Offene Karten

POV Tim
„Deine Freunde sind ja echt voll nett." sagte Mona, als sie sich auf dem Beifahrersitz anschnallte.
„Ich habe auch noch andere Freunde, da würdest du jetzt anders drüber sprechen" mit einem Lachen versuchte ich meine Nervosität zu überspielen.
Ich wollte Mona so gerne von meinem Leben erzählen, von Timi Hendrix, Pimpulsiv und Trailerpark.
All das gehörte doch auch zu mir.
Aber ich hatte Angst, dass sie mich für einen widerlichen Proll hält, wenn sie meine Musik und vor allem die Texte hörte.
Verdammt, was sollte ich nur machen? Ich nahm mir vor, ihr alles von mir zu erzählen, wenn sie das erste mal bei mir zu Hause sein würde.
Spätestens da könnte ich ihr eh nicht mehr den Gelegenheitskiffer vorspielen.
Meine Armada an Bongs stand immer in der ganzen Wohnung verteilt.
Was würde ich jetzt für ne Line Koks geben? Dann wäre ich lockerer, ganz bestimmt.
Aber was würde sie zu den ganzen anderen Drogen sagen, die ich nahm?
Das kiffen war für sie in Ordnung, ab und an tat sie das auch. Auf Partys zumindest.
Ich versuchte mich wieder ganz auf den Verkehr zu konzentrieren und schob die letzten Gedanken weit weg.
Wahrscheinlich würde es noch Wochen dauern, bis sie das erste Mal zu mir kommen würde. Auf jeden Fall dachte ich das.
„Irgendwie habe ich noch gar keine Lust nach Hause zu fahren. Ich würde ja total gerne mal deine Wohnung sehen" sagte Mona und grinste mich an.
Fuck, wieso kam sie gerade jetzt auf diese Idee? Ich war doch noch nicht darauf vorbereitet. Aber ihrem Lächeln konnte ich keinen Wunsch abschlagen.
„Ähm, klar. Aber da herrscht absolutes Chaos. Du hast doch hoffentlich keine Angst vor Hunden, oder Katzen?" stotterte ich.
Insgeheim hoffte ich aber doch, dass sie wenigstens eine Antipathie zu Tieren hatte.
Meine Hände fingen an zu schwitzen und in meinem Kopf schwirrten wieder die schrecklichsten Gedanken umher.
„Nein, gar nicht! Ich liebe Tiere und Unordnung macht mir nichts aus. Wenn du wüsstest wie es manchmal bei mir aussieht, würdest du dir auch denken ich wäre ein Messi" Ihr Lachen hörte sich an wie Musik.
„Ok, bei dem Chaos hast du nicht übertrieben" Mona stand in meinem Wohnzimmer und schüttelte lachend ihren Kopf.
Dabei spiegelte sich das Licht in ihren glänzenden, glatten Haaren.
Schnell sammelte ich die Klamotten von meinem Sofa und schmiss sie achtlos in die Ecke.
„Setz dich, willst du was Trinken" ich versuchte zu Lächeln und schaute nervös durchs Zimmer.
„Tim, ist irgendwas? Du wirkst so nervös. Als hättest du Angst, dass uns jemand erwischen könnte" Mona fuhr sich mit der Hand durch ihre Ebenholzfarbenen Haare.
„Was? Nein. Hier ist keiner, außer Heisenberg und Gustavo" plapperte ich.
„Gibt es etwas, was du mir sagen musst? Wenn du eine Freundin hast oder so, dann sag es jetzt. Ich habe keinen Bock nur eine Affäre zu sein." ihre grünen Augen blitzten und sie sah bezaubernd aus, total sauer, aber bezaubernd.
„Nein. Also ja. Man ey" Ich raufte meine Haare und ließ mich auf mein Sofa fallen.
Wie mechanisch griff meine Hand zu der Glasbong die neben der Couch auf dem Boden stand.
Ich holte mein Feuerzeug aus der Tasche und zündete das Gras-Tabak-Gemisch im Kopf an. Ich legte meinen Mund auf die Öffnung und erzeugte ein Vakuum. Das blubbern des Wassers beruhigte mich.
Nachdem sich der Korpus mit Qualm gefüllt hatte, nahm ich meinen Finger vom Kickloch und sog den Weißen Rauch in einem Zug in meine Lunge.
„Ey, Tim. Was ist hier los? Seit ich gesagt habe, dass ich gerne mal deine Wohnung sehen würde, bist du total komisch. Rede mit mir" Mona setzte sich neben mich und nahm mir die Bong aus der Hand.
„Mona, dass ist jetzt echt nicht einfach" sagte ich und versuchte ihr in die Augen zu sehen.
„Sag es mir. Bist du verheiratet? Bist du schwul? Was ist los" ihre Stimme wurde mit jedem Wort lauter und ich wusste, ich musste ihr jetzt die gesamte Wahrheit sagen und mit offenen Karten spielen.
Entweder es ging gut, oder sie würde schreiend aus der Wohnung laufen und ich sehe sie nie wieder.
Mit einem tiefen Seufzer fing ich an zu erzählen.
„Ich weiß, wir kennen uns noch nicht lange, aber ich mag dich.
Ich mag dich wirklich sehr.
Deswegen kann ich dir nicht mehr länger jemanden Vorspielen, der ich nicht bin.
Beziehungsweise kann ich dir nicht mehr länger einen großen Teil meines Lebens verschweigen"
Monas Augen wurden groß und sie rechnete scheinbar mit dem Schlimmsten.
„Keine Sorge, ich bin kein Massenmörder, oder so" versuchte ich sie zu beruhigen und zum Glück lachte sie kurz.
„Punkt eins, ich bin kein Gelegenheitskiffer, ich bin ein verdammter Junkie. Ich brauch das Zeug, ständig. Nicht nur Weed, auch Koks oder Tabletten. Aber keine Sorge, ich hänge nicht an der Nadel"
Mona nickte kurz.
„Punkt zwei, ich bin Musiker. Naja Rapper und das nicht gerade unerfolgreich.
Ich mache alleine Musik, als Timi Hendrix.
Früher hatte ich mit meinem Kumpel Marcel eine Kombo Namens Pimpulsiv und jetzt bin ich in der Band Trailerpark. Da ist unter anderem auch Lukas bei." schüchtern blickte ich zu Mona um ihre Reaktion abzuschätzen.
„Und weiter?" fragte Mona verwirrt.
„Das wars erstmal" ich wusste nicht, wie ich ihre Frage deuten sollte.
„Mensch Tim. Ich dachte jetzt kommt was schlimmes. Naja, die Drogensache find ich jetzt nicht gerade super, aber du wirkst nicht wie ein Typischer Junkie. Du scheinst dein Leben ja trotzalledem im Griff zu haben." sagte sie und lachte. Sie schien wirklich erleichtert.
„Kann ich denn mal was von deinen Sachen hören? Rap ist ja eigentlich nicht so meins, aber wenn's von Dir ist, würde ich es gerne mal hören" neugierig sah Mona mich an.
„Ok, aber das ist schon ziemlich hartes Zeug" sagte ich und holte meinen Laptop.
Um sie nicht direkt zu überfordern spielte ich ihr erst einmal „niemand mag" von Pimpulsiv vor.
„Wow, was ein geiler Beat" Mona lachte und tanzte wie wild durch das Wohnzimmer.
„Also ich bin kein niemand, ich fand den Song richtig gut" bei ihren Worten fiel mir ein Stein vom Herzen.
Als nächstes wollte sie etwas von Trailerpark hören.
Fuck, welchen Song sollte ich ihr zeigen?
Nach längerem hin und her überlegen und da Mona schon mit ihren Nägeln auf dem Tisch klopfte, öffnete ich einfach den nächstbesten Song über den mein Mauszeiger glitt.
Lukas Stimme drang aus den Lautsprechern.

Wenn du einer dieser Menschen bist,
für den die Gürtellinie eine Grenze ist

Na, klasse. Es musste ja gerade ein Song sein in dem wir von Sex mit der Schwester und Pisse trinkenden Frauen sangen.
Nach Bastis Part drückte Mona auf die Leertaste meines Laptops.
„Zuviel? Mona, dass sind nur Texte. Keine Sorge, die Jungs sind nicht wirklich so schlimm wie sie tun. Nicht ganz zumindest." versuchte ich ihr zu erklären.
„ich glaub für den Song brauch ich was härteres als Cola. Hast du Jacky da oder so?" Mona grinste und ich entspannte mich wieder ein wenig. Schnell machte uns zwei Mischen fertig.
„So, weiter gehts" Mona drückte wieder die Leertaste und wir hörten den Song bis zum Ende.
Zwischenzeitlich lachte sie immer wieder.
„Gehen alle eure Songs um diese Themen?" fragte sie als das Lied zu Ende war.
„So ungefähr. Es sind immer relativ harte Texte, aber man muss sie mit Humor nehmen" es machte ganz den Anschein, als würde es ihr doch ein bisschen gefallen.
„Dann passt es ja, dass mein Humor so schwarz ist, wie der Arsch eines Panthers" Mona prostete mir zu und ich war einfach unfassbar glücklich.
Ich stellte mein Glas ab und nahm ihr ihr Glas aus der Hand und stellte es daneben.
Es fühlte sich an, als würde die Zeit still stehen, als ich meinen Kopf langsam näher zu ihr streckte.
Es war nicht unser erster Kuss, aber der erste bei dem sie wusste wer ich wirklich war.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top