Freundschaften

Noch immer lag mein Kopf auf Tims Schulter.
„Oh, Sorry. Ich mach dein Shirt ganz nass. Tut mir leid" entschuldigend blickte ich Tim an, der aber nur grinste.
„Caro, du bist echt unglaublich. Dir gehts sichtlich scheiße und du machst dir Sorgen um mein abgeranztes Shirt. Alles ok. Jetzt fang schon an zu erzählen." Tim legte wieder seinen Arm um mich und zog mich näher.
„Ach, Tim. Alles ist im Arsch. Heute wurde ich beurlaubt, beziehungsweise so gut wie gekündigt" schluchzte ich.
„Fuck, warum denn das? Was sagt Lukas dazu?" fragte Tim geschockt.
„Weil ich angeblich nem Patienten die falschen Medikamente gegeben hab. Lukas hab ich noch nichts davon erzählt, weil ich ihn nicht beim arbeiten stören möchte. Also dieser Patient....Ach, was Quatsch ich hier. Angeblich hab ich Massimo die falschen Medis gegeben. Julia und er wollen mich echt fertig machen." Nach meinen letzten Sätzen schaute Tim mich mit großen Augen an.
„Wie, Julia und Masse?" war alles was er sagte.
„Ja, die beiden sind wohl noch nicht fertig mit mir. Tim, ich schwöre dir, ich habe alles richtig gemacht." immernoch unter Tränen, schrie ich die Worte fast.
„Mäuschen, das glaub ich dir. Kannst du nicht dagegen angehen? Ich kenn mich damit nicht aus, aber die müssen dir doch erstmal beweisen, dass du nen Fehler gemacht hast." beruhigend strich er mit seiner Hand über meinen Arm.
„Nee, in dem Fall ist es anders rum. Ich muss beweisen, dass die beiden Lügen." ich sprang auf und ging wütend zum Fenster um rauszusehen. „Aber es ist doch bekannt, dass die beiden Dir schon mal was angetan haben. Das muss doch jedem klar sein, dass die dich einfach fertig machen wollen." sagte Tim ruhig und kam auf mich zu.
„Wenn man sich so gute Anwälte leisten kann, wie ihr, ist das kein Problem. Aber ich bekomm nur nen Pflichtverteidiger" mir wurde klar, dass ich echt in der scheiße saß. Was sollte ich schon machen, wenn ich wirklich meinen Job verlieren würde?
Wieder fing ich an zu weinen und Tim drehte mich zu sich um, um mich wieder in seine Arme zu schließen.
„Hey, Hey. Mach dir darum keine Gedanken. Natürlich bekommst du unseren Anwalt, das hat Basti Dir doch schon das letzte mal angeboten. Du gehörst zu Lukas und damit zu uns, du bist nicht alleine."
„Du bist so lieb, danke Tim" nachdem ich meine Tränen getrocknet hatte grinste ich den Rapper an und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
„Du warst für mich da, als es mir nicht gut ging, also ist das hier selbstverständlich" er wuschelte durch meine Haare und wir lachten.
„So, jetzt habe ich deine Zeit genug in Anspruch genommen. Lukas ist in seiner Hütte, du wolltest doch mit ihm sprechen" sagte ich.
„Oh, da will er nicht gestört werden, aber eventuell kannst du mir ja auch weiterhelfen" Tim druckste herum.
„Wenn du jetzt keine Probleme mit nem Text, ner Melodie oder Drogen hast, werde ich es gerne versuchen" grinste ich und holte uns zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank.
„Nee, es ist eher ein Frauenproblem" ich verschluckte mich und Tim guckte mich verwirrt an.
„Hast du gemeint ich wär schwul oder wie?" fragte er, während ich hustend vor ihm saß.
„Nein, um gotteswillen. Ich hatte gestern nur einen Mädelsabend mit Nadine und Jana und da dachten wir, dass du noch ne Freundin brauchst, damit wir zu viert eine Weibliche Trailerpark Band aufmachen können" ich musste kichern bei dem Gedanken an den gestrigen Abend.
„Ihr seid solche Freaks" Tim schüttelte seinen Kopf und fing an zu erzählen.
„Also, letzte Woche habe ich ein Mädel kennengelernt. Sie hat mich auf meinen WXW Pulli angesprochen. Das ist so ein Wrestlingding, so wie WWE"
„Du steht's auf Wrestling? WXW sagt mir was, aber ich hab immer nur WWE geguckt" antwortete ich und diesmal war es Tim, der sich verschluckte.
„Mäuschen, du wirst mir immer sympathischer. Das hätte ich jetzt nicht von dir erwartet. Wer war oder ist denn dein Topwrestler?" versuchte Tim das Gespräch vom eigentlichen Thema abzulenken.
„Herr Weitkamp, man kann den Menschen immer nur vor den Kopf gucken. Mein Liebling ist Dean Ambrose. Aber jetzt wieder zu den wichtigen Themen. Hat die Süße denn auch einen Namen?" Ich pikste mit meinem Finger in seine Rippen, als ich sah, wie seine Augen bei dem Wort süße zu glänzen begannen.
„Ja, sie heißt Mona. Sie kennt Trailerpark nicht. Das fand ich sehr entspannend, denn so dachte sie ich wäre der normale Freak von nebenan. Caro, sie ist der Wahnsinn. Sie hat eine so einnehmende Ausstrahlung, ihr lachen ist zum niederknien und ihre Augen leuchten, als wären sie voll mit tausend Sternen. Wir haben so viele gemeinsame Interessen und den selben tiefschwarzen Humor." schwärmte der ach so harte Rapper.
„Wir schreiben seit einer Woche und haben uns auch schon zweimal zum Kaffee getroffen" sein Lächeln war einer Zahnpastawerbung ebenbürtig.
„Und wo ist genau das Problem?" fragte ich, denn so wie er aussah, war er unsterblich verknallt in die kleine.
„Ich weiß nicht, ob sie mich auch mag" seine Mine änderte sich schlagartig und ich legte meinen Arm um seine Schulter.
„Wenn ihr schon eine Woche schreibt und euch getroffen habt, wird sie dich schon mögen" baute ich ihn ein wenig auf.
„Wie wäre es denn, wenn wir uns mal zu viert treffen? Wir sollten Mona, langsam an den Trailerpark gewöhnen, wenn die euch nicht kennt. Wir könnten ja am Wochenende mal zusammen essen gehen, oder so. Ich bin tierisch gespannt, ob sie wirklich so wundervoll ist, wie du sie beschreibst" bot ich Tim an und er war total begeistert von der Idee.
„Ich schreibe ihr sofort. Danke Caro, du bist ein Schatz" auch ich bekam jetzt einen dicken feuchten Schmatzer.
„Ich weiß, dass klingt jetzt sehr doof, aber ich bin froh, dass dich der Kerl damals angegrabscht hat. Sonst hätten wir dich Engel nie kennengelernt" Tim drückte mich wieder fest an seine Brust.
„Wenn ich dich nicht so mögen würde, würde ich dir jetzt eine verpassen, Weitkamp" lachte ich und versuchte ihn in den Schwitzkasten zu nehmen.
Tim klopfte wie wild auf das Sofa. „Willst du aufgeben?" ich lachte immer noch und ließ ihn los.
„And the neeeeewwww TP4L heavyweightchampion isssss Carooooo the Angel" Tim hob meinen Arm und jubelte wie verrückt.
Wieder liefen mir Tränen die Wangen herunter, aber diesmal vor Freude.
„So Mäuschen, ich mach mich nach Hause. Aber du versprichst mir, dass du Lukas noch anrufst, ich ruf Basti an und Klär das mit dem Anwalt. Wir schaffen das" ein letztes Mal für diesen Abend umarmten wir uns und ich war mir sicher in Tim einen Bruder gefunden zu haben.

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