Andere Seite
POV Tim
Mein Handy weckte mich aus meinem tiefen Schlaf.
'Mäuschen ruft an' las ich, nachdem ich meine Brille aufgesetzt hatte.
Es war 05:30 morgens.
„Hey, Mäuschen." sagte ich sorgenvoll. Außergewöhnlich war es zwar nicht, dass sie mich mitten in der Nacht anrief.
Aber das machte sie nur, wenn sie feiern war und betrunken. Dann hatte sie immer das Verlangen, mir zu sagen, wie sehr sie mich lieb hat und dass ich ihr aller bester Freund auf der ganzen Welt war.
Nur wusste ich, dass sie wieder arbeiten musste und Nachtschicht hatte. Es musste was passiert sein, sonst würde sie mich jetzt nicht anrufen.
„Hey, Tim" Caros stimme war belegt und ich hörte, dass sie den Tränen nahe war. Ich setzte mich auf mein Bett.
„Ist alles gut? Soll ich dich abholen?" ich machte mir wirklich Sorgen um meine kleine.
„Nein, es ist nicht alles gut. Sag mal, warst du heute Nacht mit Mona zusammen" mein Herz raste.
„Eh, nein. Sie wollte mit ner Freundin feiern gehen. Um 03:30 hatte sie mir noch geschrieben. Caro, was ist passiert? Ist sie bei euch eingeliefert worden?" meine Stimme überschlug sich fast. Wie im Wahn sammelte ich meine Klamotten zusammen und zog mich, mit dem Handy am Ohr, an.
„Ja, sie ist hier. Sie ist wohl in der Disco einfach auf der Tanzfläche umgefallen. Noch ist sie nicht bei Bewusstsein. Tim, hast du ihr irgendwas gegeben? Oder weißt du, ob sie krank ist?" Caro sprach langsam und sehr deutlich.
„Willst du mich jetzt verarschen? Ich hab ihr nix gegeben. Ich will doch nicht, dass sie so ein abgefuckter Junkie wird wie ich." allein die Frage hatte mich sehr verletzt.
„Sie bringen Sie jetzt auf die Intensivstation. Hast du die Nummer von ihren Eltern oder so?" im Hintergrund hörte ich geschäftiges Treiben und das schreckliche piepen von den ganzen Medizinischen Geräten.
„Nee, zu ihrer Familie hat sie keinen Kontakt mehr. Kann ich denn zu ihr?" inzwischen hatte ich mich komplett angezogen und schnappte mir meine Autoschlüssel.
„Ja, ich sage vorne Bescheid, dass du Monas Lebensgefährte bist."
Mit schweißnassen Händen lenkte ich meinen Wagen durch die Straßen der Hauptstadt.
Ich betete, dass das alles nur ein verdammt mieser Trip war.
Aber ich hatte mir seit Wochen keine Teile mehr geschmissen. Es musste wahr sein.
„FUCK" schrie ich laut und schlug gegen das Lenkrad. Warum konnte nicht einmal alles in meinem Leben glatt laufen?
Ich parkte meinen Wagen auf dem Besucherparkplatz und atmete einmal tief ein.
Mein Blick schweifte am Armaturenbrett entlang. Wie in Zeitlupe griff ich zum Handschuhfach und öffnete es.
Ich nahm die kleine Dose, die ich immer dabei hatte raus und nahm den Deckel ab. Die weißen Pillen lachten mich förmlich aus.
Ja, das brauche ich jetzt, anders halte ich die ganze Scheisse hier nicht aus.
Mit einem angefeuchteten Finger fischte ich eine aus der Dose.
Aber bevor ich sie mir auf die Zunge legen konnte, meldete sich mein Gewissen.
„Weitkamp, bist du bescheuert? Deine Freundin liegt hier und die meinen die hätte Drogen genommen. Super Idee, da dann vollgepumpt aufzutauchen."
Kopfschüttelnd warf ich die Dose in den Fußraum und stieg aus meinem Wagen.
Durch Bastis regelmäßige Aufenthalte in dieser Klinik kannte ich den Weg zur Intensivstation.
An dem Glaskasten an dessen Tür groß 'Schwesternzimmer' stand blieb ich stehen.
Eine ältere Frau in weißem Kittel kam auf mich zu.
„Junger Mann, die Besuchszeit beginnt erst um 08:00" sagte sie und betrachtete abfällig meinen Tätowierten Hals. Wie mich solche ungebumste, alten Schabracken ankotzten.
„Guten Morgen. Mein Name ist Tim Weitkamp. Meine Freundin, Mona Berg wurde hier heute morgen eingeliefert. Ich wurde von ihrer Kollegin Frau Weißenfels angekündigt" ich grinste ihr frech ins Gesicht, obwohl ich nicht minder Lust gehabt hätte, ihr hier und jetzt eine Szene zu machen.
„Oh, ja. Verzeihen sie Herr Weitkamp. Ich könnte ja nicht ahnen, dass sie zu Frau Berg gehören" sie wurde auf einmal extrem freundlich und führte mich zu Monas Zimmer.
Mein Hals schnürte sich zu, als ich meine wunderschöne Freundin sah.
Sie lag auf diesem Bett und unzählige Kabel und Schläuche waren an ihr befestigt.
Sie wurde sogar Beatmet.
„Ein paar Minuten können sie rein. Aber dann braucht ihre Freundin Ruhe" die Schwester verließ den Raum und ich war mit Mona alleine.
Das ständige piepen der Maschinen machte mich fast wahnsinnig. Nie hätte ich gedacht, dass sie hier liegen würde. Ich hätte gewettet, dass die Seiten anders herum sein würden.
Ich setzte mich an das Krankenbett und umfasste vorsichtig Monas Hand.
„Schatz, was ist denn passiert? Bitte, du musst wieder aufwachen. Was soll ich abgewrackter Freak denn nur ohne dich machen" ich spürte den immer größer werdenden Kloß in meinen Hals und die Tränen, die unaufhaltsam meine Wangen herunter liefen.
Kurze Zeit später kam die Schwester wieder und ich musste das Zimmer verlassen.
Bevor ich ging, beugte ich mich vorsichtig über Mona und küsste ihre Lippen. „Ich bin bald wieder da. Ich liebe dich" flüsterte ich kaum hörbar.
Auf dem Weg zu den Aufzügen, die mich wieder nach unten zum Ausgang brachten, rief mir jemand hinterher.
„Herr Weitkamp, würden sie eventuell die Wertsachen ihrer Freundin in Obhut nehmen? Ihr Portemonnaie und ihr Handy, viel mehr hatte sie nicht dabei" die Olle stand wider vor mir.
Natürlich, nahm ich Monas Sachen mit.
Im Auto angekommen, nahm ich ihr Handy und entsperrte es.
Wir hatten keine Geheimnisse und sie wusste auch meinen Pin.
„Alter, was geht denn hier ab?" wunderte ich mich, als ich auf das Display sah.
Unzählige Nachrichten und Anrufe von einer Person.
Eine Mischung aus Wut, Enttäuschung und Trauer beherrschte meine Gefühlswelt.
Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und suchte in den Kontakten nach der Nummer.
Es war mittlerweile 08:30, aber der pennt sicher noch. Er hatte Mona um 05:00 das letzte mal versucht anzurufen.
Nach dem unzählige Male das Freizeichen an mein Ohr drang, meldete sich jemand am anderen Ende der Leitung.
„Jo, Timmäh, was willst du denn so früh am Tag von mir?"
Ich versuchte mich zusammen zu reißen und nicht sofort loszubrüllen, aber das war in Anbetracht der Tatsache, wer an der anderen Seite des Gesprächs war, nicht möglich.
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