Teil 35

Es könnten Stunden vergangen sein. Tage, Monate, oder auch nur Sekunden. Doch das was ich als erstes Wahrnehme könnte mich dazu verleiten, auf irgendwas dazwischen zu tippen.

Mein Hals ist rau, doch wunderbarerweise strömt die Luft ungehindert durch ihn hindurch, bis hinunter in meine Lungen, die ich gierig, wieder und immer wieder damit fülle. Hustend sauge ich sie ein und fürchte schon, dass sich die Hände gleich wieder um meinen Hals schließen werden und mich erneut würgen, doch hebt und senkt sich meine Brust ungehindert auf und ab.

Es ist beinahe leicht. Zu leicht.

Blinzelnd schlage ich die Augen auf. Und sehe...nichts. Wobei nichts nicht stimmt. Ich sehe über mir die Zimmerdecke, doch wenn ich den Blick ein Stückchen weiter nach unten richte sehe ich nur leere. Niemand hockt mehr auf mir und hindert mich daran zu Atmen, oder auch mich zu bewegen.

Doch bin ich noch viel zu sehr damit beschäftigt einfach nur zu atmen, als das ich mich bewegen könnte.

Mein Hals ist trocken, kratzig. Er fühlt sich wund an und als ich versuche zu schlucken überkommt mich ein heftiger Würge- und Hustenreiz. Keuchend drehe ich mich auf die Seite und krümme mich nach Luft schnappend zusammen.

Mein veränderter Blickwinkel offenbart mir das ich noch immer im Schlafzimmer auf dem Bett liege und diese Tatsache ist nicht gerade ermutigend, denn warum bin ich hier?

Noch immer? Wenn jemand gekommen wäre mich zu retten, hätte er mich sicher nicht hier zurückgelassen oder?

Ist derjenige, dem ich mein Leben verdanke vielleicht nur gegangen, einen Krankenwagen rufen. Dachte er vielleicht ich sei Tot?

Oder hat Benno vielleicht von allein aufgehört, weil er dasselbe dachte? Oder ist das nur ein weiterer Teil seiner Grausamkeit. Er lässt mir Zeit mich zu erholen, um mich dann erneut bis an den Rand des Todes zu würgen? Aber würde er dann nicht hier sein und warten, dass ich aufwache? Nur um sein Spiel erneut mit mir zu spielen?

Oder will er, das ich denke, ich hätte eine Chance zu entkommen, nur um mich dann erneut zu überwältigen?

Ich weiß es nicht, doch um mir noch länger den Kopf darüber zu zerbrechen, fehlt mir die Kraft und die Zeit.

Ich muss hier weg, ganz gleich warum ich noch lebe. Ich muss es versuchen.

Langsam rolle ich vom Bett, lasse mich auf den Boden gleiten und lehne mich kraftlos gegen die Wand. Mein Kopf dröhnt, mein Kiefer pocht und auch meine aufgeplatzte Lippe, schmerzt, doch als ich mit der Zunge darüber gleite ist das Blut noch deutlich zu schmecken.

Ich kann als nicht allzu lange bewusstlos gewesen sein.

Doch wo ich jetzt hier hocke neben dem Bett und das Rauschen in meinen Ohren langsam nachlässt, sich der Schwindel allmählich legt, kann ich ganz in der Nähe einen dumpfen, pochenden Laut vernehmen.

Rhythmisch und doch ist er mal lauter und mal leiser. Es klingt wie ein 'Tock' oder ein gedämpftes 'Bumm' doch erinnert mich dieses Geräusch an Fäuste, die auf etwas treffen. Und zeigen mir, dass ich nicht alleine bin. Ich muss hier weg. Schnell!

Langsam kehrt meine Kraft zurück und als ich mich am Bett abstütze, um mich aufzurichten gelingt es mir beinahe mühelos. Doch zittern mir ein wenig die Knie.

Mit noch immer trockener Kehle stolpere ich einen Schritt vorwärts und erstarre mitten in der Bewegung, als mir auf der anderen Seite des Bettes ein Schemen ins Auge fällt.

Furchtsam wende ich mich den Lauten zu, die ebenfalls aus dieser Richtung kommen. Und obwohl ich lieber weglaufen sollte tue ich es nicht, sondern gehe um das Bett herum starre teilnahmslos auf das Geschehen.

Nehme gar nicht so recht wahr, was ich sehe. Und doch sickert die Erkenntnis langsam in mein Gehirn und lässt mich handeln.

"Hör auf." presse ich die Worte heiser durch meine trockene Kehle und breche erneut in ein bellendes Husten aus, das selbst in meinen Ohren unangenehm laut klingt.

Der Mann vor mir erstarrt; Mitten in der Bewegung hält er inne lauscht, wartet.

Es ist still. Beängstigend still. Selbst ich habe zu husten aufgehört und lausche auf die Ruhe im Raum.

Doch scheint der Mensch vor mir diese Ruhe als störend zu empfinden, denn erneut hämmert er mit den Fäusten auf etwas ein, was unter ihm ist.

Zögernd setzte ich einen weiteren Schritt in seine Richtung, lasse meine Hand sanft über seien Schulter gleiten und unterbreche die gleichmäßigen Schläge, die er auf seinen wehrlosen Gegner herniedergehen lässt.

"Nicht." flüstere ich tonlos, weil meine Stimme mir noch nicht wieder so recht gehorchen will und drücke leicht meine Finger zusammen. Ziehe an dem Stoff, den ich ergreife und lenke die Aufmerksamkeit desjenigen, der vor mir auf dem Boden hockt auf mich.

Langsam wendet er mir den Blick zu. Sein Gesicht schimmert feucht im Sonnenlicht, das durch das, von Gardinen verhängte Fenster, in den Raum fällt.

"Nicht." wiederhole ich leise und lasse meinen Blick zu dem blutüberströmten Gesicht seines Gegners schweifen. "Bring ihn nicht um."

Ungläubig weiten sich die Augen, wandert sein Blick zu seinen Händen, die noch immer geballt sind zu dem Leblosen Mann, der auf dem Boden liegt. Von dort zu mir.

Plötzlich erbebt sein Körper unter einem heftigen Schluchzer und ich stürze fasst zu Boden, als Alexander zu mir herumfährt, seinen Kopf an meinen Bauch legt und die Arme um mich schlingt.

"Du lebst." flüstert er erstickt, bevor er von einem überwältigenden Beben erfasst wird. Fest krallen sich seine Hände in meinen Rücken, presst er sein Gesicht an meinen Bauch, wo ich ihm immer wieder sanft mit der Hand über den Kopf fahre.

"Ja. Ich lebe." sage ich ungläubig, irgendwie kann ich es selbst noch gar nicht so richtig glauben. "Du hast mich gerettet."

"Nein." schluchzt er verzweifelt auf "Nein." ganz leise.

"Er stand da, als ich ins Zimmer kam." deutet er ans Fußende. "Schob sich die Hose runter. Ich sah dich leblos im Bett, dachte du wärst tot. Ich habe mich auf ihn gestürzt und..." kurz huscht sein Blick zu dem Mann auf dem Boden, der mit seinem Vater nichts mehr gemeinsam hat. Zumindest auf den ersten Blick. Doch auf den Zweiten ist unter all dem Blut und sich bereits bildenden blauen Flecken noch ein Rest des attraktiven Mannes zu finden.

"...hab ihn umgebracht." zuckt er plötzlich zusammen. Kraftlos sinkt er auf seine Fersen zurück, schaut auf seine blutverschmierten Finger und wiederholt entsetzt seine Worte.

"Ich habe ihn umgebracht."

"Nein. Du hast mich gerettet." wiederspreche ich sanft und fahre ihm mit der Hand durch die Haare. "Du hast ihn daran gehindert mich zu vergewaltigen." meine Stimme zittert und bricht. Noch immer ist sie kratzig und heiser, auch wenn der Schmerz beim Sprechen langsam nachlässt.

"Aber er ist tot." rutscht Alexander ein Stück von dem Mann, der tatsächlich recht leblos auf dem Boden liegt, weg.

Und so nähere ich mich ihm. Alexanders Hand, die mich daran hindern will ignorierend und knie mich neben meinen Peiniger.

An seinem Hals finde ich einen Puls. Er ist schwach, schlägt aber regelmäßig. Auch seine Atmung ist so flach, dass sie kaum zu sehen ist.

"Nein. Er lebt." richte ich mich auf, versetzte ihm in einem Anflug von Zorn einen Tritt in die Seite. "Du hast ihn nicht getötet." wende ich mich von Benno ab. Reiche Alexander die Hand und ziehe ihn vom Boden hoch, doch kaum steht er hebt er mich auf. Setzt sich mit mir aufs Bett und zieht mich dicht an seine Brust.

Der Schock, der seinen Körper erschüttert ist wie flüssige Lava, nur eisig kalt und trifft mich völlig unvorbereitet. Das Zittern, dass Alexanders Körper, seine Arme, seine Brust und auch seine Beine erbeben lässt ergreift von mir Besitz und bringt auch mich zum schlottern. Lässt die Tränen fließen und mich das unfassbare in Betracht ziehen.

Ich lebe noch! Und Benno kann mir nichts mehr tun. Auch Theresa kann er nichts mehr anhaben. Und Alexander hat sich endlich gegen ihn gewehrt. Hat sich aus seinen Fängen befreit und seinem Erzeuger gezeigt, dass mehr...VIEL...mehr in ihm steckt, als er gedacht hätte.

Lange Zeit sitzen wir einfach nur da. Schweigend. Weinend. Und doch zusammen. Klammern uns verzweifelt aneinander fest und sind einfach nur froh, dass wir zusammen sind.

Doch irgendwann halte ich es einfach nicht mehr aus. Kann die röchelnden Atemgeräusche, die Benno inzwischen von sich gibt nicht mehr ertragen. Ich will nur noch weg hier. Raus aus diesem Raum, aus diesem Haus. Weg von diesem Ort. Am besten sogar aus dieser Stadt. Doch fürs erste würde es mir genügen an die frische Luft zu kommen, um den widerlichen, kupferartigen Blutgeruch aus der Nase zu bekommen.

"Bring mich weg." flehe ich Alexander noch immer weinend an. Vergrabe meinen Kopf an seinem Hals und lege die Arme fester um seine Schultern, als er wortlos aufsteht. Mich aus dem Raum trägt. Doch als wir an die Treppe kommen, wo Theresas Sachen auf dem Boden verstreut liegen, deute ich ihm mich abzusetzen.

Schweigend sammeln wir alles ein, verstauen es wieder im Koffer und die Fotos, die im Flur verstreut liegen in ihrem Karton. Selbst das Kästchen mit dem Medaillon liegt achtlos auf dem Teppich, wo ich es aufsammle und zu dem Ausweis in meine Tasche gleiten lasse.

Mein Blazer ist am Arm eingerissen und auch meine Nylonstrumpfhose hängt nur noch in fetzten an meinen Beinen, doch habe ich noch immer meinen Slip an, was ich flüchtig zur Kenntnis nehme, mich dann aber wieder den Sachen von Theresa widme, die ich die Treppe nach unten trage.

Alexander mit dem Koffer seiner Mutter in der Hand dicht hinter mir. Seine beruhigende Präsenz im Rücken trete ich vor das Haus und atme erleichtert ein. Nehme die frische, warme Luft in meinen Lungen auf und genieße die angenehm warme Sonne auf meiner Haut. Es regt sich kein Lüftchen und alles wirkt friedlich. Nichts deutet darauf hin, was sich hier abgespielt hat.

Doch schrecke ich etwas zusammen, als sich eine große, warme Hand in meine schiebt und sich sanft darum schließt.

Tief sehen wir uns in die Augen, sehen einander an, lächeln zaghaft, dann lasse ich mich von ihm zu einem Auto führen, dass gleich hinter Bennos Wagen in der Einfahrt steht.

Wobei hinter nicht ganz stimmt. Eigentlich steht es eher auf ihm, doch solange der Leihwagen noch fährt, ist es mir egal.

"Ich war etwas in Eile." zuckt Alexander gleichgültig die Achseln und öffnet mir die Beifahrertür, doch bevor ich einsteige wende ich mich ihm zu, hauche ihm einen vorsichtigen Kuss auf die Lippen und flüstere, erneut den Tränen nahe. "Danke."

Sanft erwidert er meinen Kuss, streicht mir federleicht über die Wange und geht dann um den Wagen herum. Steigt ein und startet den Motor.

Schweigend fahren wir durch die Straßen, doch als ich den Wegweiser zum Krankenhaus sehe, in dessen Spur er sich einordnet, halte ich ihn auf.

"Fahr erst zur Polizei. Ich will dieses Schwein gleich anzeigen. Außerdem müssen sie sich um ihn kümmern."

"Er sollte verrecken!" knurrt Alexander bebend, weshalb ich ihm die Hand auf den Arm lege und ihn zustimmend anlächle.

"Ja, das sollte er, aber nicht, weil du ihn zusammen geschlagen hast. Wir werden uns an das Gesetzt halten. Und so schwer es mir auch fällt, wir müssen ihm 'Hilfe' schicken." seufze ich erschöpft, während Alexander schon die Nächte Polizeiwache ansteuert.

Auf dem Revier werden wir umgehend in ein Vernehmungszimmer geführt, wo wir unsere Aussagen machen, doch als wir zu der Stelle mit Benno, der vermutlich noch immer bewusstlos auf dem Boden neben dem Bett liegt, kommen sieht uns der Polizist erstaunt an, verlässt kurz den Raum und kommt wenig später mit einem Glas Wasser und der Information wieder, dass sie einen Wagen zu dem Haus geschickt hätten, um ihn in Gewahrsam zu nehmen, oder ins Krankenhaus zu bringen.

"Er hat keine Hilfe verdient!" platzt es plötzlich aus mir heraus, als ich das höre. "Dieser Scheißkerl hat mich beinahe umgebracht!" erzürne ich mich, wobei ich in heftiges Husten ausbreche, weil mein Hals, den inzwischen dunkle Würgemale zieren so empfindlich ist.

"Nicht aufregen, Emely." versucht nicht nur Alexander mich zu beruhigen, auch der Polizist sagt besänftigend.

"Beruhigen sie sich. Ich kann ja verstehen, dass sie aufgebracht sind, aber wir machen nur unseren Job. Und Mr. Black wird seiner Strafe nicht entgehen. Das versichere ich ihnen." auffordernd hält er mir das Wasser hin und weil mein Hals so trocken ist nehme ich ein paar kleine Schlucke. Langsam rinnt die kühle Feuchtigkeit durch meinen Hals und beruhigt tatsächlich das unangenehme Kratzen.

Stunden so kommt es mir vor, sitzen wir bei der Polizei fest. Immer wieder werden wir verhört. Es werden Fotos von meinen Verletzungen und auch von meiner Kleidung gemacht. Und weil sie sie als Beweismaterial da behalten wollen, holt Alexander mir aus Theresas Köfferchen etwas zum Wechseln.

Die Sachen sind ein wenig klein, doch wird es gehen, bis wir etwas anderes für mich finden.

Und während wir immer wieder auf irgendwelchen Stühlen sitzen und warten, in meinem Falle. Oder unruhig die Flure auf und ab tigern, in Alexanders Falle, fällt mir etwas verwirrendes ein, weshalb ich seinen stillen Kampf unterbreche.

"Was machst du überhaupt hier?" frage ich verwirrt. "Solltest du nicht im Gefängnis sein?"

"Wie bitte?" wendet er sich mir verwirrt zu, sieht mich fragend an, weshalb ich meine Frage wiederhole.

"Oh... ja. Aber Mr. Gernot hat heute Morgen, ganz früh einen Antrag auf Kaution gestellt, damit ich früher gehen konnte. Ich weiß zwar nicht, woher er wusste, dass ich in Schwierigkeiten war, doch kam gegen sechs ein Officer und hat mich raus gelassen. Ich bin direkt zum Flughafen, ohne lang zu fragen und dann hier her." zuckt er mit den Achseln, dann lächelt er mich liebevoll an. "Das mit dem Anwalt warst du richtig?"

"Ja. Ich habe ihm heute früh eine Nachricht geschickt. Ich hätte zwar nicht gedacht, dass es so schnell geht, aber ich bin froh..."

"Und ich erst mein Schatz. Ich weiß nicht, was ich getan hätte..."

Gegenseitig unterbrechen wir unsere Sätze, liegen uns kurz darauf erneut weinend in den Armen.

Ja, wir haben beide Glück gehabt. Ich am meisten ich, denn ohne ihn wäre ich jetzt vermutlich tot oder zumindest vergewaltigt, denn wie er sagt, hatte Benno ja bereits von mir abgelassen als er kam.

Ob dieser Mistkerl wohl dachte ich wäre schon Tot? Oder hatte er es sich anders überlegt und wollte sich doch lieber an einer Lebenden anstatt an einer Toten vergehen.

Wer weiß. Ist mir auch egal! Ich bin froh, dass er weder das Eine noch das Andere getan hat.

Inzwischen sitze ich dicht an Alexander gekuschelt auf seinem Schoß, als wir erneut in einen Verhörraum gebeten werden, doch was ich dort zu hören bekomme, lässt mir die Haare zu Berge stehen.

"Wie?" frage ich entsetzt "Es war niemand da. Wo soll er denn hin sein? Er war so gut wie tot?!" mit weit aufgerissenen Augen starre ich den Polizisten an und kann nicht glauben was er gesagt hat. Benno kann doch nicht einfach abgehauen sein? Der hat ja nicht mal richtig geatmet, wie kann er da gegangen sein?

"Wie ich schon sagte..." reißt mich der Cop aus meinen schreienden Gedanken, während Alexander wie erstarrt vor sich hin starrt. "Als wir das Haus betraten, war alles so, wie sie es geschildert haben. Unauffällig, bis ins Schlafzimmer. Doch neben dem Bett und auch darauf fanden wir lediglich Blut. Doch weder eine Leiche noch einen Verletzten. Wir haben natürlich alles durchsucht, doch von ihrem Vater, Sir..." richtet er das Wort an Alexander "...fehlte jede Spur. Doch haben wir in der Auffahrt Plastikteile gefunden und es waren im Schlafzimmer, sowie im Büro einige Schranktüren geöffnet und Sachen lagen auf dem Boden verstreut. Der Safe im Büro war leer. Wissen sie was darin war?" fragt er nach, doch schütteln wir beide den Kopf.

"Ich wusste nicht mal, dass es einen Safe gibt." schließt Alexander gequält die Augen.

"Ich schon. " werfe ich ein. "Er hat vor seinem Angriff das hier, dort heraus geholt." greife ich in meine Tasche und lege Theresas Medaillon vor uns auf den Tisch.

"Und konnten sie auch sehen, was sonst noch in dem Safe lag? Bargeld? Irgendwelche unterlagen? Urkunden? Aktien?" zählt er auf, woraufhin ich nur erneut den Kopf schüttel.

"Also gut. Ich denke, das wäre dann alles. Wenn fragen Auftauchen melden sie sich gerne bei uns... "reicht er mir seine Visiten Karte " ...ich habe ihnen hinten das Aktenzeichen Notiert. Sie können sich jederzeit über den Stand der Dinge informieren. Sicher ist das auch für ihren Anwalt wichtig Mr. Black. Leider hat ihr Vater das Recht Anzeige zu erstatten, doch gehen wir nicht davon aus, dass er das Tun wird." sagt er entschuldigend, doch dieses Thema hatten wir schon und auch, dass eine Anzeige wenig Erfolg hätte, doch habe ich noch eine Frage, die mir auf der Seele liegt.

"Was passiert denn mit ihm, sobald sie ihn haben?" frage ich nach. Daran, dass sie ihn nicht finden, will ich gar nicht erst denken.

"Er wird wohl für eine sehr lange Zeit ins Gefängnis wandern, doch was das Strafmaß anbelangt, da hat der Richter das letzte Wort." entschuldigend sieht er uns an, dann verabschiedet er sich von uns.

Doch gerade als sich die Tür hinter ihm schließt kommt mir ein Beängstigender Gedanke.

"Alexander!" packe ich ihn am Arm, während ich wie von der Tarantel gestochen aufspringe "Deine Mutter!"

Erschreckt weiten sich seine Augen und sofort ist er auf den Beinen, zerrt mich panisch aus dem Raum. Gemeinsam hetzten wir durch die schmalen Gänge der Wache, bis zum Auto, während ich mich noch anschnalle, startet Alexander schon den Motor und fädelt sich in den Verkehr ein. Doch als er immer schneller wird und halsbrecherisch auf eine rote Ampel zufährt, versuche ich ihn zu beruhigen.

"Du warst er gestern im Gefängnis. Willst du schon wieder da hin?" beschwichtigend fahre ich ihm über die Hand, die auf dem Schaltknüppel liegt und atme erleichtert auf, als er stark auf die Bremse tritt und hält. Während wir warten schnallt er sich an und fährt dennoch recht schnell die restliche Strecke bis in die Klinik, wo er das Auto einfach vor dem Eingang zum Gebäude stehen lässt.

"Hier lang!" zerre ich ihn zu den Fahrstühlen und hämmere wie eine wilde auf den Knopf ein, bis die Kabine endlich rumpelnd die Türen aufgleiten lässt.

Erneut hämmere ich auf dem Knopf mit der 4 herum, doch hat dieses scheiß Teil echt die Ruhe weg!

"Verdammt!" schreie ich los und muss prompt wieder husten, weshalb Alexander mir beruhigend die Hand in den Rücken legt und mich besorgt ansieht, doch auch ihm steht die Panik ins Gesicht geschrieben.

Angestrengt versuche ich mich zu beruhigen und atme mehrmals tief ein und aus, bis der Fahrstuhl uns endlich wieder ausspuckt, wo ich Alexander erneut hinter mir her, den Gang entlang zerre, bis zu Theresas Zimmer.

Ruckartig reiße ich die Tür auf und bleibe erstarrt stehen.

Es ist leer!

"Wo ist sie!" schreie ich eine Schwester an, die gerade vorbei kommt, doch schaut sie mich nur verwirrt an und schüttelt mit dem Kopf. Während ich wie eine Irre das Zimmer durchsuche, dabei gibt es hier nur einige Schränke, ein Bett und ein Badezimmer, wendet sich Alexander aufgebracht an das Schwesternzimmer.

"Sie ist auf Intensiv." teilt er mir kreidebleich mit, als er zu mir zurück kommt.

"Was?!" krächze ich entsetzt "Warum? Gestern... Los! Komm!" eilig verlasse ich den Raum und renne zum Schwesternzimmer, frage selbst nach, doch erst bekomme ich die selbe Antwort, bis ich die nette Schwester sehe, die mir schon gestern so geholfen hat.

"Wo ist sie?!" überfalle ich sie flehend, während sie mich mit schreckensweit geöffneten Augen anschaut.

"Was ist denn mit ihnen passiert?!" will sie wissen und greift nach meinem Arm, zieht mich von Alexander weg, der entgeistert zwischen uns hin und her schaut, doch ich ignoriere ihre Frage, stelle meine erneut.

"Wo ist sie?!"

"Sie ist tatsächlich auf intensiv, doch nur zur Sicherheit. In einer Geschlossenen Abteilung, wo niemand rein darf. Wir haben sie heute Morgen verlegt, nachdem ihr Mann wieder hier aufgetaucht ist."

"Er war hier?" frage ich entsetzt, doch bin ich auch froh, dass sie noch hier ist. "War er bei ihr?"

"Ich bin nicht sicher, doch nachdem er ging, haben wir sie verlegt." sagt sie entschuldigend und blickt betreten zu Boden, dabei muss sie sich wirklich keine Vorwürfe machen. Immerhin hilft sie wo sie nur kann. "Ich rufe auf Station an und sage denen Bescheid, dass sie kommen. Die Intensivstation befindet sich im Zweiten Stock!" ruft sie uns nach, während wir schon den Gang zurück rennen und diesmal die Treppe nehmen.

Ängstlich flehe ich Theresa im Stillen an tatsächlich da zu sein. Noch mehr Aufregung kann ich an diesem Tag einfach nicht ertragen.

Man sollte doch meinen beinahe erwürgt und vergewaltigt zu werden sollte reichen für einen Tag. Da brauche ich nicht auch noch diese Aufregung und Angst, die ich gerade um Alexanders Mutter ausstehe. Und wie muss es ihm erst gehen, nach einer Nacht wie der letzten und dem Kampf mit seinem Vater, von dem ich inzwischen wünschte, er hätte ihn tatsächlich umgebracht, denn dann wäre uns dieses Gerenne erspart geblieben.

Schlitternd biegen wir um die letzte Kurve und finden uns einem schwarz gekleideten Security Menschen gegenüber, der uns aufmerksam betrachtet. Scheinbar bewacht er den Klingelknopf, der die einzige Möglichkeit ist die Station zu betreten.

"Darf ich?" frage ich zitternd und greife an dem Mann vorbei nach dem Knopf, doch betrachtet er mich mit Argusaugen, ebenso wie Alexander der den Mann keines Blickes würdigt, sondern mich vertrauensvollen Blicken bedenkt.

Dominant baut sich der Aufpasser neben uns auf, als eine der Schwestern wenig später die Tür öffnet und sich nach unseren Wünschen erkundigt, doch als der Name Black fällt nickt sie dem Security Mann zu, während sie die Tür wieder schließt.

"Aber...!" schreie ich ihr verwirrt hinterher, wobei mich der breitschultrige Mann mit finsteren Blicken bedenkt. "Sie wollte doch anrufen?!" schreie ich den Geschlossenen Tür zu, will sie aufreißen, doch legt sich eine große Hand drohend auf meine Schulter.

"Sie müssen jetzt gehen. Hier dürfen sie nicht rein." schiebt er mich zurück, auf Alexander zu, der nicht weniger bedrohlich wirkt, als der Securitymensch.

"Aber sie hat dich gesagt..." schluchze ich hilflos auf und vergrabe vollkommen fertig mein Gesicht an Alexanders Brust, breche beinahe Haltlos weinend in seinen Armen zusammen.

Ich kann einfach nicht mehr! Es ist alles zu viel! Zu viel Aufregung, zu viel Anspannung...zu viel von allem. Doch da ich am Ende meiner Kräfte bin, scheint Alexander seinen Geheimvorrat anzuzapfen, denn tröstend nimmt er mich in den Arm, hält mich mit seinen Starken Armen umfangen und raunt mir beruhigend zu.

"Sicher kommt sie gleich zurück. Vielleicht hatte die Schwester nur noch keine Zeit hier anzurufen. Oder sie hat mit jemand anderem Telefoniert und nicht mit dieser Frau eben."

"Ja." schluchze ich auf und klammere mich erschöpft an ihm fest "Sicher hast du recht. Bitte." wende ich mich an den Wachmann "Würden sie noch mal Klingeln? Es ist wirklich wichtig!" sage ich eindringlich und so ruhig wie möglich, doch schüttelt er unerbittlich den Kopf.

"WAS SIND SIE NUR...!" brause ich erneut auf, als sich die Tür hinter ihm tatsächlich öffnet und ein Pfleger den Kopf herausstreckt.

"Sind sie Emely Stone?" erkundigt er sich bei mir, woraufhin ich energisch nicke und ihm an dem Aufpasser vorbei durch die Tür folge, Alexander nur einen Schritt hinter mir.

Wenn ich nicht so erleichtert gewesen wäre, hätte ich ihm vielleicht die Zunge herausgestreckt, doch so folge ich dem grün gekleideten Mann zu Theresas Zimmer, das wir ohne irgendwelche Schutzbekleidung oder Sicherheitsmaßnahmen und weitere Schwierigkeiten betreten dürfen.

Erleichtert atme ich auf und sinke erschöpft in einen Stuhl neben ihrem Bett, während Alexander wie erstarrt in der Tür stehen bleibt und mit entsetztem Gesicht zwischen uns hin und her blickt.

Auch seine Mutter sieht entsetzt aus, als sie mich genauer betrachtet, doch während sie leise zu weinen beginnt streckt sie Alexander ihre gesunde Linke entgegen und fordert ihn wortlos auf näher zu kommen.

Eine Fragende Stille liegt in der Luft, doch ist keiner von uns in der Lage die Fragen des Anderen zu beantworten und so setzte ich mich schlicht auf Alexanders Schoß, nachdem ich ihn auf den Stuhl dirigiert habe. Lehne mich erschöpft an ihn und schließe die Augen. Und während Alexander die Hand seiner Mutter hält und mir einen Arm um die Hüften gelegt hat gebe ich mich der Erschöpfung hin. Lausche dem Steten Rhythmus seines Herzens und dem leisen Schniefen seiner Mutter, dass hin und wieder durch den Raum hallt, bis ich alles um mich herum vergesse und nichts mehr mitbekomme.

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4071 Worte

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