Teil 24

Genüsslich räkele ich mich neben Alexander im Bett, schmiege mich dichter an seinen warmen Körper und will seinen Arm um mich ziehen, als ich mit entsetzten feststelle, dass sein Arm noch immer am Nachtschrank festgebunden ist.

Ruckartig springe ich auf.

"Ahh, Emely! Nicht so wild!" stöhnt Alexander mit schmerzverzerrtem Gesicht.

"Gott! Das tut mir so leid!" sage ich zerknirscht und stehe nun etwas vorsichtiger auf, um die Knoten, die sich in der Nacht fester zugezogen haben zu lösen.

"Ist schon gut Baby." versucht er mich zu beruhigen. "Nicht so schlimm."

"Warum hast du mich denn nicht geweckt?" jammere ich Hilflos und fluche still vor mich hin, weil ich den Knoten nicht aufbekomme.

"Du sahst so süß aus, da konnte ich dich einfach nicht wecken. Na und dann bin ich eingeschlafen." zuckte er gleichgültig mit der Schulter, was ihm ein Stöhnen entlockte.

"So konntest du schlafen?" frage ich skeptisch und atme erleichtert auf, als sich der Stoff endlich lockert.

Behutsam helfe ich ihm den Arm zu beugen, was er mit einem erneuten Stöhnen kommentiert.

"Ich bin zwar hin und wieder aufgewacht, aber eigentlich habe ich ganz gut geschlafen." lächelt er, während er mir mit dem Blick folgt. So schnell ich kann gehe ich ums Bett herum. Ich will nicht über ihn steigen, damit er nicht noch mehr schmerzen hat.

Erneut dauert es eine Weile, bis ich auch seinen zweiten Arm befreit habe.

Ratlos stehe ich da. "Kann ich irgendwas tun, damit es besser wird?" frage ich zerknirscht und schaue ihn mitleidig an.

Verdammt! Wie konnte ich nur so gedankenlos sein und ihn einfach vergessen?!

"Komm her Baby, dann ist es gleich vergessen." lädt er mich ein zu ihm zu kommen, doch da kommt mir eine Idee.

"Ich komme gleich." vertröste ich ihn und hole aus dem Bad eine Flasche Bodylotion. "Was hältst du von einer Massage?" unterbreite ich ihm ein Friedensangebot.

"Von dir immer." nimmt er dieses erfreut an.

Vorsichtig krabbele ich zu ihm aufs Bett, dann gebe ich eine Portion der öligen Flüssigkeit auf seine Brust. Die Flasche stelle ich auf den Nachtschrank und beginne dann seinen Oberkörper zu streicheln.

Mit sanften Fingern verteile ich die Lotion und fahre über seine Brust. Dann erhöhe ich leicht den Druck und löse die Verspannungen in seinem Oberkörper. Seinen Armen und Schultern.

Schnurrend schließt er die Augen und streicht zart mit seinen Fingern über mein Bein.

"Emely?" unterbricht er nach einigen Minuten die Stille. "Meinst du, jetzt wo hier alles erledigt ist, könnten wir bald nach Hause zurück?" fragt er zurückhaltend und sieht mich beinahe flehend an.

"Müssen wir?" schmolle ich, dabei war mir schon klar, dass wir irgendwann zurück fahren. "Ich finde es so schön hier. Und die neuen Mitarbeiter sind doch noch gar nicht eingearbeitet und der Garten und die Boxen..." zähle ich die ganze Arbeit auf, die noch auf mich wartet.

"Es ist schön hier. Da gebe ich dir recht." zieht er mich neben sich ins Bett, haucht mir einen Kuss auf die Stirn. "Aber ich fände es schön, wenn wir wieder etwas mehr Platz hätten und ich auch im Büro mal wieder nach dem Rechten sehen könnte. Mit Jason trainieren und ins Aphrodite." zwinkert er mir grinsend zu. "Außerdem sind deine Neulinge schon seit einer Woche hier und haben fast alle Bereiche kennen gelernt. Der Rest kommt mit der Zeit ganz von allein und Netti ist ja auch noch da. Die Schafft das schon." versichert er mir zuversichtlich und dreht sich zu mir. Legt sich über mich und streicht mir sanft eine Haarsträhne aus der Stirn, legt neckend seine Lippen auf meine. "Dein Baby ist jetzt groß." schmunzelt er "Du musst lernen los zu lassen."

Seufzend atme ich auf. Er hat ja recht. Die Bauarbeiten am Haus sind abgeschlossen und nur einige im Außenbereich fehlen noch, doch der Hotelbetrieb wird von heute an starten. Und was die Gästebetreuung angeht, hat Netti definitiv mehr Erfahrung als ich, so dass ich ihr nur im Weg stehen würde.

"Ich würde trotzdem gerne noch ein paar Tage bleiben." bitte ich ihn und streiche mit den Händen über seinen Rücken.

"Klar. Ein paar Tage sind kein Problem." lächelt er milde auf mich herab. "Ich bestelle Mr. Rigatore dann einfach zu Samstag. Okay? Dann haben wir den Sonntag um uns einen Überblick zu verschaffen und Mrs. Gunnar Bescheid zu geben, dass wir ab Montag wieder da sind." sagt er nachdenklich und bekommt ganz glasige Augen, so sehr versinkt er in seinen Gedanken.

Lächelnd sehe ich zu ihm auf und genieße seinen begeisterten Blick. Ihm muss seine Arbeit echt gefehlt haben. Nicht, dass er hier nicht auch gearbeitet hätte, aber dort war er einfach dichter an allem dran und konnte auch in seinem zweiten Büro hin und wieder nach dem Rechten sehen, auch wenn ich davon nichts mitbekommen habe. Ich wusste ja nichts von dem Büro.

Für mich waren es einfach Termine, zu denen er gegangen ist. Doch was mich wundert ist, dass er sich um den Flug kümmern will und auch um Mrs. Gunnar.

"Soll ich mich nicht um den Flug kümmern?" biete ich ihm, ihn aus seinen Gedanken reißend an.

"Ist schon gut. Ich mach das selbst." küsst er mich auf die Stirn, stupst seine Nase gegen meine. "Ich bin nämlich schon ein großer Junge." sagt er schmunzelnd.

"Wirklich?" skeptisch sehe ich zu ihm auf. Verenge fixierend die Augen. "Und seit wann?" will ich wissen, was ihn zum Lachen bringt.

"Noch nicht so lange, aber ich bemühe mich. Nur was die Kaffemaschine angeht, die scheint mit mir auf dem Kriegsfuß zu stehen." schmunzelt er und gibt mir einen Kuss, dann stemmt er sich hoch, was ihn kurz aufseufzen lässt.

"Noch immer so schlimm?" frage ich mitfühlend und richte mich ebenfalls auf, sehe ihm nach, wie er im Bad verschwindet.

"Nicht wirklich, aber ich wüsste da etwas, was es noch besser machen würde." zwinkert er mir zu und lockt mich zu sich ins Bad, wo wir gemeinsam unter der Dusche verschwinden.

Nachdem wir unter dem warmen Wasserstrahl unsere Erlösung gefunden haben gehen wir gemeinsam nach unten in die Küche, wo Britta bereits fleißig mit den Vorbereitungen beschäftigt ist.

Es duftet herrlich nach Rührei, gebratenem Speck, Würstchen, frischen Obst und was für mich am aller wichtigsten ist...nach frischem Kaffee und Brötchen.

"MmmHmmm." seufze ich genüsslich und hole zwei Tassen aus dem Schrank, während ich ihr einen Guten Morgen wünsche. "Ist der Kaffe schon durch?"

"Sicher." lächelt mich die mütterliche Frau warmherzig an und deutet auf die Thermoskanne, die bereits neben dem gut gefüllten Buffet zum Restaurant steht.

Durch die breite Öffnung kann ich schon Mila, Leon, Max und Philippa sehen, die bereits an einem der Tische beim Frühstücken sitzen.

Grüßend winke ich ihnen zu, dann stelle ich die Tassen zurück und ziehe Alexander, der Britta zwar ein grummeliges 'guten Morgen' zu geraunt hat, ansonsten aber stumm in der Tür stehen geblieben ist, aus dem Raum.

"Na? Wie habt ihr geschlafen?" nehme ich die Anwesenden nacheinander in den Arm und hauche Max einen Kuss auf den Kopf, der in einem Kinderstühlchen mit am Tisch sitzt.

"Guten Morgen." grüßt auch Alexander die Anwesenden, bevor er zum Buffet geht um sich etwas zu essen zu holen.

"Ganz gut." teilt Mila mir gähnend mit, "Nur Max war etwas unruhig. Er bekommt gerade einen neuen Zahn und schläft nicht so viel." liebevoll streicht sie ihm über die Wange und hält ihm ein Stück Brötchen hin, auf dem er genüsslich herum lutscht.

"Ach Mensch, du arme." sage ich mittleidig "Erst die Bauchschmerzen und jetzt Zähne."

"Ach." winkt sie mein Mitleid ab "Halb so wild. Die Zeit geht auch vorbei. Nicht wahr Maxi?" streicht sie dem Kleinen über die Wange, was diesen zum Gurren bringt. Strampelnd sitzt er in seinem Stuhl und grinst übers ganze Gesicht, was Mila liebevoll aufseufzen lässt, ebenso wie mich und Philippa. Jedoch verfinstert sich Milas Mine, als Olivia den Raum betritt

Besitzergreifend nimmt sie ihn auf den Schoß und verhindert somit eine erneute Entführung.

"Na du kleiner Pupsbär." drängt sie sich gurrend an mir vorbei und kitzelt Max am Kinn, was dem Jungen zu gefallen scheint, doch Mila sieht so aus, als würde sie gleich in die Luft gehen.

Und so schreiten Philippa und ich fast gleichzeitig ein, bevor hier die ersten Leichen auf dem Boden liegen.

"Guten Morgen Mutter." lenkt Philippa Olivias Aufmerksamkeit auf sich, wohingegen ich es auf anderem Wege versuche.

"Kann ich dir etwas mitbringen?" wende ich mich recht respektvoll an sie und sehe sie abwartend an. Finster mustert sie mich und lässt ihren Blick abwertend an mir hinab wandern.

"Was gibt es denn?" funkelt sie mich skeptisch an.

Langatmig zähle ich auf, was es gibt und mache mich dann seufzend auf den Weg zum Buffet, von dem Alexander mir entgegen kommt.

"Ich hab dir was mitgebracht." deutet er lächelnd auf die Teller in seinen Händen.

"Danke, das ist lieb von dir, aber ich habe mich angeboten den Drachen zu füttern." senke ich grinsend die Stimme und nicke erklärend zu Olivia hinüber, die sich neben Philippa an den Tisch gesetzt hat. Auch Sebastian und Marek sind inzwischen aufgetaucht und haben sich einen Platz gesucht.

"Soll ich dir helfen? Oder schaffst du es allein?" runzelt er nachdenklich die Stirn. Scheinbar fragt er sich, wie viel meine Mutter isst und ob ich die Massen allein tragen kann, doch ich winke ab und schicke ihn zum Tisch, während ich ihr ihre Sachen bringe.

Anschließend hole ich nur noch zwei Tassen Kaffee, denn die konnte Alexander nicht auch noch tragen.

Nach dem Frühstück machen wir mit Mara, Max, Mila, meinem Vater, Ben und leider auch Olivia, die sich des Kinderwagens bemächtigt hat einen Spaziergang.

Gemächlich schlendern wir den gepflasterten Weg entlang und lassen den Blick entspannt über die noch zügellose Landschaft gleiten.

Da Wochenende ist ruhen auch die Bauarbeiten und es herrscht eine friedliche Stille.

Doch während ich mich bei meinem Vater unterhake und Olivia Max einige Meter vor uns her schiebt haben Ben und Mara alle Hände voll damit zu tun die angespannte Mutter am Explodieren zu hindern.

Doch scheinbar ist Milas Stimmung auch Alexander nicht entgangen, denn der legt kurzerhand einen Zahn zu und schwatzt der Möchtegernoma das Baby ab.

"Hättest du etwas dagegen, wenn ich mal übernehme?" wendet er sich respektvoll an sie, was mir von Mila einen erleichterten, aber auch verzückten Blick einbringt, den ich nur erwidern kann.

Denn die faszinierten Blicke, die Alexander dem kleinen Max hin und wieder zu wirft, sind mir nicht entgangen und so geht mir das Herz auf, als ich sehe, mit welcher Herzlichkeit er den Jungen ansieht.

"Wie läuft es denn zwischen euch?" reißt mich mein Vater nach einigen einträchtigen Minuten aus meinen Gedanken.

"Gut." schwärme ich verliebt, während ich den Blick nicht von meinen Schwarm wenden kann. "Und bei euch?" gebe ich die Frage postwenden zurück.

"Ach, so lala." seufzt mein Vater tief auf. "Manchmal ist es ganz nett."

"Manchmal... NETT?" runzele ich die Stirn und sehe ihn skeptisch an. "Sollte es nicht nur manchmal NICHT Nett sein? Und sonst zumindest nett? Ist alles in Ordnung bei euch?" Von der Seite sehe ich ihn an und kann seinen Blick, den er Olivia zuwirft nicht so recht deuten.

Doch ehe er mir antwortet, verhält er ein wenig seine Schritte und lässt sich mit mir zurückfallen.

"Sag mal..." beginnt er unsicher "steht dein Angebot noch?" schnell wirft er seiner Frau einen abschätzenden Blick zu, bevor er mich ansieht.

"Welches meinst du?" frage ich verwirrt.

"Das ich mal bei euch Urlaub machen kann." sagt er zögerlich während er sich mit einem Taschentuch den leichten Schweißfilm von der Stirn tupft.

"Natürlich!" versichere ich ihm bestimmt "Du kannst jederzeit bei uns Urlaub machen. So lange du willst. Unter unserer Wohnung steht eine ganze Wohnung leer." dann füge ich fragend hinzu "Oder meintest du hier? Aber selbst hier kannst du ein Zimmer bekommen, wenn du willst." verschmitzt grinse ich ihn an. "Ich kenne zufällig die Besitzerin."

"Ich wollte, also nur, wenn ihr nichts dagegen habt, schon bei dir sein. Wir haben uns so wenig gesehen die letzten Jahre." sagt er bedauernd und tätschelt liebevoll meine Hand.

"Natürlich bist du jederzeit willkommen. Aber ich bin nicht so oft zu Hause, denn ich muss ja wieder arbeiten." gebe ich zu bedenken und hake dann nach "Was machst du denn den ganzen Tag alleine?"

"Ach, da würde mir schon was einfallen. Ich könnte mal wieder in Ruhe ein Buch lesen, oder zwei...zwanzig!" lacht er beinahe begeistert auf, doch da Olivia gerade stehen geblieben ist unterdrückt er diesen Laut. Dafür verdunkelt sich sein Gesichtsausdruck. "Seit einer gefühlten Ewigkeit, habe ich da ein Buch, das ich schon immer mal lesen wollte, aber..." knurrt er leise, dann stoppt er mich abrupt, wendet sich mir mit einem entschlossenen Ausdruck im Gesicht zu.

"Ist es dir recht, wenn ich nach meinem Geburtstag zu euch komme?"

"Ich würde mich freuen." herzlich nehme ich ihn in den Arm und hauche ihm einen Kuss auf die Wange.

"Und was sagt Alexander dazu?" runzelt er die Stirn und wirft einen kurzen Blick zu ihm.

"Ich bin mir zwar sicher, dass er nichts dagegen haben wird, aber ich frage ihn nachher noch mal." sage ich zuversichtlich. Doch eigentlich wüsste ich nicht, was er dagegen haben sollte. Immerhin steht die Wohnung leer. Also...

Nach unserem Spaziergang, den wir dank Alexander ohne Tote überstanden haben, setzten wir uns für eine Weile noch in den Aufenthaltsraum, doch da Mr. Rigatore gegen Mittag auf seine Passagiere wartet, bleibt uns nur wenig Zeit.

Schon bald stehe ich mit Alexander winkend in der Einfahrt und sehe den Taxis nach, die meine Freunde und Familie zum Flughafen bringen.

"Wann genau kommt dein Vater denn?" wendet sich Alexander an mich, als wir die breite Treppe zur Veranda hinaufsteigen.

"Ende August wahrscheinlich." sage ich nachdenklich, doch lange hänge ich nicht meinen Gedanken nach, sondern wende mich ihm mit einem dankbaren Lächeln zu. "Danke, dass du nichts dagegen hast, dass er für eine Zeitlang unter uns einzieht."

"Warum sollte ich. Die Wohnung wird doch nicht mehr gebraucht. Oder hattest du vor wieder dort einzuziehen?"

"Sollte ich etwa?" necke ich ihn und stelle mich, den Rücke gegen das Geländer gelehnt ihm gegenüber.

"Untersteh dich!" sagt er drohend und stellt sich zwischen meine Beine. Die Hände links und rechts am Geländer abgestützt. "Wenn du auch nur daran denkst, verkaufe ich die Wohnung wieder."

"Und wo wohnt dann mein Vater?" frage ich scherzhaft und ziehe ihn dichter an mich heran.

"Der Kann dann im Gästezimmer wohnen. Wozu habe ich das denn sonst?" knurrt er mich mit dunkler Stimme an, was mich zum Kichern bringt.

Liebevoll sehe ich ihm in die Augen, lege ihm die Hand an die Wange und stelle mich auf die Zehenspitzen um ihn zu küssen, dann säusele ich ihm verführerisch. "Für unsere Kinder." ins Ohr.

Erstaunt weiten sich seine Augen und ich spüre beinahe, wie er sich von mir zurückzieht, ohne von der Stell zu weichen.

Langsam beginnt er den Kopf zu schütteln und rückt dann tatsächlich etwas von mir ab. "Ich werde kein Vater werden." sagt er bestimmt und sieht mich mit grimmigem Blick an. "Niemals! Ich dachte, wir wären uns da einig."

"Ich war froh, dass der Schwangerschaftstest letztes Jahr negativ war, aber irgendwann wollte ich schon Kinder haben." wende ich ein, doch als sein Blick noch grimmiger wird, füge ich noch hinzu. "Nicht heute oder Morgen, aber in den Nächsten zehn Jahren würde ich schon gerne Mutter werden."

"Aber ich will auch in zehn Jahren kein Vater werden!" lehnt er meinen Einwand kategorisch ab.

"Aber warum denn nicht? Magst du keine Kinder?" frage ich verwirrt und greife nach seiner Hand, um wenigstens ein wenig Kontakt zu ihm zu halten. Sein plötzlicher Rückzug macht mich ganz nervös. Zumal ich seinen liebevollen Blick, den er Max zugeworfen hat, noch zu deutlich vor Augen habe. Irgendwas muss hinter seiner Abneigung stecken.

"Doch ich mag Kinder. Die Kinder anderer." verdeutlicht er seine Aussage und senkt den Kopf betrübt auf unsere Hände, streicht entschuldigend mit dem Daumen über meinen Handrücken. "Aber ich möchte keine eigenen."

"Das muss ich nicht verstehen, oder?" runzele ich die Stirn, bin aber bereit das Thema fürs erste abzuhaken. Zehn Jahre sind eine Lange Zeit, in der sich viel verändern kann. Und wir sind Jung. Wir sollten ohnehin nichts überstürzen.

"Was ist denn daran nicht zu verstehen. Ich will halt meine Freiheit. Ich will eben nicht auf ein Kind Rücksicht nehmen. Ich will dich in meinen vier Wänden zu jederzeit für mich allein haben, dich küssen und berühren können, dich lieben und Ficken." raunt er mir das letzte Wort ins Ohr.

"Wir könnten ja öfter in den Club gehen." gebe ich zu bedenken, was ihn ein erregtes Brummen ausstoßen lässt.

"Wir könnten auch so öfter in den Club gehen. Ohne Kinder."

"Aber wenn wir nicht zu jeder Zeit über einander herfallen können, wäre der Spaß dann nicht noch viel größer?" knabbere ich sanft an seinem Hals "Erinnerst du dich an den Vertrag?" Raune ich ihm zu "Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie sehr ich dich gewollt habe und wie erregend es war, zu wissen, dich nicht berühren zu dürfen. Überleg doch mal..." sanft presse ich mich an ihn, lasse eine Hand hinunter zu seinem Po gleiten, während meine andere in seinem Rücken liegt. "...wie aufregend es wäre nicht zu wissen wann uns der Zwerg ertappen könnte." schmunzelnd sehe ich ihn an und weiß, wie sehr ihn meine Worte erregen, doch davon, dass uns irgendwelche Zwerge ertappen könnten, davon will er noch immer nichts wissen, dafür packt er mich fest an den Hüften, als gerade ein Auto auf den Parkplatz rollt und hebt mich auf. Schlingt meine Beine um seine Mitte und trägt mich nach drinnen.

"Du willst Zuschauer?" raunt er mir zu "Das kannst du haben." In der Lobby küsst er mich zügellos, während er mich die Treppe hinaufträgt, doch die entgeisterten Blicke, die wir von Netti und der zweiten Empfangskraft Rike ernten finde ich alles andere als passend.

"Nein." unterbreche ich unseren Kuss "Ich will nicht, dass meine Angestellten mir beim Sex zusehen."

"Aber unsere Kinder?!" grummelt er düster.

"Nein!" schimpfe ich. Warum verdreht er mir die Worte im Mund. "Ich will, dass sie uns vom Sex abhalten, nicht uns dabei zusehen!"

"Dann willst du also nicht mit mir schlafen?"

"Alexander!" stoße ich erbost aus. "Hör auf mir die Worte im Mund herum zu drehen! Du weißt genau was ich meine!" verstimmt löse ich die Beine von ihm und lasse mich zu Boden rutschen, doch er hält mich weiterhin fest und trägt mich bis in unser Zimmer.

"Ja, ich weiß was du meinst." raunt er mir zu und knabbert an meinem Hals, was trotz der leichten Wut, die ich auf ihn habe, mein Verlangen weckt.

"Du willst also Enthaltsamkeit ja? Einen Grund nicht mit mir zu schlafen, damit der Sex wieder spannender wird?"

"Der Sex mit dir ist immer spannend." widerspreche ich seufzend "Aber ich...ich..." ratlos breche ich ab. Ich weiß irgendwie nicht einmal mehr, wie wir auf dieses Gespräch gekommen sind. Was haben denn Kinder mit Sex zu tun? Also...außer das offensichtliche?

"Baby, du wirst mich noch anbetteln, mit dir zu schlafen, aber wenn du Enthaltsamkeit willst, sollst du sie bekommen." zärtlich knabbert er an meinem Hals und straft seine Worte lügen. Was hat sein Vorspiel denn bitte mit Enthaltsamkeit zu tun?

Erregt presse ich mich an ihn. Spüre die Beule in seiner Hose an meinem Bauch und lege die Arme um seinen Hals. Ziehe seinen Kopf zu mir herunter und lege meine Lippen auf seine.

Erneut hebt er mich auf seine Hüften, schlingt meine Beine um seine Mitte und presst mich in unserem Zimmer mit dem Rücken gegen die Tür.

"Enthaltsamkeit, Ja?" raunt er mir schwer atmend zu und stößt sein Becken gegen meine Mitte. Reibt seine Erektion an mir und schickt damit köstliche Schauer durch meinen Körper.

"Ja. Enthaltsamkeit." bestätige ich atemlos seine Worte, ohne mir dessen Bedeutung im klaren zu sein, bis er mich plötzlich auf den Boden der Tatsachen zurück holt.

"Gut, wenn das dein Wunsch ist, werden wir keinen Sex mehr haben, bis wir wieder zu Hause sind."

"WAS?!" rufe ich empört aus. Das kann doch nicht sein Erste sein! So habe ich das doch nicht gemeint! Keinen Sex! Die ganze nächste Wochen?! "Spinnst du?!"

"Du wolltest doch keinen Sex mit mir." schmunzelt Alexander und richtet sein Jackett, nachdem er mich runter gelassen hat.

"Ich habe gesagt, dass es einen gewissen Reiz hätte, nicht jederzeit übereinander herfallen zu können. Von KEINEN Sex mit dir, habe ich nie etwas gesagt!" sage ich empört und nähere mich ihm schmollend. Versuche meine Hände in sein Jackett zu schieben, doch er hält mich zurück.

"Vertrau mir, Süße. Nach dieser Woche wirst du sehen, dass wir wirklich keine Kinder brauchen um die Finger von einander zu lassen." raunt er mir zu, doch seine Stimme und seine Worte lösen gleich zwei Empfindungen aus.

Zum einen ist dieser tiefe Ton, so sexy, dass sich die Härchen an meinem ganzen Körper aufstellen und zum anderen machen mich seine Worte aber auch ganz schön Borstig, so dass ich grantig erwidere.

"Und du wirst am Ende dieser Woche sehen, wie viel besser es wäre, wenn welche da wären. Denn dann würde ich das hier ganz sicher nicht tun." teile ich ihm mit drohendem Blick mit. Mit einem Ruck ziehe ich meinen Kleid hoch und meinen Slip aus, streiche, während ich ihm diesen in die Hosentasche stecke über seine Erektion und richte dann meinen Kleid.

Dann drehe ich mich wildentschlossen um und verlasse wütend das Zimmer.

Vertrauen?! Pah! Vertrauen! Der kann mich mal! Es geht doch nicht nur darum hin und wieder mal nicht mit einander schlafen zu können, sondern auch um den kleinen Menschen, der aus ihm und mir heranwächst. Um einen Teil, der von uns erschaffen wurde und der ebenso Teil von ihm, wie von mir ist.

Ein Teil, der uns noch enger miteinander verbindet, als wir es auch so schon sind. Ein Teil, ein greifbares Zeichen unserer Liebe.

Energischen Schrittes eile ich den Gang entlang und stürme beinahe die Treppe hinunter, wo mir ein Pärchen mit Koffern entgegenkommt.

Erstaunt sehe ich sie an, während ich an ihnen vorbei eile, kann mich aber gerade noch daran erinnern, was sich gehört.

"Guten Tag." grüße ich meine ersten zahlenden Gäste, doch dann stürme ich in mein Büro und vergrabe mich in Arbeit. Und das obwohl Wochenende ist.

Keinen Sex! Eine ganze Woche! Brodelt es ununterbrochen in mir drin vor sich hin. Eine Woche! Alexander wird schon sehen, was er davon hat, denn eigentlich wollten wir in diesen Club, der sich hier in der Nähe von München befindet, doch das hat sich damit wohl erledigt. Denn in rund einer Woche reisen wir ab.

"RIKE!" schreie ich noch immer wutschnaubend aus meiner Bürotür "Bring mir einen Kaffee!" Aggressiv hämmere ich auf den Tasten von meinem Pc herum und würde am liebsten mal wieder eine Kündigung schreiben, doch wie kann man demjenigen Kündigen, den man liebt? Scheiße auch!

Vielleicht sollte ich einfach einen meiner Angestellten Kündigen. Hätte ja auch was! Und so wütend wie ich gerade bin, kommt mir diese Maßnahme beinahe gerechtfertigt vor.

Doch als die junge Empfangsmitarbeiterin mit dem Kaffee zur Tür hereinkommt und ihn mit verschüchtertem Gesichtsausdruck auf meinem Schreibtisch stellt, bringe ich es dann doch nicht übers Herz.

Außerdem kann sie ja auch nichts dafür, das Alexander Kinder kategorisch ablehnt und so versuche ich mich an einem nicht allzu tödlichen "Danke!" bevor sie wieder an ihre Arbeit zurück geht.

Dafür schreibe ich dem Handwerkerunternehmen einen bitterbösen Brief, da doch tatsächlich eine der Armaturen beim Duschen von der Wand gefallen ist.

Ben war ganz Zerknirscht, als er es mir erzählt hat, doch ich glaube nicht, dass er so viel Kraft besitzt, dass einfach so die Halterung der Brause von der Wand fällt.

Ich hoffe nur, dass diese beschissene Firma nicht noch mehr Pfusch gemacht hat.

Wie gut, dass ich die letzte Zahlung noch nicht getätigt habe, so kann ich damit drohen sie einzubehalten, bis alle Mängel beseitigt sind.

Noch während ich den Brief tippe kommt Alexander mit einem besänftigenden Lächeln auf den Lippen ins Büro und setzt sich mir gegenüber an den Schreibtisch, doch als er mich anspricht, werfe ich ihm einen finsteren Blick zu, der ihn zum Schweigen bringt.

Gut so! Er wird schon sehen was er davon hat.

Enthaltsamkeit! PAH!

Erneut auf hundertachtzig verpacke ich den Brief und springe von meinem Stuhl. Stürme zum Empfang und muss mich erneut gehörig zusammen reißen, da schon wieder Gäste einchecken. Dennoch knalle ich den Umschlag aggressiv auf den Tresen und knurre erklärend. "Zur Post!" füge ein "Zentralschlüssel!" hinzu und stürme dann von Zimmer zu Zimmer um zum wiederholten Male alles zu überprüfen.

Dabei habe ich das bestimmt schon tausendmal gemacht. Nur habe ich bisher hauptsächlich geschaut. Diesmal lasse ich meine Wut an den Armaturen aus. Rüttel an jeder einzelnen und überzeuge mich selbst davon, dass auch alle fest sitzen.

Dummerweise tun sie das nicht, aber der Schaden hält sich in Grenzen. Lediglich in vier Zimmern finde ich Mängel, doch während ich durch die Zimmer hast verraucht meine Wut allmählich, dafür schmiede ich einen Plan, der mir zwar nicht gerade entgegen kommt, aber IHM mit Sicherheit auch nicht gefällt.

Zurück an der Rezeption gebe ich Rike eine kurze Anweisung und betrete dann mit einem hinterhältigen Grinsen mein Büro.

Lasse mich auf meinen Stuhl sinken und würdige den Mann vor mir keines Blickes.

Er wird schon sehen, was er davon hat.

Sicher wird er am Ende dieser Woche einen ganzen Stall Kinder vorziehen, bevor er nochmal auf solch eine beschissenen Idee kommt!

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4243 Worte

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