Teil 30

Nervös schaut unser Gegenüber zwischen mir und Alexander hin und her und weiß scheinbar nicht, was sie sagen soll.

Und so ist Alexander der erste, der sich erleichtert, seine Mutter vor sich zu sehen, aus seiner Starre löst und sie liebevoll in den Arm nimmt.

"Herzlichen Glückwunsch Mutter." sagt er leise und legt ihr liebevoll eine Hand an die Wange. Streichelt sacht mit dem Daumen darüber und mustert stumm ihr Gesicht. "Wie geht es dir?" küsst er sie zart auf die Wange, bevor er einen Schritt zurück tritt.

"Ich habe jemanden mitgebracht." sagt er überflüssigerweise und deutet auf mich, was ich als Stichwort nehme mich Vorzustellen.

"Guten Tag Mrs. Black." reiche ich ihr die Hand. "Erinnern sie sich noch an mich?" frage ich höflich und lächle sie zuversichtlich an. "Ich bin Emely Stone. Wir haben uns in Bielefeld kennen gelernt."

"Ich...also...ja, ich erinnere mich,...aber hießen sie nicht..." beginnt sie stockend und sieht sich immer wieder ängstlich um, von wo die ungeduldige Stimme Mr. Black Sen. erklingt. "Bring den Lügner schon rein!" ruft er aus einem angrenzenden Zimmer.

"Ja, da haben sie Recht." unterbreche ich sie leise, mit entschuldigender Stimme "Ich habe mich als Mrs. Wellenstein vorgestellt, doch mein Name ist Stone." betreten, wegen der Lüge sehe ich Alexander an, der angespannt an seiner Mutter vorbei in den Raum späht und mir das Reden überlässt. Schnell erzähle ich seiner Mutter, die Kurzfassung, wie es dazu kam, dann bitte ich sie eintreten zu dürfen.

"Ich weiß nicht." verwehrt sie mir unschlüssig den Zutritt. "Mein Mann...sie verstehen."

"Ja, ich verstehe. Wollen sie..." beginne ich, doch kommt besagter Mann gerade mit finsterem Blick aus dem Nebenzimmer und wirkt kurzfristig etwas verwirrt.

"Ach, wie nett." sagt er schließlich und gar nicht mal so unfreundlich, doch der Blick, den er Alexander zuwirft, ist durchaus in der Lage zu töten. So bedrohlich und finster wirkt er auf mich und auch Alexander scheint darunter zu schrumpfen. Unsicher sinken seine Schultern herab, lässt er den Kopf ein wenig hängen und vermeidet jeden direkten Blickkontakt.

Doch so sehr sich Alexander zurückzieht, desto mehr habe ich das Bedürfnis ihn zu schützen und so rufe ich mir alles über den scheiß Kerl vor mir ins Gedächtnis, was Alexander mir über ihn erzählt hat und was mir aus Bielefeld noch in Erinnerung geblieben ist.

So wie mein Schatz zu schrumpfen scheint scheine ich zu wachsen und nehme eine aufrechtere Haltung ein. Hebe provokativ den Kopf und trete einfach an Mrs. Black  vorbei ins Haus und reiche dem Tyrannen hinter ihr herablassend die Hand.

"Mr. Black." beginne ich dreist, mit fester Stimme. "Bitte verzeihen sie ihrem Sohn, das er sie nicht um Erlaubnis gefragt hat. Doch wollte ich mir die Gelegenheit nicht nehmen lassen, sie wiederzusehen. Wie geht es ihnen? Schön haben sie es hier." so selbstbewusst ich kann, wobei mir vor Angst das Herz bis zum Hals schlägt, sehe ich mich um. Mr. Black scheint im ersten Moment über meinen Überfall etwas verdutzt zu sein, doch dann lächelt er mich doch tatsächlich freundlich an und sagt liebenswürdig.

"Vielen Dank, Mrs. Wellenstein? Richtig?"

"Nein. Stone."

"Ach, dann haben sie Geheiratet."

Erneut antworte ich mit einem "Nein. Das ist mein Mädchenname."

"Na, solange sie nicht vorhaben den Namen Black anzunehmen solls mir recht sein!" lacht er plötzlich auf, nachdem er mich eingehend gemustert und seinem Sohn einen herablassenden Blick zugeworfen hat. Ganz nach dem Motto, die kriegst du sowieso nicht, also versuche es gar nicht erst.

Tja, wenn er wüsste, dass er mich längst hat...allein dieser Gedanke lässt mich warmherzig lächeln, was mein Gegenüber wohl so auffasst, als würde ich in seine Absurden Gedanken mit einstimmen...seinen Sohn mögen? Niemals!...

"Kommen sie Miss Stone. Sie wollen sich doch sicher etwas ausruhen nach dem Flug." geleitet er mich durch den großzügigen Eingangsbereich an einer weiß gefliesten Treppe, die ins Obergeschoss führt vorbei, rechterhand in ein geräumiges Wohnzimmer.

"Bitte. Setzten sie sich doch." bietet er mir freundlich an und deutet auf ein braunes Sofa. Setzt sich in den dazu passenden braunen Sessel und sieht mich forschend an.

"Möchten sie vielleicht etwas Trinken Miss Stone?" erkundigt er sich "Kaffee, Tee, Whiskey? Einen Likör vielleicht?"

"Zu einem Whiskey würde ich nicht nein sagen, Sir." erwidere ich, blicke mich aber suchend nach Alexander um, der gerade zögerlich den Raum betritt.

"Resa!" zitiert Mr. Black seine Frau ins Zimmer. "Bring uns einen Whiskey!"

"Natürlich, Sir." bestätigt sie eilfertig seinen Befehl und durchquert zügig den Raum. Eines der Fächer in dem großen, aus hellem Holz gefertigten Einbauschrank, entpuppt sich als Barfach, aus dem sie eine Flasche und zwei Gläser holt und sie auf den niedrigen, runden, gläsernen Beistelltisch stellt, der rechts vom Sofa und links vom Sessel steht, so dass wir beide ihn gut erreichen können.

Dankbar sehe ich Mrs. Black an und schenke ihr ein aufmunterndes Lächeln und ein weiches "Vielen Dank Mrs. Black. Das ist wirklich nett von ihnen."

Schüchtern erwidert sie mein Lächeln, doch als ihr Blick kurz zu ihrem Mann huscht, zieht sie unterwürfig den Kopf ein und entfernt sich von ihm.

Unschlüssig steht Alexander da. Noch immer unsere Taschen in der Hand, doch als ihm diese Auffallen, dreht er sich um und kommt wenig später ohne sie zurück.

"Willst du dich nicht zu uns setzten?" biete ich ihm an und klopfe auf den Platz neben mich. Lächle liebevoll und spüre, die überwältigende Liebe, die ich für ihn empfinde in mir aufsteigen. Sein Gang, als er sich uns zögernd nähert ist noch immer federnd, doch seine Schultern hängen kraftlos herab, ganz so als hätte ihm jemand eine schwere Last auferlegt.

Kaum dass er neben mir sitzt, drücke ich ihm mein Glas in die Hand und fordere ihn zum trinken auf, doch erst, als ich ihn zum wiederholten Male und recht fordernd sage, dass er trinken soll, tut er es auch.

Sein Blick ist auf seinen Vater gerichtet, den er jedoch nur verstohlen mustert. Nicht jedoch offen anschaut.

Dieser scheint sich jedoch über irgendwas still zu amüsieren, denn ein diabolisches Lächeln tritt auf sein Gesicht und lässt ihn gruseliger weise Alexander noch ähnlicher sehen.

"Wie ich sehe, wissen sie mit ihm umzugehen." amüsiert sich Mr. Black über den Ton, in dem ich mit seinem Sohn rede, doch das ich ihm meine Hand aufs Bein gelegt habe, findet er wohl nicht so gut, denn schon beginnt er ihn schlecht zu machen.

Erzählt mir, was Alexander schon alles angefangen und in den Sand gesetzt hat. Die Schule hätte ihm nicht zugesagt und er hätte nur schlechte Noten geschrieben, hätte haufenweise Mädchen gehabt, sich laufend geprügelt und wäre häufig betrunken nach Hause gekommen, weshalb er sich wundern würde, warum ich seinem Sohn mein Unternehmen verkauft hätte.

Nebenbei lässt er durchblicken, dass er an meinem Urteilsvermögen zweifeln würde, weil ich diesen Schritt gewagt habe und ob ich es nicht schade fände, dass meine Arbeit auf so fahrlässige weise zerstört würde.

Dass ich in dieser Hinsicht nicht mit ihm übereinstimme, scheint ihm ein Dorn im Auge zu sein und so wendet er sich schließlich an seinen missratenen Sohn, der seinen armen Eltern ruhig unter die Arme hätte greifen können, wo er doch so viel Geld hat.

"Wissen sie..." wendet er sich nach geraumer Zeit wieder an mich, "wenn ich nicht ein so gutes Gespür für Schnäppchen hätte, dann würden wir noch immer in diesem muffigen Reihenhaus Wohnen, wo Alexander aufgewachsen ist, doch habe ich vor einigen Jahren ein Angebot gefunden, das ich nicht ausschlagen konnte. Dieses Haus wurde mir quasi geschenkt. Ich war auf der Suche nach einem neuen Heim für mich und meine Frau und als uns der Makler dann dieses Objekt zeigte, habe ich sofort zugegriffen. Er meinte der Eigentümer lege keinen Wert auf Finanzielles. Er wollte es nur in guten Händen wissen." gleichgültig zuckt er mit den Schultern, dann wirft er seiner Frau einen berechnenden Blick zu, die sich, jeder Zeit sprungbereit, auf einen Stuhl uns gegenüber gesetzt hat.

"Leider muss ich sagen, dass Theresa es nicht so mit dem Putzen hat. Ich hoffe nur, dass der Vorbesitzer das nicht mitbekommt, nicht dass er das Haus nicht doch wieder zurück will." zwinkert er mir zu und lacht dann gekünstelt auf, als hätte er einen Witz gemacht. Doch Mrs. Black sieht nicht so aus, als fände sie es lustig.

"Und auch mit ihrer Gastfreundschaft ist es nicht weit her." fügt er mit einem kleinen Kopfschütteln hinzu. "Schatz, warum bietest du Emely nicht ein paar Kekse an." richtet er das Wort mit einem unüberhörbaren Tadel an sie.

"Entschuldigung." springt Mrs. Black sofort auf und eilt in die Küche, ohne auf meine Worte zu achten, die sie davon abhalten wollen.

"Das ist wirklich nicht nötig." versichere ich ihr, doch wie gesagt achtet sie nicht auf mich und kommt, gerade als Alexanders Handy klingelt mit einem Tablett, beladen mit Keksen, Kaffee, Milch, Zucker, Tassen und einigen Crackern ins Zimmer zurück und zuckt prompt, deutlich sichtbar, zusammen.

So deutlich, dass eine der Tassen herunterfällt und laut Klirrend auf dem Boden zerschellt.

Für einen Moment scheint die Welt still zustehen. Nur das Telefon läutet noch immer und hallt unangenehm laut durch den Raum.

"Was habe ich dir wegen der Telefone gesagt, mein Sohn!" fährt Mr. Black Alexander plötzlich an, der kreidebleich neben mir auf dem Sofa sitzt und schon in seiner Tasche herumfingert um das Telefon hervorzuholen. Doch als er es ohne dranzugehen seinem Vater geben will, greife ich danach und nehme es ihm ab. Schaue auf das Display.

"Tut mir leid Mr. Black, das ist für mich. Bitte entschuldigen sie mich einen Moment." so ruhig ich kann stehe ich auf und verlasse den Raum. Ziehe mich in den Flur zurück, wo ich leise das Gespräch annehme.

Es ist sein Büro, doch ist der Mann am anderen Ende ein wenig verwundert, dass ich am Telefon bin und nicht er.

Allerdings ist es nichts allzu wichtiges und so beende ich das Gespräch recht kurzfristig und kehre zu den Blacks zurück.

Als ich jedoch das Wohnzimmer betrete bietet sich mir ein seltsames Bild.

Alexander kniet neben seiner Mutter auf dem Boden und sammelt die Scherben der Tasse auf, doch ist diese längst nicht mehr das einzige was dort liegt.

Kekse, Löffel und der Zucker sind auf dem Boden verteilt und gleich vor dem Tisch breitet sich eine weiße Milchpfütze über den Boden aus.

Alexander wirkt angespannt, doch ist die käsige Blässe aus seinem Gesicht verschwunden und er wirkt irgendwie verärgert.

Schnell eile ich Mutter und Sohn zu Hilfe und sammle die Verstreuten Kekse auf, lege sie auf das Tablett, auf dem sich ebenso ein Milchsee befindet.

"Das tut mir so leid." entschuldigt sich Theresa ununterbrochen und wagt es kaum mich anzusehen, nicht mal, als ich ihr versichere, dass das doch überhaupt nicht schlimm ist.

"Kommen sie Miss Stone." fordert Black Sen. mich auf, mich wieder auf das Sofa zu setzten. Und lächelt mich süffisant an.

Wie der Herrscher über sein Königreich thront er in seinem Sessel und würdigt seine Familie nicht eines Blickes. Ganz so, als wären sie seine Diener und nicht seine Familie "Setzten sie sich doch. Leider passieren solche Missgeschicke meiner Frau häufiger. Sie kommt schon zu recht."

"Nein, schon gut. Ich helfe gern." lehne ich sein Angebot bestimmt ab und stecke stattdessen Alexander das Handy wieder in die Tasche.

"Danke, dass du MEIN Telefon eingesteckt hast." bedanke ich mich bei ihm, obwohl es ja sein Telefon ist. Drücke leicht seinen Arm und lächle ihn einen Moment liebevoll an, doch dann widme ich mich wieder der Sauerei auf dem Boden.

"Mrs. Black, haben sie vielleicht einen Lappen?" erkundige ich mich bei ihr und schiebe mit den Händen schon mal den Zucker zusammen. Hebe so viel davon auf, wie ich kann.

"Natürlich, Miss Stone..."

"Emely." unterbreche ich sie sanft und schenke auch ihr ein aufmunterndes Lächeln, als sie sich für ihr alter recht flink erhebt und in die angrenzende Küche eilt.

Als wir auch die Restlichen Spuren des Malheurs beseitigt habe, will ich das Tablett in die Küche tragen, doch Alexander nimmt es mir ab.

"Lass mal, dass mach ich." sagt er leise und lächelt zum ersten Mal an diesem Morgen, auch wenn es nur kurz ist.

Am liebsten würde ich ihn jetzt küssen, doch das wäre wohl ein bisschen viel für den guten Mr. Black, dessen Blick sich mit jeder Minute verfinstert.

Dennoch lege ich ihm sanft die Hand an die Wange und streiche leicht mit dem Daumen darüber.

"Ist gut. Aber ich würde mir gern die Hände waschen." folge ich ihm aus dem Raum.

In der Küche ist Theresa schon wieder dabei neue Kekse auf einen Teller zu legen und die Tassen zu säubern.

"Darf ich ihnen helfen Mrs. Black?" frage ich nach und deute ins Spülwasser "Ich wollte mir sowieso die Hände waschen." kurz scheint sie zu überlegen, dann wirft sie einen Blick Richtung Wohnzimmer, ehe sie nickt.

"Aber bitte sag Theresa zu mir."

"Gern." freue ich mich über das Angebot und reiche ihr eine Tasse, die sie abtrocknet und auf das bereits saubere Tablett stellt. Alexander füllt unterdessen das Milchkännchen mit neuer Milch auf.

Schon verwunderlich, wie geradezu häuslich er sich hier gibt, wobei ich auch zu Hause nicht klagen kann. Er hilft eigentlich bei allem, wenn er Zeit hat. Das ist mir bisher noch gar nicht so recht aufgefallen. Umso sonderbarer kommt es mir jetzt vor, dass er keinen Kaffee kochen kann.

"Sie...Du musst dir wirklich nicht solche Umstände wegen uns machen." deute ich auf all die Sachen, die in der Küche verstreut stehen. Sie hat Unmengen Kuchen gebacken, dazu Kekse. Dann scheint sie schon Vorbereitungen für das Mittagessen getroffen zu haben und da frage ich mich doch, wie viele Gäste sie erwartet.

"Du hast doch heute Geburtstag." trockne ich mir die Hände ab lege meine Hand auf ihre, die Gedankenverloren auf der Arbeitsfläche liegt, gleich neben dem Handtuch, mit dem sie die letzte Tasse abgetrocknet hat.

"Aber ich mache es gern." sagt sie durchaus ernst gemeint und schenkt ihrem Sohn, der sich gerade zu uns stellt ein liebevolles Lächeln. Lässt ihren Blick zwischen ihm und mir hin und her schweifen.

"Habe ich Alexander richtig verstanden, als er meinte, sein Bett wäre viel kleiner als sonst?" fragt sie dann beinahe flüsternd und nimmt kurz meine Hand in ihre, bevor sie den Kontakt unterbricht, doch ich verstehe nur Bahnhof.

"Ja, Mum, das hast du." antwortet Alexander stattdessen ebenso leise. "Emely gehört zu mir, so wie du." sanft legt er mir den Arm um die Hüfte und zieht mich seit einer gefühlten Ewigkeit, das erste Mal, wieder an seine Seite und lässt die Kälte, die ich für seinen Vater heraufbeschwöre im nu verschwinden.

"Ach Junge!" strahlt sie uns an und legt ihm eine Hand auf den Unterarm "Ich freu mich so für dich."

"Ich freue mich auch." himmelt er mich an und streichelt mir sanft den Rücken, dann fährt er fort. "Aber noch glücklicher wäre ich, wenn..." erschreckt bricht er ab und lässt mich augenblicklich los, als wir schleichende Schritte aus dem Wohnzimmer vernehmen und so beendet er seinen Satz wohl anders, als er es beabsichtigt hatte. "...wenn du jetzt die Kekse nach drüben bringen könntest." sein Blick spricht Bände, als sein Vater nur Sekunden später in der Tür auftaucht.

"Ich wollte mal sehen, ob ihr auch zurechtkommt. Theresa ist manchmal wirklich etwas...tollpatschig." sagt dieser beinahe drohend und blickt zwischen uns hin und her.

"Wir sind gerade fertig geworden." verkriecht sich Theresa wieder in ihrem inneren, aus dem sie gerade ein kleines bisschen hervorgekommen ist. Nimmt das Tablett und trägt es achtsam ins Wohnzimmer, wo sie es auf dem Wohnzimmertisch abstellt und die Tassen verteilt.

Während ich hin und wieder an meinem Kaffee nippe und sogar die beiden Menschlichen Wesen im Raum etwas zu sich nehmen, lässt sie der Teufel, denn Mensch kann man ihn nicht nennen, ununterbrochen über die Tollpatschigkeit seiner Frau aus.

Das sie ständig stolpert und alles fallen lässt und das sie erst gestern gegen den Esstisch gestoßen wäre. Auch würde er sich große Sorgen machen, sie könnte die Treppe herunter Stürzen, so unsicher wie sie manchmal auf den Beinen sei.

Auch ich mache mir Sorgen, doch bin ich mir nicht sicher, ob ich mich sorge, weil sie vielleicht wirklich krank sein könnte, oder weil ich davon ausgehen muss, dass er sie so verunsichert, dass ihr deshalb all diese Unfälle passieren. Also, vorausgesetzt, es sind denn auch Unfälle und er schiebt dieses Argument nicht nur vor, um seine Brutalität zu vertuschen, von der ich selbst bisher noch nichts mitbekommen habe.

Sicher, er redet ununterbrochen schlecht von seiner Frau und auch von seinem Sohn, doch außer als Alexanders Handy geklingelt hat, war er immer recht beherrscht, schenkte seiner Frau sogar Kaffee nach und bot ihr an ihr einen Sauberen Löffel zu holen, als dieser herunter fiel.

Letzten Endes holte Alexander dann zwar den Löffel, doch schien es so, als wäre er notfalls auch selbst gegangen.

Doch was mir mittlerweile auch klar wird...er ist mit nichts zufrieden. Bittet er um etwas zu Trinken und sie bringt ihm Wasser, tadelt er sie, sie würde doch wissen, dass er Wasser nur zum Essen trinken würde und schickt sie erneut nach etwas zu Trinken.

Und ich frage mich schon, ob tatsächlich sie das Problem hat...was völlig schwachsinnig ist! Ich darf nicht vergessen, mit wem ich es hier zu tun habe...vermutlich mach er es sogar absichtlich, nur damit er über sie Meckern und sie schlechtmachen kann.

Als sich Theresa wenig später in die Küche zurückzieht werfe ich Alexander einen aufmerksamen Blick zu.

Ob er wohl in der Verfassung ist, seinen Vater eine Weile allein zu ertragen? Oder laufe ich Gefahr, ihn unter der drückenden Last, die er ihm aufladen könnte zu verlieren.

Ich bin mir nicht ganz sicher und so bitte ich ihn kurzerhand mir das Badezimmer zu zeigen.

Doch als er mir die Tür zeigt und sich zum gehen wenden will, ziehe ich ihn schnell hinter mir in den Raum und springe ihm förmlich in die Arme.

Presse meine Lippen verzweifelt auf seine und versuche den selbstbewussten Mann, der er normalerweise ist in ihm zu finden.

Und gottseidank dauert es auch nicht lange, bis er fest die Arme um mich legt und mich gegen die Wand presst. Mich wild und fordernd küsst und den Druck von meinem Herzen nimmt, den die angespannte Stimmung immer schwerer auf meinem Herzen lasten lässt.

"Ich liebe dich!" versichere ich ihm ein ums andere Mal während ich mich dicht an ihn presse, meine Hände in seinen Haaren vergrabe und ihn zu mir herunterziehe. Wieder und wieder meine Lippen auf seine lege.

Doch als ein herrisches Pochen an der Tür erklingt, gefolgt von der Frage "Brachen sie Hilfe." lösen wir uns voneinander.

"Nein!" knurre ich verstimmt. Nicht mal auf dem Klo hat man seine Ruhe. "Es war nur kein Handtuch da." suche ich schnell nach einer Ausrede, die Alexanders Anwesenheit hier drin erklärt, das ich seinem Vater dafür mal wieder eine Vorlage liefere um über seine Frau herzuziehen, daran habe ich nicht gedacht.

Schnell holt Alexander ein sauberes Tuch aus dem Schrank und drückt es mir in die Hand, küsst mich flüchtig und lässt mich dann allein.

"Du solltest die arme Frau wirklich nicht so bedrängen, Alexander. Du musst einsehen, dass..." doch was Alexander einsehen muss, bekomme ich nicht mehr mit, denn er hat die Tür hinter sich geschlossen und begleitet seinen Vater...wohin auch immer... vermutlich zurück ins Wohnzimmer.

Ich hingegen erleichtere mich, jetzt, wo ich schon mal hier bin und ordne dann meine zerzausten Haare, bevor ich zu Theresa in die Küche gehe um ihr beim Essen machen meine Hilfe anzubieten. Vielleicht lenkt Alexander seinen Vater ja ein wenig ab, so dass ich seine Mutter ein bisschen besser kennenlernen kann.

Zumindest einen Versuch ist es wert, finde ich.

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3266 Worte

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