Teil 13
Gähnend räkel ich mich genüsslich in seinen Armen und rutsche mit dem Po dichter an ihn heran. Ziehe seinen Arm um mich und gebe ihm einen Kuss auf die weiche Haut an seinem kräftigen Oberarm.
"Bist du schon wach?" flüstere ich leise und bekomme als Antwort ein gebrummtes "Hmh." sowie einen Kuss auf die Schulter was mich wohlig aufseufzen lässt, doch als ich nach meinen Handy greife, um zu schauen, wie spät es ist, springe ich mit einen ungezügelten "Fuck!" aus dem Bett.
"Was ist denn?" seufzt Alexander müde und schaut mir hinterher, wie ich hecktisch meine Sachen zusammen suche.
"Ich hab verschlafen!" rufe ich ihm im vorbeilaufen zu und verschwinde dann für fünfzehn Minuten im Bad.
Duschen, Zähneputzen und mich auf der Toilette erleichtern sind in Windeseile erledigt, wo ich mir kurzerhand noch einen Stöpsel einwerfe. War ja klar, dass ich ausgerechnet heute meine Tage bekommen musste. Als hätten die nicht noch ein oder zwei Tage warten können. Na super! Hoffentlich bleiben mir wenigstens die Unterleibschmerzen erspart, die mich hin und wieder zu überkommen pflegen.
Doch als ich zum Aufbruch bereit, mit allem bewaffnet, was ich sonst noch brauche durchs Wohnzimmer haste, hält mich Alexander grinsend auf.
"Wolltest du mich etwa hier lassen?" kurz lasse ich mich in seine Arme sinken, doch dann drücke ich ihm einen schnellen Kuss auf die Lippen und sehe ihn bedauernd an.
"Das hatte ich tatsächlich vor, aber du wirst nicht lange allein bleiben. Ben, Marek und Leon kommen in einer Stunde her."
"Und wer sind die drei?" erstaunt sieht mich Alexander an und lockert den Griff seiner Arme um meinen Rücken, ohne mich jedoch loszulassen.
"Ach richtig, du kennst die Jungs ja noch gar nicht." zerknirscht lächle ich zu ihm auf. "Du warst gestern so beschäftigt, dass ich ganz vergessen habe, dir zu erzählen, dass wir die Männer hier her abschieben wollen. Ist dir das recht?" flehend sehe ich ihn an und bete still, dass er nichts dagegen haben wird.
"Biiiittteeee!" unschuldig blinzele ich mit den Augen, doch als ich sehe, wie sich sein Mund zu einen entzückenden Grinsen verzieht atme ich erleichtert auf.
"Natürlich können sie kommen. Hier ist ja Platz genug. Und dann kann ich gleich mit ihnen zusammen zur Trauung fahren. Ich nehme doch mal an, das der Bräutigam dabei sein wird."
"Ja. Wir müssen ihn aus dem Haus schaffen, damit er die Braut nicht sieht." erkläre ich das Offensichtliche, doch als ich einen flüchtigen Blick auf mein Handy werfe, verabschiede ich mich schnell von ihm.
"Bis später. Und pass mir auf den Bräutigam auf. Nicht das er im letzten Moment kalte Füße bekommt, oder sich volllaufen lässt." grinse ich schmunzelnd und gebe ihm einen Abschiedskuss.
"Für wen hältst du mich denn?" fragt er empört und gibt mir einen Klaps auf den Po. "Glaubst du etwa ich würde den Mann, deiner Freundin abfüllen? Am Tag seiner Hochzeit?"
"Nicht absichtlich nein. Aber es könnte schon sein, dass Marek im letzten Moment bedenken bekommt. Er wollte eigentlich nämlich nie heiraten. Zumindest war er früher immer dagegen." sage ich schmunzelnd und denke kurz an den Tag zurück, als wir uns mal über das Thema unterhalten haben.
Wo Marek und ich so ziemlich der gleichen Meinung waren, dass Heiraten heutzutage nicht mehr unbedingt nötig ist. Dass er sich jetzt dennoch dazu entschieden hat, gibt mir zu denken und lenkt meine Aufmerksamkeit zurück zu dem Mann vor mir, der mich aufmerksam Mustert.
Ob er wohl heiraten will? Also eines Tages? Oder nicht?
Ich weiß es nicht und bisher habe ich mir darüber auch noch keine Gedanken gemacht. Und da ich inzwischen mehr als spät dran bin, müssen diese Gedanken wohl auch noch eine Weile warten, deshalb hauche ich ihm einen Kuss aufs Kinn und löse mich von ihm. Schlüpfe schnell in meine Sneakers.
"Mach dir keine Sorgen. Ich sorge schon dafür, dass der Bräutigam samt seiner Begleiter unbeschadet zur Trauung erscheinen." versichert er mir schmunzelnd und schiebt mich sanft zur Tür hinaus.
"Solange du unbeschadet zu mir zurückkommst." fügt er leise hinzu und streicht mir ein letztes Mal sanft über die Wange. Gibt mir einen liebevollen Kuss, der mich wünschen ließe, ich könnte hierbleiben und schickt mich dann los.
"Nun geh schon." fordert er mich auf "Wir sehen uns in drei Stunden."
"Bin ja schon weg." sage ich bedauernd und drücke den Fahrstuhlknopf. Doch erst als ich in die Kabine gestiegen bin und sich die Türen schließen kehrt er ins Penthouse zurück.
Seufzend atme ich auf und kann es beinahe nicht erwarten ihn wiederzusehen. Ich bin mal gespannt, was er anhaben wird.
Denn obwohl ich ihn gefragt habe, wollte er es mir nicht verraten.
Doch so wie ich ihn kenne, wird er sicher einen schwarzen Anzug tragen. Dazu eine schwarze Krawatte und ein weißes, oder ebenfalls schwarzes Hemd.
Wie immer vermutlich. Aber auch das steht ihm so gut, dass ich es kaum erwarten kann ihn zurück zu haben.
Mit dem Taxi fahre ich zu Kara in die neue Wohnung, wo mich eine aufgelöste Braut erwartet.
"Nun beruhige dich doch erst mal!" verlange ich verwirrt und streiche ihr tröstlich über den Rücken. "Was ist denn los?"
"Ich kann Marek nicht heiraten, Em!" stößt Kara schluchzend aus und vergräbt ihren Kopf an meinem Hals.
Ratlos schaue ich hinter sie, wo Mila mit verzweifeltem Gesichtsausdruck steht und sich die Haare rauft.
"Süße." sage ich sanft und schiebe sie rückwärts in die Wohnung, die ich noch nicht einmal betreten habe. "Natürlich kannst du ihn heiraten. Du liebst ihn doch." sage ich bestimmt, nehme ihre Arme von meinem Hals und sehe ihr fest in die Augen. "Oder?"
"Ja." schnieft sie erstickt. "Aber...was ist..wenn..."
"Wenn was Kara? Du feststellst, das er nicht der Richtige ist? Du merkst, dass ihr nicht zusammen passt? Du jemand besseren triffst?" spreche ich ihre Gedanken aus, von denen ich denke, dass sie sie quälen.
"Genau." stimmt sie mir auch zu, kaum dass ich verstumme.
"Dann, meine Liebe, würde ich denken, dass du den Verstand verloren hast. Du kennst Marek jetzt seit mehr als zehn Jahren. Seit einem Jahr seid ihr zusammen und in all den Jahren vor ihm, hattest du einen Haufen Freunde. Ist dir jemals einer begegnet, der dich auch nur ansatzweise, das fühlen ließ, was er dich fühlen lässt?" will ich wissen, woraufhin sie wortlos den Kopf schüttelt.
"Na also. Und da denkst du noch, du könntest etwas verpassen, wenn du ihn heiratest. Mäuschen, hör mir mal zu, wenn du Marek nicht heute mit einem Ring an dich bindest, dann nehme ich ihn." sage ich ernst und sehe ihr fest in die Augen, doch bei meinen Worten, weicht ihre verzweifelte Miene einer empörten.
"Wag es ja nicht!" fährt sie mich energisch an und schiebt mich von sich, doch als ich zu grinsen beginne, kommt sie wieder zu Besinnung.
Schniefend lacht sie auf. "Als würdest du Alexander einfach so sausen lassen." mit den Fingern fährt sie sich unter den Augen entlang und wischt sich die Tränen ab, dann schließt sich mich wieder in die Arme. "Danke!" flüstert sie mir zu und gibt mir einen Kuss auf die Wange, als es auch schon an der Tür klingelt.
"Ich mach schon auf." sagt Mila erleichtert und streicht mir im vorbeigehen dankbar über den Arm.
"Komm. Kara, jetzt wirst du schick gemacht. Marek wird Augen machen, wenn er dich nachher am Altar sieht. Wo ist er überhaupt?" wundere ich mich, das er noch gar nicht aufgetaucht ist.
"Bei Leon. Mila hat ihn rausgeschmissen. Gestern schon. Sie meinte irgendwas von wegen...die Nacht vor der Hochzeit muss man getrennt verbringen...oder so." knurrt sie verstimmt vor sich hin.
Ich gebe Mila zwar recht, doch ist mir inzwischen auch klar, warum Kara Muffensausen bekommen hat, wenn sie ihn heute noch nicht gesehen hat.
Seufzend atme ich auf, als sich aus dem Nebenzimmer lautstarkes Gebrüll meldet, während Mila in Begleitung einer rundlichen, älteren Dame das Zimmer betritt.
"Ich geh schon." biete ich freudestrahlend an, mich um mein Paten Kind zu kümmern, nachdem ich Kara auf einen Stuhl geschoben habe. "Oder hat er Hunger?" fragend sehe ich zu Mila, die einen kurzen Blick auf die Uhr wirft und zu rechnen scheint.
"Eigentlich nicht, aber wer weiß. Der Kleine hält sich kaum an unsere Absprachen. Eigentlich hatten wir abgemacht, dass er erst wieder wach wird, wenn Kara mit den Haaren fertig ist, aber wie du siehst..." seufzend bricht sie ab und lächelt mich dankbar an, als ich zu Max ins Nebenzimmer gehe.
"Riech mal an der Windel! Vielleicht hat er ja...na du weißt schon!" ruft sie mir hinterher, als ich schon im Raum verschwunden bin.
"Na du Schreihals." grüße ich den Zwerg und nehme ihn auf den Arm, doch an der Windel brauche ich nicht zu riechen, denn kaum habe ich mich über ihn gebeugt steigt mir ein aromatischer Duft in die Nase.
"Puh!" tadele ich ihn "Du stinkst!" suchend blicke ich mich um und entdecke die Tasche, in der Mila seine Sachen verwahrt, gleich neben der Kommode. Und so beginne ich ihn auf Karas Bett trocken zu legen.
Gurrend strampelt er mit den Beinen, kaum dass ich ihn sauber gemacht habe und so lasse ich ihm einen Moment die Freiheit ohne Windel, bevor ich ihn wieder einpacke.
Gemeinsam kehren wir zu den Mädels zurück.
"Na, habt ihr euch amüsiert?" fragt Mila grinsend, wofür ich ihr die Zunge rausstrecke und ihr den Kleinen reiche.
"Bin gleich wieder da." teile ich ihr mir und gehe mir im Bad die Hände waschen, dann nehme ich ihn ihr wieder ab und setzte mich mit ihm auf einen Stuhl neben Kara um sie abzulenken.
Doch kaum sind ihre Haare fertig, bin ich an der Reihe, während Mila Kara beim Kleid hilft.
So geht es reih um. Es wird geföhnt, eingewickelt, aufgesteckt, eingesprüht und mit allem möglichen fixiert, damit es auch ja den Tag über durchhält.
Und während uns die Stylistin schminkt, ziehen auch wir uns um. Zwischendurch stillt Mila noch Max, weil der kleine dann doch hunger bekommen hat.
Und dann sind wir endlich fertig.
"Puh!" entfährt uns ein Kollektives stöhnen, als wir die nette Dame verabschiedet haben und alle man in unsere Kutsche gestiegen sind, mit der wir zur Kirche fahren.
Aber vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass die Kutsche nicht von Pferden gezogen, sondern eine schicke, weiße Limousine ist, dessen Chauffeur im schwarzen Dress mit Mütze daherkommt.
Unterdessen sind auch Karas Eltern eingetroffen und folgen uns zur Kirche.
Unruhig rutscht die Braut auf ihrem Sitz hin und her und scheint sich mal wieder in ein Nervenbündel zu verwandeln. Nur dass diesmal ihre Sorgen Marek gelten.
"Und was wenn er nicht kommt? Oder mich am Altar einfach stehen lässt?" fragt sie ängstlich und sieht mich mit schimmernden Augen an.
"Mach dir keine Sorgen." sagt Mila tröstend und nimmt ihre Hand. "Er wird schon kommen und "Ja" sagen wird er auch." sagt sie zuversichtlich.
"Außerdem hat Alexander mir versprochen ihn nicht aus den Augen zu lassen." schmunzele ich und streiche mir aufgeregt das leuchtend rote Kleid glatt. "Und Ben und Leon sind ja auch noch da. Also sollte Marek tatsächlich auf den selben dummen Gedanken kommen WIE DU..." sage ich betont beiläufig "...dann werden sie ihn schon zur Vernunft bringen."
"Ja, ich weiß ja." sagt Kara betreten. "Ich hab nur solche Angst."
Aufmunternd lächeln wir sie von beiden Seiten an und werfen uns gegenseitig strahlende Blicke zu.
Ich bin fast so aufgeregt wie Kara, zumindest beinahe, denn irgendwie habe ich das verwirrende Gefühl zu meiner eigenen Hochzeit zu fahren und das obwohl ich niemals heiraten wollte.
Aber jetzt, da vorne am Altar zu stehen, gleich neben der Braut, meinen Angebeteten ganz in der Nähe, macht mich irgendwie Nervös.
Und so kann ich durchaus verstehen, das Kara unruhig ist. Ich meine, wie peinlich müsste es sein, wenn Marek sie am Altar stehen lässt, oder sie Angst bekommt und ihn stehen lässt?
Fröstelnd ziehe ich mein Schultertuch dichter um mich und versuche den Gedanken zu verdrängen, doch als wir wenig später am Ort des Geschehens ankommen und in den strahlenden Sonnenschein hinaustreten, habe ich mich wieder weitestgehend im Griff, so dass ich meiner Freundin zur Seite stehen kann.
"Bis gleich." verabschiede ich mich zuversichtlich von Kara und schiebe sie zu ihrem Vater, der sie zum Altar führen wird und gehe mit Mila nach drinnen, um dem Pfarrer Bescheid zu sagen, dass wir da sind.
Und dann geht alles irgendwie seinen Gang. Die Musik setzt ein und wir folgen dem Mann in seinem Talar den Gang entlang bis zum Altar, an dem schon Marek und Ben stehen.
Alles ist festlich geschmückt. Rote und weiße Blumen schmücken die Bänke und Wände. In den Kerzenhaltern an der Decke und den Säulen flackern abwechselnd rote und weiße Kerzen und verbreiten ein romantisches Licht.
Noch ist es recht laut im Saal, doch ich bin mir sicher, dass alle schlagartig verstummen werden, sobald die Musik einsetzt.
Ganz vorne am geschmückten Altar steht Marek, der einen gefassten Eindruck macht, aber auch ein wenig blass um die Nase herum aussieht.
Schnell begrüße ich ihn und flüstere ihm "Sie kommt gleich." ins Ohr, dann stelle ich mich neben Mila, die mich aufgeregt anlächelt. Ja, auch ich bin aufgeregt, aber nicht nur wegen Kara.
Und so huscht mein Blick suchend durch den Saal und hält nach dem Mann Ausschau, dem mein Herz gehört. Doch so sehr ich auch die Männer in den schwarzen Anzügen mustere, der Mann, den ich suche ist nicht dabei.
Dafür setzt jetzt die Musik ein und Kara schreitet, von ihrem Vater geleitet den Mittelgang entlang.
Schlagartig ist es Still und ein vielstimmiges seufzen erfüllt den Raum und vereinzelte Schluchzer sind zu hören. Auch mir laufen die Tränen übers Gesicht, als ich meine Freundin in ihrem tollen, weißen Kleid den Gang entlang schreiten sehe.
Sanft schwingt der breit gefächerte Rock, bei jedem Schritt hin und her und scheint sie schweben zu lassen.
Doch vermutlich tut sie das sogar. Auf Wolke 7. Mindestens!
Wie ein Honigkuchenpferd strahlt sie übers ganze Gesicht und hat nur noch Augen für Marek, dem vor staunen der Mund offen steht.
All ihre Zweifel scheinen wie weggeblasen, jetzt, da sie ihrem Angebeteten entgegen schreitet.
Doch wie sie sich uns nähert und von ihrem Vater an Marek übergeben wird, frage ich mich doch langsam, wo sich Alexander versteckt hält.
Er wird doch wohl nicht im Hotel geblieben sein? Und mich allein am Altar stehen lassen?
Unruhig schweift mein Blick über die Menge, jetzt wo Karas Dad sich zu seiner Frau gesetzt hat und der Pastor mit der Zeremonie beginnt, doch kaum hat er die ersten Worte gesprochen, tritt eine recht hell gekleidete Gestalt hinter einer Säule hervor und sieht mich gebannt an.
Mit schräg gelegtem Kopf mustere ich den Mann, und reiße vor Staunen die Augen auf, als ich ihn erkenne.
Wie hypnotisiert haftet mein Blick an ihm und zieht mich in seinen Bann. So sehr, dass ich alles um mich herum vergesse.
Er sieht einfach umwerfend aus, in dem Smoking, den er trägt.
Alles an ihm erstrahlt in einem hellen Grau. Seine Hose, sein Jackett, die Weste, sein Hemd. Selbst die Krawatte. Nur einen einzigen Farbklecks kann ich an ihm ausmachen und das ist die kleine, rote Rose, die er im Knopfloch trägt.
Fast scheint es mir er hätte gewusst, was ich tragen würde, denn er ich trage dieselben Farben wie er. Nur genau andersherum. Na, ja. Zumindest fast.
Ein rotes, schulterfreies Kleid, dass bis auf den Boden reicht und einen ausgeschnittenen Rücken hat, dazu hat die Stylistin weiße Rosen in meine braunen Locken gesteckt, welche zu einer eleganten Hochsteckfrisur aufgetürmt sind.
Hier und da kringeln sich kleine Löckchen um mein Gesicht, doch ich glaube nicht, dass ich so gut aussehe, wie er. Seine braune Haut ist ein umwerfender Kontrast zu dem hellen Anzug und machen ihn für mich unwiderstehlich.
Beinahe Atemlos stehe ich da und schaue ihn an und nur aus dem Augenwinkel bekomme ich mit, wie eine der Damen in seiner Nähe ihre Nachbarin an stupst und auf ihn deutet.
Während der ganzen Zeremonie kann ich nicht die Augen von ihm wenden und ich bekomme auch kein Wort von dem mit, was der in schwarz gekleidete Pastor vor sich hin brabbelt.
Erst als er zu der wichtigsten Stelle kommt horche ich auf und spreche in Gedanken die wenigen Worte, von denen ich gedacht hätte, dass ich sie niemals würde sagen wollen.
Wie versteinert stehe ich da und hänge an Alexanders Lippen, als der Priester, Marek die alles entscheidende Frage stellt. Doch spielt mir mein Gehirn einen verwirrenden Streich.
"Willst du Alexander Joel Black die hier anwesende Emely Stone zu deiner dich liebenden Frau nehmen? Zu jederzeit treu an ihrer Seite stehen, in Reichtum und Armut, in Krankheit und Gesundheit ? Sie lieben und ehren solange bis das der Tod euch scheidet? So antworte hier, vor Gott und all seinen Zeugen, Ja ich will."
Ungläubig sehe ich, wie er lautlos die Lippen bewegt, doch muss ich nicht hören wie er die Worte spricht, denn ich weiß auch so was er sagt. Die Worte sind leicht von seinen Lippen zu lesen und das sanfte Lächeln, das seinen Mund umspielt treibt mir die Tränen in die Augen.
Seufzend schluchze ich auf und lege mir sowohl eine Hand aufs Herz, als auch vor den Mund, hinter dem ich mein Schluchzen verberge.
Doch als der Priester erneut die Frage stellt und auf eine Antwort wartet, lasse ich sie sinken und flüstere mit feuchten Augen die Worte. Wie er.
"Ich will." ertönt Karas stimme neben mir, doch nehme ich es kaum wahr. Unfähig mich zu bewegen stehe ich da und sehe ihn an. Kann es kaum erwarten, den Raum zu verlassen und zu ihm zu kommen, so bewegt bin ich gerade und so sehr wünschte ich mir, er wäre bei mir, würde mich in den Armen halten, mir wie Marek, Kara den Ring an den Finger stecken und mich zur Bekräftigung unseres Gelöbnisses küssen, doch das kann er nicht.
Noch immer steht er Kilometer weit vom mir entfernt an dieser Säule und lässt mich keinen Moment aus den Augen.
Verstohlen wischt er sich einmal kurz über die Augen, als ich seinen Blick loslasse, weil Mila mir in die Seite stupst und mich auffordert dem Brautpaar nach draußen zu folgen. Verwirrt sehe ich sie an, sehe wie der Priester gefolgt von Leons beiden Nichten, die mit leuchtenden Gesichtern Blumen verstreuen , den Mittelgang entlang schreitet. Auch Kara und Marek folgen ihm. Nur wir stehen noch hier und so mache ich mich eilig an die schier unlösbare Aufgabe nach draußen zu gehen, doch als ich die wenigen Stufen vor dem Traualtar hinunter gestiegen bin und nochmal zu Alexander hinüber schaue, ist er verschwunden.
Stirnrunzelnd starre ich auf den Platz, an dem er gestanden hat und frage mich, wo er abgeblieben ist, doch als wir an der Stelle vorbeigehen fehlt von ihm jede Spur und so konzentriere ich mich doch lieber darauf einen Fuß vor den anderen zu setzen und die Kirche zu verlassen.
Kaum sind wir jedoch draußen sehe ich ihn, wie er mich mit funkelnden Blicken fixiert und auf mich zu warten schein.
Angespannt zappel ich hinter dem Pastor herum, der sich von unserem Brautpaar verabschiedet. Am liebsten würde ich ihn ja einfach zur Seite drängen, um endlich an die Reihe zu kommen, meinen beiden Freunden zu gratulieren, doch das traue ich mich dann doch nicht.
Obwohl ich endlich zu Alexander gehen möchte, der jedoch gerade, die Hände lässig in den Taschen vergraben, langsam auf uns zu geschlendert kommt.
Aller Blicke scheinen auf ihm zu liegen, als er sich zu mir stellt, mir einen Arm um die Taille legt und mir leise ins Ohr raunt. "Du siehst umwerfend aus."
"Und du erst." flüstere ich mit belegter Stimme zurück und strahle ihn verliebt an.
Gott! Wie kann jemand nur so gut aussehen?! Und das dieser jemand dann auch noch mir gehört, kann ich irgendwie noch gar nicht so recht glauben. Weshalb ich mich fest an seine Seite schmiege, todesmutig die Augenschließe und mir mit der freien Hand in den Oberschenkel kneife, nur um zu sehen, ob ich nicht doch vielleicht träume.
Doch als ich den Schmerz in meinem Bein spüre, blinzele ich vorsichtig zwischen meinen Wimpern hindurch und finde mich Aug in Aug mit zwei strahlend blauen, tiefgründigen Teichen wieder.
"Was machst du denn?" schmunzelt er und streicht mir mit leichten Fingern über die Wange.
"Ich wollte nur sehen ob ich träume." sage ich verlegen und weiche seinem Blick aus.
"Du träumst nicht." flüstert er mir leise ins Ohr, küsst mich zärtlich und schiebt mich dann auf Kara zu, die mich mit glitzernden Augen betrachtet.
Auf leicht wackeligen Beinen, nehme ich sie fest in den Arm und flüstere ihr heiser "Herzlichen Glückwunsch." zu, wobei Alexanders Hand sanft über die nackte Haut in meinem Rücken streicht.
"Das war wirklich eine Schöne Zeremonie." versichere ich ihr, dabei habe ich eigentlich nicht wirklich was mitbekommen. Viel zu sehr war ich von Alexander abgelenkt.
"Danke Emely. Auch dafür, dass du mir Mut gemacht hast. Ohne dich hätte ich das nicht geschafft." wispert sie mir mit tränenerstickter Stimme zu, dann drückt sie mich noch mal fest an sich, bevor sie ihre Aufmerksamkeit Alexander zuwendet. Auch Marek nehme ich in den Arm und gratuliere ihm herzlich, doch dann halte ich es nicht länger aus. Kaum lässt Alexander, Mareks Hand los, die er zur Gratulation ergriffen hat, zerre ich ihn von allen fort.
An einem etwas ruhigeren Ort, schließe ich ihn fest in die Arme und kann ihm gar nicht oft genug sagen, wie sehr ich ihn Liebe.
Stürmisch küssen wir uns und sind uns so nahe, wie es in Anbetracht der vielen Menschen, die um uns herum stehen, möglich ist.
"Ich liebe dich auch Baby." versichert Alexander mir bewegt und knabbert zärtlich an meinem Hals herum, was ein sanftes glühen in mir entfacht.
Doch bevor ich dazu komme mich bei ihm zu revanchieren werden wir von Ben unterbrochen. Was vielleicht in Anbetracht dessen, dass ich meine Tage bekommen habe gar nicht mal schlecht ist. Das wir uns inmitten einer Hochzeitsgesellschaft befinden sollten ich viekleicht auch nicht gänzlich außer Acht lassen.
"Hey ihr beiden!" grinst er uns belustigt an "Ich störe euch ja nur ungern, aber habt ihr Kessy irgendwo gesehen?"
"Nein, haben wir nicht!" brumme ich ihn verstimmt an und gebe ihm einen strafenden Stoß in die Seite. Das hat er doch extra gemacht, denn Kessy steht unübersehbar nur wenige Meter hinter ihm.
"Du meinst nicht zu fällig die kleine Blonde da." deutet Alexander auf Kessy und legt mir einen Arm um die Schultern.
"Doch genau...aber woher kennst DU sie denn?" stirnrunzelnd sieht Ben Alexander an und scheint nachzudenken.
"Sie hat sich vorhin nach dir erkundigt. Da bin ich einfach mal davon ausgegangen, dass..." gleichgültig zuckt er mit den Achseln und dirigiert mich sacht in ihre Richtung.
"Wie lange kennt ihr euch eigentlich schon?" verwickelt Alexander Ben in ein Gespräch, während wir zu Kessy hinübergehen, die mit einigen Damen und Herren unterschiedlichen Alters beisammen steht.
"Hey Sweety!" grüßt Ben sie zärtlich und schlingt ihr die Arme von hinten um die Hüften. Erschreckt zuckt sie ein wenig zusammen, doch als sie ihm den Kopf zuwendet und ihn erblickt entspannt sie sich merklich.
"Ach, da bist du ja. Ich habe mich schon gefragt, wo du abgeblieben bist." lächelt sie fröhlich und entschuldigt sich bei ihren Bekannten, dann geht sie mit uns gemeinsam zu Mila und Leon, Kara und Marek, die noch immer damit beschäftigt sind all die Glückwünsche entgegen zu nehmen.
Kara sieht schon leicht genervt aus, doch strahlt sie jedes Mal aufs neue, wenn sie Marek anschaut, genau wie er.
Doch lange kann das Händeschütteln eigentlich nicht mehr dauern, denn die Schlange, der Wartenden, wird von Sekunde zu Sekunde kürzer.
Und somit rückt der Moment, an dem wir uns Richtung festlicher Örtlichkeit aufmachen immer näher.
Ich hoffe nur, dass sich das Wetter hält, denn hin und wieder ziehen inzwischen recht dunkle Wolken über den Himmel und hindern die wärmenden Sonnenstrahlen daran, zu uns durchzudringen.
Nachdem auch die letzte Hand geschüttelt, die ich weiß nicht wievielte Wange geküsst und Kara zum wiederholten Male gedrückt wurde, haben es die beiden endlich geschafft und steigen erschlagen aber glücklich in die Limousine um allen voran, die Kirche zu verlassen.
Ein lautes Hupkonzert folgt dem weißen Auto und auch von etlichen Wagen, die uns entgegenkommen, ertönt ohrenbetäubender Lärm, den ich heute irgendwie sehr genieße.
Zusammen mit Alexander fahren ich bei Karas Eltern mit, die direkt hinter dem weißen Hochzeitsauto her fahren und den lauten Glückwunschbekundungen am nächsten sind.
Kuschelbedürftig schiege ich mich dich an Alexander und schaue ihn immer wieder verliebt an, während wir uns mit Karas Eltern unterhalten.
"Und? Wie lange kennen sie und Emely sich jetzt, Alexander?" will Karas Mum wissen, und dreht sich auf dem Vordersitz zu uns herum.
"Hmm...? Das müssten jetzt ungefähr zweieinhalb Jahre sein." sagt Alexander nachdenklich und streicht mir sanft über die Hand, während er sie freundlich anlächelt.
"So lange schon?!" staunt sie "Aber warum hast du uns denn noch nie von ihm erzählt Schatz?" fragt sie mich tadelnd. Immerhin kenne ich sie schon eine ganze Weile, und als Kara noch zu Hause gewohnt hat habe ich des Öfteren bei ihnen übernachtet, wenn es mir mit Olivia mal wieder zu viel geworden ist und so bin ich fast so etwas wie eine zweite Tochter für sie.
"Na weil wir uns zwar schon so lange kennen, aber zusammen sind wir noch nicht so lange. Erst seit einem halben Jahr." sage ich verlegen, denn eigentlich waren wir länger getrennt, als das wir zusammen waren.
Unbehaglich denke ich an die lange Zeit der Trennung und rutsche gleich noch ein bisschen dichter an ihn heran. Fast als könnte ich die Zeit damit ungeschehen machen...
"Und wie habt ihr euch kennen gelernt?" fragt Karas Vater weiter.
Unruhig zappel ich auf meinem Platz herum und weiß nicht, wie ich antworten soll. Soll ich sagen, das er mein Chef ist? Oder wie steht Alexander zu den Details? Ob es ihm recht ist, wenn sie erfahren, das ihm all die Hotels gehören? Denn immerhin wissen Karas Eltern, als was ich Arbeite. Und unter Umständen wäre es sogar möglich, das Kara ihnen von meinem "widerlichen Boss" erzählt hat.
Nur was soll ich sonst sagen und anlügen möchte ich sie auch nicht. Ratlos starre ich vor mich hin, bis Alexander das Wort ergreift.
"Ich habe Emely bei einem Vorstellungsgespräch kennen gelernt." sagt er gerade heraus.
"Ein Vorstellungsgespräch? Wie interessant. Das hört man auch nicht alle Tage." schmunzelt Karas Dad und fährt sich mit der Hand übers Kinn. "Darf ich fragen, als was sie Arbeiten, Alexander?" musternd wirft er einen Blick in den Rückspiegel, bevor er den Blick wieder auf die Straße richtet und hinter der Limousine auf einen Parkplatz einbiegt.
"Ach, ich bin im Immobilienhandel tätig. Ich kaufe und verkaufe Häuser." sagt er bescheiden und schaut mich entschuldigend an.
"Dann arbeitet ihr also zusammen?" schmunzelt Karas Mum "Ja, da kann man sich schon näher kommen."
"Wenn du so willst. Ich bin seine Sekretärin." bleibe ich schlicht bei der Wahrheit und bin fast ein bisschen erleichtert, als der Wagen endlich hält und wir dem Verhör entkommen können.
Gemeinsam gehen wir um das Haus herum in den Garten, der sich langsam aber sicher mit der Hochzeitsgesellschaft füllt.
Wegen der unzuverlässigen Wetterlage im April wurden einige Pavillons aufgebaut, deren Seitenwände derzeit aber noch geöffnet sind, außerdem besteht auch die Möglichkeit durch eine Terrassentür ins Innere zu gehen, wo in einer halben Stunde das Essen serviert wird. Doch jetzt nehme ich Alexander zuallererst mal das Glas Sekt ab, das er mir reicht und stelle mich zu Mila und ihrer Familie.
Es dauert eine ganze Weile, bis alle Gäste eingetroffen sind und sogar mein Vater taucht überraschender Weise auf. Leider in Begleitung, sehr zu meinem Leidwesen.
"Hast du meine Stiefmutter eingeladen?" zische ich Kara zu, die mich entschuldigend ansieht.
"Also...nicht so unbedingt, aber deinen Vater." antwortet sie mir leise und streicht mir tröstend über den Arm, während Thomas und Olivia zu uns herüber kommen um Kara und Marek zu gratulieren.
Unbehaglich ziehe ich mich etwas zurück, wobei ich lediglich in Alexanders Armen lande, der sich schützend hinter mich stellt und mir die Arme um den Bauch legt.
"Ich werde dich beschützen." flüstert er mir grinsend ins Ohr und haucht einen Kuss auf meine Wange.
Und tatsächlich bleibt Olivia recht freundlich, als sie uns begrüßt.
"Alexander, das ist aber eine nette Überraschung sie hier zu sehen!" freut sie sich überschwänglich. "Wie geht es ihnen?"
"Ganz gut und ihnen?" fragt er höflich und reicht ihr zur Begrüßung die Hand.
"Ach! Fragen sie besser nicht!" seufzt sie theatralisch auf und beginnt ihm langatmig ihr Leid zu klagen.
Von der Tochter verlassen, vom Mann vernachlässigt, gesundheitlich angeschlagen und niemand kümmert sich um sie...die Arme Frau...geschieht ihr recht, dieser Hexe, kann ich nur sagen! Wenigstens lässt sie mich in Ruhe und so vertraue ich darauf, das Alexander sie eine Weile in Schach hält und ziehe meinen Vater ein Stück bei Seite um ungestört mit ihm zu reden.
"Ist zu Hause alles in Ordnung?" will ich wissen und mustere ihn aufmerksam. Er sieht ein wenig erschöpft aus, lächelt aber tapfer.
"Sicher Kleines. Olivia ist zur Zeit nur etwas anstrengend. Sie vermisst Philippa wirklich sehr." sagt er leise und seufzt Augen verdrehend auf. "Ich hoffe das gibt sich bald wieder."
"Ich drück dir die Daumen. Wenn nicht, kannst du uns ja mal besuchen kommen. Wir haben mehr als genug Platz." sage ich einladend und streiche ihm tröstend über den Arm. "Wir würden uns freuen."
"Mal sehen. Vielleicht komme ich auf das Angebot zurück, wenn es mir zu bunt wird." zwinkert er mir grinsend zu, bevor wir zu Alexander und Olivia zurückgehen, doch kaum stehen wir wieder bei ihnen erhebt Marek sein Glas und eröffnet das Buffet, welches im Haus auf uns wartet.
Es wird ein richtig netter Tag. Mit viel Musik, und netten Gesprächen. Und auch dem einen oder anderen Lacher. So hält einer von Mareks Vettern oder Onkel oder Cousin...was weiß denn ich...seine Verwandtschaft ist so groß, dass ich da mittlerweile nicht mehr durchsteige... eine Rede und lässt den armen Kerl mit heruntergelassenen Hosen dastehen.
So präsentiert er nackt Bilder von ihm, zumindest fast, denn das Baby, dass in hohem Bogen in die Kamera pinkelt ist nicht mal im entferntesten mit ihm in Verbindung zu bringen und auch der Junge Mann, der Volltrunken auf irgendeiner Hecke schläft ist nur nach genauem hinsehen als derjenige zu erkennen, der er heute ist. Doch mir wäre es unbeschreiblich peinlich, wenn jedermann solche Bilder von mir zeigen würde.
Marek hingegen scheint es geradezu lustig zu finden. Na, da sieht man mal wieder, das Blut doch dicker als Wasser ist.
Und auch für mich ist das ganze unheimlich amüsant. So kannte ich meinen Freund bisher noch gar nicht. Doch als es langsam zu dämmern beginnt und viele der Gäste schon nach Hause gegangen sind, setzten wir Kara und Marek in ihr Taxi und verabschieden sie in die Flitterwochen, die sie auf den Maledieven verbringen wollen.
"Ihr schreibt uns aber!" rufe ich ihnen durchs Autofenster zu.
"Und wehe du kommst nicht Schwanger zurück!" verlangt Mila grinsend "Ein Jahr Altersunterschied ist wirklich groß genug!" liebevoll drückt sie ihrem schlafenden Sohn einen Kuss auf die Stirn, dann reicht sie ihn Kara, die sich seufzend von ihm verabschiedet.
"In zwei Wochen dreht er sich bestimmt schon auf den Bauch." grinst sie Mila an und herzt den kleinen Knopf liebevoll, bevor sie ihn der Mutter zurückreicht.
"Ich glaube nicht, dass er das mit acht Wochen schon schafft." schmunzelt Mila und winkt den beiden noch einmal zu, als sich das Taxi schon Richtung Flughafen in Bewegung setzt.
"Viel Spaß!" rufen wir ihr nach "Und kommt gesund zurück!"
Winkend stehen wir da, bis vom Taxi nichts mehr zu sehen ist, dann kehren wir zu den Restlichen Gästen zurück, die sich jetzt, wo das Brautpaar gegangen ist, langsam auch verabschieden.
Längst ist es dunkel geworden und der Garten und die Pavillons erstrahlen im Licht vieler Lichterketten und noch immer erklingt Musik aus den Lautsprechern.
"Komm." fordert Alexander mich zum Tanzen auf und zieht mich auf die Tanzfläche. Es ist nicht das erste Mal, dass wir heute Tanzen, aber es wird vermutlich das letzte Mal für Heute sein.
Und da sich Morgen vorerst unsere Wege trennen, genieße ich diesen romantischen Moment ganz besonders.
Den Kopf an seine Brust gebettet, die Arme um seine Hüften gelegt bewegen wir uns sanft zu irgendwelchen Klavierklängen, die die milde Nacht mit ihrer Ruhe erfüllen.
Wieder erwarten haben sich die Wolken im Laufe des Nachmittags verzogen und es ist noch ein richtig schöner Frühlingstag geworden.
Und irgendwo, ganz in der Nähe, zirpt leise eine Grille und selbst einige vereinzelte Vögel lassen ihre Stimmen durch die Dunkelheit hallen.
"Emely?" unterbricht Alexander nach einiger Zeit die Stille und stoppt unsere sanften Bewegungen. Sieht mir unsicher in die Augen und haucht mir einen Kuss auf die Lippen.
"Was denn?" flüstere ich bewegt, weil seine Augen mal wieder violett im schwachen Licht der Lampen funkeln.
"Möchtest du, ...ich meine eines Tages, nicht heute...also willst du Heiraten?" fragt er unsicher, was mich erstaunt die Augen aufreißen lässt.
Doch warum wundern mich seine Worte eigentlich? Nach diesem romantischen Tag, mit all den fröhlichen Gästen, Erinnerungen und Emotionen, stellen sich wohl viele Paare diese Frage.
Nur ich nicht. Ich meine klar, vorhin in der Kirche, da konnte ich mir nur allzu gut vorstellen, mit ihm vor dem Altar zu stehen, aber jetzt... und das hat nichts mit ihm zu tun...bin ich noch immer der Meinung, dass eine Ehe nichts für mich ist.
Doch wie sieht er das?
Wird er enttäuscht sein, wenn ich "nein" sage? Oder wird er mich verstehen? Ich meine, ich muss doch nur meinen Vater und Olivia ansehen, um zu begreifen, dass eine Hochzeit allein nicht glücklich, oder zufriedener macht. Letzten Endes ist es doch nur eine Unterschrift auf dem Papier.
Etwas, dass uns zwar Vertraglich aneinander Bindet, aber heutzutage irgendwie nicht mehr so viel Bedeutung hat wie Früher.
Heute werden fast so viele Hochzeiten gefeiert, wie Scheidungen vor Gericht ausdiskutiert. Also warum Heiraten? Unsere Kinder werden versorgt sein, ganz gleich ob er und ich heiraten. Immer vorausgesetzt, das wir welche bekommen wollen und davon, dass wir Einestages so weit sind, sind wir noch Lichtjahre von entfernt.
Unsicher hebe ich den Blick, lege sanft meine Hand an seine Wange. Fahre kitzelnd mit dem Daumen über seine Unterlippe und muss beinahe ein klein wenig grinsen, als ich sehe, wie er sie zwischen die Zähne zieht um das Gefühl zu vertreiben.
Dann nehme ich allen Mut zusammen und flüstere ein heiseres "Nein. Und du?"
"Ich weiß nicht." seufzt er leise. "Bisher wollte ich nicht, aber... sie sahen so glücklich aus die Beiden. Ob wir auch so glücklich werden? Oder würden wir werden wie...wie..."
"Nein!" unterbreche ich ihn energisch und folge seinem Blick, der auf Olivia ruht. "Wie unsere Eltern würden wir nie werden! Wir würden uns nicht ständig streiten!" sage ich so zuversichtlich ich kann, dabei ist das durchaus auch ein Grund, warum ich nicht heiraten will. Es gibt keine Garantie dafür...keine Sicherheit für ein ...und sie lebten Glücklich bis ans Ende ihrer Tage... und deshalb bedeutet mir eine Heirat nichts.
Wenn wir glücklich werden mit einem Trauschein, dann werden wir es auch ohne.
Und wer weiß, vielleicht ändere ich in zwanzig oder dreißig Jahren ja meine Meinung. Zum Heiraten ist man schließlich nie zu alt!
"Weißt du..." setzte ich nachdenklich an "Irgendwie frage ich mich gerade, warum du immer sagst...ob wir glücklich "werden"... und ich denke auch immer "werden"... Bist du denn nicht Glücklich mit mir? Also jetzt? Glaubst du, dass wir noch glücklicher werden könnten, als wir es jetzt sind?"
"Doch ich bin glücklich mit dir." sagt er liebevoll und streicht mir sanft über die Wange, legt seine große, warme Hand in meinen Nacken und küsst mich zärtlich auf die Lippen, dann fragt er mich das selbe. "Und du? Bist du glücklich mit mir?"
"Ja. Sehr!" lächle ich ihn an und schmiege mich an seine Brust. Die leisen Zweifel, die noch immer an mir nagen versuche ich zu ignorieren, denn sollte er eines Tages feststellen, dass er dem Zwang sich selbst für etwas bestrafen zu müssen nicht wiederstehen zu können, werde zumindest ich nicht mehr besonders glücklich sein, denn das würde das Aus für unsere Beziehung bedeuten.
Bedrückt seufze ich auf, doch noch will ich nicht aufgeben. Wir haben gerade erst wieder begonnen uns einander anzunähern und das will ich nicht zerstören.
Wir können es schaffen. Wir müssen uns nur anstrengen.
"Wollen wir ins Hotel zurück fahren?" frage ich ihn hoffnungsvoll. "Ich möchte noch ein bisschen mit dir allein sein, bevor du Morgen nach Hause fliegst und ich nach München." flehend sehe ich ihn an, während er schon nach meiner Hand greift und mich zu den wenigen Gästen geleitet, die noch hier sind.
Herzlich verabschiede ich mich von meinem Vater und auch von Karas Eltern. Mila und Leon sind schon vor einiger Zeit mit Max nach Hause gefahren und ich bin regelrecht erleichtert, als ich endlich allein mit Alexander im Taxi zum Hotel sitze.
Es war ein langer, anstrengender Tag. Und auch wenn er sehr schön war, bin ich froh, dass er jetzt zu Ende ist.
Im Hotel verschwinde ich umgehend im Bad und schminke mich ab, löse die ganzen Klammern und Nadeln aus meinen Haaren und atme erleichtert auf, als meine Lockenpracht sich wieder ungehemmt entfalten kann.
Dann schlüpfe ich ins Bett, wo ich mich wenig später an Alexanders Schulter kuschle und kurze Zeit später eingeschlafen bin.
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6220 Worte
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