Man sieht sich immer 2x
POV Caro:
Nachdem Lukas und ich den Sonntag nach der Party mit aufräumen und chillen verbrachten, ging nun eine neue Arbeitswoche für mich los.
Mit einem seufzen stellte ich meinen Wecker aus.
Ich blickte auf die rechte Seite des Bettes und sah einen tief schlafenden Lukas. Der Anblick erhellte meine Stimmung. Dieser Mann sah sogar im Schlaf unglaublich gut aus.
„Guten Morgen, Inken" begrüßte ich meine Kollegin, die über einem Haufen Patientenakten gebeugt saß.
„Guten Morgen, Caro. Kannst du dich bitte um das Zimmer 243 kümmern? Wenn ich noch einmal dieses Zimmer betrete, kann ich für die Genesung dieses Mannes nicht mehr garantieren" sie wischte mit ihrer Hand vor ihrem Gesicht, um mir zu verdeutlichen, dass der Patient wohl sehr, sagen wir speziell, war.
„Na, dem werde ich noch Manieren beibringen" lachte ich und machte mich auf den Weg in besagtes Zimmer. Mit einem fröhlichen „Guten Morgen" öffnete ich die Tür und wäre am liebsten wieder rückwärts rausgegangen.
„Das kann doch nicht wahr sein. Ich muss hier in diesem Scheiss Krankenhaus liegen, wo die nix geschissen bekommen, und dann bist du hier auch noch angestellt?" wurde ich von dem Mann im Bett begrüßt. „Ich wüsste nicht, dass wir per Du sind, Herr..." ich schaute auf die Patientendaten, die zum Glück immer am Bettgestell befestigt waren „... Ibrahim" antwortete ich, bemüht so selbstsicher wie möglich zu klingen.
Ich stellte die Medikamente auf seinen Nachtschrank. „Die müssen Sie bitte Schlucken. Dazu können sie einen Schluck Wasser trinken. Aber dann müssen sie komplett nüchtern bleiben, damit sie morgen operiert werden können" sagte ich professionell und wollte aus dem Zimmer gehen. „Willst du mich verarschen? Es ist morgens, soll ich den ganzen Tag nix essen, oder was?
Tu doch jetzt nicht so erwachsen. Basti ist gerade nicht da, um dich zu verteidigen. Ich bin Privatpatient, behandel mich gefälligst auch so!" motze Massimo. Ohne mich nochmal umzudrehen, öffnete ich die Tür und lief in jemanden rein.
„Kannst du nicht aufpassen, du Trampel" motzte mich die Frau an.
Na super, da dachte man, der Tag könnte nicht noch schlimmer werden.
„DU?" schrie Julia, als sie mich erkannte.
„Reicht es dir nicht, dass du mir Lukas ausgespannt hast? Ich wette, du hast dich gerade Masse genauso billig an den Hals geworfen, wie ihm" sie schrie immer noch und sämtliche Patienten, die auf dem Flur waren, richteten ihre Blicke auf uns.
Ich atmete einmal tief ein und versuchte so ruhig wie möglich mit ihr zu sprechen.
„Wir sind hier immer noch in einem Krankenhaus. Ich weise Sie darauf hin, dass hier kranke Menschen sind, die ihre Ruhe brauchen. Also zügeln sie sich bitte etwas. Ich habe mich ihrem Lebensgefährten nicht an den Hals geworfen, sondern nur meinen Job gemacht. Jetzt muss ich mich um andere Patienten kümmern. Guten Tag" ich drehte mich um und ging wieder ins Schwesternzimmer.
„Was war da denn los?" fragte Inken, als ich mich neben sie, auf den Stuhl fallen ließ.
Eigentlich dachte ich, ich wäre über die Sache mit Julia und Massimo hinweg, aber diese Begegnung wühlte alles wieder auf.
Ich vergrub mein Gesicht in meine Hände und fing an zu weinen.
„Caro, liebes. Was ist los? Sonst interessieren dich die Hasstirraden von den Patienten doch auch nicht?" Inken legte ihre Hand auf meinen Rücken.
„Das sind aber keine normalen Patienten. Die beiden steckten hinter dem Angriff auf mich" schluchzte ich. „Er hat überhaupt keine Strafe bekommen und sie musste nur ein bisschen Schmerzensgeld zahlen. Ich hatte so gehofft, dass ich die beiden nie Wiedersehen würde"
Ich ärgerte mich, dass ich nicht auf Bastis Angebot eingegangen war, seinen Anwalt mit der Sache zu betrauen. Der hätte die beiden womöglich sogar in den Knast gebracht.
Als ich meiner Kollegin die komplette Geschichte rund um Lukas' Ex erzählt hatte, nahm mich Inken fest in den Arm.
„Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich dich nie darum gebeten, mir diesen Spacken abzunehmen" sagte sie entschuldigend.
„Frau Müller, was höre ich da für Worte aus ihrem Mund? Ab zum Desinfizieren" lachte ich und trocknete die letzten Tränen.
Mit einem Kaffee in der Hand ging ich in den Park, der an unsere Klinik grenzte und setzte mich auf eine Bank in der Sonne. Ich schloss die Augen, genoss die wohltuende Wärme und versuchte die Begegnung mit Massimo und Julia aus meinem Gedächtnis zu verbannen. Sollte ich Lukas davon erzählen?
„Kann ich mich zu Dir setzten?" Jana riss mich aus meiner Mediation.
„Immer doch" ich rutschte ein Stück zur Seite, damit sie Platz hatte.
„Erzähl mir alles" sagte ich und schaute sie neugierig an. Ich konnte sehen, dass sie rot wurde.
„Naja, ich weiß nicht wie ich das sagen soll" stammelte sie.
„Am besten mit dem Mund meine Süße" lachte ich und Jana erzählte von ihrer Nacht mit Basti.
„Es war so anders als erwartet. Irgendwie...
liebevoll" sie lächelte und mir viel die Kinnlade runter.
„Aber du bist schon mit Basti DNP zusammen gewesen? Ich kann mir nicht mal vorstellen, dass er liebevoll richtig Scheiben kann" platzte es aus mir heraus, womit ich mir einen bösen Blick von Jana bescherte.
„Ich hätte das auch nie gedacht, aber es war wirklich schön."
Mein Handy klingelte. „Das ist Nadine, da muss ich grad rangehen" sagte ich zu Jana.
„Hallo, Süße" begrüßte ich meine Beste Freundin.
„Krisensitzung. Heute Abend bei mir. Bring Schnaps mit." sagte sie kurz angebunden.
„Äääh, klar. Was ist los? Ist was passiert?" ich machte mir Sorgen.
„Erzähl ich dir später, hab jetzt auch keine Zeit. ByeBye Hab dich lieb" und schon hatte Nadine aufgelegt.
„Ich hab dich auch lieb, du Bekloppte" lachte ich ins Telefon, wohl wissend, dass sie mich nicht mehr hörte.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top