Kapitel 5


Das Gebäude war nur noch eine Ruine und überall verteilt: Verletzte und in Stücke gerissene Leichen. Soldaten, die längst schon alles Leben ausgehaucht hatten. Anika wandelte durch die Trümmer und sie hoffte, sie würde nicht Spikes Gesicht unter den vielen Toten finden. Sam hatte bestimmt Recht. Vermutlich waren Spike, Stef, Tobi, Ed und Wordy gerade dabei, den Terroristen ihre Rechte vorzulesen! „Zivilistin!", rief ein Mann, der gerade das Gelände betrat. Ein weiteres Dutzend folgte dem ersten und schwärmten aus. Sie sammelten Verletzte auf und trugen sie fort. „Ma'am, es tut mir leid, aber Sie müssen mitkommen. Es ist zu gefährlich, es könnten noch weitere Bomben explodieren!" „Hören Sie, ich suche Spike Scarlatti und werde hier bleiben, bis ich ihn gefunden habe!" „Das geht leider nicht." „Haben Sie ihn gesehen?" „Nein, doch wenn er hier war ist er vermutlich tot. Tut mir aufrichtig leid. Jetzt kommen Sie endlich." „Er ist mein Mann, also sagen Sie so etwas nie wieder über ihn, wenn Sie nicht genau wissen ob es stimmt, verstanden?!" „Ja, Ma'am.", Anika hatte ihn eingeschüchtert. Die Verletzungen in ihrem Gesicht brannten. „Er gilt als vermisst. Das Team, das er geleitet hat, haben wir ohne ihn gefunden. Sie waren uns entgegen gekommen, offenbar wussten die 4, dass es passieren würde! Die Frau erzählte, sie suchten ihre Kollegen, aber sie hatten ihn nicht gefunden. Er war plötzlich verschwunden.", meinte der Soldat. Eine dritte, wesentlich ältere Person trat zu ihnen. „Was ist denn hier los? Was macht eine Zivilistin hier?" „Tut mir Leid, Sir, sie hat sich geweigert zu gehen!" „Genauso stur, wie der Vater!", sagte der Offizier mit leichtem Spott. Was wissen Sie schon von meinem Vater! Sie kennen mich doch gar nicht!" „Oh doch und von deinem Vater, Anika, weiß ich mehr als du! Ich kannte ihn über 30 Jahre lang und für mich und sein Team ist er gestorben! Egal, was war, er hat hinter uns gestanden, uns den Rücken gestärkt, bis es ihn das Leben gekostet hat!" „Reden Sie nicht so respektlos über ihn, er hat sein Leben für sie gegeben!", Anika wurde wütend, keiner durfte so über ihren Vater reden. „Was aber gar nicht nötig gewesen wäre! Er war als Geisel in einem feindlichen Lager, ich habe mich freiwillig gemeldet, seinen Platz einzunehmen. Denn er hatte Frau und Kinder und ich war allein! Das bin ich noch! Doch dein Vater wollte das nicht, Anika, als der tausch vollzogen war traf er eine falsche Entscheidung! Sebastian wollte noch in derselben Nacht, mich und alle anderen Gefangenen befreien. Unsere Feinde bemerkten unsere Flucht und verfolgten uns. Er hat sich selbst in die Luft gejagt, damit wir fliehen konnten, doch auch dafür stand ich bereit! Für euch, Anika! Damit du und dein Bruder, eine Kindheit habt! Aber er wollte nicht. Als ich dann hörte, dass Sebastisans Sohn ebenfalls in die Armee eingetreten war, meldete ich mich für den Job als Ausbilder. Was dort in Kunthun jedoch geschah, ließ deinen Bruder nicht mehr los. Ich stellte ihn vom Dienst frei, aber noch am selben Tag bat er mich es rückgängig zu machen! Er wollte nicht zurück zu seiner Mutter, die unendlich litt, nicht zurück in dieses große Haus, dieses eintönige Leben und nicht einmal zurück zu seiner kleinen Schwester, die sich am Tag der Beerdigung weinend an ihn geklammert hatte und den Sarg angefleht hatte, er solle ihren Vater gehen lassen, damit er zu ihr zurückkommen könne!" Anika liefen jetzt Tränen das Gesicht hinunter, doch nicht nur welche der Trauer, sondern auch welche der Wut. „Sie halten jetzt endlich die Klappe! Sie waren beide große Männer in der Armee, auch wenn nicht immer die besten Familienmitglieder! Diese beiden, sind mehr wert als Sie!" Der Offizier blickte erstaunt, mit so viel Verteidigung hatte er nicht gerechnet. „Sie haben keine Ahnung von Krieg und was er aus einem Menschen macht!" „Ich? Ich habe keine Ahnung?! Mein Vater war im Krieg, er starb als ich 5 Jahre alt war, meine Mutter litt, auch wenn sie es nie aussprach! Mein Bruder folgte Dad in den Krieg und erschoss seinen besten Freund! Sam kam völlig am Ende wieder zurück! Spike zog ihn wieder aus dem Loch in dem er steckte, und brachte ihn zur SRU! Ich war Geisel in einem Bus, hab mit 16 den ersten Menschen umgebracht, der mit einer Waffe auf Spike zielte! Lag im Koma, wurde bestimmt 5x angeschossen und wurde verdammte 2 Jahre von einem verrückten Psychopathen festgehalten!!!" Anika war außer sich vor Wut und steigerte sich immer weiter rein! „Aber nur 2 Menschen habendaran geglaubt, dass ich noch am Leben bin und das waren Sam und Spike! Also sagen Sie nie wieder, ich wüsste nicht was Krieg aus jemandem macht! Mein ganzes Leben war ein einziger Krieg!!!" Jetzt schwieg Anika, sie hatte all das gesagt, was ihr seit Jahren auf dem Herzen lag, und es fühlte sich gut an. „Nimm sie fest und sperr' sie irgendwo ein, sonst sucht sie noch überall nach diesem Spike!", gab der Offizier dem Soldaten zu verstehen. Nach dieser Aussage wusste er, dass Anika nicht aufgeben würde, bis sie ihn gefunden hatte. Auch wenn nicht ihren Vater, sie konnte er beschützen!

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