Echte Freunde
POV Lukas
Caro lag noch immer in meinem Arm und war endlich eingeschlafen.
Vorsichtig streichelte ich ihr über ihr weiches Haar. Ich liebte es, wenn sie die Haare offen trug. Die wallende Mähne umrahmte ihr Gesicht so perfekt.
Ein klingeln an der Tür riss mich aus meinen Tagträumen.
Um sie nicht zu wecken, hob ich langsam ihren Kopf und rutschte ein Stück zur Seite.
Sanft legte ich Caros Kopf auf mein Kissen, küsste ihre Stirn und deckte ihren wunderschönen Körper ein bisschen mehr zu.
„Hey, Timi! Wie geht es Mona" mit einer Umarmung begrüßte ich meinen Kumpel, der unglaublich fertig aussah. Anscheinend hatte er geweint.
„Keine Ahnung. Sie liegt einfach nur da, komplett reglos." schluchzte er an meine Schulter.
„Komm, ich mach erstmal Kaffee und dann erzählst du mir alles" sagte ich und ging mit Tim in die Küche.
Tim ließ sich mit einem tiefen Seufzen auf einem der Stühle nieder und legte seinen Kopf auf den Tisch.
Es tat mir im Herzen weh, ihn so zu sehen. Ich wusste genau, wie er sich fühlte.
Als Caro, nach Julias Angriff, im Krankenhaus lag, ging es mir genauso. Nur, dass Mona noch viel schlimmer dran war. Sie lag auf der Intensivstation und hatte nicht nur eine Platzwunde an der Stirn.
Ich stellte Tim die Tasse hin und sein Kopf hob sich. Während er den Kaffee trank erzählte er mir alles, was er bis jetzt wusste und ich schüttelte nur fassungslos den Kopf und legte meine Hand auf seinen Arm.
„Hey, hör mir zu. Deine Freundin ist eine Kämpferin, bald wird sie aufwachen und alles wird wieder gut. Du wirst sie bald wieder im Arm halten. Ganz bestimmt" ich redete leise mit ihm, um Caro nicht zu wecken.
„Warst du bei ihr?" mein Plan ging wohl nicht auf, denn Caro stand im Türrahmen und kam nun auf uns zu, um Tim fest zu umarmen.
„Sorry, ich wollte dich nicht wecken. Du hast bestimmt noch nicht viel geschlafen" Tim sah Caro mit einer Mischung aus Schuldgefühlen und Dankbarkeit an.
„Alles gut, Weitkamp. Hast du denn schon herausfinden können, was passiert ist? Oder haben die Schwestern irgendwas gesagt?"
Ich stand auf und drehte mich zur Kaffeemaschine um, um Caro ebenfalls einen Kaffee aufzubrühen.
„Dieses nicht wecken, verfolgt mich seit ewigkeiten" dachte ich und grinste.
„Was haben die Wichser gemacht?" schrie Caro, nachdem sie nun auch die ganze Story gehört hatte.
„Ja, es ist echt einfach scheisse gelaufen." Tim legte seinen Kopf auf Caros Schulter.
Der Anblick der sich mir bot war herzerweichend. Sie saß auf seinem Schoß und hielt ihn einfach schützend im Arm.
Es war diese Art von Freundschaft, die alles überstehen konnte.
Als ich Caro kennengelernt habe, wusste ich, dass sie einfach einer der besten Menschen der Welt war.
Ihre Emphatie suchte seines gleichen und sie schaffte es immer, dass sich ihr gegenüber sofort wohl fühlte.
Sogar Basti verhielt sich in ihrer Anwesenheit komplett anders.
„Aber warum hat sie sich Igor gegenüber so komisch verhalten?" fragte ich, als ich mich wieder zu den beiden gesellte.
„Weil sie ihn nicht unbedingt gut leiden kann. Guckt ihn euch doch mal an, das ist ein erwachsener Mann, der mit Comicprint Klamotten rumläuft. Die komischen Sonnenbrillen geben ihr Übriges dazu. Außerdem ist er ein noch größerer Freak als ihr alle zusammen" Caro schüttelte sich um ihren Worten Nachdruck zu verleihen.
„Richtig, er ist erwachsen. Lasst ihn doch rumlaufen wie er will" verteidigte Tim Vortex.
„Ganz ehrlich? Wenn ich alleine, oder mit einer Freundin, die euch nicht kennt, im Club wäre, würde ich wahrscheinlich genauso reagieren" sie zuckte mit den Schultern, damit war das Thema für sie erledigt.
„Boah, dass ist ja wie am Bahnhof hier!" stöhnte ich, als es erneut klingelte.
„Jetzt wird's kuschelig" lachte ich, als ich mit Basti und Jana die Küche betrat.
„Dicker, ich kann das alles nicht nochmal erzählen, sorry" Tim hob Caro an der Hüfte hoch um aufzustehen.
Mit Tränen in den Augen lief er zum Balkon.
„Ey, Tim" Basti wollte Tim aufhalten, aber Jana hielt ihn zurück.
„Schatz, lass ihn mal kurz allein. Er muss wahrscheinlich erst mal einen klaren Kopf bekommen" Sie legte ihm die Hand an die Schulter.
„Meine Fresse, die kleine ist doch noch nicht tot." schnaubte Basti unverständlich.
„Was würdest du machen, wenn ich da liegen würde? Würdest du dann auch einfach weitermachen, als wäre nichts passiert?" mit großen Augen starrte Jana ihren Freund an.
Bastis Augen wurden weich und er drehte sich zu ihr.
„Nein. Ich würde wahrscheinlich gerade komplett vollgedröhnt in einer Ecke liegen." Basti nahm seine Freundin in den Arm und küsste sie zärtlich.
Es war immer ungewohnt ihn so normal zu sehen.
Tim stand auf dem Balkon und rauchte einen Joint. Ja, er musste erstmal runterkommen.
Wir gingen alle in die Küche und ich zog den Tisch aus, damit wir, wenn Tim wiederkam, alle Platz hatten.
Caro blickte immer wieder nervös zur Balkontür.
„Süße, er kommt gleich wieder. Er braucht einfach ein paar Minuten allein. Ich weiß, er ist dein bester Freund und du möchtest ihm einfach nur helfen. Aber Tim ist ein Einzelkämpfer, wenn er reden will, kommt er zu Dir" ich streichelte ihre Wange.
Ein gequältes Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen und sie lehnte ihren Kopf mehr auf meine Hand.
Ich beugte mich zu ihr und küsste zärtlich ihre Lippen.
Der einzige Lichtblick an diesem Tag war die Tatsache, dass sie zugestimmt hatte bei mir einzuziehen. Ich wusste, dass sie hier auf mich warten würde, wenn ich von einer Tour nach Hause kam. Durch diese Gedanken breitete sich ein wohlig warmes Gefühl in meinem Bauch aus.
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