH. Mehr brauchen wir nicht zu wissen. Alles andere schaffen wir schon. Du musst mir nur endlich sagen, wo das Problem ist." legt er seine Hand auf meine, was mich zum Schweigen bringt und meine Hände warm. Seine Wärme fließt auf mich über, durch seine Finger direkt in meine und von dort weiter in meine Brust, wo sie mein Herz zum flattern bringt.

Ist es wirklich so einfach? Frage ich mich. Versuche die Hoffnung, die sich so ungebeten in mir ausbreitet zum Schweigen zu bringen.

Können wir es schaffen, nur weil wir uns lieben?

Ich denke zwar eher nicht, aber es ist schön zu wissen, dass er das denkt. Dass er noch immer glaubt, dass ich gut für ihn bin, wobei ich vom Gegenteil überzeugt bin. Dabei denke ich noch immer, dass er ohne mich sicherer wäre.

Dennoch hebe ich meinen Blick von unseren Händen in sein Gesicht, und versinke kurzfristig in den lodernden Tiefen seiner Augen, die mich verlangend ansehen und bitte ihn dann um ein wenig Geduld.

"Ich muss in Ruhe über alles Nachdenken." sage ich leise und streiche leicht über seine Hand, bevor ich ihm die meine entziehe. "Nur noch ein paar Tage, okay?"

Er sieht nicht begeistert aus, doch presst er nur resigniert die Lippen zusammen und nickt.

"Ein paar Tage, Emely." sagt er mit dunkler Stimme "Und keinen Tag länger." beinahe drohend verdunkeln sich seine Augen und bringen mein Herz aus dem Rhythmus, als er nach meinem Kinn greift und es mit Daumen und Zeigefinger fixiert.

Sich zu mir vorbeugt und einen Kuss auf meine Lippen presst, der mich schmelzen lässt. Seufzend lasse ich mich in die Berührung fallen und kann mich nicht daran hindern, diesen 'übergriff' zu stoppen, viel zu sehr fehlen mir seine Berührungen. Und so erwidere ich ihn zögerlich.

"Dann nehmen sie hiermit jetzt zur Kenntnis, dass wir in zwei Tagen einen Geschäftstermin zum Essen haben." sagt er leicht irritiert, aber bestimmt und unterbricht mich, bevor ich protestieren kann.

"Ein PAAR sind zwei! Also keine Wiederrede." erhebt er sich von meinem Schreibtisch und verlässt mit energischen Schritten mein Büro; Lässt mich leicht verdattert zurück.

Aber eigentlich brauche ich auch nicht mehr als zwei Tage. Ich muss nur gleich nach der Arbeit zu Theresa gehen und in Ruhe mit ihr reden. Und dann sollte ich vielleicht auch mit meinem Dad reden, damit er ihr nicht den Kopf abreißt. Noch weiß ich nicht, wo sein Problem ist, doch irgendwas scheint ihn mächtig zu stören.

Und so verlasse ich Alexander nach Feierabend im vierundzwanzigsten Stock, um unseren Eltern einen Besuch abzustatten, wohingegen er sich mal wieder Arbeit mit nach Haus genommen hat. Wie so oft in letzter Zeit, seit ich mich von ihm zurückgezogen habe.

Doch als ich gerade an die Tür meines alten Appartements klopfen will, dringt lautes Geschrei von drinnen an mein Ohr.

"Himmel Herrgott noch mal!" kann ich die Stimme meines Vaters vernehmen. "Theresa! Jetzt hör doch mal auf den ganzen Tag in der Gegend herumzuwuseln und mach mal eine Pause!"

"Aber..." hebt sie leicht die Stimme und verstummt dann, weshalb ich mich lieber schnell bemerkbar mache.

"Dad? Theresa?" klopfe ich laut an die Tür und runzele besorgt die Stirn, als wieder die Stimme meines Vaters ertönt. "Rühr dich nicht vom Fleck! Das mach ich!"

Was geht denn hier ab? So kenne ich meinen Dad gar nicht. "Dad? Ist alles in Ordnung?" hebe ich leicht die Stimme, als auch schon die Tür auf geht.

"Ja!" seufzt mein Vater genervt und streicht sich wuschelnd durch die Haare. Doch irgendwie funkeln seine Augen lebendig und eine leichte Röte liegt auf seinen Wangen, die mich skeptisch die Augenbrauen zusammen ziehen lässt.

"Aber warum schimpfst du dann?" trete ich an ihm vorbei in die Wohnung schaue mich nach Theresa um, die aber nirgends zu sehen ist.

"Diese Frau macht mich wahnsinnig." schüttelt er den Kopf, wobei ein kleines Lächeln über sein Gesicht huscht. "Ständig rennt sie herum! Räumt hier auf und da. Putzt ununterbrochen die Wohnung oder kocht was zu essen. Ich platze bald, wenn das so weiter geht." knurrt er vor sich hin, was mich erleichtert aufatmen lässt.

"Und ich dachte schon es wäre was ernstes." kichere ich belustigt, während ich ins Wohnzimmer trete, wo ich Theresa in der angrenzenden Küche finde.

"Hallo Theresa." begrüße ich sie mit einer kleinen Umarmung, wobei mir ihr verschmitztes Grinsen nicht entgeht, dass sie in Richtung meines Vaters wirft und mich belustigt den Kopf schütteln lässt.

Nach dem ich sie so schüchtern und zurückhaltend bei Benno erlebt habe, hatte ich schon etwas Angst, dass sie sich allem und jedem fügen würde, doch scheinbar steckt mehr Kraft in ihr, als ich erwartet habe und so senke ich leicht die Stimme, als ich ihr...

"Ärger ihn nicht zu doll." zu flüstere, bevor ich mir ein Stück von dem Kuchen stibitze, den sie Gebacken hat.

"Tue ich ja gar nicht. Ich finde es nur schön, endlich machen zu können, was ich will. Seit dem ich hier bin ist mir noch kein Kuchen angebrannt, nicht mal das Tablett mit den Tassen ist mir runter gefallen." strahlt sie mich begeistert an und belädt eben so eines mit Tassen und Tellern, Besteck und besagtem Kuchen.

"Soll ich dir was helfen?" biete ich an, während mein Vater mit brummigen Gesichtsausdruck auf den Balkon stapft und sich dort in einen der neuen Rattansessel setzt, die wir gekauft haben, damit wir gemeinsam draußen sitzen können.

"Nein. Schon gut. Setzt dich einfach und lass mich machen. Kommt Alexander auch gleich?" schmunzelt sie und schiebt mich schon aus der Küche.

Doch ihre Frage beantworte ich mit einem bedauernden "Nein. Er arbeitet noch." bin aber auch etwas erleichtert, weil ich so vielleicht die Chance finde in Ruhe mit ihr zu reden.

Aber jetzt wende ich mich erst mal meinem Vater zu, der mir kaum dass ich auf den Balkon trete ein brummiges... "Siehst du." entgegen knurrt "Sie lässt einen nicht mal helfen!" wirft er die Hände in die Luft, was mich zum Kichern bringt.

"Kann es sein, dass du sie magst?" grinse ich ihn verschmitzt an und lege ihm die Hände um den Hals, gebe ihm einen Kuss auf die Wange, bevor ich mich setze.

"Wen THERESA?!" ruft er entsetzt aus und verdreht die Augen. "Schatzt... ganz ehrlich. Nichts gegen Alexanders Mutter, aber wenn sie nicht bald etwas ruhiger wird, dann gehe ich zu Olivia zurück!"

Belustigt lache ich auf und das nicht mal leise. Sein Blick spricht Bände, doch seine Augen, die zu funkeln scheinen, als Theresa aus der Wohnung kommt sagen so viel mehr als seine Worte.

Ich glaube, er kann sie wirklich gut leiden. Sonst würde er sie wohl nicht so anfauchen und auch Theresa scheint ihn zu mögen, denn als sie ihm eine Tasse und einen Teller reicht, legt sie sacht eine Hand auf seine Schulter.

"Möchtest du noch ein Stück Kuchen Dad?" wird der einzige Mann am Tisch schon zum fünften Mal gefragt und verdreht genervt die Augen.

"Oder einen Kaffee?" greift Theresa zur Kanne.

"NEIN DANKE!" sagt er auch schon zum mindestens fünften Mal und lässt mich schmunzeln. Kichernd füge ich hinzu "Oder einen Keks?"

"Emely!" knurrt meine Vater genervt. "Es ist schon schlimm genug, dass Theresa mich mästen will, jetzt fang du nicht auch noch damit an. Meine Hosen werden schon zu eng. Iss du lieber mal etwas mehr. Du bist viel zu dürr geworden!" nörgelig steht er auf und wirft uns einen genervten Blick zu, dann geht er mit den Worten "Ich geh Spazieren!" in die Wohnung zurück.

Grinsend sehen Theresa und ich uns an und brechen dann in ein heiteres Lachen aus, als wir, mit einem energischen 'RUMS' die Tür ins Schloss fallen hören. Dabei bekomme ich ein leicht schlechtes Gewissen, weil mein Vater durchaus recht hat, mit dem was er gesagt hat. In den letzten drei Wochen habe ich wirklich eine ganze Menge abgenommen und dabei musste ich nicht einmal etwas dafür tun. Ich war einfach...krank...wenn man es denn so nennen konnte...krank vor Kummer und Sorgen. Doch da es meinem Vater so viel besser zu gehen scheint, kann ich für den Moment meine eigenen Sorgen vergessen.

"Du tust ihm gut." sage ich etwas atemlos, als ich mich wieder etwas von meinem Heiterkeitsausbruch erholt habe und sehe Theresa dankbar an, lege meine Hand auf ihre und drücke sie sacht.

"Wie du Alexander und er mir." antwortete sie leise und atmet befreit auf.

"Du kannst dir nicht vorstellen, wie anders das Leben plötzlich ist." sagt sie jetzt wieder recht ernst; nachdenklich. "Anfangs hatte ich ständig Angst etwas falsch zu machen, oder das er schimpfen würde, doch als ich absichtlich gegen Sachen verstieß, die ihn ärgerten und er einfach darüber hinweg gesehen hat, wurde ich immer ruhiger und jetzt..."

"Du genießt es ihn ein bisschen zu Ärgern was?" schmunzele ich und lasse meinen Blick zur Tür schweifen, wo mein Dad verschwunden ist.

"Ein bisschen." zuckt Theresa verlegen die Schultern. "Meinst du er ist wirklich böse mit mir?" fragt sie unbehaglich, weshalb ich sie beruhigend anlächle.

"Nein Resa. Ich glaube er mag dich. Und ich bin froh, dass du so gut für ihn sorgst. Er war viel zu dünn, doch jetzt sieht er wieder richtig gut aus."

Betreten senkt sie den Kopf auf ihre Hände und knetet leicht ihre Finger, dann schaut sie mich wieder an. "Ich hab so lange nicht mehr selbst entschieden, was ich Koche oder Backe. Welche Kekse ich mache, oder wann ich Putze oder Wasche. Eigentlich schon seitdem Alexander klein war. Immer hat Benno bestimmt wann ich was zu tun und mit wem ich mich zu treffen hatte. Wobei es niemanden gab, von dem er mir erlaubte ihn zu sehen." mit einem traurigen Lächelnd sieht sie mich an, dann drückt sie noch einmal meine Hand. "Ich bin so froh, dass ich jetzt hier bin." streicht sie über das Amulett an ihrem Hals.

Doch diese Geste bringt mich auf einen nicht unwichtigen Punkt meines Besuchs.

"Wir sind auch froh, dass du hier bist." versichere ich ihr, und richte mein Blick auf ihren Anhänger, den sie zwischen den Fingern dreht. Kurz herrscht Schweigen, doch dann fasse ich mir ein Herz und stelle die Frage, die mir seit dem frühen Nachmittag auf der Seele liegt.

"Theresa?"

"Was denn Kind?" horcht sie ob meines ersten Tonfalls auf und sieht mich musternd an.

"An dem Tag, als wir hier her gekommen sind und du nach dem Medaillon..." deute ich auf ihren Hals "...geschaut hast, ist dir da am Safe etwas aufgefallen?" frage ich kleinlaut.

Ich möchte keine schlafenden Hunde wecken, doch muss ihr diese Frage einfach stellen.

"Du meinst das Kreuz?" seufzt sie auf und nickt "Ja. das habe ich gesehen."

"Weißt du was es bedeutet?" will ich wissen, doch als sie meinem Blick ausweicht, bevor sie zu sprechen ansetzt, halte ich sie auf, lege ihr beruhigend die Hand auf den Arm "Bevor du antwortest. Ich denke es ist eine Warnung. Für...Mich." sage ich unbehaglich "Also bitte glaub nicht, dass du mich mit irgendwelchen Halbwahrheiten beruhigen kannst. Ich habe mir bereits das Schlimmste ausgemalt, also... egal was du sagst, du kannst es nicht schlimmer machen, okay?" bitte ich sie ehrlich zu mir zu sein, woraufhin sie ihre Hand wiedermal auf meine legt und sich angespannt über die Lippen leckt, bevor sie unbehaglich zu sprechen beginnt.

"Ich denke, du hast recht." stimmt sie mir verhalten zu, dann streicht sie sich unbehaglich über die Stirn bevor sie fort fährt "Nur das die Warnung wohl an uns alle gerichtet ist. Wenn er kann wird er sich rächen. Und das vermutlich dann, wenn wir nicht mehr damit rechnen." klärt sie mich auf, tätschelt sanft meine Hand.

"Aber mach dir nicht zu viele Gedanken. Wir müssen zusammen halten, dann schaffen wir das schon." muntert sie mich auf, was mir ein ganz schlechtes Gewissen macht.

"Also was das zusammen halten angeht..." lasse ich langsam die Luft aus den Lungen entweichen "...also..."

"Ist schon gut. Mir ist nicht entgangen, dass du dich in letzter Zeit von meinem Sohn distanziert hast. Deshalb wollte ich sowieso mal mit dir reden." lächelt sie mich liebevoll an. "Was ist zwischen euch beiden? Habt ihr euch gestritten?" hakt sie sanft nach; bietet mir noch einen Kaffee an, den ich dankend Ablehne.

"Nein, aber ich...das Zeichen...also ich dachte. Es galt mir. Benno würde mir etwas tun, nur um Alexander zu quälen." senke ich den Kopf auf die Tischplatte und streiche eine der hölzernen Verstrebungen entlang, die das Gerüst bilden auf dem die Glasplatte liegt.

"Und vermutlich dachtest du, wenn du ihn verlässt, ist die Sache gegessen." schüttelt Theresa missbilligend den Kopf.

"Kinder, Kinder... Was denkst du dir nur dabei Emely? Kennst du Alexander denn so schlecht?"

Unbehaglich zucke ich mit den Schultern und vertiefe mich in das Muster.

"Er würde dich nicht ohne weiteres gehen lassen. Das ist dir doch klar oder?"

Nicken meinerseits.

"Ja, siehst du. Für ihn würde eine Welt zusammenbrechen. Ebenso wie für dich. Denkst du, mir ist nicht aufgefallen, wie schlecht es dir in letzter Zeit ging? Ich habe schon mit deinem Vater über euch geredet, nachdem Alexander bei mir war, doch wollten wir erst mal sehen, ob ihr das nicht allein wieder hin bekommt. Hätte ich gewusst, wie verquer deine Gedankengänge wirklich sind, hätte ich schon längst gehandelt, Kleines." tadelt sie mich Mütterlich. "Eure größte Stärke ist euer zusammen halt. Benno war immer ein Einzelkämpfer, Doch ihr habt euch. Wir haben uns alle und solange wir zusammen sind, kann uns nichts passieren." sagt sie zuversichtlich und atmet tief durch, was mich sie betreten ansehen lässt.

"Ich hab ganzschön Mist gebaut oder?" sage ich nachdenklich und stochere lustlos in den Resten meines Kuchens herum.

"Aber nicht doch. Du wolltest meinen Sohn nur beschützen. Du weißt nicht, wie viel mir das bedeutet." sagt Theresa bewegt und nimmt einen Schluck von ihrem Kaffee, während zwitschernd über uns ein Vogelpaar seine Kreise dreht.

"Aber ich habe ihm weh getan. Habe ihn von mir gestoßen. Ich...er...sicher denkt er ich würde ihn nicht mehr lieben." streiche ich unbehaglich mit der Hand über meinen Oberschenkel; mich an seine Worte erinnernd, auch wenn er selbst mir vorgehalten hat, er würde mir nicht glauben.

"Ach...Emely." seufzt Theresa sanft auf, kommt um den Tisch herum zu mir und legt eine Hand auf meine Schulter; drückt mich aufmunternd.

"Sicher wird dir etwas einfallen, wie du diese Gedanken aus seinem Kopf treiben kannst. Auch wenn ich nicht glaube, dass er an deiner Liebe zweifelt. Er macht sich einfach Sorgen. Erzähl ihm was du mir erzählt hast. Sag ihm wovor du Angst hast. Vertrau mir. Er wird dir nicht böse sein." lächelt sie mich mütterlich an, bevor sie sich daran macht den Tisch abzuräumen.

Nachdenklich helfe ich ihr, doch als ich beginnen will die Spülmaschine einzuräumen, schickt sie mich weg.

"Hör auf das Unausweichliche hinauszuzögern." schmunzelt sie und nimmt mir die Teller ab, schiebt mich bestimmt Richtung Eingangstür und macht eine wegscheuchende Handbewegung, die mich freudlos auflachen lässt.

"Ist ja schon gut!" verdrehe ich die Augen und verabschiede mich von ihr. Doch umso näher ich unserer Wohnung komme, desto stärker beginnt mein Herz zu schlagen.

Ich weiß einfach nicht, was ich ihm sagen soll oder wie ich mich verhalten soll.

Ich kann ihm doch nicht einfach um den Hals fallen, als wäre nichts gewesen. Und mit der Tür ins Haus fallen will ich auch nicht.

Mich sammelnd stehe ich vor der Tür, schließe kurz die Augen und atme tief durch, dann trete ich ein.

Es ist still, als ich in den Flur trete, doch sehe ich Alexanders Schuhe vor der Garderobe stehen, neben die ich meine stelle.

Auch meine Jacke hänge ich an ihren Platz, bevor ich sock fuß den Wohnraum betrete. Doch auch hier ist Alexander nicht. Sicher ist er in seinem Büro.

In der Küche mache ich ihm einen Kaffee und trage diesen zu seinem Zimmer.

Eine kleine einlenkende Geste, und etwas, das ich in der Hand halten kann; an dem ich mich festhalten kann.

Zögerlich klopfe ich an seine Tür, wobei mir das Herz bis zum Hals schlägt. "Kann ich reinkommen?" frage ich leise, doch er hebt mich aufhaltend den Zeigefinger, deutet im nächsten Moment aber auf das Telefon in seiner Hand.

Verstehend nicke ich mit dem Kopf. Deute auf die Tasse in meiner Hand, woraufhin er mir ein entschuldigendes Lächeln schenkt und auf eine Tasse deutet, die bereits auf seinem Tisch steht.

Verstehend nicke ich mit dem Kopf und trete den Rückzug an. So ein Mist!

Aber irgendwie bin ich auch erleichtert. Ein paar weitere Minuten, die mir bleiben, um mir zurechtzulegen, was ich ihm sagen will.

Um ihm Zeit zu geben sein Telefonat zu beenden, schlüpfe ich unter die Dusche und wünschte mir, wie so oft, er würde zu mir kommen. Doch das tut er nicht, was ich sogar verstehen kann, viel zu oft habe ich ihn in letzter Zeit abblitzen lassen und so ziehe ich mir ein bequemes, luftiges Sommerkleid an und eine leichte Strickjacke, denn da sich der September langsam dem Ende zuneigt, wird es mitunter schon mal recht kühl und setzte mich abwartend ins Wohnzimmer. Telefoniere mit Netti und Mila und schalte dann den Fernseher ein.

Was Alexander wohl die ganze Zeit macht? Frage ich mich. Irgendwas muss ihn sehr beschäftigt halten, sonst wäre er wohl längst mal aus seinem Zimmer gekommen, doch während ich warte fallen mir langsam die Augen zu.

Immer wieder muss ich mich dabei ertappen, wie ich mich der Erschöpfung hingeben will, doch kann ich mir diese nicht so recht erklären.

Immerhin ist es erst kurz nach acht und um müde zu sein eigentlich viel zu früh. Aber vielleicht liegt es ja auch nur daran, dass ich noch immer viel zu häufig nachts aufwache und ruhelos durch die Wohnung tingele, weil ich nicht wieder einschlafen kann. Und so übermannt mich wenig später der Schlaf und reißt mich in eine Welt, der ich am liebsten entfliehen würde, kaum dass ich sie betreten habe.

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3270 Worte
15-17.12.16

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